Ein Sommer ohne Festivals
Interview und Verlosung
Interview
Ein Sommer ohne Festivals: Unfreiwilliges Metalfasten? Nicht mit Jen Majura und EMP.
Corona hat die Welt immer noch fest im Griff und an Normalität ist für den Metaller „noch“ nicht zu denken. Ein neues Band-Shirt beim Konzert tragen oder zusammen mit den Freunden ein paar Festivals rocken – auf all das , vor allem auf die schönen Erinnerungen daran, müssen wir momentan verzichten.
Aber natürlich sind wir Fans nicht die einzigen, denen etwas weggenommen wurde, deswegen an dieser Stelle ein recht persönliches Interview mit Jen Majura von EVANESCENCE, welches sie für metal.de mit EMP geführt hat.
Was waren deine ersten Gedanken, als sich manifestierte, dass Touren vorerst nicht mehr möglich sein würde?
Wie viele meiner Kollegen hatte ich anfangs nicht mit einem derartigen Ausmaß und Einbruch für die gesamte Entertainment-Industrie gerechnet, und dachte: „Oh nein, mein Bühnen-Workout! Ich werde meine routinierte Bühnen-Action durch ein Fitnessstudio ersetzen müssen…“ Ich hatte mich anfangs darauf eingestellt, höchstwahrscheinlich viel Zeit zu Hause verbringen zu müssen und nahm mir vor all das zu tun, wofür ich in den letzten Jahre nie ausreichend Zeit hatte: Kochen, meinen Kleiderschrank ausmisten, Stricken, mich der Fotografie und der Videobearbeitung widmen und vieles mehr.
Hätte es Highlights gegeben, auf die die Vorfreude besonders groß gewesen wäre?
An dem Tag, an dem das Download Festival in Japan abgesagt werden musste, blutete mir das Herz, denn ich hatte mich so sehr darauf gefreut. Zumal es im Vorfeld vonseiten unseres Produktionsmanagements eine riesige logistische Leistung war, den Japan-Termin und die einige Tage später anstehende Europa-Tournee unter einen Hut zu bekommen. Ich hoffte von Tag zu Tag, dass unsere Europa-Tour mit Within Temptation nicht verschoben werden müsste, was letztendlich dann doch der Fall war. Die Tour musste von April 2020 auf September 2020 und nun letztendlich auf den September 2021 verlegt werden.
Betrachtung der Lage: Welche Perspektive überwiegt bei dir – die der Musikerin oder die des Fans?
Beides. Ich bin Musikfan, egal ob ich auf einer Bühne vor 20.000 Fans oder inmitten der 20.000 Fans stehe, um eine Band zu sehen. Ich sehe viele Posts meiner Kollegen mit Konzertbildern und Sätzen wie “Ach, ich wünschte wir könnten wieder spielen, wie sehr fehlt mir die Bühne, früher war alles besser…“ Dieses unaufhörliche Beklagen über eine Situation, in der wir alle gemeinsam sind geht mir mächtig auf den Keks. Kein negativer Jammer-Post auf Instagram oder Facebook ändert die momentane Situation – Meiner Meinung nach sollten wir alle gemeinsam nach vorn schauen, das Beste aus der aktuellen Lage machen und nach Möglichkeiten suchen, um die Kultur im sicheren Rahmen wieder aufleben lassen zu können.
Was fehlt dir am meisten – Tour-Alltag, live spielen, Fans treffen,… ?
Am meisten fehlen mir der Input und die Energie, sowohl bei den Shows auf der Bühne als auch beim Reisen, im Backstage, beim Austausch mit unseren Fans vor und nach den Shows. Ich erinnere mich gerne an so viele besondere Momente auf vergangenen Evanescence-Touren zurück, von denen ich zehren kann. Aber natürlich fehlen mir Amy und die Jungs. Wenn man so viel gemeinsam tourt wird deine Band zu einer Art Familie – Und meine Familie sitzt derzeit auf einem anderen Kontinent und ich kann nicht zu ihr.
Wie sorgt man als professionelle Livemusikerin dafür, dass einem nicht die Decke auf den Kopf fällt?
Ziemlich schnell habe ich beobachten können, wie das gesamte Kulturleben online stattzufinden begann, hier ein Livestream, da ein Q&A, dort ein Onlinekonzert… Was mir besonders aufgefallen ist, waren die zahlreichen Kollaborationen von Musikern, die Songs gemeinsam im Splitscreen-Verfahren performten. Mir wurde schnell klar, dass ich nicht genau dasselbe machen wollte wie alle anderen, also kam mir die Idee auf meinem YouTube Kanal die „1min jammms“ ins Leben zurufen: Wöchentlich schnappe ich mir zwei Kollegen und wir jammen ein einminütiges Cover eines positiven, energiegeladenen Songs. Mein Ziel war und ist es mit diesen Jammms positive Vibes zu verbreiten, die Leute zum Lächeln zu bringen und sie kurz, wenn auch nur für eine Minute, die alltäglichen Sorgen vergessen zu lassen. Wobei die stetig wachsende Playlist und ganz besonders die wundervollen Kommentare das Vergnügen natürlich Woche um Woche verlängern.
Bringt der relativ plötzliche Cut in dein Tourleben eine neue Einstellung zum Leben on the Road mit sich?
Schmunzeln musste ich, als ich neulich am Telefon mit einem Gitarren-Kollegen aus Amerika feststellen musste, wie sehr wir beide das verschwitzte von Gate-zu-Gate-Rennen vermissen. Den schlechten, überteuerten Flughafenfraß. Das ewige langweilige Warten im Backstage. Die scheußlich langen Flugzeiten – Ja, ich denke viele Dinge, die einem in der Vergangenheit „normal“ und eher als „lästige“ Begleiterscheinungen des Tourlebens erschienen, werden wir in der Zukunft anders wahrnehmen und zu schätzen wissen.
Gab es durch den Tourstopp Zeit für Projekte, die ansonsten womöglich weiter in den Hintergrund gerückt wären?
Ich habe mich wieder mit einem 2018 von mir ins Leben gerufenen Side-Projekt befassen können: Something On 11. Eine spaßige musikalische Achterbahnfahrt zusammen mit meinem guten Freund Alen Brentini, wir freuen uns sehr auf das Release unserer Songs im November diesen Jahres.
Welchen Stellenwert hat enger Fankontakt in Zeiten von Physical Distancing für dich, und wie wird er bewahrt?
Als ich neulich tanken musste, erkannte mich die hinter einer Plexiglasscheibe stehende Kassiererin und bat mich um ein Selfie. Gedankenlos sagte ich „Ja, klar“ und als sie hinter der Kasse hervor kam, dämmerte es mir, dass ich sie nicht würde ohne weiteres in den Arm nehmen können, wie ich es sonst bei Fans tue. Ich bat sie, mir ihr Handy zu geben und sich 1,5 Meter hinter mich zu stellen – Ein Selfie mit Abstand. Mir persönlich fällt die Distanzierung immer noch sehr schwer, denn ich bin ein Mensch, der gerne Fans in den Arm nimmt, keine Scheu davor hat und auch keine unsichtbare Mauer zwischen Menschen aufbauen möchte.
Da wir alle mehr oder weniger betroffen sind, kommt es jetzt auf Euch an!
Schickt uns einfach eure witzigsten, herzerwärmendsten, absurdesten oder überraschendsten Festivalmomente in eigenen Worten mit der Erlaubnis, dass EMP sie in einem Follow-up-Artikel anonymisiert zitieren dürfen.
Unter allen Einsendungen werden drei Verfasser zufällig ausgelost und erhalten Post von EMP. Zu gewinnen gibt es einen Einkaufsgutschein im Wert von 100€ sowie zwei Einkaufsgutscheine im Wert von 50€!
Teilnahmeschluss ist am 14.September um 23:59. Es werden ausschließlich die Daten der Gewinner an EMP weitergegeben.
Vergesst bitte auf keinen Fall, eure Email-Adresse anzugeben und diese auch zu bestätigen. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
Bitte beachtet: Nach Absenden des Formulars erhaltet ihr von uns eine Email. Den enthaltenen Link müsst ihr anklicken, um eure Email-Adresse zu bestätigen. Erfolgt dies nicht, können wir eure Beteiligung am Gewinnspiel aus rechtlichen Gründen nicht berücksichtigen!