Enterprise Earth
"Wir hatten die Idee dazu, als wir 'Dead Snow 2' gesehen haben."

Interview

ENTERPRISE EARTH haben seit einiger Zeit „The Chosen“ draussen und Kollege Kreutzer bezeichnete die Entwicklung der Band in seinem Review schon als ein „mehr von allem“. Was Gitarrist Gabe Mangold von der Deathcore-Gruppe aus Spokane sonst noch so zu sagen hat, ließ er uns per Mail wissen, viel Spaß!

metal.de: Hey Gabe! Mein Kollege hat im Review zu eurem neuen Album geschrieben, dass ihr euch im Deathcore, aber auch in eurer eigenen Diskografie auf „The Chosen“ an „Mehr von allem“ orientiert: Mehr Melodien, Breakdowns, mehr unerwartete Wendungen, aber auch mehr Geschwindigkeit und Aggression, teilweise sogar beinahe an Thrash Metal kratzend. Wir sind wahrscheinlich auch beide darin übereinstimmend, dass Deathcore ein wenig schal geworden ist über die letzten Jahre, aber neue Bands probieren das durch neue Elemente, etwa symphonische Einsprengsel, progressiveres Songwriting spannend und frisch zu halten. Würdest du dem zustimmen und wenn ja oder nicht, warum? Waren das auch Überlegungen, mit denen ihr ans Songwriting fürs neue Album herangegangen seid?

Gabe Mangold: Wir wollten einfach alle nur spaßige Musik schreiben, mit der wir alle auf einer Wellenlänge liegen, mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Ich denke wir haben einfach alle gemeinsam so eine riesengroße Reihe an Einflüssen, dass wir einfach viel aus dem Spektrum abdecken konnten, da wir unseren Ideen erlaubt haben, frei sich zu integrieren.

metal.de:  Wer sind „The Chosen“, also die Auserwählten?

Gabe: Das ist schon fast eine philosophische Frage. Heute würde ich sie so beantworten: unsere unglaublichen Fans und Freunde ohne die wir nichts wären.

metal.de: Das Coverartwork sticht heraus, es erinnert an eine ins Gegenteil verkehrte Version von Glasmalerei in Kirchen. Das wäre rein optisch und thematisch eher bei einer Black-Metal-Band zu Hause. Wer hatte die Idee dazu und was wollt ihr mit dem Artwork repräsentieren?

Gabe: Dan und ich hatten die Idee dazu als wir „Dead Snow 2“ gesehen haben. Da gibt es eine Szene wo Nazizombies einen Priester in einer Kirche töten und das Blut spritzt ans getönte Glass und läuft dann da wie aus den Augen der ausgestellten Figur herunter. Ziemlich metal.

metal.de: Was würdet ihr sagen ist der beste Song den ihr je veröffentlicht habt und warum?

Gabe: „Overpass“ und „The Chosen“. Zwei Achtminüter in die wir alles hineingepackt haben, was wir je in einen Song hineinpacken könnten. Viele Wendungen, Berge und Täler, die haben alles. Sie waren auch am anstrengendsten zu schreiben und haben beim Schreiben am meisten Energie verschlungen. Hat sich wie eine  Geburt angefühlt!

metal.de: Was hat euch dazu inspiriert Musik zu machen und noch wichtiger, auch dran zu bleiben?

Gabe: Die Energie. Es erfüllt dich einfach und lässt dich lebendig sein. Schreiben, performen, das alles versetzt mich in diesen Flusszustand.

metal.de: Wenn du einem anderen Musiker Lehrer wärst, was wäre eine Sache, die er für dich unbedingt von diesem Erlebnis mitnehmen sollte?

Gabe: Habe keine zu großen Erwartungen, mach einfach nur ehrliche Kunst. Frustration, Schmerz und Langeweile sind alle nur temporär, aber was du am Ende in die Welt entlässt wird dich wahrscheinlich überdauern.

metal.de: Wenn du einen anderen Musiker daten könntest, wer wäre das und warum?

Gabe: Hayley Williams. Sie ist ein hübsche Frau und wahnsinnig talentiert.

metal.de: In den Lyrics sitzt eine gewisse Ermüdung, es geht wieder um persönliche Kämpfe, Verlust, Depressionen und so weiter, aber andere Tracks haben einen wesentlich kämpferischen Geist. Wie geht es euch persönlich momentan, alles Friede Freude Eierkuchen oder seid ihr auch down? Hat euer Gemütszustand in irgendeiner Form beim Schreiben euch beeinflusst?

Gabe: Das ist tatsächlich eine gute Beschreibung, die ich so noch nicht gehört habe. Wir fühlen uns in der Band mehr verbunden und wohl als je zuvor, aber fühlen natürlich auch gerade die kollektive Müdigkeit und den Pessmismus momentan, der auch uns schwer auf den Schultern liegt. Die Stimmung bei uns ist allerdings gut und wir sind froh darüber, das Album nun endlich in die „Wildnis entlassen“ zu können.

metal.de: Wie würden deine Bandkollegen dich beschreiben? Was sind deine besten Qualitäten und wofür bekommst du vielleicht auch mal auf den Deckel?

Gabe: Da müsstest du sie fragen, haha! Ich weiß nicht wirklich, was meine besten Qualitäten sind, ich mache nur Musik.

metal.de: Welche Songs singst du heimlich unter der Dusche?

Gabe: BRITNEY SPEARS und die BACKSTREET BOYS. Aber das weiss eh jeder.

metal.de: Euer Bandname ist ein augenzwinkernder Verweis zu Verschwörungstheorien. Aber denkst du, dass die fortschreitende Privatisierung insgesamt, aber auch in der Musikindustrie schlecht sind? Was sind für euch als Band die größten Hürden und was würdet ihr euch als Änderung wünschen, vielleicht ausser ein Ende der Corona-Situation?

Gabe: Ich denke das größte Problem für Bands ist der Impetus von Durchhaltevermögen. Es ist ein unermüdlicher Arbeitsprozess und Schmerz, Enttäuschung und unerwartete Entwicklungen lauern hinter jeder Ecke. Und das tust du alles nur für diese 35-40 Minuten, die du dann auf der Bühne stehst. Aber genau diese Zeit macht dann alles wieder wett.

metal.de: Wenn du ENTERPRISE EARTH als einen Cocktail beschreiben müsstest, welcher wäre das? Kannst du vielleicht sonst noch etwas teilen, was die meisten Fans nicht über ENTERPISE EARTH wissen?

Gabe: Hm… wenn wir ein Cocktail wären, würden wir wahrscheinlich einer von der Sorte sein, die sieben verschiedene Sorten Alkohol haben und ordentlich rein hauen. Aber er würde immer noch farbenfroh sein und gut schmecken!

Fun Fact: „The Chosen“ wurde komplett bei mir zuhause geschrieben und auch aufgenommen, was ein kleiner Wohnwagenanhänger ist.

metal.de: Danke fürs Interview, viel Erfolg mit „The Chosen“ und den anstehenden Touren! Platz für letzte Worte oder ohrenbetäubende Stille…

Gabe: Ich mag Stille. Wir spielen eh schon die ganze Zeit laute Musik.

Galerie mit 16 Bildern: Enterprise Earth - Elegy European Tour 2023 in Hamburg
Quelle: Foto: Chriss Klump
19.01.2022

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