Epica
"Es ist nicht das Ende von EPICA."
Interview
EPICA haben trotz Pandemie ein recht erfolgreiches Jahr hinter sich. Die Veröffentlichung ihres Albums „Omega“ im Februar verlief sehr gut und das Quasi-Comeback-Album wurde durchweg positiv aufgenommen. Bei uns landete es auf Platz 1 des Februar-Soundchecks. Der Sommer 2021 war zwar immer noch größtenteils konzertarm, wartete dafür aber mit dem ein oder anderen Streaming-Event auf. Darunter fiel auch „Omega Alive“, bei welchem wir dabei waren. Nun wird es unter identischem Namen in allen gängigen Formaten zweitveröffentlicht und anlässlich dessen sprachen wir mit Sängerin Simone Simons über das Event.
„Omega Alive“ wurde vorher aufgenommen und dann als Livestream-Event ins Internet gestreamt. Wieso habt ihr euch für diesen Weg entschieden, anstatt einer wirklich live gespielten Show?
Wir wollten etwas ganz Großes organisieren, mit vielen Bühnenwechseln. Es wäre einfach unmöglich gewesen, das live zu machen. Wir haben das Ganze in fünf Akte aufgeteilt. Wir haben Akt 1 und Akt 5 an einem Tag aufgenommen, am nächsten Tag einen anderen Teil von den beiden Akten und so weiter. Das lag auch an der Verfügbarkeit der Beteiligten, dem Chor und so weiter. Es war ein monströser Aufwand, das alles so hinzukriegen. Wir haben einen Song ein paar Mal gespielt und dann einen ganzen Take aufgenommen. Die Aufnahmen sind also Liveaufnahmen in einem Take.
Es fühlt sich auf jeden Fall an, wie aus einem Guss. Erst, als es während eines Songs geregnet hat und ihr danach sofort wieder trocken wart, kam ich ins Grübeln.
Das wäre unmöglich gewesen, so einen kraftvollen Haartrockner gibt es leider noch nicht, dass man in zwei Sekunden wieder trocken ist (lacht). Wir wollten eigentlich schon im Dezember 2020 ein solches Event machen, wir hatten auch richtig Lust darauf, aber die Corona-Regeln haben nicht mitgespielt.
Zwischen den einzelnen Akten des Events haben wir Filmsequenzen zu Gesicht bekommen. Was ist die Story dahinter?
Das Mädchen versucht sich durch das EPICA-Labyrinth einen Weg zu bahnen. Das ist im Grunde genommen die ganze Geschichte. Sie wacht auf und ist auf einmal in dieser komischen Welt, sie sieht Symbole und Hinweise, wo sie hingehen soll. Eines der Hauptthemen von „Omega“ ist, dass man sich im Laufe des Lebens durch dieses Labyrinth des Lebens navigieren muss.
Dann kommt sie auf diese Tür zu, ist dann im „Kingdom Of Heaven“ und ja, sie spaziert wirklich durch das EPICA-Labyrinth unserer Songs. Die Videos sind Gedacht als Übergang zwischen den verschiedenen Show-Teilen.
Was war dein Lieblingsmoment der Show?
Ich habe alles extrem genossen, aber eins meiner Highlights waren die beiden Balladen, die wir zusammen in einem Take aufgenommen haben. Das war schwierig, da konnte viel schief gehen, wir mussten es auch ein paar Mal versuchen. Es war nicht ganz ohne, sich in diesem Flammenkreis zu bewegen. Aber die Atmosphäre war einfach genial. Es war eine sehr intime, sehr minimalistische Bühne. Ich fand aber auch die „Kingdom Of Heaven“-Bühne und die Songs auch sehr gelungen.
Stichwort „Kingdom Of Heaven“: Warum habt ihr den zweiten Teil ausgelassen?
Es war unsere Entscheidung, die beiden anderen zu nehmen. Wenn man zwischen seinen Kindern wählen muss, waren die beiden unsere Favoriten.
Wir haben jetzt ja schon gehört, was für ein riesiger Aufwand die Produktion war. Hättet ihr denn Lust, eine vergleichbare Produktion mit EPICA auch einmal live auf die Bühne zu bringen?
Naja, solche Momente wie das Nassspritzen mit Regen müssten dann am Ende der Show erfolgen, denn die sind natürlich sehr kritisch. Mir wurde auch gesagt, ich soll mein Mikro genau horizontal halten und nicht vertikal, damit nichts passiert. Unsere Geräte haben es tatsächlich überlebt. Es hat aber Spaß gemacht, aber es war auch einer der Teile, vor dem ich am meisten Schiss hatte. Ich bin immer so eine Frostbeule und hatte Angst, dass das Wasser eiskalt ist. Versuche einmal, nicht dein Gesicht zusammenzukneifen, wenn du weißt, dass jetzt Unmengen an Wasser in dein Gesicht kommen.
Das „Infinity“-Zeichen, das die Tänzerinnen getanzt haben, kann ich mir bei einer echten Liveshow gut vorstellen. Der Kronleuchter, den die Akrobatinnen gemacht haben, wäre schwieriger. Wir haben auch schonmal mit Akrobaten gearbeitet, die mit sehr großen Tüchern über mir geschwebt sind.
Das Verrückte war, dass ich selber nicht mitbekommen habe, was dort hinter mir passiert ist, bis ich die Aufnahmen gesehen habe. Ich durfte während der Show nicht nach hinten schauen. Ich war beeindruckt, wie gelenkig die Künstler und Künstlerinnen sind.
Woher kommt der Kinderchor, den ihr eingesetzt habt?
Es ist der gleiche Kinderchor, der auch auf dem Album singt. Es wirkt auch Coens (Janssen, Keyboard) Tochter und auf dem Album auch sein Sohn mit. Es war ein Teil seiner „Bucket List“, mal einen Kinderchor in einer Produktion dabei zu haben. Für den Stream hat es audiovisuell einfach einen großen Mehrwert gehabt.
Als wir mit dem Kinderchor geprobt haben, war es auch spannend. Wir haben sie vorher auf die Pyroeffekte vorbereitet und genau geguckt, wo sie stehen. Trotzdem sind sie alle fünf Zentimeter in die Luft gesprungen beim ersten Mal, als die Pyros aktiviert wurden. Beim zweiten Mal fanden sie es schon cool und beim dritten Mal war es für sie die normalste Sache der Welt.
Ist ein solches Streaming-Event auch etwas, das ihr euch vorstellen könnt, wenn Liveshows wieder normal stattfinden können?
Das ist eine gute Frage für Coen und Jens (de Vos, Panda Productions). Die haben die Produktion ja geplant. Wenn Coen noch Haare hätte, wären diese vermutlich grau geworden während der Planung, weil es so eine Monsteraufgabe war (lacht). Für mich hat es sich wie ein einmaliges Ding. Wir können das nicht jedes Jahr machen, da das Projekt alles in allem ein halbes Jahr Arbeit in Anspruch genommen hat. Zudem haben wir gerade keine Ideen, wie wir es noch besser machen können.
Doch man weiß nie, wo die Reise hingeht. Wir mussten ja schon wieder Shows verschieben, teilweise schon über Jahre hinweg. Daher kann ich mir vorstellen, vielleicht eine kleinere Version als Live-Event zu machen, aber nicht so etwas Großes wie das „Omega Alive“-Event.
Was hält die Zukunft für EPICA bereit? Es wurde gemunkelt, auch auf Grund des Albumtitels, das „Omega“ das letzte Album der Band sein könnte.
Da kann ich gleich eine Angst wegnehmen. „Omega“ bedeutet nicht das Ende von EPICA. Man kann es auch als Neuanfang sehen. Nach jeder Vollendung eines Kreises dreht man noch eine Runde.
In diesem Herbst und Winter haben wir einige Monate, in denen wir uns wieder in unsere Homestudios setzen können. Daher sind wir alle dabei, gerade wieder Songs zu schreiben. Ich weiß nicht, wie viele Songs es gerade gibt und wann etwas Neues kommt, aber wir sind auf jeden Fall dabei.
Bald stehen ja auch 20 Jahre EPICA ins Haus. Gibt es schon Jubiläumspläne?
Man kann nicht früh genug drüber nachdenken, aber durch die ganzen Tourverschiebungen ist es mit dem Planen etwas schwieriger geworden. Wir werden es aber garantiert nicht ohne irgendein Feuerwerk oder ähnliches verstreichen lassen, wir werden auf jeden Fall was Schönes machen. Aber was, das kann ich noch nicht sagen.
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