Ekstasis
Interview mit Chironex von EKSTASIS
Interview
Nachdem das Debüt von EKSTATIS bei uns weniger gut abgeschnitten hat, führten wir mit Chironex ein Interview und besprachen die Kritiken zu „Wirklichkeitsraster“. Dabei kamen viele interessante Dinge über die Geschichte, die hinter diesem Album steckt, zutage. Doch lest selbst:
Hi EKSTASIS! Euer Album „Wirklichkeitsraster“ hat bei uns nicht so gut abgeschnitten. Könnt ihr die Kritikpunkte nachvollziehen?
Chironex: Zum Teil ja, zum Teil nein. Seit den Aufnahmen ist einiges an Zeit verstrichen, die Schwächen der CD sehen wir sehr deutlich. Als beteiligte Musiker wahrscheinlich in vielen Punkten sogar zu deutlich. Dass aber z.B. die Songstruktur von Liedern wie „Angstzustände“ und „Farbenblind“ gleich empfunden wird, ist uns ein Rätsel. Die Lieder sind verblüffend unterschiedlich aufgebaut und gestaltet.
Nichtsdestotrotz bleibt Musik etwas vollkommen Subjektives. Wir freuen uns auch über jede negative Kritik und versuchen diese soweit wie möglich nachzuvollziehen. Es ist sehr interessant zu sehen, was andere Leute über die eigene Musik denken und was ihnen daran miss- oder gefällt. Sofern man sich den Kritikpunkten anschließen kann, bringt einen das hinsichtlich zukünftiger Werke vorwärts. Auch Deine Rezension hat uns eine neue Sichtweise ermöglicht und auf bestehende Stärken und Schwächen aufmerksam gemacht.
Wie ist das Konzept zu der Platte entstanden?
Chironex: Es gab keine zwanghaften Überlegungen hierzu. Irgendwann hat es sich einfach herauskristallisiert.
Auf eurem Cover ist eine schemenhafte Person zu erkennen, in deren Mitte ein Puzzlestück fehlt. Das „verlorene“ Teil findet sich dann in der CD-Hülle. Was hat es damit auf sich?
Chironex : Zu viel möchte ich hier dem Hörer nicht wegnehmen. Es kann jeder seine eigene Interpretation aufstellen. Verweisen möchte ich lediglich auf die Redewendung „aus dem Raster fallen“, dem Albumtitel und dem Songtext zu „Realitätsverlust“. Daraus sollte sich der Leser seine persönliche Bedeutung zusammenpuzzlen können.
Das Album ist sehr tiefgründig, eure Texte thematisieren unter anderem die negativen Emotionen des Menschen, sowie das menschliche Innere. Was ist der Grund?
Chironex: Wären wir alle gänzlich ausgeglichen, wäre das Verlangen nach künstlerischem Ausdruck wahrscheinlich kaum bis gar nicht vorhanden. Alle Emotionen und Gedanken, die mich beschäftigen, finden daher ihren Weg in die Musik und die Lyrics. Dies können sowohl hoffnungsvolle, aber auch destruktive Momente sein. Das Leben ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl solcher Augenblicke.
Satan, Pest und Panzer waren noch nie unser Metier. Das steht anderen besser zu Gesicht. Für uns ist die menschliche Psyche ein reizvolleres und ernsteres Themengebiet. Denn egal was wir für Sinneseindrücke wahrnehmen und welche Erfahrungen wir sammeln – alles mündet dort. Verpackt werden kann das trotzdem in Sinnbildern und Metaphern, die etwas Äußerliches beschreiben.
Welche Einflüsse jenseits von Musik haben das Album geformt? Und was bedeutet „Wirklichkeitsraster“ für euch?
Chironex: Wie oben beschrieben, nimmt das Leben in all seinen Facetten Einfluss auf dich als Menschen und auch deine Musik. Selbst alltägliche Kleinigkeiten verarbeitet man unbewusst. Darüber hinaus haben mit Sicherheit schmackhaftes Essen, soziale Beziehungen, Gesundheit, Rauschzustände, Naturphänomene, Filme und Videospiele einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch die letzten zwei Punkte sind besonders interessant. Ein Eintauchen in Filmen oder Spielwelten kann sehr einnehmend sein und das Alltägliche und dessen Nichtigkeiten abrücken. Die erfahrene Immersion und die damit einhergehende Isolation von anderen spiegeln sich sicherlich in unserem Album wider.
Was für uns „Wirklichkeitsraster“ bedeutet, erfährt man vor allem im Song „Realitätsverlust“. Ironischerweise bildet das Loslassen von erzwungenen Mustern, Strukturen und Wertvorstellungen ein neues „Wirklichkeitsraster“. Abstand von der „Realität“ nehmen – für die wenigsten vorstellbar oder verständlich – dennoch hoffen wir, dass wir den Zuhörer ein Stück weit mit dorthin nehmen können.
Im Schlussteil des Songs „Angstzustände“ ist eine Art „Computerstimme“ zu hören. Was genau soll dieses Stilmittel ausdrücken?
Chironex: Der Text wirkt an dieser Stelle zunächst etwas uninspiriert und stumpf. Sicherlich wäre soundtechnisch auch einiges mehr drin gewesen. Dennoch ist diese Stelle für uns als Band eine ganz besondere. Dies ist der einzige Moment auf dem gesamten Album, bei dem alle vertretenen Bandmitglieder Gesang beigesteuert haben und das gleichzeitig. Das heißt, dass wir als 5-köpfige Einheit vor dem Mikro gestanden und alle den mantraartigen Text gesprochen haben. Deine Bezeichnung „Computerstimme“ trifft daher auch mitten ins Schwarze, was die Intension des Parts angeht: Die einzelnen Stimmen verschwimmen und formen eine einzige, unlebendig wirkende Stimme. Losgelöst vom Individuum verkörpert der Textinhalt dadurch ein kollektives Verständnis der Angst, welches zwar jedem Bandmitglied, aber auch der Gesellschaft als Ganzes innewohnt.
In unserer Rezension wurde der „brüchige“ Gesang kritisiert. Ist das am Ende gar ein bewusstes Stilmittel?
Chironex: Der „brüchige“ Gesang ist ein sehr bewusstes Stilmittel. Im Gegensatz zu unserer Musik haben viele popkulturelle Lieder einen viel fröhlicheren Grundtenor und somit passt ein flüssiger Gesang dort auch eher. Wir sind dagegen in unseren Songs innerlich zerrissen. Angst und Panik versetzen einen in eine Situation, in der Harmonie unmöglich ist. In der logischen Konsequenz stellen auch der Gesang und die gesamte Intonation dar, was wir mit den Texten fühlen. Ein Angstzustand oder eine Panikattacke – diese Extremsituation sind niemals stetig oder konstant. Dementsprechend ist auch der Gesang von einer zittrigen, etwas unrhythmischen und aufgewühlten Stimme geprägt.
Welcher Song auf dem Album ist für euch von ganz besonderer Bedeutung und wieso?
Chironex: Zwei der fünf Songs sind von ganz besonderer Bedeutung. „Gedankenort“ ist der erste Song, den wir als Band (noch in der ersten Besetzung) geschrieben haben. Er markiert den Start- und Angelpunkt unseres musikalischen Werdegangs. Auch die Domainnamen unserer Onlinepräsenzen sind daher mit diesem Begriff versehen. Weiterhin interessant ist der Song „Realitätsverlust“. Er bildet das textliche und konzeptuelle Herzstück des Albums. Außerdem umfasst er zum Abschluss noch einmal die wichtigsten musikalischen Facetten der Scheibe.
„Wirklichkeitsraster“ ist euer Debütalbum, ihr seid noch nicht allzu bekannt. Wie wollt ihr
das in Zukunft ändern? Und wie sehen die Liveplanungen für die kommenden Monate aus?
Chironex: Es stehen bisher keinerlei Konzerte in Planung. Dafür laufen die Vorbereitungen für die nächsten Aufnahmen auf Hochtouren. Unser Bekanntheitsgrad ist vollkommen nebensächlich. Wer uns dennoch unterstützen möchte, kann das gerne mit dem Kauf einer CD tun.
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Stile | Black Metal |
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