Dragged Into Sunlight
Interview zu "Widowmaker"

Interview

Dragged Into Sunlight

DRAGGED INTO SUNLIGHT haben mit „Widomaker“ wie schon auf dem ersten Album „Hatred For Mankind“ die extreme des Metals ausgereizt. Im Vergleich zum Vorgänger spielen die Briten damit auch zunehmend mit ruhigen Momenten und zeigen sich generell noch experimentierfreudiger – aber nicht minder brutal. Wir sprachen mit DRAGGED INTO SUNLIGHT über ihre Erlebnisse auf der Bühne, die verwendeten Sprachsamples und natürlich das aktuelle Album.

 

Die Idee zu „Widowmaker“ stand ja bereits einige Zeit im Raum und sollte, soweit ich mich entsinne, auch bereits 2011 erscheinen. Nun hat es doch etwas mehr Zeit gebraucht, woran lag es?

Am Leben. Die Leute, die in DRAGGED INTO SUNLIGHT involviert sind, sind circa 300 Meilen voneinander entfernt und oft genug sind wir im persönlichen und professionellen Bereich voll ausgelastet. Das entwickelt sich oft zu einem logistischen Albtraum, aber es eilt ja nicht. Wir machen einfach unser Ding, und es passiert alles zu seiner Zeit.

Direkt daran anschließend: Es handelt sich nach meinen Infos ja erst um den ersten Teil einer Trilogie, was für mich nach einer Art Konzept klingt. Worum geht es in dieser Trilogie und gibt es schon konkreteres über die weiteren Teile zu erzählen?

„Widowmaker“ ist eine Trilogie, allerdings realisiert als ein kompletter Klangkörper. Ähnlich wie ein Kunstwerk besitzt „Widowmaker“ viele versteckte Tiefen und die transportierten Gefühle des Stücks bedürfen keiner weiteren Erzählung. „Widowmaker“ konzentriert sich auf Eisamkeit, Depression und Isolation. Also eine ergreifende Reflexion eines sinnlosem Lebens. Es gibt keine konkreten Pläne, „Widowmaker“ fortzufühen

Wenn ich recht informiert bin, arbeitet ihr derzeit noch an einem Video-Projekt, dass dem Album auch visuell noch beiliegen wird. Kannst du dazu schon mehr verraten?

Dwid Hellion von INTEGRITY hat für das Video Regie geführt und die Produktion übernommen und es wird voraussichtlich Anfang 2013 veröffentlicht. Wir sind was das angeht nicht in Eile, aber wir haben die Absicht, „Widowmaker“ zu gegebener Zeit live aufzuführen. Wie bei allen Köpfen, die bei DRAGGED INTO SUNLIGHT mitwirken, stellt Dwid seine eigene, einzigartige Interpretation von „Widowmaker“ dar und wir hoffen, dass die Produktion eine visuelle Interpretation der Aufnahmen projizieren wird.

Dragged Into Sunlight

Auch das Artwork kann sich erneut sehen lassen. Soweit ich weiß hatte „Hatred For Mankind“ in der Symbolik schon einiges mit dem Album zu tun und auch „Widowmaker“ erscheint Ausdrucksstark. Magst du uns vielleicht etwas mehr dazu erzählen? Und hat es erneut Justin Bartlett gezeichnet?

Das Artwork stammt von Sindre Foss. Wie ich schon gesagt habe, die Leute, die wir zur Zusammenarbeit auswählen, sind oft sehr verlässlich was ihre eigene künstlerische Integrität angeht. Sindre war so nett, seine eigene Interpretation von „Widowmaker“ vorzulegen. In der Zeit, in der er das Cover malte, zog er sich für einen Monat in eine Hütte in den norwegischen Wäldern zurück. Vor seine Abreise haben wir uns einige Male über das Artwork unterhalten, aber man kann sich kaum vorstellen, in was für Abgründe des Wahnsinns Sindre abgetaucht ist um so ein Bild zu erschaffen und wir sind außerordentlich dankbar dafür, ein so erstaunliches und persönliches Kunstwerk für unsere Aufnahmen zu haben.  Wie auch schon bei „Hatred for Mankind“ liegt die Idiologie und Symbolik ganz beim Künstler. Jede Person nimmt das unterschiedlich wahr und interpretiert es anders.

Wie bereits auf dem letzten Album habt ihr auch dieses Mal wieder mit Sprachsamples gearbeitet. Was bei vielen Bands störend wirkt, entfaltet bei euch eine gewisse Effektivität. Wo liegt für euch der Reiz dabei, Samples mit einzubauen und von wem stammen sie dieses Mal?

DRAGGED INTO SUNLIGHT repräsentiert eine dunkle Entität für alle, die daran beteiligt sind, es ist wie die Klinge eines Messers. Gleichzeitig gibt es auch ein sehr rohes menschliches Element und im Vergleich dazu stammen die benutzten Sprachsamples von Menschen, genauer gesagt von Serienmördern, und diese sind ebenso menschlich, gleichzeitig sind sie aber auch ein Zeugnis von der dunkleren Seite der Menschheit. Auf „Widowmaker“ gibt es einige solcher Samples, eines der interessantesten ist jedoch von Joe Kallinger, der 1974 für den Mord an drei Personen und die Folter ihrer Familien inhaftiert wurde, welche er gemeinsam mit seinem jungen Sohn begangen hat. Es wird berichtet, dass eines seiner Opfer, Maria Fasching, gegen Kallinger protestierte als dieser sie gerade festband, woraufhin ihr Kallinger mit einem stumpfen Messer die Kehle durchschnitt. Während seiner Zeit im Gefängnis begang er einen Suizidversuch bei dem er sich selbst versucht in Brand zu stecke und er wurde für elf Jahre wegen Selbstmordgefährdung unter Beobachtung gestellt. Kallingers Mordserie umfasste auch den Mord seines eigenen Sohnes, und es wird berichtet, dass er gesagt hat, er wollte sehen, ob er fähig war „einen von seinen eigenen zu töten“. Was das Sample auf „Widowmaker“ betrifft, es fängt damit an, dass Kallinger sagt „Ich will mir das Leben nehmen und Gott werden.“ Das ist die dunkelste Seite der Menschheit und das Wissen, dass es da draußen Menschen mit solchen Fähigkeiten gibt, kann bei genauerer Betrachtung ziemlich überwältigend sein. Das ist wirklich die dunkelste Seite eines Menschen. In ähnlicher Weise ist DRAGGED INTO SUNLIGHT die dunkelste Seite von allen Beteiligten. Kompromisse stehen nicht auf dem Plan und es wird weiter als Exorzismus dienen, bis die Zeit kommt, in der wir es für nötig erachten, die Welt mit der harschen Realität zu belasten.

„Widowmaker“ lässt zwar alle DRAGGED INTO SUNLIGHT-Trademarks erkennen, erscheint aber doch als deutlicher Entwicklungsschritt. Gerade auch die ruhigeren Parts tragen dazu ihren Teil bei. Wo siehst du denn Entwicklung für euch, ich denke Sorgen machen, dass ihr irgendwann leicht verdauliche Kost abliefert, muss sich auch niemand, oder?

Keiner der Leute, die in DRAGGED INTO SUNLIGHT involviert sind, hat ein einfaches Wesen, es gibt also keinen Grund zu befürchten, wir würden jemals etwas anderes als ein traumatisches Hörerlebnis sein. Als ein Kollektiv kombinieren wir Negativität und Pessimismus zum Bestmöglichen. Das Fundament der Veröffentlichung besteht aus einer Menge Erlebnisse, welche anhalten und sich dabei weiterentwickeln. Daher kann gesagt werden, dass nichts gleich bleibt, abgesehen von unserer Verpflichtung Werke zu erschaffen, die uns zufriedenstellen. DRAGGED INTO SUNLIGHT ist auf die Details fokussiert, die viel zu oft im heutigen Extreme Metal beschönigt werden, welche aber in den Veröffentlichungen mit denen wir aufgewachsen sind, zu finden sind. In der Zukunft hoffen wir, dass sich Musiker wieder auf die Wurzeln des Extreme Metal rückbesinnen werden. ?Widowmaker? als Aufnahme verfolgt einen ganz anderen Ansatz, wie auch immer, es ist keine Fortsetzung des Sounds von ?Hatred For Mankind? aber ein simultaner und wie ein anderer Kopf der Hydra. Es ist ein anderer Teil des Sounds von DRAGGED INTO SUNLIGHT, um auf Grundlage verschiedener Einflüsse Dinge zu erkunden und eine andere Perspektive einzunehmen.

Ganz zum Schluss. Ihr habt ja jetzt schon einige Konzerte in verschiedenen Ländern gespielt. Nehmt ihr das Publikum überhaupt wahr bei euren Shows? Und wenn ja, gab es Unterschiede in den Reaktionen auf eure Musik in den verschiedenen Ländern?

Jede Show ist eine Ehre, es ist unsere Ehre, eine sehr persönliche, aber kollektive Erfahrung mit gleichgesinnten Individuen zu teilen, letztlich begannen DRAGGED INTO SUNLIGHT auf jeden Fall damit, gegen die Wände anzuspielen und werden damit auch unbekümmert weitermachen. Nur diese Risikobereitschaft kann für die Erfahrung sorgen, durch die Welt zu reisen, und sie ist gleichzeitig eine Gelegenheit, jene Individuen zu treffen, die unterstützen, was wir machen, und den Willen teilen, unser Werk voranzutreiben.

Dann danke ich euch für das Interview und überlasse euch selbstverständlich das Schlusswort.

Misery Forever

 

12.01.2013

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