Drennan Whyte
"Ich will irgendwann einen Grammy holen."
Interview
Das Gitarrensolo auf der Indie-Platte …
Überraschend ist auch, dass bereits einige Leute meinten, gewisse Parallelen von DRENNAN WHYTE zu LUNAR SHADOW gehört zu haben. Gewiss hat Birbaum eine markante musikalische Handschrift und auch die für diese Musikrichtung ungewöhnlichen Classic-Rock-artigen Soli tragen seine Züge – doch gibt es hörbare Unterschiede in den Strukturen des Songwritings. “Absolut richtig. Gitarrensoli kommen typischerweise in dieser Musik nicht vor und das bemängeln auch einige Fans aus dieser Richtung an meiner Musik. Aber Leute wie Mark Knopfler oder Andy Latimer von CAMEL sind mir eben wichtig als Gitarrist. Ich kann mich ja auch nicht verstellen. Warum sollte ich einfach nur INTERPOL nachspielen? Mich haben die LUNAR-SHADOW-Vergleiche auch überrascht, ich wollte ja ein bisschen weg davon. Aber es stört mich auch nicht, anscheinend kriege ich das nicht raus.”
„Es geht um Liebe, Stadt, Sehnsucht …“
Im Gegensatz zu einigen Auswüchsen des LUNAR-SHADOW-Schaffens wirken Musik und Ästhetik von DRENNAN WHYTE, wenngleich nicht fröhlich, zumindest harmonischer, versöhnlicher, friedlicher. “Ich habe schon früh gemerkt, dass ich nicht wirklich super happy Musik schreiben kann. Das passt nicht zu mir, zu meinem Charakter. Aber du hast Recht, es ist nicht ganz so schwer, nur ein wenig wehmütig. Es geht um Liebe, Stadt, Sehnsucht, allerdings mit weniger persönlichem Bezug als bei LUNAR SHADOW.” Auch das Artwork versprüht ein sommerliches Flair. “Das ist von Gary Ruddell. Ich kenne ihn ursprünglich über seine Arbeiten im Sci-Fi-Bereich, z. B. von Dan Simmons’ ‘Hyperion’. Mitte der Neunziger ist er von Fantasy und Sci-Fi in Richtung Fine Arts gewechselt. Wie bei ‘Wish To Leave’ habe ich das Artwork gesehen und mich darin verliebt, weil es so gut zur Atmosphäre der Musik passt. Über fünf Ecken habe ich ihn dann kontaktieren können. Cooler Typ!”, strahlt Max zufrieden über die Zusammenarbeit. “Er ist so ein ‘Alt-Rocker’, der schon Jimi Hendrix und Grateful Dead live gesehen hat. Er hat es mir dann einfach so überlassen; er wollte nur seinen Namen abgedruckt sehen. Er ist übrigens sehr begeistert von ‘Vermillion’ und hat versprochen, es all seinen Freunden zu zeigen”, lacht er weiter.
Daneben sind Max aber vor allem Kollaborationen mit Menschen, die er kennt und denen er vertraut, wichtig. “Einige Fotos hat wie bei ‘Wish To Leave’ mein guter Freund Sebastian Wünsche geschossen. Die Drums spielte Jonas [aka. Jon Apiarist – Anm. d. Red.] von FIRMAMENT [ehemals TENSION – Anm. d. Red.] ein.” Mit den Mitgliedern von TENSION bzw. FIRMAMENT ist Max ohnehin gut befreundet. Die Leipziger Heavy-Metal-Band hat vergangenes Jahr nach dem TENSION-Debüt eine Single veröffentlicht und sucht gegenwärtig nach einer neuen Person am Mikro. Apropos: Neben seinen guten Kumpels sind Max’ Lieblingsbands in der reichhaltigen Leipziger Szene die Black-Metal-Veteranen EVIL WARRIORS und die empfehlenswerten Kauz-Doomer GOAT EXPLOSION, zu denen wir über dieses Gespräch auch eine gemeinsame persönliche Freundschaft entdecken.
DRENNAN WHYTE, LUNAR SHADOW und die Zukunft
Aktuell tut sich im Hintergrund bei DRENNAN WHYTE, dessen Namen Max aus einem Onkel-Dagobert-Comic hat, durchaus weiterhin etwas. “Ein Song ist bereits geschrieben und mehr habe ich auch durchaus vor, aber ich kann nicht so gut an mehreren Sachen gleichzeitig arbeiten.” In allernächster Zukunft steht erst einmal die letzte LUNAR-SHADOW-Show auf dem Party.San Open Air an. Wie es studio- und albumtechnisch mit dieser Band weitergeht, ist aktuell jedoch ungewiss. Das gemeinsame Musikmachen im Proberaum, wie man es sich idealistischerweise bei einer Heavy-Metal-Band vorstellt, kickt Max eh nicht besonders. “Zudem leben meine Mitmusiker und ich teils mehrere hundert Kilometer auseinander. Als ich früher noch in Nordrhein-Westphalen gewohnt habe, haben wir regelmäßig geprobt. Das war schon witzig, miteinander abzuhängen. Aber das Proben selbst bestand hauptsächlich aus Lärm und mieser Proberaumakustik. So richtig professionell bemüht haben wir uns da auch nie. Mit dem Live-Spielen ist es ähnlich. Ich stehe auf der Bühne und habe während meines Gitarrensolos das Gefühl, dass es bitte bald vorbei sein möge. Was mir vordergründig fehlt am Live-spielen, ist der direkte Kontakt zu den Leuten vor der Bühne, der Austausch mit dem Publikum. Es war unglaublich krass zu sehen, woher die Leute alles angereist sind, als wir mit LUNAR SHADOW in London gespielt haben.”
Bliebe nur noch die Frage, welche Ziele DRENNAN WHYTE sonst noch verfolgen. “Kurz vor der Veröffentlichung der EP habe ich mit Mike von TENSION Bier getrunken und ihm gesagt, ich werde irgendwann noch einen Grammy holen, haha. Daran glaubte er zwar nicht, aber er wünscht mir viel Glück.” Dem kann ich mir nur anschließen.
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Stile | Alternative Rock, Indie-Rock, Shoegaze |
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