Emergency Gate
Interview mit Udo (Gitarre) und Mario (Bass) zu "The Nemesis Construct"
Interview
Mit ihrem mittlerweile dritten Studioalbum präsentieren sich EMERGENCY GATE komplett geläutert: „The Nemesis Construct“ begeistert aufgrund von mitreißenden, kompakten Songs, die vor Energie nur so sprühen. Warum? Das erklären Udo (Gitarre) und Mario (Bass) im nachfolgenden Interview.
Moin Udo! Da habt ihr ja ordentlich aufgetischt. „The Nemesis Construct“ klingt in meinen Ohren nicht so zerfahren wie „ReWake“ und deutlich reifer. Was habt ihr diesmal im Gegensatz zum Vorgänger anders gemacht?
Udo: Servus aus München! (lacht) Da hast du ganz Recht, „The Nemesis Construct“ ist in meinen Augen kompakter als „ReWake“, einfach mehr auf die Fresse, aber besitzt trotzdem Tiefe. Das ist eine Mischung, die ich ganz gerne mag. Ein Grund, warum das Album in eine andere Richtung geht ist wohl, dass dieses mal Matthias und ich die Hauptsongwriter waren. Außerdem haben wir durch die Tour mit KREATOR viel Erfahrungen gesammelt und sind im neuen Line-Up nun gut aufeinander abgestimmt.
Übrigens ’n fetten Gruß auch an dich, Mario. Wir haben uns ja vor dem EVERGREY-Gig letztes Jahr hier in Bukarest kurz getroffen. Hat sich dadurch, dass du als Mischer für EVERGREY tätig warst, die Kollaboration mit Tom Englund für das neue Album ergeben?
Mario: Danke für den Gruß! He He. Diese Kollaboration kam so nicht direkt, da sich Tom natürlich auch nicht für jedes Projekt hergibt. Irgendwann nach einer Show sagte Tom zu mir: „Lass mal hören, was du mit deiner Band so treibst.“ Gesagt, getan. Ihm gefiel das sehr gut und ich sagte eher scherzhaft: „Dann sing‘ doch auf dem nächsten Album mit.“ Tom antwortete nur: „Jap, Deal“. Und dabei ist’s dann auch erstmal geblieben…
„Dark Side Of The Sun“, also der Song, auf dem Tom mit Matthias im Duett singt, ist meiner Meinung nach so ziemlich der beste Song, den ihr bisher geschrieben hat. War Tom denn für diesen Song von Anfang an vorgesehen, oder hattet ihr noch einen anderen Gastsänger im Auge?
Mario: Erst einmal vielen Dank für das Lob. Eigentlich war ja am Anfang gar kein Gastsänger geplant. Als dann aber die Recordings vor der Tür standen und Udo dann auch „Dark Side Of The Sun“ geschrieben hatte, war klar, dass dies der Song sein musste, um Toms Deal einzulösen. Ich rief ihn an und sagte: „Tom, kannst du dich noch erinnern…?“ Er sagte: „Klar, lass den Song mal hören.“ Er war begeistert und machte dann auch die Vocalspuren noch am selben Tag. Seinen Kommentar dazu behalte ich aber für mich, der hat in einem jugendfreien Magazin nichts zu suchen… (fängt tierisch an zu lachen). Und so traf EMERGENCY GATE auf EVERGREY!
„The Nemesis Construct“ lässt euch in einem ganz anderen Licht erscheinen. Die Band klingt aggressiver und ich habe das Gefühl, dass ihr es diesmal wirklich wissen wollt. Was steckt dahinter? Woher habt ihr diese Aggression genommen? Was hat euch inspiriert?
Udo: Ich glaube eine direkte Inspiration gab es diesmal gar nicht. Ich persönlich wollte einfach kompaktere Songs schreiben, zu denen die Leute gut abgehen können. Es gibt für mich nichts besseres, als live einen Song zu spielen und zu sehen, wie ein fetter Moshpit abgeht oder die Leute ihre Haare schütteln. Und ich mag es natürlich auch, wenn die Leute laut mitsingen. Und so einfach ist dann das Rezept: Ein geiler Chorus zum Mitsingen und schnelle, harte, groovige Riffs, so dass sich die Leute bewegen können und müssen.
Elektronische Elemente ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Wer hatte die Idee dazu?
Udo: Diesbezüglich sind wohl Daniel und ich die Schuldigen. Wir haben viel mit Laptop und Software-Synthies herumrumgespielt und fanden einfach die Möglichkeiten, die uns das geboten hat, ziemlich geil. Gerade rhythmische Synths geben einem ungeahnte Möglichkeiten, und wir fanden, dass das ziemlich gut zu Metal passt. Außerdem konnten wir keine Band finden, die bisher in diese Richtung gegangen ist, denn die meisten Bands verwenden das Keyboard doch sehr „klassisch“, und wir wollten halt einen Schritt weiter gehen. Ich meine, dass uns das sehr gut gelungen ist.
Bei soviel musikalischer Kreativität und Energie empfinde ich das Front Cover Artwork allerdings etwas unpassend. Ich hätte etwas mehr erwartet, ohne genau sagen zu können was überhaupt… Warum also diesmal klare Linien im Gegensatz zum fast schon abstrakten Artwork des Vorgängers?
Mario: EMERGENCY GATE haben sich nie bevormunden lassen, welche Songs, welche Musik, welches Cover oder welche Fotos gemacht werden. Ich denke wir sind bekannt dafür, dass wir immer etwas Neues bringen. Meine Meinung ist, dass die Musik immer im Vordergrund stehen sollte. Wenn eine Band ein schwarzes Cover nimmt und sich das 15 Millionen mal verkauft, dann fragt ja auch keiner danach… (lacht) Mir persönlich hat das Cover von Anfang an gefallen. Ich habe daran nichts auszusetzen.
Über Geschmack lässt sich nunmal nicht streiten… (lacht) Aber zu etwas Anderem: „ReWake“ erschien noch über Black Bards Entertainment, glaube ich, während „The Nemesis Construct“ jetzt über Twilight Zone Records erscheint. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Mario: Das ist Falsch! „Nightly Ray“ erschien ursprünglich über TEC/Universal, und einzig und allein für dieses Album hatte Black Bards Entertainment die Lizenz für Deutschland, die Schweiz und Österreich…und daran will ich lieber nicht zurückdenken. „ReWake“ erschien 2009 bei Silverwolf/SPV. „The Nemesis Construct“ erscheint nun bei Twilight, richtig. Nach der Tour mit KREATOR bekamen wir einige Anfragen von Labels, ob wir über einen Wechsel nachdenken wollen. Twilight machte uns ein gutes Angebot und auch das Menschliche stimmte zu 100%. Also beschlossen wir, mit unserem Label zu sprechen und danach folgte dann der Wechsel.
Zum Abschluss möchte ich euch bitten, jeweils zwei Songs des neuen Albums jedem von euch zuzuordnen und die entsprechende Auswahl zu begründen.
Udo: Diese Frage ist schwer… Auf der einen Seite sind die Songs durchweg schon sehr persönlich, auf der anderen aber doch fiktiv. Ich würde mir „Excite!“ und „Nothing To Lose“ zuordnen. „Excite!“, weil es einfach ein Gute-Laune-Mut-mach-Song ist, und ich schon öfter mal jemandem sag‘, dass er mal den Stock aus dem Arsch ziehen und nicht alles so negativ sehen soll. Und „Nothing To Lose“, weil es mir gefällt, wenn man sich einfach mal nicht über alles Gedanken macht, sondern einfach mal lebt.
Mario: Ich finde, dass zu mir die Songs „Dark Side Of The Sun“ und „Diary Of Nightmares“ passen. „Dark Side“ deshalb, weil ich diesen Tracks selbst für einen hochklassigen Song halte und man zudem auch immer die Kehrseite der Sonne sehen sollte, und „Diary Of Nightmares“ wähle ich nach dem Sprichwort: „Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt.“ Ha Ha Ha.
Ich danke für das Interview und wünsche euch den wohlverdienten Erfolg mit dem neuen Silberling. Die letzten Worte gehören euch:
Mario: Vielen Dank. Meine letzten Worte gebühren aber wie immer den Fans! Herzlichen Dank für euren Support, bei Konzerten, Festivals und Tourneen. Ich hoffe wir sehen uns sehr bald wieder, und wer uns noch nicht kennt, sollte mal ein Ohr riskieren! Vielleicht sieht man sich dann auch mal auf einem Konzert! Rock on!