Emil Bulls
Im Alter reifer
Interview
Diana: An so einem Demo wird dann noch intensiv weiter gearbeitet. Im Podcast habt ihr das Thema Songwriting auch schonmal kurz angeschnitten, das klingt so, als würde jeder in seinem Zimmerchen sitzen und dort vor sich hin tüfteln. Wie läuft das bei euch ab? Und wie geht es dann weiter?
Christoph: Das ist tatsächlich ein bisschen so, dass da jeder sich erst mal zurückzieht, auch in unseren Songwritingcamps. Jeder bastelt erstmal so für sich rum und dann wird das alles zusammengetragen. Und dadurch, dass ich eben der Sänger bin, der danach irgendwie seinen Gesang darauf machen muss, filtere ich ein bisschen aus. Und ich habe dann erst mal immer so einen Riesenberg an Demos, teilweise halbfertigen Songs, teilweise Songs, die irgendwie 25 verschiedene Riffs drin haben. Oder auch nur eins. Und dann schaue ich immer, hey, okay, geil, da habe ich irgendwie sofort eine Idee, das springt mich sofort an. Und das mache ich dann zu Hause, da setze ich mich hin bastele aus diesen ganzen Ideen erst einmal Arrangements.
Fast 30 Jahre im Geschäft: Alles verändert sich
Diana: Das ist spannend. Wie hat sich der Entstehungsprozess eure Songs über die Zeit geändert?
Moik: Also der hat sich natürlich komplett verändert, das liegt auch an den technischen Möglichkeiten. Als wir angefangen haben Musik zu machen, da musstest du deinen Verstärker in irgendwelchen Proberäumen oder eben in Songwritingcamps mitnehmen. Also ich kann mich erinnern, zu “Phoenix” hatten wir in Kleinwalzertal ein Haus gemietet und da hat auch noch jemand drin gewohnt. Und wir sind dann mit dem kompletten Besteck angerauscht und auch mit Schlagzeug, alle Amps und es war richtig laut. Und irgendwann, es war eine Dame, hat sie dann immer ultra laut Schlager gehört, um zurückzuschießen quasi. wir waren völlig überrascht, dass in diesem Haus noch jemand gewohnt hat. Aber durch die technischen Möglichkeiten muss man jetzt keine großen Amps mehr mitschleppen. Jeder hat einen Laptop, jeder hat ein Interface, da kann man mit Kopfhörern leise quasi musizieren. Aber es wird dann auch schon manchmal laut gemacht, weil man es ja auch fühlen will.
Die Anforderungen an Bands heutzutage sind immens: Musikproduktion im Wandel der Zeit
Diana: Was hat euch bei dieser Platte am meisten herausgefordert?
Christoph: Das hatte jetzt eigentlich gar nichts so mit Songwriting zu tun, was ich als besonders herausfordernd empfunden habe. Sondern es war das ganze Drumherum, als die Platte schon fertig war. Früher, wir kommen ja dann noch ein bisschen aus der alten Schule, hast du vor dem Album Release eine Single rausgebracht mit einem Video und dann kam die Platte. Seit unserer letzten Platte ist so viel passiert, was auch die ganzen Streaming-Plattformen angeht. Du musst die vorher schon so krass füttern, damit die Algorithmen anspringen, dass dann zum Release des Albums die Zahnräder gut ineinandergreifen. Und deswegen musst du heutzutage mindestens drei oder vier Singles inklusive Videos vorher rausbringen. Und das ist natürlich dann auch drei oder viermal so viel Arbeit, wie es früher war. Das fand ich schon krass, weil das mussten wir neu lernen, da müssen auch wir uns anpassen. Auch das ganze Social Media-Ding drum herum, das bekommt immer mehr Stellenwert. Aber ich weiß, es ist notwendig und man muss da irgendwie am Start sein.
Moik: Wir sind glaube ich einfach schon ein bisschen rausgewachsen. Also Passy ist bei uns der Instagram -Typ. Er will immer, dass wir tanzen für TikTok und das machen wir nicht. Aber wegen der Frage, die du gestellt hast, was am meisten herausfordernd war, also für mich war das der Fakt, dass wir das Studio gebaut haben, da alles selber aufgenommen haben und dann hieß es, naja, wer macht denn das Editing? Und früher bist du halt in ein Studio gefahren, hast deine Gitarren aufgenommen und irgendein anderer Fritze hat da dann noch ein bisschen dran gearbeitet. Und das war diesmal nicht so und auch das mussten wir das quasi lernen. Was wahrscheinlich für junge Bands oder jüngere Bands, ganz selbstverständlich ist, war es für uns bisher nicht.
EMIL BULLS: Die musikalischen Notwendigkeiten und die Herausforderungen
Diana: Ich finde die Platte auf einem musikalisch sehr hohen Niveau, gerade auch gesanglich. Wenn ihr Songs schreibt, denkt ihr da auch an die Live -Spielbarkeit oder geht ihr erst mal von einem guten Gesamtkunstwerk aus?
Christoph: Sagen wir mal so, wir als Band denken komplett immer an die Live-Spielbarkeit, unser Produzent aber gar nicht. Dem ist das völlig wurscht. Der rastet da immer komplett aus und Moik und Bocko sitzen dann auch manchmal da und sagen, hey, das ist einfach zu krass, das ist zu schnell und das ist nicht spielbar. Und Benni sagt dann, komm, ihr kriegt es schon hin. Und ich war tatsächlich auch gespannt im Vorfeld, weil das Album wirklich vor allem an den Gitarren sehr, sehr anspruchsvoll ist. Und da war ich mir teilweise nicht so sicher, wie das dann in den Proben ausfallen wird bei diesen zwei Kollegen da (zeigt auf Moik, Bocko ebenfalls Gitarrist war nicht anwesend). Aber hey, sie haben sich wohl vorher hingesetzt und geübt und das funktioniert alles. Wir haben jetzt schon ein paar Shows gespielt, wo auch neue Songs im Set sind. Und das hat ganz gut funktioniert.
Moik: Ich hoffe, es geht so weiter. Es sind nämlich schon noch ein paar Songs, die wir vorhaben live zu spielen, die dann auch wirklich anspruchsvoll sind. Aber bis jetzt bekommen wir es ganz gut umgesetzt.
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Stile | Alternative Metal, Crossover, Nu Metal |
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