Equilibrium
Equilibrium
Interview
Neuer Sänger, neuer Drummer, neues Album – und sonst alles beim Alten? EQUILIBRIUM sind mit "Rekreatur" zurück und haben eine Menge zu verteidigen – viele Fans, gute Presse, hohe Ansprüche. Bassfrau Sandra hält ihr Plädoyer.
Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Nach den ganzen Veränderungen gibt es natürlich viele offene Fragen. Euer ehemaliger Sänger und euer ehemaliger Schlagzeuger haben ja vor gar nicht langer Zeit die Band verlassen. Wie kam es dazu?
Sandra: Im Prinzip ist es in einer Band wie in manch einer Beziehung. Irgendwann kommt der Moment, an dem man sich trennen muss. Wir sind viele unterschiedliche Persönlichkeiten, die zum Teil über 9 Jahre zusammen Musik gemacht haben. Als wir angefangen haben, war ich 14, jetzt bin ich 24. Das ist eine lange Zeit, in der man sich stark weiterentwickelt, und eben auch in unterschiedliche Richtungen. Irgendwann haben wir gemerkt, dass es so nicht mehr passt. Manchmal muss sich eben etwas gravierend verändern, damit man wieder ein Stück wachsen kann.
Habt ihr noch Kontakt zu den beiden?
Sandra: Ja, man sieht sich hin und wieder. München ist ja nicht so eine große Stadt.
So ein Wechsel geht auch nicht spurlos an einer Band vorbei. Wie ist die Stimmung in der Band jetzt?
Sandra: Wir sind sehr glücklich mit der neuen Situation. Mit Robse und Hati haben wir wirklich zwei sehr liebe Menschen in unserer Band. Wir hatten von Anfang an sehr viel zu tun und eine stressige Zeit, weil die Proben, die Konzerte und die Aufnahmen fürs Album alle zur gleichen Zeit stattfanden. So mussten wir schon von Anfang an unter schwierigen Bedingungen austesten, ob wir in der Konstellation miteinander auskommen. Zum Glück hat alles wunderbar geklappt, und es hat uns richtig zusammen geschweißt. Wir haben im Moment wirklich eine coole Zeit und jede Menge Spaß zusammen. Unser israelischer Schlagzeuger lernt jetzt langsam Deutsch. Klar, dass er als erstes von Robse Schimpfwörter gelernt hat. Die hat er dann in Diskussionen immer passend einstreuen können!
Es hat viele Menschen überrascht, dass ihr so schnell zwei neue Mitglieder gefunden habt. Wie habt ihr die neuen Bandmitglieder eigentlich gefunden? Kanntet ihr sie schon davor?
Sandra: Robse kennen wir schon viele Jahre. Wir hatten im letzten Jahr geplant, ein Sideprojekt zu EQUILIBRIUM zu gründen, bei dem er als Sänger eingeplant war. Als es dann zum Wechsel kam, war es für uns klar und völlig logisch, dass wir ihn dabei haben wollten.
Hati kannten wir vorher nicht. Nachdem Manu nicht mehr dabei war, hatten wir die Suche noch gar nicht wirklich gestartet, als schon unzählige Bewerbungsvideos bei uns eintrafen. Es waren wirklich einige gute Schlagzeuger dabei. Quasi um 5 vor 12 traf dann Hatis Video bei uns ein. Dann war uns schnell klar, dass wir ihn brauchen! Er ist wirklich sehr talentiert. Und alleine seine Entscheidung, für uns und die Musik sogar nach Deutschland zu ziehen, ließ uns nicht lange zweifeln.
Hat der Wechsel der Bandmitglieder eine große Auswirkung auf die Band und vor allem auf die Musik?
Sandra: Klar hat das eine große Auswirkung auf die Band. Man verbringt ja sehr viel Zeit miteinander. Die zwei Neuen bringen natürlich einen ordentlich frischen Wind mit. Im Moment leben 4 von 5 von uns in einem Haus. Das hilft auf jeden Fall, sich gut zusammenzufinden. Auf die Musik hat der Wechsel keine Auswirkung, da die Musik bei uns komplett von René stammt. Die Texte für „Rekreatur“ hat Andi geschrieben. Wir sind alle überrascht darüber, wie er dies so klasse in wirklich kürzester Zeit geschafft hat. Robses Stimme klingt natürlich anders als die von Helge. Wir hatten aber auch nicht den Anspruch, dass er eine Kopie von Helge werden sollte. Stattdessen wollten wir uns weiterentwickeln. Wir sehen, wie Robses Stimmumfang mit EQUILIBRIUM harmoniert. Wir waren schon bei den Probeaufnahmen einfach nur begeistert von ihm. Auf „Rekreatur“ haben wir mit ihm viel ausprobiert, und ich denke es kommt ganz gut rüber, wie vielfältig er klingt. Das bereichert die neue Platte natürlich und bietet auch für die Zukunft viele neue Möglichkeiten.
Die Fans sind natürlich auch wichtig für eine Band wie EQUILIBRIUM. Die zwei Mitglieder, die die Band verlassen haben, waren ja auch bei ihnen beliebt. Wie haben eure Fans bis jetzt auf die neue Bandbesetzung reagiert?
Sandra: Natürlich ändert es auch das Bild nach außen hin, besonders wenn man den Sänger austauscht, der ja nun mal live in vorderster Reihe zu sehen ist. Aber wir sind auch immer noch eine Metalband, bei der nicht wie in Popbands ein Sänger vorne steht und der Rest nur Pappfiguren sind. Bei uns zählt die Band als Ganzes und Personenkult ist da einfach nicht das Wichtigste.
Es ist immer eine Veränderung für die Band und die Fans, wenn man einen Besetzungswechsel hat. So eine Veränderung bringt auch immer Unsicherheiten mit sich. Wird EQUILIBRIUM immer noch nach EQUILIBRIUM klingen? Ist der neue Sänger oder Schlagzeuger vielleicht nicht so gut? Ich bin froh darüber, dass die Fans diskutieren, aber niemand muss sich Sorgen machen, denn unsere Musik hat sich nicht geändert. Und ich bin mir sicher, dass uns unsere Fans wegen unserer Musik mögen. Das ist es doch das Wichtigste. Robse und Hati sind von den Fans gut aufgenommen worden. Wir hatten schon einige Shows mit ihnen, die jede Menge Spaß gemacht haben. Robse und Hati ist der Kontakt zu den Fans sehr wichtig und sie nehmen sich viel Zeit für jeden Einzelnen.
Das neue Album hört sich trotz allem typisch nach EQUILIBRIUM an. Wie unterscheidet es sich vom Vorgängeralbum?
Sandra: Die Songs klingen typisch nach EQUILIBRIUM, weil sich im Kompostionsprozess nichts geändert hat. René hat nach wie vor alle Songs geschrieben. Dabei sind einige Songs völlig neu geschrieben worden. Andere, wie z.B. der Song „die Affeninsel“, ist schon 14 Jahre alt. Der Song „Aus ferner Zeit“ war schon für „Sagas“ im Gespräch gewesen, hat es aber dann doch erst auf „Rekreatur“ geschafft. Im Großen und Ganzen gibt es auf „Rekreatur“ wieder eine bunt gemischt Ladung EQUILIBRIUM. Von grenzenloser Fröhlichkeit bis hin zur tragischen Dramatik, wie man sie auch in Soundtracks zu einigen Filmen wieder finden kann. Außerdem fehlt natürlich auch das für EQUILIBRIUM typische Instrumental nicht. Herausragend ist auch der Gesang von Robse, der besonders in den tiefen Lagen eine ganz neue Härte in z.B. „Verbrannte Erde“ mit sich bringt.
Bei der Produktion haben wir darauf geachtet, dass alles noch organischer klingt. Das Schlagzeug z.B. wurde diesmal komplett mikrofoniert und auf Trigger wurde verzichtet.
Euer neues Album „Rekreatur“ hat ja ein passendes und außergewöhnliches Cover, in das man viel hineininterpretieren kann. Was sagt ihr zu dem Cover und vor allem dessen Bedeutung?
Sandra: Das Tier auf dem Cover bedeutet für uns Einiges. Es setzt sich ja aus vielen verschiedenen Tierarten zusammen und hat somit unterschiedlichste Stärken und Eigenschaften. So sehe ich EQUILIBRIUM auch ein bisschen. Wir verarbeiten unterschiedlichste Einflüsse. Aus karibischer, asiatischer oder einfach klassischer Musik ist uns keine Musikrichtung zu abgefahren, um sie nicht mal in unseren Sound einfließen zu lassen. Das macht die einzelnen Songs sehr individuell und auch abwechslungsreich. Jeder Song erzählt eine ganz individuelle Geschichte. Auffüllersongs (um das Album voll zu kriegen) gibt es bei uns nicht. Der Titel des Albums „Rekreatur“ symbolisiert für uns alles Neue und Gute, das jetzt mit dem neuen Album kommt. Das Album an sich aber auch unsere persönliche Weiterentwicklung. Es beschreibt aber auch einen Prozess, den wir durchlebt haben. Außerdem ergänzt der Song „Der ewige Sieg“ auch die Thematik, dass sich, wie auch in der Natur, nach einem natürlichen Kreislauf alles erneuert, Altes vergeht und Neues stark und kräftig nachkommt.
Ein Lied auf dem Album heißt „Die Affeninsel“. Habt ihr zu viel „Monkey Island“ gespielt, oder wie kam es zu der Idee?
Sandra: Hehe, ja so war das wohl. Wir sind alle große Fans von Monkey Island. Auch wenn ich selbst nie spielen durfte, sondern als Kind immer nur stundenlang voller Spannung daneben saß, als es mein Bruder Andi gespielt hat. Damals musste er mir immer den Text der Figuren vorlesen, weil ich noch nicht so schnell lesen konnte! Wir verbinden damit wunderbare Erinnerungen und Abenteuer. Wir wollten unbedingt einen Teil dieser Geschichte in einem Song verarbeiten.
Beschreibe bitte in eigenen Worten kurz die Entwicklung des Pagan Metal in den letzten Jahren. Was war vor ein paar Jahren anders als heute?
Sandra: Die Pagan-Szene ist natürlich unglaublich gewachsen. Es kamen einige neue wirklich gute Bands dazu. Auch die Leute, die diese Musik hören, sind unglaublich partyhungrig, was es für uns natürlich immer reizvoll macht, haufenweise Konzerte zu spielen.
Mir ist aufgefallen dass viele Bands, die unter Pagan Metal laufen, gar nicht wirklich die Thematik dieser Sparte behandeln. Ich denke, dass unter dem Begriff mittlerweile eine bestimmte Stimmung der Musik zusammengefasst wird. Und ich begrüße diese Entwicklung, denn so konnten wir mit großartigen Bands auf Tour gehen.
Bald gibt es wieder Sommer, Sonne und Festivals. Auf welchen Festivals darf man euch dieses Jahr erleben?
Sandra: Ja, wir freuen uns schon sehr auf die warme Zeit! Endlich wieder draußen spielen! Wir sind diesen Sommer auf dem Summer Breeze, in Wacken und auf dem Metal Camp Festival sowie einigen weiteren Festivals!
Was sind eure sonstigen Pläne und Ziele für die Zukunft?
Sandra: Im September gehen wir auf die Heidenfest-Tou. Danach geht es vermutlich schon wieder bald ins Studio. Wir haben viele Pläne und noch mehr Ideen für EQUILIBRIUM. Es wird also so schnell nicht langweilig werden.
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