Enslaved
Enslaved
Interview
Die Liste der Ausnahmealben ist bei ENSLAVED mittlerweile schon ziemlich lang. In diese ruhmreiche Reihe schließt sich auch der aktuelle Longplayer "Ruun" nahtlos an und bietet nicht nur eine hervorragende Mischung der letzten Alben, sondern kann auch mit neuen Facetten glänzen. Ohne Mühe verbindet die Band das Beste aus dem Prog Rock, Black Metal, Viking Metal und Heavy Metal zu einer Einheit. Ivar, Herbrand und Grutle waren so freundlich, die folgenden Fragen zu beantworten.
Ivar: Vielen Dank! Diese Aufnahmen waren wahrscheinlich das intensivste Projekt, in welchem ich jemals involviert war. Die Preproduction begann im frühen Herbst 2005 in meinen eigenen Studios (PP Studios), lediglich das Schlagzeug wurde von Cato in Portugal aufgenommen. Als ich und Cato uns im Januar in das Amper Tone Studio begaben, hatten wir unsere Wege tief zum Kern der Songs bereits ausgearbeitet. Ich hielt mich während des gesamten Aufnahmeprozesses, welcher 1,5 Monate andauerte, im Studio auf. Ich schlief auch dort, zum Teil zwischen den Aufnahmesessions, und verlor dadurch ein wenig den Überblick, was um mich herum sonst so alles auf der Welt passiert. Ich denke, diese tiefe Konzentration hat zu der dichten und traumähnlichen Atmosphäre beigetragen, welche man auf dem Album findet. Der fantastische Mix wurde von Mike Hartung im Propeller Studio erledigt, welches sich ebenfalls in Oslo befindet.
Herbrand: Wir konnten uns selbst ziemlich zufrieden stellen. Der Gesang wurde in meinem eigenen Studio in Bergen aufgenommen. Auf diese Weise konnten wir effizienter und gleichzeitig auch relaxter arbeiten. Ich sowie Grutle hatten so die Möglichkeit, in unserer Zeit und Gangart verschiedene Gesangsarten zu testen.
Endres: Worin seht ihr die Unterschiede zwischen „Isa“ und „Ruun“? Für mich klingt „Ruun“ etwas technischer, während „Isa“ aggressiver ist. Was ist eure Meinung?
Grutle: Persönlich finde ich „Ruun“ viel dunkler, was dem organischeren Sound zu verdanken ist. Ebenso denke ich, daß wir die Arrangements um einige Schritte weiter entwickelt haben.
Daß du „Ruun“ technischer und gleichzeitig weniger aggressiv findest, ist lustig, da viele Leute es genau andersrum sehen. Aber es gibt da auch Einige, welche deiner Meinung sind. Es gibt einige Leute, welche „Ruun“ für progressiver halten, andere halten es für weniger progressiv. Einige erinnert es an unser altes Zeug, andere meinen, wir hätten uns vom Metal entfernt und würden nun Progrock spielen. Wir scheinen die Leute wirklich durcheinander zu bringen, und das ist sehr gut, hehe!
Endres: Wie wichtig sind für euch die klaren Gesänge sowie die progressiven, melodischen Gitarrenriffs in Kontrast zu den Black Metal Schreien und das aggressivere, straightere Riffing?
Herbrand: Ich denke, dadurch wird das Album dynamischer. Die aggressiven Parts klingen noch aggressiver, wenn sich dazwischen ein melodisches Riff befindet. Und die melodischen Passagen klingen ebenfalls melodischer, wenn sie in einem aggressiven Zusammenhang stehen. Der klare Gesang gibt dir eine kleine „Verschnaufpause“ von den aggressiveren Parts, und hoffentlich wird dies alles das Album verschiedenartiger und Langanhaltender machen.
Endres: Worum handelt es sich auf dem Cover von „Ruun“? Ist dies eine Art von Zeichen? Und steckt hinter „Ruun“ ein bestimmtes Konzept?
Grutle: Ja, dieses Mal steckt ein textliches Konzept dahinter. Es handelt davon, wie eine Gemeinschaft (oder Teile davon, je nach Sichtweise) auf eine Katastrophe, ein Desaster reagiert. Wie unterschiedlich Menschen (oder Kräfte innerhalb eines Individuums) unter unterschiedlichen Einflüssen mit einem Desaster umgehen können. Jede Person (oder Kraft…) steht unter Einfluss eines bestimmten Gottes in der Mythologie (Skandinavisch), und die Geschichte ist ein König des Krieges zwischen diese Personen/Kräfte. Vielleicht verwandelt sich alles in Chaos und Instabilität…diese Zeit auch. Auf dem Albumcover haben wir die Verbindungsrune Sigil gezeichnet, die sich aus sieben verschiedenen Runen im Hintergrund zusammensetzt, welche all die intervenierenden Götter/Kräfte repräsentieren. Natürlich obliegt es dann dem Leser, das Rätsel zu lösen, um welche Götter und welche Runen es sich handelt. Es ist wie ein kleines „Osterei“ für die Die Hard Fans. „Ruun“ bedeutet einfach Rune und ist der Name für die Verbindungsrune als auch für die komplette Geschichte!
Endres: ENSLAVED haben sich ja im Laufe der Jahre immer kontinuierlich weiterentwickelt. Wie würdet ihr eure Entwicklung beschreiben?
Herbrand: ENSLAVED ist eine Band, welche niemals stehen bleiben wird. Wir werden immer damit weitermachen, neue Wege im Schreiben und Ausdrücken von Musik erforschen. Wir entwickeln uns als Personen weiter und dies wird sich ebenso in der Musik reflektieren. Auf der anderen Seite denke ich, dass es da immer diesen „ENSLAVED Sound“ in all unseren Schöpfungen geben wird. Immer vorwärts gehen aber zugleich das Wesen, die Essenz unseres Sounds beibehalten.
Grutle: Der Grund für unsere lange Existenz liegt in unserer Fähigkeit, uns zu verändern und zu entwickeln. Wir haben das einfache Ziel, die angenehmste, unterhaltsamste Musik zu erschaffen, welche wir uns vorstellen können. Bisher waren wir noch nie absolut zufrieden mit den Resultaten, also versuchen wir weiter daran zu arbeiten, das perfekte Album zu kreieren. Einfach ausgedrückt, aber natürlich ziemlich nahe an der Wahrheit. Wir haben niemals versucht etwas zu kopieren, was wir bereits erschaffen haben, was den Tod der Band bedeuten würde. Auf eine gewisse Art und Weise bewundere ich Bands, welche Jahr für Jahr gleich klingen. Wie kommen sie damit zurecht, Drogen? Hehe!
Endres: Für „Isa“ steuerte Nocturno Culto von DARKTHRONE Gastgesang bei, auf der neuen DARKTHRONE EP „Too Old, Too Cold“ übernimmt Grutle den Gesang im Song „High On Cold War“. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Grutle: Als ich Nocturno fragte, ob er auf „Isa“ etwas singen wolle, sagte er unter der Bedingung zu, dass ich auf ihrem nächsten Album ebenfalls Gesang beisteuern müsste. Er musste mich nicht gerade lange dazu überreden. DARKTHRONE rules! Die beste Black Metal Band aller Zeiten, „The Cult Is Alive“ ist eines ihrer stärksten Alben! Es ist wirklich exzellent, das Beste der letzten Jahre! Sie zeigen einfach den Mittelfinger und machen, was sie wollen. Fenriz for president, hehe! Beide sind wirklich großartige Kerle.
Endres: Wie war es für euch, den norwegischen Grammy und den Alarm Preis zu gewinnen?
Herbrand: Es ist immer cool, geschätzt zu werden und zu gewinnen, hehe! Das bedeutet also, dass wir etwas richtig machen. Andererseits würden wir aber exakt das gleiche tun, ohne Rücksicht auf irgendeinen Preis. Das Wichtigste ist, immer die Musik erschaffen, welche man will und niemals aufzuhören, neue Dinge und Konzepte zu erforschen.
Endres: Seid ihr eigentlich große PINK FLOYD Fans? Hat deren Musik einen Einfluss auf eure Arbeit und wie stehen diese Einflüsse im Kontext mit dem Konzept von ENSLAVED?
Herbrand: PINK FLOYD sind eine der Bands, welche alle Mitglieder von ENSLAVED sehr schätzen und auf diesem Weg offensichtlich unsere Musik beeinflussen. Wir sind eine Band mit einem extrem breit gefächerten Musikgeschmack. Ich denke du wärst überrascht, wenn du dir von uns allen die jeweilige Plattensammlung anschauen würdest. Hehe, viele der progressiven Seventies Bands beeinflussen uns, wie beispielsweise PINK FLOYD, KING CRIMSON, RUSH, usw.
Endres: Wie steht ihr zu dem aktuellen Hype um Pagan und Viking Metal?
Herbrand: Ich weiß Nichts über diesen Hype, hehe!
Grutle: Ich ebenso, wir achten nicht darauf. Frag uns lieber nach altem Zeug!
Endres: Gibt es schon Neuigkeiten bezüglich einer Tour in Deutschland? Und werdet ihr auch auf anderen Festivals in Deutschland auftreten außer dem Party.San Open Air?
Herbrand: Ich denke das Party.San Open Air ist in diesem Sommer unser einziges Festival in Deutschland. Ich hoffe also, dass dort viele Fans sein werden. Wir werden im Herbst auf Europatour gehen, worin Deutschland natürlich enthalten sein wird. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch keine Termine oder Orte nennen, diese werden aber dann auf unserer Website www.enslaved.no veröffentlicht.
Endres: Was ist eure Meinung zu BATHORY?
Grutle: BATHORY waren einer der Hauptgründe dass wir (sowie die meißten der anderen Bands zu dieser Zeit) begannen, Musik zu machen. Wirklich jeder war damals sehr stark von BATHORY beeinflusst. Es war DIE Band und wir verdanken Quorthon sehr viel. Ich bewundere sowohl die Black Metal als auch die Viking Metal Alben. Danke Quorthon.
Endres: Was bedeutet euch Metal?
Herbrand: Metal ist einfach ein Weg, mich selbst auszudrücken. Ich selbst bin nicht in einem Genre, stehe aber auf gute Musik und gute Energie. Metal ist ein Genre mit viel Energie, und das ist wirklich cool.
Endres: Vielen Dank für das Interview!
Herbrand: Danke. Hoffentlich trifft man sich in nächster Zeit auf einer Show.
Grutle: See you in Germany! Don’t forget the weissbeer!