Dream Weaver
Interview mit Gitarrist George und Sänger Dimitri
Interview
Da fast zehn Jahre vergangen sind, ehe die Griechen DREAM WEAVER mit „MythReal“ endlich wieder einmal eine Veröffentlichung vorlegen konnten, dürfte die Band hierzulande einen wohl nur sehr geringen Bekanntheitsgrad genießen. Erwähntes Teil sollte aber auf jeden Fall jenen Zeitgenossen, die sich von der bandeigenen Stilbeschreibung „Dark Melodic Power Metal“ angesprochen fühlen mit offenen Armen empfangen werden und ist generelle eine empfehlenswerte Sache, die der Band den zustehenden Respekt einbringen sollte.
Darüber hinaus war es mir ein Anliegen den Jungs in Form eines Interviews ein klein wenig zu helfen und Euch die Band näherzubringen. Gitarrist George Zacharoglou und Sänger Dimitri Marcou, beide seit den Anfängen mit von der Part(y)ie, ließen sich logischerweise auch nicht lange bitten und hatten jede Menge zu erzählen:
Logisch zwar, dass euer aktuelles Scheibchen im Vordergrund stehen muss, dennoch sollten wir zunächst noch ein wenig die Vergangenheit aufarbeiten und wollen bei der Band-History beginnen:
Die Band wurde an sich im Jahr 1990 gegründet, doch es sollte gut zwei Jahre dauern, ehe wir ein stabiles Line-Up zusammenstellen konnten und uns an ersten Kompositionen versuchten. Ein wichtiger Schritt war für uns die Veröffentlichung unseres ersten Demo „Dream Within A Dream“, mit dem wir uns hier in Griechenland einen guten Namen machen konnten und bald nach der Veröffentlichung auch immer wieder die Möglichkeit bekamen uns auch live zu präsentieren. Zwar gab es bereits mehrfach Umbesetzungen, doch im Endeffekt dauerte es nie wirklich lange bis wir geeignete Mitstreiter finden konnten, da sich hier in Athen ein Großteil der Musiker untereinander gut kennt. Nicht zuletzt durch diese geradezu familiäre Situation innerhalb unserer Szene war es uns auch möglich unseren früheren Drummer John Basimakopoulos nach einigen Jahren der Abwesenheit wieder zum Mitmachen animieren.
Welche Bands haben Euch denn am stärksten beeinflusst um euren Stil zu finden?
Am Anfang fast ausschließlich Formationen wie MANILLA ROAD, JAG PANZER und OMEN. U.S / Power Metal hat uns auf jeden Fall nachhaltig geprägt, wobei es vor allem der Mix aus Power und Melodie war und auch immer noch ist, der uns beeindruckt. Mit den Jahren sind aber auch noch viel andere Einflüsse hinzugekommen, so dass wir auf ein sehr breites Spektrum an Inspirationen vorweisen können. Ich würde es mal so formulieren: uns gefällt an aktuellen Bands vieles, grob einzuordnen von IN FLAMES bis hin zu COHEED & CAMBRIA.
In den Jahren eurer veröffentlichungstechnischen Absenz von der Szene scheint ihr trotzdem ausschließlich mit DREAM WEAVER beschäftig gewesen zu sein. Zumindest konnte ich über etwaige andere Betätigungsfelder nicht viel in Erfahrung bringen.
Zunächst einmal muss man festhalten, dass wir allesamt unser Hauptaugenmerk auf DREAM WEAVER gelegt haben um die Band endlich richtig vorantreiben zu können. Dennoch haben wir immer noch diverse andere „Baustellen“ zu betreuen. Unser zweiter Gitarrist Kostas Fitos beispielsweise ist in mehrere unterschiedliche Projekte involviert. Logisch, er lebt auch von der Musik. Dennoch nimmt er sich für die Band momentan jeden zur Verfügung stehenden Freiraum.
Gute Einstellung! Hinzuzufügen bleibt noch, dass George kurz mal bei ARPYAN HORDE aktiv war, während Dimitri an der DIO-Tribute-Band ROCK ‘N’ ROLL CHILDREN beteiligt ist, die jedoch nicht „seine“ ist.
Apropos: Für euer Debüt „Words Carved Within“ habt ihr vollem hier in Mittleeuropa viel Lob einstreichen dürfen. Betracht ihr diese Region als die „eure“?
Absolut! Wir fühlen uns einstellungsmäßig und auch was den Musikgeschmack betrifft sehr stark mit Euch verbunden, denn nirgendwo anderes als in Mittel- und Nordeuropa wird Metal so authentisch gelebt!
Von Authentizität lebt auch euer brandneues Gerät. Mal ganz ehrlich, warum hat es denn soooo lange gedauert?
Also wir hatten nicht das Gefühl, dass wir zu lange gebraucht haben, haha. Wir machen die ganze Zeit über Musik und von daher sahen wir keinen Grund zur Eile. Das Komponieren selbst benötigte an sich auch nur so an die drei Jahre, doch ab dem Zeitpunkt als es an die Aufnahmen ging, begann es ein wenig mühevoll zu werden. Es galt das bestmögliche Studio zu finden, den idealen Produzenten und so weiter. Für uns waren das alles grundlegende Entscheidungen und von daher wollten wir auch jedes Detail perfekt geplant wissen, um nicht dann doch eventuell eine böses Ende erleben zu müssen.
Okay, entschuldigt. Zumal ihr mit dem Ergebnis unter Beweis gestellt habt, dass sich die Wartezeit gelohnt hat. Gab es denn eine Art Intention wie das Album zu klingen hätte?
Nicht, nicht wirklich. Wir waren uns lediglich sicher, dass sich alles nach DREAM WEAVER anhören sollte. Mehr war da nicht, aber schon dafür galt es einiges an Ideen und ganzen Passagen auszusieben.
Hat der Titel „MythReal“ eine spezielle Bedeutung?
Im Prinzip beschreibt der Titel einen inneren Kampf zwischen dem Mythos Band und der Realität. Diesen Kampf kann man sowohl auf jeden einzelnen Musiker als Person beziehen, der sich immer wieder mal zwischen der Band und dem „anderen“ Leben zu entscheiden hat. Aber auch auf das Kollektiv, das bei uns demokratisch betrieben wird, passt dieser „Kampf“.
Wie seht ihr das neue Album im Vergleich zu euren vorherigen Veröffentlichungen?
„MythReal“ muss man wie einen Rotwein betrachten, der jahrelang im Keller gelagert wurde, damit er seine Vorzüge entfalten kann. Schließlich wartet man bei einem solchen auch auf den geeigneten Zeitpunkt, um sich an seinem Geschmack und Duft erfreuen zu können. Der Unterschied zu früher liegt also auf der Hand, die „Trauben“ für „MythReal“ wurden auf speziellere Weise gekeltert und reifen gelassen.
Klingt, hicks, einleuchtend. Da interessiert es mich selbstredend auch, wie ihr es geschafft habt, das Teil zu einem solchen „Tröpferl“ werden zu lassen?
Das war ganz einfach: Es entstand als wir auf unserer orangenen Couch im Proberaum rumlungertn, die Gitarren im Anschlag hatten und uns bei diversen Drinks Ideen vorspielten. Die Riffs kommen dabei immer zuerst, erst danach folgen Gesangsmelodien und Texte. Es mag zwar eigenartig klingen, aber die Songs sind tatsächlich ausnahmslos auf unserer Couch entstanden!
Coole Sache, jetzt aber sollte es auf dem Plan stehen die Couch auch mal zu verlassen und das Album live vorstellig zu machen. Geht da was?
Das ist leider momentan hier bei uns nur ganz schwierig umzusetzen, da viele Clubs mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Durch die diesbezüglich generell sehr angespannte Situation in Griechenland ist es aber auch für uns Bands nicht ganz so einfach etwas auf die Beine zu stellen. Wir haben für uns daher entschieden es eher langsam und mit Bedacht anzugehen, damit wir uns nicht selbst in den Ruin treiben.
Heißt das dann, dass man euch im Ausland wohl auch nur sehr schwer zu sehen bekommen wird?
Vorweg: Generell ist es ein gemeinsames Ziel von uns als Band auch einmal bei Euch in Mitteleuropa unterwegs sein zu können. Wie wir das verwirklichen können, wissen wir aber leider noch nicht wirklich. Dennoch: die Chance besteht!
Wie sieht es denn mit den bisherigen Erfahrungen auf den Bühnen aus?
Wir haben das Glück, bislang auf ausnahmslos positive Erlebnisse zurückblicken zu können. Doch nicht nur die Gigs selbst waren immer sehr fein, es war auch faszinierend sich nach den eigentlichen Konzerte mit Helden wie Mark Shelton MANILLA ROAD), Chris Broderick (MEGADETH), Terry Gorle (HEIR APPARENT) oder Harry Conklin (JAG PANZER) unterhalten zu dürfen. Solche Möglichkeiten hat nicht jeder und schon gar nicht oft, deshalb wissen wir es auch zu schätzen, was uns bisher möglich war. Und abgesehen davon kann man von erfahrenen Musikern wie eben diesen auch jede Menge lernen. Unter anderem, was man als Musiker unter „Professionalität“ versteht. Deshalb gebührt den Herrschaften auch für ihre Einstellung Respekt!
Ihr habt eingangs die „familiäre“ Situation der Metal-Szene bei Euch erwähnt. Wer sind denn eure „Brothers Of Metal“?
Eine ganze Menge, allen voran natürlich INNER WISH, MARAUDER, REFLECTION, CRUSH und BATTLEROAR. Aber auch RAGENHEART und EVERDOME sind hier unbedingt zu erwähnen. Vor allem EVERDOME haben aktuell wieder ein großartiges Teil aufgenommen und zählen zusammen mit PLAYGROUNDED, HIDDEN IN THE BASEMENT und CHEWING GUN zur Garde der „unentdeckten Juwelen“ unserer Region, die man jedem Metaller nur ans Herz legen kann.
Bevor ich mich jetzt prompt auf Entdeckungsreise begebe um mich weitere Schätze der griechischen Szene ausfindig zu machen, wollte ich von Euch noch wissen, wie ihr denn die Entwicklung der Metal-Szene in den letzten 30 Jahren empfindet?
Wir sind der Meinung, dass der Heavy Metal längst zu 100% entwickelt ist und es keinerlei weiterer „Zusätze“ bedarf um diese Art von Musik weiterzuentwickeln. Wenn jemand meint, er müsst unterschiedliche Stile kombinieren, bitte schön. Der Heavy Metal an sich ist allerdings längst am Endpunkt seiner Entwicklung angelangt und bedarf auch keiner weiteren „Versuche“!
In Ewigkeit, Amen. Für diese mag es zwar noch ein bisserl zu früh sein, auf die nähere Zukunft möchte ich euch aber zum Schluss doch noch einmal eingehen lassen:
Keiner weiß, was kommt und deshalb muss man einfach nehmen was sich ergibt. Lasst nur nichts ungenützt und „Weave The Dream“!