Dragged Into Sunlight
Dragged Into Sunlight
Interview
Ihr Debüt "Hatred For Mankind" ist das brutale und doch facettenreiche Werk einer sich hinter Sturmhauben verbergenden Band, die Einflüsse aus diversen Spielarten des extremen Metal zieht. So gnadenlos und unkommerziell die Musik wütet, so knapp und teilweise mehrdeutig waren die Antworten, die ein DRAGGED INTO SUNLIGHT-Mitglied, das namenlos bleiben möchte, metal.de auf neugierige Fragen gab.
Hallo. Wie geht es Dir? Wie war dein Tag?
Überarbeitet und unterbezahlt.
DRAGGED INTO SUNLIGHT ist eine relativ junge Band. Kannst Du mir etwas über die Anfänge der Band erzählen, über eure Intentionen, als ihr die Band ins Leben gerufen habt?
Wir fingen mit der Absicht an, unsere eigene Interpretation von allem Extremen zu schaffen. Seitdem hat sich nicht viel geändert. Wir sind sehr viel getourt, haben etliche Verstärker zerstört und auf zahllosen Fluren gepennt. 2008 haben wir im Winter sogar zu neunt in einem Van geschlafen. Wieder kann ich sagen, dass sich seitdem nicht viel geändert hat.
Euer Album „Hatred For Mankind“ ist eine eindrucksvolle, bestialische Mischung aus Death Metal, Black Metal, Grind und Doom – so in etwa würde ich das Teil beschreiben. Wie würdest Du eure Musik kategorisieren? Oder bedeutet es Dir nichts, Musik in Schubladen zu stecken?
Danke.
Wenn Leute uns in eine Schublade stecken wollen, ist das ihr Problem. Es ist völlig übertrieben, ein Subgenre in weitere Unterkategorien aufzuteilen. Kategorisierungen können schädlich sein, zur zwanghaften Selbsterfüllung führen. Man hält Kreativität und Realität gefangen. Alles ist real.
DRAGGED INTO SUNLIGHT stellt einen Tribut an das Spektrum extremer Musik dar, das uns beeinflusst hat und wir waren immer schon der Ansicht, dass Dankbarkeit Priorität haben sollte.
Kannst Du denn einige der Bands nennen, die euch beeinflusst haben?
Sicher. Wir sind mit Kapellen wie BROKEN HOPE, IRON MONKEY und ULVER aufgewachsen. Alles lauter und heftiger als alles andere.
Wie entstehen eure Stücke aus diesen Einflüssen heraus? Entwickelt sich alles direkt im Proberaum oder arbeitet jeder für sich an neuen Ideen, die ihr dann später austauscht?
Es gibt keine Struktur in dem, was wir tun. Aber jeder im Kollektiv bringt sich ein. Wir arbeiten am effektivsten unter katastrophalen Zuständen und es gibt bei uns eine starke Desorganisation.
Zwischen den Mitgliedern von DRAGGED INTO SUNLIGHT gibt es aber eine Gemeinsamkeit: eine Abneigung gegenüber der Menschheit, die in unserer Musik denke ich sehr deutlich wird. Wir sind alle gleichermaßen angewidert von der Entwicklung, die diese Welt durchmacht und wir nutzen diese negativen Energien, um Musik zu erschaffen. Es ist eine einfache Formel.
Das Album hört dann auch auf den plakativen Namen „Hatred For Mankind“. Was ist euer Grund, die Menschheit zu hassen und wie wirkt sich dieser Hass auf euren Alltag aus?
Engstirnigkeit, ein Mangel an Kreativität, totale Routine tagein, tagaus. Die Gesellschaft lebt in einem Kasten und das spiegelt sich in allem wieder, was wir tun. Man ist gezwungen, allem, was man tut, einen Sinn zu geben.
Unsere Ansichten haben aber keine Auswirkungen auf unseren Alltag, im Gegenteil, wir sehen das völlig gelassen. Vielleicht ist es schlecht, dass wir so gelassen damit umgehen. Wichtig ist es jedenfalls, dass wir uns fähig fühlen, wahrzunehmen und zu erkennen, was vor sich geht.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder zwölfte Mensch an Depressionen leidet. Man muss sich fragen, ob der Terminus nicht vielleicht zu kurz greifend ist und schlicht sagen möchte, dass man verdammt angepisst davon ist, wie alles funktioniert, und es einen total krank macht, wie schwierig alles ist.
Was hat es mit den Sprach-Samples auf sich, woher kommen diese? Inwiefern profitiert eure Musik davon deiner Meinung nach?
Wir benutzen größtenteils Samples aus Interviews mit Mördern.
Die Rede ist ein mächtiges Werkzeug: Es gibt die Stimme der Vernunft, und es gibt die Stimme von jemandem, der dazu fähig ist, einen unschuldigen Menschen wie ein Wolf Glied um Glied zu zerreißen. In unserer zeitgenössischen Gesellschaft ist Letzteres irgendwie passender.
Wir wollen, dass der Hörer das, was wir fühlen, nachfühlt.
Hast Du denn ein Lieblingsstück auf dem Album?
Nein. Jedes Stück ist anders.
Justin Bartlett ist für das morbide Coverartwork des Albums verantwortlich – wie kamt ihr in Kontakt und inwiefern habt ihr ihm Vorgaben gemacht?
Die Individuen, mit denen wir zusammenarbeiten, sind ähnlich gestrickt wie wir und sehen glücklicherweise das, was wir sehen. Wir gaben Justin eine Kopie des Albums und er tat einfach das, was er tun wollte.
Bei Konzerten trägt die gesamte Band Sturmhauben und steht mit dem Rücken zum Publikum – was wollt ihr mit diesem Verhalten ausdrücken? Verachtung? Und wäre es nicht konsequenter, überhaupt nicht vor all dem „menschlichen Abschaum“ aufzutreten?
Es geht nicht um „menschlichen Abschaum“. Wir sind alle Menschen. Die Sache ist, dass wir das alles für uns selbst und für niemand anderen tun. Wir haben absolut keinen Grund, einem Publikum ins Gesicht zu sehen. Wir möchten damit keine Abschätzigkeit ausdrücken, wir bieten lediglich einen Einblick in unsere Geisteshaltung an – und das ist alles.
Wie sehen denn eure Pläne für kommende Konzerte und Touren aus? Wird man euch in naher Zukunft (wieder) in Deutschland sehen können?
Am 18. Dezember 2010 spielen wir mit MAYHEM eine Show in London. Wir freuen uns, im April 2011 dann mit unseren Freunden von RWAKE zu touren und hoffentlich werden wir auch Deutschland wieder besuchen.
Arbeitet ihr in der Zwischenzeit schon an einem neuen Album?
Ja, wir arbeiten derzeit an „Widowmaker“, dem Anfang einer Triologie, von der jeder Teil etwa 40 Minuten lang sein wird. „Widowmaker“ sollte 2011 über Mordgrimm Records erscheinen und wird Einflüsse von Bands wie AUTOPSY, RAMESSES, HIGH ON FIRE und MUGWART aufweisen.
Wie sieht es denn bei den angesprochenen Einflüssen mit stilistischen Modifikationen aus? Kannst du dir vorstellen, dass DRAGGED INTO SUNLIGHT sich in Zukunft von den Wurzeln im extremen Metal weg entwickeln, den Sound weiter öffnen und gemäßigte, kommerziellere Musik machen?
Viele Bands kämpfen mit der Dichotomie zwischen künstlerischer Integrität und kommerziellem Erfolg. DRAGGED INTO SUNLIGHT sind jedoch so gefestigt, dass uns das niemals passieren wird. Weil wir das, was wir tun, nur für uns selbst tun, wäre eine Verweichlichung und Kommerzialisierung unseres Sounds sinnlos und unpassend.
Das wird man im Auge behalten dürfen. Danke für das Gespräch, die letzten Worte gehören wie immer dem, der Rede und Antwort steht.
Danke.
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