Einar Solberg
"Ich versuche nicht mehr, die Zukunft vorauszusagen."

Interview

Es ist nicht nur ein neues Projekt, an dem du gearbeitet hast, auch der Schreibprozess war ganz anders. Wie hat es sich angefühlt, das auf eine völlig neue Art und Weise zu machen?

Es war nicht für alle Lieder völlig neu. Die Solosongs, die ich gemacht habe, waren denen, die ich mit LEPROUS gemacht habe, ziemlich ähnlich. Mit LEPROUS haben wir das über die Jahre auf verschiedene Arten gemacht, aber in den letzten Jahren war ich der Haupt-Songwriter. Aber bei den anderen Songs, die ich zusammen mit anderen Komponisten geschrieben habe, war es natürlich ganz anders. Und es war irgendwie schön, weil ich vorher gar keine Erwartungen hatte, wir haben einfach Sachen hin- und hergeschickt, bis wir damit zufrieden waren. Normalerweise habe ich einen Sketch geschickt, und die anderen haben damit gemacht, was sie wollten und ihn mir dann zurückgeschickt und dann habe ich wieder damit gemacht, was ich wollte, und so ging es hin und her. Es war ein sehr befreiendes Schreiben, vor allem, wenn man mit Leuten arbeitet, die sehr erfahrene Komponisten sind und wirklich wissen, was sie tun, und die einen völlig anderen Ansatz haben als ich. Es war sehr interessant, und ich glaube, ich habe dabei viel gelernt. Durch die Art des Schreibprozesses ist das Album natürlich viel vielseitiger geworden, als wenn ich es alleine gemacht hätte.

Wirst du etwas von dem, was du dabei gelernt hast, für deinen zukünftigen Songwriting-Prozess übernehmen?

Macht man das nicht mit allem, was man im Leben lernt? Alles das man lernt nimmt man mit in die Zukunft – zumindest wenn es etwas ist, das einem gefallen hat. Ich bin mir sicher, dass ich alles, was ich lerne, irgendwie beim nächsten Mal anwenden werde. Ich habe auch wieder angefangen, für LEPROUS zu schreiben, aber da ist es noch zu früh, um etwas darüber zu sagen (lacht).

Na gut. Wie hast du ausgesucht, mit wem du zusammenarbeiten willst?

Es sind so viele Musiker auf dem Album, also gehe ich nur auf die Komponisten ein. Ich wollte Leute auswählen, die eine starke musikalische Identität haben und mit denen ich befreundet bin. Der einzige, den ich vorher nicht kannte, ist Asger von VOLA. Ich habe bei der Auswahl nicht darüber nachgedacht, wie berühmt die Person ist oder wie viel Promowert sie vielleicht bringt. Ich habe nur darüber nachgedacht, wie die musikalische Identität dieser Person ist; ob ich sie mag und ob ich denke, dass es eine coole Kombination mit mir sein könnte und wenn ja, dann habe ich Kontakt aufgenommen. Ich hatte vor, das ganze Album so zu machen, das war die Idee, aber einige der Sketches, die ich anfangs selbst geschrieben habe, waren einfach nur… dumm, also gab es keinen Grund, sie einfach nur zu verschicken, nur weil das mein ursprünglicher Plan war.

Als ich “16“ gehört habe, dachte ich, dass viele Arrangements und Instrumente immer noch sehr wie LEPROUS klingen. Hast du vor, irgendwann noch einmal etwas ganz anderes zu machen?

Ich hätte eher erwartet, dass sich LEPROUS irgendwann verändern, als mein Projekt. Ich denke, LEPROUS werden nach und nach die orchestralen Elemente entfernen und sich mehr auf die Band an sich konzentrieren. Wahrscheinlich werde ich dafür solo mehr mit orchestralen Arrangements arbeiten. Ich denke, mit der Zeit wird das Projekt in verschiedene Kategorien zerfallen, aber in der Übergangsphase, so wie es jetzt ist, gibt es Songs, die LEPROUS ähnlich sind, und solche, die überhaupt nicht ähnlich sind. Bei LEPROUS war ich immer der Hauptsongwriter, und besonders wenn man sich die letzten Alben anhört, ist es eben nicht so, dass ich meine Identität auslöschen kann, selbst wenn ich in einem anderen Projekt Musik mache. Aber dafür wird man nicht die Identität der anderen LEPROUS-Mitglieder hören. Es wird nur meine Identität haben, die natürlich immer stark ist, wenn ich einen Song geschrieben habe und meine Stimme da ist, aber wir haben ziemlich charismatische Leute in LEPROUS, so dass man leicht hören kann, wann Baard (Kolstad, Schlagzeug, Anmerk. d. Verf.) spielt und wann nicht. Ich denke, wir werden den Sound mehr auf LEPROUS fokussieren und weniger auf orchestrale Arrangements und ich werde mehr von dem cineastischen Sound in mein eigenes Projekt übernehmen. So sehe ich es zumindest im Moment, aber das kann sich natürlich ändern.

Auf “16“ geht es um dein persönliches Leben und die Hoch-, aber vor allem auch Tiefpunkte. Gibt es einen Song, der für dich am schwersten zu schreiben war?

Ja, ich würde sagen, wahrscheinlich „The Glass Is Empty“, denn auch ohne den Text fühlt sich der Song sehr emotional an. Er hat einfach sofort diesen Vibe, und ich wusste sofort, worüber ich schreiben musste. Ich habe beschlossen, in den Interviews nicht ins Detail zu gehen, weil ich nicht 100-mal hintereinander über diese schwierigen Dinge sprechen möchte. Ich würde nicht sagen, dass es schwer ist, sich noch einmal in die Zeit zu versetzen, weil es schon so lange her ist und die Zeit die Dinge normalerweise ziemlich gut heilt. Es fühlt sich an, als wäre es in einem anderen Leben passiert. Also ja, ich werde gelegentlich emotional, wenn ich es mir anhöre und auch als ich es gemacht habe, aber meistens nicht mehr.

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Quelle: Einar Solberg
02.06.2023

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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