Eisblut
Eisblut
Interview
EISBLUT, so heißt das neue Nebenprojekt von EISREGEN-Mastermind M.Roth alias Blutkehle und Bursche Lenz. Und mit dem Debüt „Schlachtwerk“ beweisen die Splatter-Liebhaber ein für alle mal, dass der Tod ein Meister aus Thüringen ist. Wer EISREGEN mag wird EISBLUT sicherlich interessant finden! Und wer wissen will, welchen Stellenwert EISBLUT gegenüber EISREGEN einnimmt, was es mit dem Cover auf sich hat und was mit einem BPjM-Verantwortlichen passieren würde, wenn sich dieser in die Nähe von Sänger Michael wagt, sollte unbedingt weiterlesen.
Bursche Lenz und ich hatten schon im Jahr 2000 die Idee gehabt, gitarrenlastigere und extremere Musik zu machen und die Plattenfirma war auch sehr interessiert, wir waren damals noch bei Ars Metalli, aber die ist ja bankrott gegangen und deswegen haben wir die Idee etwas hinten rangestellt, wir hatten ja auch mit EISREGEN genug zutun gehabt. Und als wir mit EISREGEN unsere einjährige Pause gemacht haben, war dann die Zeit da, EISBLUT Wirklichkeit werden zu lassen, sodass wir 2003 richtig intensiv an unserem Album (Schlachtwerk – Anm. d. Verf.) gearbeitet haben.
Man muss nicht gerade Etymologie studiert haben, um zu wissen, dass EISBLUT aus EISREGEN hervorgegangen sind! Warum war es euch so wichtig dies hervorzuheben?
Beide Bands sind von der textlichen Ausrichtung und der Grundkonzeption sehr ähnlich. Was uns bewogen hat EISBLUT zu machen, ist die songwriterische Ausrichtung, denn bei EISREGEN basieren die Songs eher auf Keyboard- und Geigenmelodien und werden dann durch Gitarrenriffs ergänzt und EISBLUT basiert grundsätzlich auf harten Gitarrenriffs. Wir haben auch vermehrt Blastbeats eingesetzt bei EISBLUT, was auch ein Unterschied ist zu EISREGEN. Aber auch die gesamte musikalische Grundausrichtung ist bei EISBLUT härter geworden. Das Experiment kann eigentlich jeder Hörer selbst machen: einfach den Gesang wegdenken und nur auf die Musik hören – man wird feststellen, dass es zwei grundverschiedene Bands sind. Es sind eher wenig Parallelen zu sehen. Lediglich die Texte und der Gesang verbindet die Bands, woraus auch der ähnliche Bandname resultiert.
Also kann man nicht pauschalisieren und sagen EISBLUT ist ein schnellerer und härterer Ableger von EISREGEN?
Also pauschalisieren würde ich das nicht, denn an der Band sind andere Leute beteiligt und außerdem klingt „Ableger“ so negativ. Also ich würde sie schon als eigenständige Band ansehen. Beide Bands machen zwar ähnliche Musik, doch unterscheiden sich in gewissen Dingen, was auch eine Existenzberechtigung für die jüngere Band darstellt.
Welche Wertigkeit hat EISBLUT für dich? Ist es lediglich ein Nebenprojekt oder kann man EISBLUT tatsächlich als gleichwertig ansehen?
Also für mich ist das eine gleichwertige Band und wir hatten auch sehr viel Spaß bei der Aufnahme und der Komposition des Albums und wir werden auf alle Fälle mit EISBLUT weitermachen. Das ist natürlich immer so eine Sache was gerade anliegt – da verschieben sich auch immer die Prioritäten. Also wenn, wie jetzt die EISREGEN-Tour ansteht, legt man natürlich mehr Wert darauf, aber das verschiebt sich, wie gesagt, auch immer. EISBLUT ist an manchen Stellen auch konzipierter und deswegen brauchen wir auch nicht so oft zu Proben wie mit EISREGEN. Aber wir wollen zusehen, dass wir nach zwei Alben auch EISBLUT auf die Bühnen dieser Welt tragen.
Also nach diesem Album wird es keine ausgedehnte Tour geben?
Nein. Ich mag es auch nicht nach nur einem Album gleich auf Tour zu gehen, denn du bist drauf angewiesen komplett das gesamte Material eines Albums zu spielen und hast auch nicht viele Möglichkeiten zu variieren. Wenn du zwei Alben hast, hast du eine gewisse Auswahl was für Lieder du spielen kannst und das ist auch für die Hörer wesentlich interessanter.
Da hast du wohl recht! Ich bin so ein Cover-Artwork-Junkie und wenn man sich so das Cover von „Schlachtwerk“ anschaut, kann man die ohrenscheinliche Nähe zu EISREGEN nicht erkennen. Warum hat ihr euch für ein solch artifizielles Coverartwort entschieden?
Das Cover von „Schlachtwerk“ ist eigentlich eine Variation eines Filmausschnittes aus dem Spatter-Klassiker „Über dem Jenseits“ von Lucio Fulci. Es hat mir immer sehr gut gefallen, aber wir wollten es nicht als Original übernehmen und deswegen haben wir es von Herrn Morbach überarbeiten lassen, damit es auch ins Gesamtkonzept passt. Dieses überstilisierte Comicbild und auch das Logo passen ganz gut zu der Musik, die wir machen.
Gab es eigentlich böses Blut zwischen Morbach und euch, weil er EISREGEN verlassen hat?
Nein, das war seine eigene Entscheidung, denn er hatte ein paar private Probleme zu der Zeit. Aus diesem Grund war es auch für beide Seiten besser, dass er ausgestiegen ist. Die richtigen Reibereien waren eigentlich zwischen Yantit und ihm – von daher ist die Trennung von beiden Seiten positiv, denke ich. Wenn man sich auf der Straße begegnet spricht man aber mit einander. Das ist kein Problem.
Dass die Texte der Dreh- und Angelpunkt auf der Platte sind, ist nicht abzustreiten, aber kann man sagen bei EISBLUT geht es eher um die Vertonung der Texte, als um die textliche Untermalung der Musik?
Sowohl bei EISREGEN, wie auch bei EISBLUT ist die Vertonung der Texte maßgeblich. Und bei beiden Bands sind die Texte sehr wichtig – das erklärt auch warum wir im Ausland, wo auch die Sprache nicht verstanden wird, nicht so viel Erfolg haben. Es ist auch immer so, dass die Texte zuerst fertig sind und wir dann versuchen eine passende Tonallösung zu finden.
Ihr habt die Songtexte nicht im Booklet abgedruckt! Befürchtet ihr wieder Probleme mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) zu kriegen? Ich meine, die Texte sind ja wieder nicht ohne!
Das war eigentlich so ziemlich die einzige Auflage, die Massacre Records für uns hatten, dass wir sowohl bei EISREGEN als auch bei EISBLUT keine Texte ins Booklet nehmen. Das ist einfach so, dass wenn Leute von gewissen staatlichen Institutionen die Texte schwarz auf weiß präsentiert bekommen, uns viel leichter indizieren können. Weil diese Leute sind viel zu faul um sich hinzusetzen und die Texte rauszuhören und sie gehen einigen Sachen dann auch nicht nach. Das hat sich bei „Wundwasser“ bewährt und auch bei der „Schlachtwerk“ ist nichts gekommen und deswegen denke ich, dass wir auf einem guten Weg sind. Damit hat die BPjM Probleme die Texte zu verstehen und das ist eigentlich ganz gut.
Der Track „?“ ist wirklich „witzig“ und stellt ein gutes Gegengewicht zu dem eher Grind Core-lastigen Rest dar! Ist das zum Beispiel ein Song, den ihr mit EISREGEN nicht machen hättet können? Denn das „witzigste“ was EISREGEN je geschaffen hat, ist ja „Elektro-Hexe“.
Das Fragezeichenlied ist ganz klar das Kind von unserem Schlagzeuger und er wollte das Lied genauso, wie es auch auf der Platte ist. Es ist auch das einzige Lied, zu dem ich keine Vocals beigesteuert hab. Deswegen musste er es auch selber „einsingen“, weil er wollte es nicht anders haben und das war sozusagen die Strafe für ihn gewesen. Er hat es trotzdem gut hingekriegt. Aber von diesem kleinen Lied distanziere ich mich ein Stück weit (lacht).
Also ich find das witzig! Eine kleine Perle mitten im Album!
Also ich find das auch recht putzig und deswegen hab ich auch gesagt, dass wir das so ziemlich in die Mitte stellen und nicht ans Ende weil es schon ein putziges Stück ist. Aber mir fehlt da etwas der Bezug zu!
Aber dann solltet ihr auch so konsequent sein und es live aufführen!
Ja, wäre natürlich ganz lustig. Unser Schlagzeuger müsste dann gleichzeitig singen und spielen – dann müsste er sich auf alle Fälle etwas anstrengen.
Thüringen ist für mich so was wie das „deutsche Skandinavien“, denn wirklich viele gute Bands stammen aus Thüringen, neben EISBLUT und EISREGEN wären da auch EWIGHEIM, das Nebenprojekt von Yantit, seines Zeichens Schießbudenmeister bei EISREGEN, sowie viele andere, zu nennen! Wie erklärt du dir das geballte Vorkommen von so vielen geilen Bands in diesem Landkreis?
Es ist natürlich immer schwer zu sagen, weil gerade bei EISBLUT, EISREGEN, EWIGHEIM sind viele gleiche Leute beteiligt. Die anderen Bands wie MENHIR und was es noch so gibt (…XIV DARK CENTURIES, ODROERIR usw. – Anm. d. Verf.) – es ist eher eine zufällige Sache. Wir haben mit anderen Bands hier aus Thüringen nicht groß Kontakt. Ich denke mal, dass der Kontakt zwischen den heidnischen Bands besteht, aber das ist nicht unser Metier und auch nicht unser Ding.
In Thüringen gibt es eine Art Plattform für thüringische Untergrund-Bands, den etwas elitär anmutenden „Klangkreis Thüringen“. Worum handelt es sich hierbei und habt ihr auch vor diesem beizutreten?
Der Klangkreis war von Anfang an eher das Metier von EISREGEN gewesen. Das war so die Szene die geherrscht hat um Proberaum und Studio. Mittlerweile haben wir daraus einen Mailorder geformt und momentan ist der Hauptanlaufpunkt der Shop. Und wir werden auch über diesen Shop verkauft, aber was richtig „elitäres“ ist das eigentlich auch nicht, denn jeder hat die Möglichkeit, seine Produkte hinzuschicken und über den Shop vertreiben zu lassen.
Ich danke dir für das Interview und hoffe euch bald die Bühnen dieser Welt entern zu sehen! Die letzten Worte sind die deinen!
Wer EISBLUT noch nicht gehört hat, sollte es auf alle Fälle mal anchecken, weil ich denke, dass wir zwar einen verqueren aber musikalisch lohnenswerten Weg gefunden haben, die Hörer in den Bann zu schlagen. Wer „Schlachtwerk“ noch nicht kennt, sollte den Weg in den Plattenladen nicht scheuen und sich die Zeit nehmen in das Album reinzuhören.