Dragonforce
"Jedes DRAGONFORCE-Album und jede Tour braucht immer mehr Zeit."
Interview
Seit Freitag steht „Warp Speed Warriors“, das neunte DRAGONFORCE-Album, in den Läden. Aus diesem Anlass haben wir uns virtuell mit Gitarrist Herman Li zusammengesetzt, der uns vor einer imposanten Sammlung an Gitarren Rede und Antwort stand. Zudem sprachen wir über eine weitere große Leidenschaft Lis, die auch auf dem neuen Werk Raum bekommt – Videospiele.
Hallo Herman! Es sind fünf Jahre seit „Extreme Power Metal“ vergangen. Was ist bei DRAGONFORCE in der Zwischenzeit passiert?
Wir hatten viel zu tun. Wir brauchen diese Zeit mittlerweile, um ein neues Album zu veröffentlichen. So funktioniert das in der Welt. 2019 haben wir ein paar Shows gespielt, 2020 bremste die Pandemie uns aus. Ich fing damals an, am Album zu schreiben. 2022 haben wir verschobene Touren nachgeholt und waren mit POWERWOLF unterwegs.
Was kannst du mir über die Produktion des neuen Albums erzählen?
Wir waren schon immer eine Band, die gestückelt arbeitet. Sam [Totman, Gitarre, Anm. d. Red.] ist unser Hauptsongwriter. Er schickt mir die Demos und dann diskutieren wir sie. Lustig ist, dass es als neue Band einfacher war, Album nach Album zu produzieren. Mit der Zeit kommt die Erfahrung als Songwriter und du willst sichergehen, dass du nicht nur das wiederholst, was du schon geschrieben hast. Jedes DRAGONFORCE-Album und jede Tour braucht immer mehr Zeit.
Euer Auftreten wirkt von Album zu Album mehr „over the top“. Versucht ihr, euch immer mehr zu übertreffen?
Schon unser zweites Album hieß „Sonic Firestorm“, dann kamen „Inhuman Rampage“ und „Ultra Beatdown“. „The Power Within“ und „Reaching Into Infinity“ sind nicht so krass, aber „Maximum Overload“ und „Extreme Power Metal“ schon. Das passiert, wenn du Herman und Sam in einen Raum setzt und sie über Albumtitel nachdenken sollen. Das ist unser Stil. Wir sind die kreative Kraft in der Band. Das bezieht sich auf die Musik, das Artwork und die Bühnenshow. Es ist ein bisschen wie ein Videospiel, das wir erschaffen. Wir bauen eine Welt um uns herum, leben damit unsere Jugend aus und machen unser Hobby zum Beruf.
„Extreme Power Metal“ könnte bald eine Genrebezeichnung für alle Bands sein, die wie DRAGONFORCE klingen.
„Extreme Power Metal“ kann als Wiedergeburt von DRAGONFORCE gesehen werden. Als wir 2004 „Sonic Firestorm“ veröffentlichten, klebte auf der CD ein Sticker, auf dem „Extreme Power Metal“ stand. Das sollte den Hörern und Hörerinnen eine Vorstellung der Musik geben. Die Werbung beschrieb unsere Musik als grenzsprengend für Power Metal und Speed Metal.
2018 hatten wir dann eine Menge Veränderungen in der Band. Ab dem Zeitpunkt arbeiteten wir ohne externen Manager. Wir entschlossen uns dazu, uns selbst zu managen, wie ein Familienunternehmen. Darum haben wir uns für unser damals neues Album überlegt, dass wir dahin zurückwollen, wo alles anfing. „Extreme Power Metal“ sollte die Prämisse werden, wie wir von dort an alles angehen wollen.
Haben Videospiele einen großen Einfluss auf eure Musik und Texte?
Auf jeden Fall, wir sind große Gamer, schon seit den „Game & Watch“-Konsolen. Ich habe alles, auch moderne Konsolen, Virtual-Reality-Geräte und ich nutze selten weniger als drei Bildschirme. Videospiele sind ein Teil von uns und auf diesem Album ließen wir uns mehr von Spielen inspirieren, die uns viel bedeuten. Die Lyrics sollen dadurch noch kraftvoller und epischer werden, wie es bei „Power Of The Triforce“ der Fall ist. Der Song ist von älteren „The Legend Of Zelda“-Titeln beeinflusst, hauptsächlich „A Link To The Past“. Das ist ein Klassiker, mit dem du nichts falsch machen kannst.
„Pixel Prison“ handelt von den Erlebnissen, die du als Gamer machst. Du bist sprichwörtlich in der Welt gefangen beim Zocken, weil sie dich so vereinnahmt. Manchmal vergisst du sogar, Essen zu machen, weil du nicht mit dem Spielen aufhören kannst. Wir haben schon auf früheren Alben Sounds auf der Gitarre gemacht, die sich wie aus einem Videospiel-Soundtrack anhören. Nun gehen wir noch einen Schritt weiter und bauen diesen Aspekt unserer Musik mehr in unsere Texte ein.
Was sind deine Lieblingsspiele?
Das ist schwierig, weil ich so viele Spiele gespielt habe. Ich liebe Side-Scrolling-Shoot-‚em-Ups wie „R-Type“. Plattformer mag ich auch sehr gerne, ich habe das neue „Ghosts ’n Goblins“ auf der Switch gespielt. Ich finde auch Simulationsrennspiele klasse, die zocke ich mit meinem VR-Headset. Es gibt in jedem Genre etwas, das ich mag. Sei es Echtzeitstrategie wie „StarCraft“ oder First-Person-Shooter.
Mein Lieblingsspiel ist „The Last Of Us“. Das Storytelling ist unerreicht gut.
Ja, das ergibt Sinn. Ich bin ein großer Fan von „Metal Gear Solid 3: Snake Eater“, was storylastige Spiele angeht. Ich habe es bestimmt drei oder vier Mal durchgespielt und werde auch das Remake spielen.
Wie würde ein DRAGONFORCE-Videospiel aussehen?
Ich bin mir nicht sicher, aber es würde auf jeden Fall schwierig sein. Mit „schwierig“ meine ich, dass die Gegner dich nicht unzählige Male treffen können ohne, dass du umfällst. Spiele sind im Laufe der Zeit kommerzieller und einfacher geworden, sodass neue Spieler dazukommen. Es wäre schnelle, kompromisslose Action mit einer Herausforderung. Das belohnt einen mehr, wenn man es geschafft hat. Es ist wie Gitarre spielen lernen, das ist auch nicht einfach. Wir würden alle möglichen Genres durcheinandermischen. Es wäre ein Plattformer, ein Shooter, aber auch storyfokussiert. Mehr ist mehr!
Warum habt ihr TAYLOR SWIFTs „Wildest Dreams“ gecovert?
Ich habe TAYLOR SWIFT und diesen Song in den vergangenen Jahren tausende Male gehört. Ich habe eine kleine Tochter, die als Baby viel geweint hat. Wir haben nach Musik gesucht, die wir ihr zur Beruhigung vorspielen konnten. Dabei hat STEVE VAIs Solozeug wenig geholfen, es musste poppig mit leicht ins Ohr gehenden Melodien sein.
Ich habe zu Sam gesagt, dass wir „Wildest Dreams“ in einen Extreme-Power-Metal-Song verwandeln müssen. Ich habe mir gedacht, dass das gut funktioniert. Auf diesem Album sind viele Themen zu finden, die unser persönliches Leben betreffen, wie die Videospiele. In diesem Fall ist das Thema, dass ich viel TAYLOR SWIFT gehört habe.
Was sind deine Gedanken zu eurer Tour mit AMARANTHE?
Ich mag AMARANTHE total gerne, schon seit ihrer ersten Demo. Die Musik macht Spaß und ist anders als das, was viele Bands machen. Das Timing hat dieses Mal gut gepasst, ihr neues Album kommt zur gleichen Zeit heraus wie unseres und sie waren schon der Special Guest auf unserer USA-Tour. Diese Tour war die erfolgreichste Tour der Bandgeschichte in den Staaten. Hier in Europa wird es eine Doppelheadlinertour, weil wir uns auf einem Level bewegen.
Es wird ein paar Überraschungen geben. Wir haben ein Feature mit Elize [Ryd, Sängerin von AMARANTHE, Anm. d. Red] aufgenommen und vielleicht performt sie das mit uns, das hat sie in den USA auch gemacht. Sie war unsere erste Wahl für ein Feature auf dem Album. Generell haben alle unsere Special Guests, die wir uns gewünscht haben, zugesagt. Das freut uns sehr. Das Leben ist zu kurz, um nicht mit seinen Lieblingsmusikern zusammenzuarbeiten. Elize ist eine meiner Lieblingssängerinnen, sie ist so gut.
Danke dir für deine Zeit. Hast du ein paar letzte Worte für uns?
Danke dir! Ich hoffe, ich sehe alle Fans, die das hier lesen auf der Tour. Ich zitiere etwas, das ich im Internet gelesen habe: „Wenn du jemanden auf seine erste Metalshow mitnehmen möchtest, dann geh‘ zu DRAGONFORCE, weil auf der Bühne so viel passiert.“.
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