Draugnim
Draugnim
Interview
Die bisherige Geschichte von DRAUGNIM erzählte von mehr Tiefen als Höhen, doch letztendlich konnte die Band nun ihr Debütalbum "Northwind’s Ire" veröffentlichen, welches feinsten monumentalen Pagan (Black) Metal enthält, hymnisch und voll majestätischer Melodien. Wir sprachen mit Bandleader Morior (Gitarre, Keyboards) und Turms (Bassist) über den steinigen Weg bis hierhin.
Bitte erzählt uns doch zuerst einmal, wie es zur Bandgründung Anfang 1999 kam, und was die wichtigsten Schritte bis zum heutigen Tag waren. Wer sind die Leute hinter der Band?
Morior: Ich begann damals ca. 1995 damit, Songs zu schreiben, bis ich schließlich 1999 damit vertraut genug war, um ein Demo mit dem Material bis dahin aufzunehmen. Chimedra, unser Sänger, war der Bruder eines Freundes von mir, und er begann gerade mit einer anderen Band zur selben Zeit. Ich dachte, es würde ihn nicht weiter kümmern, noch nebenher ein kleines Sideprojekt zu haben, also fragte ich ihn, ob er nicht DRAUGNIM leihen könnte.
Vor dem ersten Demo probten wir nicht einmal zusammen, ich hatte also keine Ahnung, was ich von ihm erwarten konnte, ich kannte nur das Demo seiner anderen Band. Glücklicherweise verschwanden meine Befürchtungen gleich, nachdem ich gehört hatte, wie Chimedra seine ersten Linien schrie. Ich war sehr von seinem kraftvollen Kreischen überzeugt, seither ist er ein permanentes Mitglied von DRAUGNIM.
Turms war einer meiner Freunde und begann damit, Bass zu spielen. Ich entschied mich also dazu, ihn ebenfalls zu fragen. Sein Enthusiasmus und seine Anbindung machten einen großen Eindruck auf mich, ich musste danach nicht nochmals drüber nachdenken.
In den folgenden Jahren engagierten wir einen Schlagzeuger und einen Keyboarder, nahmen einige Demos auf, aber es fühlte sich so an, als ob es mit dieser Besetzung nicht klappen würde. Es folgte dann der Abwasserschaden (Der Proberaum wurde überflutet und infolgedessen das Equipment zerstört, Anmerk. d. Verf.), das war dann das endgültige Ende der Band in dieser Form. Der Schlagzeuger zog fort, den Keyboarder haben wir rausgeschmissen, und wir waren wieder in der ursprünglichen Dreier-Konstellation.
Einige Jahre verstrichen, ohne dass wir gemeinsam probten, wobei ich weiterhin neue Stücke schrieb. Im Jahr 2007 entschieden wir uns schließlich, endlich richtig loszulegen, und nahmen „Sworn To Waves“ auf, was uns zu einem Plattenvertrag verhalf.
Ihr habt insgesamt vier Demos aufgenommen. Die Stücke des eben genannten, letzten Demos „Sworn To Waves“ befinden sich ebenfalls auf eurem Debütalbum „Northwind’s Ire“. Gibt es irgendwelche Unterschiede zwischen diesen Versionen?
Morior: Wir wollten diese vier Stücke auch auf unserem Album haben, um sie einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Es gab keine dramatischen Änderungen verglichen zu den ursprünglichen Arrangements, wir haben lediglich einige weitere, neue Sachen hinzugefügt wie mehr Chöre und atmosphärische Klänge und solche Dinge.
„Earth Gave Us Birth, Our Blood We Give In Return“, euer drittes Demo, ist von 2002, „Sworn To Waves“ erschien 2007. Bitte gehe noch etwas weiter darauf ein, weshalb zwischen den beiden Demos solch eine lange Zeitspanne war!
Morior: Nach dem Unglück dachten wir, es wäre Zeit, eine Pause vom Proben einzulegen. Wir hatten das Gefühl, dass die Band einfach nicht weiterkommen würde als bis zu diesem Punkt. Es war ein guter Zeitpunkt, alles nochmals zu überdenken, da wir ja nun nicht mal mehr einen Proberaum hatten. Aber da DRAUGNIM mein Lebensprojekt ist, schrieb ich weiterhin Musik, und ab einem Punkt dachten wir daran, es nochmals zu versuchen. Natürlich hatten wir inzwischen alle reguläre Berufe, was offensichtlich auch einiges verzögert noch weiter hat.
Werden die Stücke der anderen Demos auch noch eines Tages veröffentlicht? Was haltet ihr heutzutage von diesen Demos? Und worin unterscheiden sich diese Demos vom Album?
Morior: Das ist durchaus möglich, aber das meiste Zeug dieser alten Demos ist etwas arm, daher müssten die Stücke nochmals überdacht werden. Die alten Demos hatten ihre Momente, und sie beinhalteten noch viele der gleichen Elemente, wie wir sie nun verwenden. Verglichen mit dem Album sind unsere alten Stücke viel schneller als die Musik, welche wir heute machen. Ich denke mal, je älter man wird, desto langsamer wird man auch. Wir versuchen nun nicht mehr, irgendwelche Geschwindigkeitsrekorde zu brechen.
Turms: Es könnte da ein oder zwei Stücke geben, welche wir als Bonustracks für eine EP oder ähnliches verwenden, aber das ist recht unwahrscheinlich. Die Demos vor „Sworn To Waves“ litten unter einer schlechten Produktion und die Songs waren nicht so sehr im Einklang wie die neuen es sind. Wie auch immer, die früheren Demos waren natürlich wichtige Schritte in unserer Entwicklung, in dem Prozess zu der Band zu werden, welche wir heute sind.
Letztes Jahr im Dezember kam es eurem Plattenvertrag mit Spikefarm Records. Wie kam der Deal zustande?
Morior: Wir hatten einige Anfragen von verschiedenen Labeln, aber Spikefarm waren von Anfang an am meisten von allen daran interessiert, uns unter Vertrag zu nehmen. Auf der positiven Seite stand, dass sie die größte finnische Plattenfirma in Sachen Metal sind und dass die Kommunikation mit ihnen sehr einfach wäre. Des weiteren hatten wir auch die Möglichkeit, das Album genau so zu machen, wie wir es wollten, was uns definitiv sehr viel bedeutet hat.
Turms: Wir sandten ihnen unser Demo zu. Wie auch immer haben sie es niemals erhalten, es geriet auf dem Postweg oder wo auch immer in Verlust. Später war ich in einer Bar mit Henri Sorvali (Keyboarder und Gitarrist von MOONSORROW, Anmerk. d. Verf.) und fragte ihn, ob er irgendetwas darüber wüsste. Er schickte eine SMS an Sami Tenetz von Spikefarm und fragte nach. Tenetz sagte ihm, dass sie kein Demo von uns erhalten hätten. Henri schickte ihm daraufhin unsere Myspace Adresse und bat ihn, in unsere Demo-Songs dort zu hören. Gerade einmal 15 Minuten später kam die Antwort sinngemäß „Ich kann den Jungs sofort einen Plattenvertrag anbieten“. Einige Wochen und Diskussionen später unterschrieben wir den Vertrag. Auf eine gewisse Weise passte der Verlust des Demos bei der Post zu den ganzen Unglücken, welche DRAUGNIM bisher erfahren mussten. Aber Ende gut, alles gut.
Kommen wir nun zu „Northwind’s Ire“. Das Album ist ja wirklich gut von eben genanntem Henri Sorvali produziert, genauso wie das Demo „Sworn To Waves“. Wie kam die Zusammenarbeit mit Henri zustande, weshalb habt ihr euch für ihn entschieden und wie verlief die Zusammenarbeit?
Turms: Wir kennen Henri bereits viele Jahre, lange bevor wir das Album aufnahmen. Als Henri von unserem Vorhaben hörte, ein weiteres Demo aufzunehmen, welches letztendlich dann „Sworn To Waves“ wurde, fragte er uns, ob wir Interesse daran hätten, das Demo mit ihm aufzunehmen. Wir stimmten zu, und das Demo wurde in Henris Unstable Studio aufgenommen. Da wir alle mit dem Resultat sehr zufrieden sind, war es ziemlich klar, dass Henri die richtige Wahl wäre, auch das Album zu produzieren, da er genau weiß, was wir wollen und wir mit dem Ergebnis sehr glücklich sind.
Für die Schlagzeugaufnahmen hattet ihr Hilfe von Repe Misanthrope von IMPALED NAZARENE als Session-Drummer. Wie kam es hierzu?
Turms: Henri wusste, dass wir nach einem Schlagzeuger Ausschau hielten, als die Aufnahmen zu „Sworn To Waves“ anstanden, und er schlug Repe vor. Er war gewillt, auf dem Demo zu spielen, und wir waren sehr glücklich mit dem Ergebnis. Er war auch interessiert daran, die Schlagzeugaufnahmen für das Album einzuspielen, wir haben daher nicht nach jemand anderem weiter gesucht.
Eure Musik ist sehr episch, atmosphärisch und monumental, mit majestätischen Melodien. Welches sind eure hauptsächlichen Einflüsse?
Morior: Ich begann in den späten Achtzigern, frühen Neunzigern, Metal anzuhören und habe seither auch ständig Metal gehört. Meine größten Einflüsse liegen bei BATHORY, ENSLAVED, ISENGARD, DARKTHRONE und tausend weiterer Bands. Heutzutage bin ich nicht mehr ganz so strikt und höre viele verschiedene Bands und Genres wie PINK FLOYD und BLACK SABBATH bis BLUT AUS NORD und WOLFSBLOOD.
Wie schreibt ihr neue Songs, und was muss ein Stück haben, damit es ein gutter DRAUGNIM-Song ist?
Morior: Ich beginne damit, einige Riffs und Melodien zu schreiben, und diese dann miteinander zu kombinieren. Ich gebe dann raue Versionen der Songs an die anderen Jungs, sie geben mir dann Kommentare und Empfehlungen. Manchmal schreibe ich längere Parts, manchmal nur einige Melodien. Es ist ein guter DRAUGNIM-Song, wenn er vom Herzen kommt und die richtige Atmosphäre besitzt.
Turms: Wenn jemand von uns denkt, dass ein Song oder ein Teil davon zu sehr nach einer anderen Band klingt, wird der Song abgelegt.
Morior: Ja, wir versuchen musikalisch unserem eigenen Pfad zu folgen, soweit uns das möglich ist, aber das ist nicht immer so einfach und ich denke, dass man immer Einflüsse von anderen Bands raushören wird, egal ob man dies möchte oder nicht.
Wovon handeln die Texte?
Morior: Die Texte handeln von Mythologien, Folklore und der Natur. Als wir begannen, waren sie hauptsächlich über skandinavische Geschichten, heutzutage versuchen wir, auch den ganzen anderen Archetypen in Europa Leben einzuhauchen. Die nordische Natur bringt natürlich ihren eigenen Einfluss auf die Texte, und oftmals sind die Texte eine Kombination dieser Themen.
Ihr spielt Pagan Metal, und wie auch im Black Metal finden sich in dieser Szene leider einige Bands und Zines, welche nationalsozialistische, faschistische und/oder rassistische Inhalte verbreiten. Was haltet ihr von all dem, auch in Zusammenhang mit den Problemen, vor welchen eure Landsleute MOONSORROW und IMPALED NAZARENE jeweils auf ihren Touren durch Deutschland konfrontiert waren?
Morior: Ich persönlich habe nie wirklich die Notwendigkeit verstanden, diese Dinge miteinander zu verbinden, und ich kann sagen, dass wir definitive nicht an diesen Dingen interessiert sind. Ich bin absolut uninteressiert an Politik und unsere Musik unterstützt keinerlei politische Ideologien.
Turms: Wir sind auf politische Weise mit niemandem verbunden, wir wollen das ganz klar zum Ausdruck bringen! Es war wirklich verrückt, von Henri über die Probleme zu hören, welche MOONSORROW auf ihrer gemeinsamen Tour mit TYR hatten. Da ich Henri nun schon seit vielen Jahren kenne und weiß, dass MOONSORROW keine politisch orientierte Band sind, waren die Anklagen verdammt lächerlich und es scheint, als ob jemand den ganzen Schrott nur um seinen eigenen Willen hin in die Welt gesetzt hat, ohne irgendeine Verbindung zur Realität. Das Gleiche gilt übrigens auch für Repe, er ist einer der lustigsten Menschen überhaupt, und definitiv nicht an diesen Dingen interessiert.
Was bedeutet es für euch, eine Pagan-Metal-Band zu sein?
Morior: Das bedeutet schon einiges! Ich bin wirklich sehr an Geschichte im Gesamten interessiert, und unsere heidnische Abstammung ist eines meiner Lieblingsthemen. Ich bin stolz darauf, dass wir unsere Wurzeln auf Pagan Boden haben, und ein Teil dieser Erbschaft lebt weiter in uns. Ich liebe auch die Natur uns respektiere sie sehr. Es ist eher wie ein Geisteszustand und was man in seinem Herzen behält.
Und wie schaust du auf die heutige Pagan/Viking Metal Szene?
Morior: Ich habe sie nicht ständig im Blickwinkel, aber es scheint, dass diese Musik mittlerweile überall sehr populär geworden ist. Ich hoffe, dass das Ganze nicht zu groß wird, dass die Label anfangen alles zu signen, was sie kriegen können. Das könnte auch die guten Bands herabsetzen. Glücklicherweise gibt es viele Bands mit großem Potenzial, aber ich kann nur hoffen, dass sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie auch verdienen, und nicht von der Welle der Mittelmäßigkeit, welche die Szene umspült, ertränkt werden.
Werden DRAUGNIM auch Konzerte spielen, ist in dieser Hinsicht irgendwas geplant?
Turms: Wir planen, in der Zukunft einige Auftritte zu spielen, dafür haben wir Repe als Session-Schlagzeuger angeheuert, ebenso wie Eve von MYGRAIN, welche die Keyboards spielen wird.
Morior: Wir brauchen noch einen zweiten Gitarristen für die Konzerte, aber das sollte kein Problem sein. Hoffentlich können wir bald Live spielen, auch in anderen Ländern. Ich denke, die ersten Konzerte könnten irgendwann ab Januar stattfinden. Das wird sich zeigen.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch!
Danke für das Interview!
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