Draconian
Draconian
Interview
Einen weiteren Schritt nach Vorne ist Schwedens Vorzeige-Doom-Gothic-Band DRACONIAN mit dem äußerst düsterem "Turning Season Within" gelungen. Die Schwerenöter zeigen sich auf vielerlei Weise tiefgründiger und dynamischer denn je. Über das neue Werk sowie weitere Themen rund um das Bandleben sprachen wir mit Gitarrist Johan Ericson.
Bisher ziemlich gut, was ich bis jetzt mitbekommen habe. Es dauert allerdings noch etwas, bis wir hierzu die ganzen Urteile erhalten.
Das Album wurde im Fascination Street Studio in Örebro mit den Produzenten Jens Bogren und David Castillo (KATATONIA, OPETH) aufgenommen. Wie verlief die Zusammenarbeit mit den beiden doch sehr bekannten Klangmeistern und weshalb habt ihr dieses Mal nicht wieder selbst produziert wie bei eurer letzten Veröffentlichung „The Burning Halo“?
Wir wollten dieses Mal wirklich richtig professionelle Unterstützung haben. Jens macht meiner Meinung nach die beste Arbeit da draußen, wenn es um den Mix geht. Es war sehr relaxt und es machte mir wirklich viel Spaß, im Studio zu arbeiten. Es ist wirklich einfacher, wenn man sich nur auf das Spielen konzentrieren kann, anstatt sich um tausend andere Dinge noch gleichzeitig kümmern zu müssen.
Ich denke, „Turning Season Within“ zeigt DRACONIAN facettenreicher als in der Vergangenheit, die Musik ist dynamischer, und vielleicht auch ein Stück heavier und teilweise schneller als je zuvor. Stimmst du mit mir überein?
Ja, es ist ein sehr dynamisches Album. Ich denke auch, dass wir eine etwas andere, neue Herangehensweise an das Material haben. Die Songs sind besser strukturiert und zeigen mehr unterschiedliche Facetten. Unsere alten Fans werden nicht enttäuscht sein, und ich denke, dass wir damit auch viele neue Fans gewinnen können. Es fühlt sich gut an, auch mal einige Uptempo-Stücke zu spielen.
Bewegt ihr euch beim Songwriting absichtlich in eine bestimmte Richtung oder zieht ihr es vor, dass sich die Musik natürlich entwickelt?
Es kommt alles natürlich aus uns heraus, aber ich fühlte von Anfang an, dass dies vielleicht das befriedigendste Material ist, was ich in meiner bisherigen Karriere geschrieben habe. Das Songwriting hat sich wirklich weiterentwickelt.
Kommen wir zu den Texten von „Turning Season Within“. Ich habe gelesen, dass sich die Themen auf dem neuen Album um zerbrechende und hoffnungslose zwischenmenschliche Beziehungen drehen. Ist es also ein Konzeptalbum und was kannst du uns noch über die Texte berichten?
Nein, es handelt sich hierbei um kein Konzeptalbum, aber alle Stücke handeln von Dingen, mit welchen wir uns alle in unserem täglichen Leben rumschlagen. Ich denke, viele Menschen haben einen Bezug zu diesen Themen. Nicht alle Texte handeln über Beziehungen und Liebe, aber diese Dinge sind ein großer Teil unserer Leben. Es geht aber auch um dunklere Dinge wie Depressionen und sich mit den eigenen Dämonen einigen.
Die Liebe ist nicht gerade oft ein Thema in den Texten von Doom-Metal-Bands. Weshalb denkst du passt Liebe gut zu dieser Art von Musik?
Ich denke viele Bands der Doomszene benutzen die Liebe als ein Thema in den Texten. Es ist nicht diese ordinäre „Ich liebe dich, liebst du mich?“ Herangehensweise, aber es gibt definitiv viele Doom-Songs über die Liebe. Die Gründe hierfür sind, dass die Liebe einfach eine der größten Sachen, welche man im Leben erlebt, es ist die die Sache, welche dich am meisten berührt. Auf eine gute oder schlechte Weise.
Siehst du die Musik, welche du erschaffst, als Ausdruck bzw. als Erkenntnis eines inneren Drucks, eines Dranges?
Nicht wirklich, schon gar nicht für mich. Aber ich schätze, für unseren Sänger Anders, welcher die Texte schreibt, ist das anders (Hehe, Anmerk. d. Red.). Ich denke, man drückt sich selbst ganz anders aus, wenn man Musik kreiert, als wenn man Texte schreibt.
Welche Emotionen erregt eure Musik in dir?
Vielleicht etwas Trost und Zufriedenheit. Musik ist ein großartiger Heiler. Andererseits hoffe ich einfach, dass die Leute tief in unsere Musik eintauchen.
Das tolle Coverartwork stammt von dem belgischen Künstler Dennis Sibeijn (CHIMAIRA, JOB FOR A COWBOY, THREE). Erhielt er vorab die Texte von „Turning Season Within“? Fertigte er das Bild speziell für euch an oder gab es dieses schon und ihr habt es einfach ausgewählt? Welche Bedeutung steckt hinter dem Bild?
Ich bin mir nicht sicher, ob er irgendwelche Texte des Albums hatte. Er hatte einige verschiedene Ideen und zuletzt sandte er uns dieses Bild. Wir arbeiteten dann zusammen mit ihm die letzten Details, welche wir geändert haben wollten, aus. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht einmal den Albumtitel festgelegt, aber als das Cover fertig war, dachten wir, dass „Turning Season Within“, welches eine der möglichen Varianten war, am Besten passen würde. Es sieht wirklich großartig aus, Dennis legte einen tollen Job hin.
Auf dem Album können wir als Erzähler Paul Kuhr, den Sänger der USA Doomster NOVEMBERS DOOM, hören. Wie kam es zu dieser Idee und wie kam der Kontakt mit Paul zustande?
Ich und Anders sind schon seit sehr langer Zeit Fans von NOVEMBERS DOOM und ich mochte schon immer seine Stimme. Es war einfach eine Idee, welche mir an einem Tag kam, als wir den Gesang aufnahmen. Ich sandte ihm einfach eine Email und er war froh, mitmachen zu dürfen.
Auf der anderen Seite war eure Sängerin Lisa Johansson zusammen mit Thomas Wikström von THERION eingeladen, als Gäste auf dem neuen Album der Israelis DISTORTED zu singen. Wie kam es hierzu?
Wir spielten letzten Herbst einige Auftritte zusammen mit DISTORTED, bei einem dieser Gigs waren auch THERION dabei. Miri von DISTORTED lud Lisa ein, ich denke das war bei unserem zweiten gemeinsamen Auftritt in Belgien, um einen ihrer Songs zu singen. Sie nahmen das Album hier in Schweden zusammen mit dem Produzenten Pelle Seather, welcher auch unser Album „Arcane Rain Fell“ produzierte, auf. Wir hatten eine tolle Zeit, als wir sie im Studio besuchten. Ich habe das Resultat aber bisher noch nicht gehört.
Und mit eben diesen DISTORTED und THERION habt ihr eure erste Show in Tel Aviv / Israel gespielt. Bitte schildere uns ein wenig deine Eindrücke über das Land, die Leute und natürlich den Auftritt. Wie ist euer Erfolg im Heiligen Land?
Es war eine wirklich gute Erfahrung. Die Leute und das Publikum waren einfach großartig. Es waren ungefähr 1300 Leute, welche zum Konzert kamen. Ich weiß von früher, dass sich unsere Veröffentlichungen in Israel ziemlich gut verkaufen.
Ich las, dass ihr nach einem Ersatz für euren Keyboarder Andreas Karlsson sucht, da es für ihn nicht möglich ist, Live mit euch aufzutreten. Habt ihr inzwischen jemanden gefunden? Wollte er nicht Live spielen oder worin lag das Problem? Mussten einige Auftritte abgesagt werden?
Andreas hat Schwierigkeiten mit seiner Gesundheit, weshalb es ihm unmöglich ist, zu Reisen und aufzutreten. Ich kann darüber nicht mehr sagen, aber wir mussten deswegen keine Auftritte absagen. Wir hatten zwei Session-Mitglieder für die letzten drei Jahre, aber im Moment spielen wir unsere Auftritte mit aufgenommenen Backtracks.
Für ihn hattet ihr Elena Andersson als Session-Keyboarderin. Nach 14 Monaten kam es zum Bruch. Was waren die Gründe hierfür?
Sie war nicht die richtige Person für die Band. Sie ist eine gute Künstlerin, aber die Chemie stimmte nicht.
Wie es sich für richtige Schweden gehört, sind viele Mitglieder DRACONIANs auch noch in weiteren Projekten/Bands aktiv. Bitte erzähle uns von den folgenden ein wenig, was gibt es Neues zu berichten?
DOOM:VS:
DOOM:VS ist mein starker Doom orientiertes Projekt. 2006 wurde das Album „Aeternum Vale“ über Firebox veröffentlicht. Ich arbeite gerade an einem neuen Album, es sollte später in diesem Jahr rauskommen.
LACRIMAE MUNDI
Das war ein gemeinsames Projekt zwischen mir und dem ehemaligen DRACONIAN Gitarristen Magnus Bergström. Es handelt sich hierbei eher um eine depressive Rockband. Ich glaube nicht, dass wir das Projekt nochmals ausgraben werden. Wir machten 2 oder 3 Demos.
SHADOWGARDEN
Ja, was kann ich sehen? Ein Gothic-Rock-Metal-Projekt mit Andreas Hindenäs, einem weiteren ehemaligen Gitarristen von DRACONIAN. Ich bin sehr daran interessiert, in naher Zukunft hier etwas raus zubringen. Lisa ist ebenfalls ein wenig am Projekt beteiligt.
SCORCHED
Das ist die Black-Metal-Band unseres Gitarristen Daniel. Er spielt dort alle Instrumente selbst und veröffentlichte 2006 über Regimental Records ein Album namens „Forever Dying Sun“. Er arbeitet gerade an einem neuen Plattenvertrag für den bereits aufgenommen Nachfolger „The Fifth Season“.
NIBDEM
Ebenfalls ein Projekt, in welches Daniel involviert ist. Auch hier haben wir es mit Black Metal zu tun. Ich glaube, er hat allerdings nur ein wenig Gastgesang hinzugefügt. Hier sollte man wohl Google zu Rate ziehen.
PAGANUS
Das ist die Folkrock Band von unserem Schlagzeuger Jerry. Die Texte sind allesamt in Schwedisch gehalten und bisher wurde ein Album namens „Skogsrock“, was soviel wie Waldrock bedeutet, im letzten Jahr veröffentlicht. Über weitere News weiß ich hier nicht Bescheid.
Was gefällt dir besser, Live zu spielen oder die Arbeit im Studio?
Ich bin wirklich ein Technikfreak und liebe den Aufnahmeprozess mehr als alles andere! Versteh mich nicht falsch, ich spiele natürlich auch gerne Live.
Was steht denn nun als Nächstes so alles an im Hause DRACONIAN? Werdet ihr auf Tour gehen und nach Deutschland kommen?
Ich hoffe wirklich, dass sich in diesem Jahr einiges für uns verändert. Ich habe das starke Gefühl, dass wir auf Tour gehen müssen. Viele in der Vergangenheit geplante Touren fielen ins Wasser und wir haben davon echt genug. Ich hoffe, dass unsere Plattenfirma für uns etwas Toursupport springen lässt.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Danke! Haltet die Augen und Ohren offen, zum kompletten neuen Album wird es ein Preview auf unserer Myspaceseite http://www.myspace.com/draconianmusic geben, und zwar eine Woche vor dem Veröffentlichungstermin (29.02.08).