Emil Bulls
Emil Bulls
Interview
Die EMIL BULLS sind wieder da und klingen so, als hätten sie nie zur Akustikgitarre gegriffen. Auch auf dem neue Album „The Black Path“ haben sich die fünf Bayern wieder ein Stück weit neu erfunden. Dass sie das auch so sehen, wird im Interview deutlich, in dem die Band einiges über die Entstehung der Platte zu erzählen weiß. Die Zufriedenheit mit dem Endergebnis, ist deutlich spürbar.
Hallo, ich hoffe euch geht es gut, direkt zum Release von „The Black Path“!
Hi, ja – uns geht es wunderbar!! Wie soll es einem auch anders gehen, wenn man so eine Platte gemacht hat und wieder spürt, wie viel Support man von überall her geschenkt bekommt? Das haut uns echt um.
Eure musikalische Karriere verlief nicht unbedingt geradlinig, hatte einen größeren Hype und kehrte dann wieder in den Underground zurück. Stellt doch bitte kurz eure Bandgeschichte dar, damit jeder halbwegs auf dem laufenden ist.
Wir kennen uns seit Schulzeiten und haben dort auch die Band gegründet. Nach ungefähr 5 Jahren, in denen wir in jedem noch so kleinen Loch gespielt haben und auf die Demos immer nur Absagen bekamen, haben wir beschlossen, selber eine CD rauszubringen. Auf die sind dann einige Labels aufmerksam geworden und wollten uns signen. Wir sind dann bei Island Records gelandet, die uns großartig unterstützt hatten. Island wurde dann zusammengelegt mit allen anderen Universal Rock Labels und bei Motor waren wir eher so das fünfte Rad am Wagen, also sind wir da wieder weg.
Um die ersten Ideen für das neue Album zu sammeln habt ihr euch drei Wochen lang auf eine Berghütte zurückgezogen. Hättet ihr dort überhaupt noch etwas anderes machen können, als Musik zu schreiben?
Nein, dort gab es außer einem Grill, Bier und ein paar Schafen nur uns 5, den Wald und die Berge. Das war auch der Grund, warum wir da hin wollten, um Songs zu schreiben. Du hast dort einfach nichts, was Dich ablenken kann und kannst Dich so voll auf’s Komponieren konzentrieren. Außerdem entfaltet dieses Zusammensein an so einem Ort eine ganz eigene Dynamik.
In welcher Hinsicht hat diese freiwillige „Isolation“ euch kreativ weiter geholfen?
Da waren nur wir 5, die ganze Welt war weit weg. Und da wir nur das hatten, was in unseren Köpfen, in unserer Phantasie und in der Natur um die Hütte war, konnten wir uns völlig freimachen. Wir haben dort alle sehr verschiedene Phasen durchlebt und das hat sich erstaunlicherw eise direkt in die Musik übertragen.
Welche neue Richtung hat sich dabei im Vergleich den letzten Studioalben für eure Musik ergeben?
Wir kamen gerade von einer langen Tour zur Unplugged-Platte zurück und sind nach ein paar Tagen Pause gleich in’s Allgäu gefahren. Da haben wir dann die Stube ausgeräumt und drin alles aufgebaut, was sonst so in unserem Proberaum steht. Und schon gleich am Anfang waren wir völlig überwältigt von der Macht, die so ein verzerrter Amp hat. Das war so, wie wenn man lange kein Salz mehr im Essen hatte und dann plötzlich viel intensiver Salz schmeckt. Die Power, die eine E-Gitarre und laute Drums haben – das hat einfach unglaublich Spaß gemacht, mal wieder voll draufzuhauen.
Das Album bekam den Titel „The Black Path“. Was genau ist es, das ihr mit dem schwarzen Pfad meint?
Rein textlich geht es auf der Platte um die dunklen Seiten, die in uns allen sind. Es geht um Wut, Hass und um die Versuchungen, die einen schnell von seinem Weg abbringen können. Letztendlich sollte aber jeder selber für sich rausfinden, was er mit dem Schwarzen Pfad assoziiert.
Vom Nu Metal habt ihr euch nun schon länger entfernt, aber den Stempel werdet ihr offensichtlich nicht so ganz los. Kann sich das mit dem neuen Album endlich ändern?
Das weiß ich nicht. Für mich waren Emil Bulls immer schon viel mehr als New Metal. Vielschichtiger. Und eigentlich ist und war die Basis, der Kern des Sounds, immer etwas anderes als New Metal. Wir hören alles Mögliche, von Nasum über Down, Machine Head, Killswitch und allem Möglichen harten Zeug bis zu poppigen Sachen und Techno. Es gibt in jedem Genre gute Sachen. THE BLACK PATH hört sich für mich viel eher nach der Ungestümtheit des 90er Jahre Hardcores mit großen epischen Melodien vermischt an. Am Ende muss jeder selber wissen, ob er mit Scheuklappen und einer Menge Regeln durch die Welt gehen möchte oder ob es nicht spannender und interessanter ist, Grenzen zu überschreiten und mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Das ist zwar manchmal anstrengender, aber wir werden immer die Freiheit Neues zu entdecken der angeblichen Sicherheit vorziehen.
Nervt es euch eigentlich, dass ihr euch noch immer zu dieser Musikrichtung äußern müsst?
Ja.
Wie wichtig war es für euch, nach dem Unplugged-Album wieder richtig in die Vollen zu gehen und den Zweiflern zu zeigen, dass ihr noch mindestens so hart wie vorher klingt?
Wir waren selbst überrascht. Als Christoph die ersten Demogesänge fertig hatte, sind wir andern in sein Zimmer gekommen und er hat uns das vorgespielt. Nachdem wir es angehört hatten sind alle wortlos wieder aus dem Zimmer raus gegangen. Wir wussten selber nicht, was wir damit anfangen sollten. Die Songs sind alle völlig aus dem Bauch heraus geschrieben worden. Da war nichts geplant und dass es am Ende so hart wurde, musste anscheinend so sein. Wir fanden es super, waren aber selber erst mal erstaunt darüber.
Glaubt ihr, dass ihr in Zukunft noch einmal zu den elektronischen Elementen zurück kehren werdet, die heute verschwunden sind?
Das ist schwer zu beantworten. Ich weiß selber noch nicht, was wir in Zukunft machen werden und lasse mich da immer gerne selber von uns überraschen.
Vor einiger Zeit habt ihr den Sprung über den großen Teich gewagt und seid mit eurer Musik in den USA angetreten. Wie hat es sich dort drüben für euch bisher entwickelt?
Wir standen kurz vor einem Deal dort, aber dann ist im Zuge des weltweiten Labelsterbens die Plattenfirma zugemacht worden.
Welchen Teil der Welt wollt ihr als nächstes erobern? Gibt es pläne für eine neue internationale Expansion der EMIL BULLS?
Wir können und wollen überall spielen. EMIL BULLS klingen auf jeden Fall international, und wenn wir mit einem von den „großen“ Ami-Acts spielen, dann stinken wir da auf jeden Fall mal nicht ab. Insofern wird sich zeigen, wie sich das entwickelt. Pläne, Träume und Wünsche gibt es auf jeden Fall, klar.
Jetzt bitte noch drei gute Gründe, warum die EMIL BULLS auch 2008 ein heißer Tipp sind…
Ein Freund von mir hat, als ich ihm die fertige Platte vorgespielt habe, gemeint: „Krass, Ihr klingt so frisch wie seit der ersten Platte nicht mehr. Was ist denn mit Euch passiert? Ich glaube die Platte kauf sogar ich mir.“ Und der ist bei weitem kein EMIL BULLS-Fan. Das wird also seine erste BULLS-Platte. Diese Frische, eine Knallerplatte im Rücken und einfach so, weil wir 5 wir 5 sind und immer noch da sind, obwohl so viele uns schon lange für tot erklärt haben. Das ist das, worauf ich am meisten stolz bin. Wir machen eben – nach guter alter 90er Tradition – das, was wir machen wollen und stehen dazu. Das ist zwar nicht immer leicht, dafür kann ich mich noch guten Gewissens im Spiegel anschauen.
… und vielleicht ein paar aktuelle Alben, die eure Fans unbedingt antesten sollten?
Die neue DOWN ist gerade ein großer Streitpunkt innerhalb der Band, aber anhören sollte man sie sich auf jeden Fall. Genauso ist es mit GRANTIG, die ich super finde. Was ganz anderes, was vielleicht nicht so zu metal.de passt, sind GODS ON VACATION, meine Lieblingsband, die keinen Deal haben, und die ich dauernd nur an skurrilen Orten live gesehen habe. Neulich erst haben sie in einem Pavillon-Zelt in Berlin auf der Straße gespielt und es war trotzdem ein gutes Konzert.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören euch.
Vielen Dank auch. Wir freuen uns über jeden, der sich intensiv mit „The Black Path“, seiner Musik und seinen Texten auseinander setzt und bei einem der Konzerte vorbeischaut und die Sau raus läßt. Hell Yeah!
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