Ensiferum
"Ich hatte das erste Mal in meinem Leben wirklich Schwierigkeiten, in die Stimmung zum Schreiben von Texten zu kommen."
Interview
Morgen veröffentlichen ENSIFERUM ihr neues Album „Winter Storm“, das auf einer Fantasygeschichte basiert, die sich Bassist Sami Hinkka ausgedacht hat. Wir sprachen mit ihm darüber und natürlich auch über alle anderen Facetten der neuen Platte.
Hi, wie geht es dir?
Hier ist alles gut! Ich freue mich, das Album endlich herauszubringen und blicke mit Vorfreude auf die Touren nächstes Jahr.
Es ist über vier Jahre her, dass ihr „Thalassic“ veröffentlicht habt und das ist die längste Zeit zwischen zwei ENSIFERUM-Alben. Was sind die Gründe dafür?
Ganz einfach, COVID. Normalerweise beginnt eine Band nach der Veröffentlichung eines Albums mit ein paar Jahren auf Tour und wir haben „Thalassic“ zu Beginn des COVID-Chaos veröffentlicht. Daher befanden wir uns in einer seltsamen Situation: Wir hatten jahrelang an einem Album gearbeitet, das wirklich gute Kritiken und unsere besten Chartplatzierungen weltweit erhielt und die ganze Band war voller Energie, um auf Tour zu gehen – und dann… nichts.
Meiner Meinung nach müssen Musiker leben und Erfahrungen sammeln, um Inspiration für neues Material zu gewinnen, deshalb hat es lange gedauert, bis wir in die richtige Stimmung kamen, ein neues Album zu komponieren. Es hat eine Weile gedauert, aber es hat sich definitiv gelohnt! Wir sind sehr stolz auf „Winter Storm“.
Erzähl uns von „Winter Storm“. Was steckt hinter dem Album? Inwiefern unterscheidet es sich von „Thalassic“ und in welchen Aspekten sind die beiden Alben ähnlich?
Für mich sind das sehr unterschiedliche Alben. „Thalassic“ war ein sehr geradliniges Album und hatte viel mehr Frohsinn in den Songs. „Winter Storm“ ist unser bisher schwerstes und ernsthaftestes Werk. Man kann hören, dass es in schweren Zeiten komponiert wurde.
Ich würde sagen, das Einzige, was bei diesen Alben gleich ist, ist das Team, das wir eingesetzt haben. Janne Joutsenniemi hat produziert und aufgenommen, Jens Bogren hat gemischt und gemastert, Mikko Mustonen hat die Orchestrierungen gemacht und Gyula Havancsák hat das Artwork gestaltet.
Wie viel von eurer Debütplatte schwingt noch im neuen Album mit?
Ich würde sagen viel, denn Markus [Toivonen, u.a. Gitarre] ist der Gründer der Band und war immer der Hauptkomponist. Ich denke, auf „Winter Storm“ gibt es viele Arrangements, die viel ähnlicher zum ersten Album sind als zu „Thalassic“.
Der Promotext besagt, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt. Kannst du die Geschichte näher erläutern?
Ich hatte das erste Mal in meinem Leben wirklich Schwierigkeiten, in die Stimmung zum Schreiben von Texten zu kommen. Als wir die ersten groben Demos der neuen Songs aufnahmen, versuchte ich Texte zu entwickeln, aber es fühlte sich an, als wären all meine Ideen einfach Müll. Wir waren am Punkt, an dem die fehlenden Texte den Aufnahmeprozess verlangsamten. Daher lastete viel Druck auf mir, eine Lösung zu finden.
Ich begann, außerhalb der gewohnten Denkmuster zu denken. Ich habe seit etwa zehn Jahren darüber nachgedacht, ein Fantasybuch zu schreiben. Die Geschichte reifte in meinem Kopf und ich hatte ein paar Zeilen geschrieben, aber ich dachte immer, dass ich wann anders richtig anfangen würde. Und die Geschichte des Buches und das „Universum“ von ENSIFERUM sollten nie aufeinandertreffen.
Aber ich begann, die Demos mit der Idee zu hören, dass ein Lied über diesen oder jenen Teil der Geschichte oder über einen bestimmten Charakter handeln könnte. Und ein Stück nach dem anderen passte einfach. Natürlich gab es noch viel zu tun, bevor die Texte geschrieben und die Gesangslinien der Lieder fertig waren. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, hat sich alles gelohnt.
Mit Pekka Montin habt ihr jetzt einen klaren Sänger in der Band. Wie verändert sich der Ansatz beim Schreiben von Songs und Gesangslinien?
ENSIFERUM hatte schon immer rauen, klaren und Chorgesang, also war es in gewisser Weise nichts Neues, als Pekka vor „Thalassic“ zur Band kam. Der Unterschied ist, dass er ein professioneller Sänger ist – im Gegensatz zu mir und Markus. Und als Komponist bot das viel mehr Möglichkeiten für die neuen Nummern. Es ist großartig, einen Typen zu haben, der wirklich ein Meister seines Instruments ist und kreative Ideen hat.
Wir alle wollten Pekka die Freiheit geben, verschiedene Gesangsstile auszuprobieren, weil er so viel mehr ist als ein Power-Metal-Sänger und das Ergebnis ist ein sehr ausgewogenes Album.
Was zeigt das Cover? Wer ist der Typ in der Mitte mit dem Wolf und wer umgibt ihn?
Das Cover ist ein Schnappschuss aus dem abschließenden Stück „Victorious“, in dem dieser Typ, der von den „Winter Storm Vigilantes“ verbannt wurde, sich mit dem letzten Schamanen eines fernen Stammes verbündet, der die Form eines Geisterwolfs angenommen hat und sie treffen die „Winter Storm Vigilantes“ auf einem Schlachtfeld. Wer gewinnt? Nun, da müsst ihr abwarten, bis das Buch herauskommt. Haha!
Ihr seid eine der erfolgreichsten Folk-/Viking-Metal-Gruppen überhaupt. Glaubst du, dass das Genre noch so aktiv ist wie vor 20 Jahren, als es Bands dieser Art wie Sand am Meer gab?
Ich habe schon damals gesagt, dass das Folk-/Pagan-/Battle-/was-auch-immer-Metal-Genre das gleiche Schicksal erleidet wie Thrash-, Death- und Black-Metal. Es blüht auf, es gibt einen Haufen Bands, aber nur wenige bleiben auf lange Sicht. Das ist völlig in Ordnung. Junge Bands suchen nach ihrem eigenen „Ding“ und ihrem eigenen „Sound“ und es ist natürlich, dass ihre Einflüsse hörbar sind. Ich bin mir sicher, viele von ihnen haben ihre Bestimmung in anderen Genres gefunden.
Ich würde sagen, das Genre ist immer noch sehr aktiv, denn auf allen großen Festivals sieht man Bands aus diesem Genre, die hoch in der Running Order spielen. Aber ich warte immer noch auf die zweite Welle des Folk-Metals. Junge Bands, die das tun, was wir alten Haudegen machen, aber viel besser und mit ihrem eigenen Twist.
Nächstes Jahr feiert ENSIFERUM 30 Jahre. Was sind eure Pläne für die Feier? Nächstes Album, Compilation, Neuaufnahmen, große Tour…?
Tatsächlich arbeiten wir bereits am nächsten Album, aber die nächsten zwei Jahre sind ziemlich voll mit Touren rund um die Welt, also erscheint es nicht so bald. Ich denke aber nicht, dass es so lange dauert wie dieses Mal. Wir haben ein paar verrückte Pläne, aber mehr darüber, sobald sie bestätigt sind.
Danke für deine Zeit und das letzte Wort gehört dir!
Danke für das Interview! Und danke an die Fans weltweit für eure Unterstützung in diesen schweren Jahren. Ich hoffe, ihr genießt „Winter Storm“ und ich kann es kaum erwarten, euch alle auf Tour zu sehen!
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Stile | Folk Metal, Pagan Metal |
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