Dornenreich
Interview mit Eviga zum zwanzigjährigen Bestehen (Teil II von III)

Interview

Dornenreich

2016 feiern DORNENREICH ihr 20jähriges Bestehen und werden auf ihrer kommenden Tour daher eine spezielle History-Setlist spielen. Wir nutzen die Gelegenheit, um mit Eviga ein dreiteiliges History-Interview zu führen. Teil I erschien am 12. Februar und kann hier nachgelesen werden. Dies ist nun Teil II, der dritte wird in den nächsten Wochen veröffentlicht.

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Mein persönliches Lieblingsalbum von euch, „Hexenwind“, erschien 2005. Das Album war ja ursprünglich mal ganz anders geplant als es letztendlich wurde. Erzähle mal bitte!

Nachdem in alle möglichen kreativen Richtungen ausschwärmenden „Her von welken Nächten“-Album und nach den drei Tourneen, die wir danach gespielt hatten, hatte ich persönlich das große Bedürfnis, mich neu zu zentrieren und mich neu mit der Mystik zu verbinden, die mich ursprünglich am Black Metal fasziniert und auf die Reise gebracht hatte. Weit und tief spann ich mich ein, entwarf ein äußerst ambitioniertes eigenes Band-Konzept, denn zu Beginn des Ganzen – also im Winter 2001 – sollte „Hexenwind“ ja ein eigenes Band-Projekt benennen. Ich ging sogar so weit, in Ansätzen eine eigene Sprache für „Hexenwind“ zu ersinnen. All das fiel zeitlich mit Erwägungen seitens Prophecy zusammen, Sublabels zu etablieren und so kam es auch, dass der Name des damals begründeten und bis heute bestehenden Black-Metal-Sublabels von Prophecy, nämlich Lupus Lounge, von mir stammt.

Zu dieser Zeit und nach dem großen ideellen Erfolg von „Her von welken Nächten“, lebte ich allein für DORNENREICH, will meinen, ich studierte nicht und ging zunächst auch nur sporadisch einer regulären Arbeit nach, um mich über Wasser zu halten. Das Ganze wurde also mehr und mehr zu einem Lebensprojekt und als ich mich dann auch noch dazu entschlossen hatte, das Schlagzeug für dieses Album selbst einzuspielen, Gilvan war bereits ausgestiegen, und die Gesamtkonzeption für „Hexenwind“ zu einem Doppelalbum mit über 100 Minuten aufzunehmender Musik angewachsen war, war der Druck immens geworden – und ich scheiterte. Es gibt zwar sogar noch einen Rohmix der „Hexenwind“-Urfassung, in dem ich Schlagzeug spiele, mit dem Abstand vieler, vieler Jahre gar nicht mal so schlecht, doch mein Perfektionismus gepaart mit einer gewissen Selbstüberschätzung führten das Projekt an einen Punkt, an dem wir abbrechen mussten. Ein Jahr später betraten wir das Studio erneut. Dieses Mal mit der Unterstützung eines Berufsschlagzeugers, der als Session-Drummer fungierte. Doch auch dieses Mal führte meine Verbissenheit zum Abbruch. Rückblickend markiert dieser Punkt für mich wohl die schwierigste Zeit in der Band-Geschichte, denn im Grunde war ich selbst das Problem, ich stand mir und dem Ganzen im Weg. Und ich muss es meinen Weggefährten dieser Zeit, nämlich Markus Stock, Valñes und Martin Koller, hoch anrechnen, dass sie mir den Rücken stärkten. So konnten wir in die entscheidende dritte Phase eintreten und wir gingen daran, ein Heimstudio einzurichten, um die Aufnahmen in Eigenregie und ohne Zeitdruck in unserer österreichischen Heimat fertigstellen zu können. Ein Aufnahmeraum wurde also errichtet, ich arbeitete mich in Studiotechnik ein und Mitte 2003 begannen die weiteren Aufnahmen.

Doch als ich erst selbst die Kontrolle über die Regler und scheinbar alle Zeit der Welt hatte, kannte mein Perfektionismus erst recht keine Grenzen mehr. Ich war also in die Falle meiner eigenen Verbissenheit gegangen. Erst als ich begann, in Teilzeit zu arbeiten, was viel Druck von mir nahm und manches in einen größeren Kontext stellte, fand ich einen praktikablen Zugang zu meiner Arbeit an „Hexenwind“. Leider war mir damals aber entgangen, dass mein enormer Fokus auf die Musik, die Beziehung zu meiner damaligen Lebensgefährtin, die stark in DORNENREICH involviert war (Malerei, Fotografie), so sehr strapaziert hatte, dass sie sich im Herbst 2004 von mir trennte, was mich in eine große Krise stürzte. Jedoch setzte diese Krise einen tief greifenden Veränderungsprozess in mir in Gang und ich war schließlich in der Lage, aus dem nahezu unüberwindlichen Gebirge namens „Hexenwind“ das zu schürfen, was all das in den vergangenen Jahren erlebte, ausgemacht und bis jetzt zu Tage gefördert hatte. So wurden aus dem labyrinthischen Projekt „Hexenwind“ schließlich die beiden DORNENREICH-Alben „Hexenwind“ und „Durch den Traum“.

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In der Zwischenzeit waren DORNENREICH ohne Schlagzeuger Gilvan. Was waren die Gründe hierfür?

Während  Valnes und ich im Trubel rund um „Her von welken Nächten“ und in unserer Peter-Panik etwas die Bodenhaftung verloren hatten, was Gilvan  zurecht missfiel, hatte sich Gilvan selbst mit den vielen beruflichen und künstlerischen Verpflichtungen, denen er gerecht zu werden versuchte, etwas übernommen, was schließlich in seinem Ausstieg aus DORNENREICH gipfelte, wenngleich DORNENREICH damals nicht die einzige Band war, von den vielen, in denen er in jenen Tagen aktiv war, die er verließ.
Für Valñes und mich war das ein sehr, sehr herber Schlag, keine Frage. Und wir sollten noch lange daran zu knabbern haben, wovon auch der schwierige und jahrelange Entstehungsprozess rund um „Hexenwind“ kündet.

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Eviga 1999

Für viele überraschend kam die Trennung von Valñes. Wie kam es damals dazu und wie war das für dich?

Nach der Trennung von Gilvan und von meiner damaligen Lebensgefährtin, die jahrelang quasi DORNENREICHs viertes, grafisch tätiges Mitglied gewesen war, kam nun also auch noch der Ausstieg von Valñes, der nicht nur ein Gründungsmitglied von DORNENREICH, sondern auch mein bester Freund gewesen war. Wie es dazu kam? Allzu klassisch: unüberbrückbare künstlerische Differenzen und ein Sich-Auseinanderentwickeln über Jahre hinweg. Es ist ja nicht zu vergessen, dass zwischen „Her von welken Nächten“ und „Hexenwind“ fast fünf Jahre liegen, was einen – gerade für die sehr jungen Menschen, die wir damals waren, – nicht eben kurzen Zeitabschnitt markiert.

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„Durch den Traum“ war dann das Album nach der einschneidenden Trennung. Hat das Album dadurch für dich eine besondere Bedeutung oder einen besonderen Charakter?

Sich nach zehn Jahren Band-Geschichte im Jahre 2006 als einziges verbliebenes Band-Mitglied wiederzufinden, war eine einschneidende Erfahrung, ja, – wie könnte es auch anders sein. Generell war ich in dieser Zeit sehr mit meiner Entwicklung als Mensch beschäftigt, als Mensch, der seinen Platz in der Welt suchte. Ich nahm die Gitarre viele Monate lang nicht in die Hand, hörte kaum Musik, las aber viel, meditierte viel, freundete mich mit der Stille an. Es war dies im Rückblick wohl die prägendste Zeit meines bisherigen Lebens. Ich entwickelte mich stark weiter und würde im Rückblick sogar so weit gehen zu sagen, dass ich damals geistig-seelisch erst wirklich geboren wurde und, ja, ich weiß, dass nun bei so manchem Leser die Esoterik-Warnleuchten angehen hahaha!

Von dieser gefundenen Quelle spiritueller Tiefe  künden alle folgenden Alben, und im Besonderen freilich „Durch den Traum“. Ich fand zu mir, öffnete mich und fand so zum ersten Mal auch wirklich in die Welt, und ich fand die Liebe zur Musik, zum Sein wieder und mir wurde klar, dass ich bereit war, DORNENREICH weiter zu führen, indem ich das „Durch den Traum“-Album erarbeitete. Dieses Album brachte das zu Ende, was „Hexenwind“ bereits begonnen hatte, – es überwand den Anthropozentrismus unserer ersten drei Alben.“

Darauf kam Geiger Inve zu DORNENREICH. Wie hat sich das Wesen von DORNENREICH als auch das Bandfeeling dadurch verändert?

Als ich begann, mich wieder vermehrt der äußeren Welt zu öffnen, dauerte es nicht lange, bis mir eines Abends Inve  während eines Konzertbesuches  wiederbegegnete – nach Jahren. Wir kamen ins Gespräch und wie es Zufall oder Fügung wollten, war ich in jenen Tagen auf der Suche nach einem Geiger, um im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums von Prophecy Productions ein Akustikkonzert geben zu können. Und, ja, nach wenigen gemeinsamen Proben war nicht nur klar, dass wir beide diesen Auftritt spielen würden, sondern es war uns vielmehr klar, dass wir künstlerisch und menschlich harmonierten bzw. uns sehr stimmig ergänzten. Was Inve insbesondere mitbrachte, waren enorme Musikalität, er ist ja studierter Geige bzw. auch Geigenlehrer, und Raffinesse in vielerlei Hinsicht. DORNENREICH war nun also im März 2006 als Band wiedergeboren, wozu im Herbst 2006 auch der Wiedereinstieg Gilvans als Schlagzeuger beitrug, mit dem ich mich schon im Herbst 2005 ausgesprochen hatte und der bereits kurze Zeit später als Booker und Manager DORNENREICHs im Hintergrund aktiv geworden war.

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Mit „In Luft geritzt“ erschien 2008 euer erstes reines Akustikalbum, in dessen Folge ihr auch zahlreiche Akustikkonzerte gespielt habt. Wie wichtig ist für dich diese Facette von DORNENREICH?

Akustische Instrumentierung ist nicht nur eine Facette, sondern mittlerweile ohne jeden Zweifel das Herz unserer Ausdrucks. In meiner persönlichen Wahrnehmung ermöglicht akustische Instrumentierung den intimsten, dynamischsten und nachhaltigsten künstlerischen  Ausdruck von und Kontakt mit dem Wesentlichen, das DORNENREICH ja auch lyrisch bestimmt. Und dieses Herz wird noch lange schlagen, fühle ich.

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„Flammentriebe“ 2011 war dann wieder ein starker Kontrast. War das eine bewusste Entwicklung „zurück“ zum Black Metal?

Ja, hinsichtlich der klanglichen Ausrichtung durchaus. Obwohl etwa auch ein Stück wie „Flammenmensch“ auf der Akustikgitarre entstand, fühlte sich die klar metallische Ausrichtung dieses Albums nicht nur schlüssig an angesichts unseres umfassenden Verständnisses von künstlerischem Ausdruck, sondern in gewissem Sinne auch als Vertiefung von „In Luft geritzt“. Denn „Flammentriebe“ zeigte einerseits, wie unberechenbar-lebendig DORNENREICH nach wie vor war, nein, es stellte auch unter Beweis, wie bewusst wir uns davor dazu entschieden hatten, mit „In Luft geritzt“ ein reines Akustik-Album aufzunehmen. Nach der Eruption, die „Flammentriebe“ darstellte, war ganz klar, dass „In Luft geritzt“ nicht aus Verlegenheit akustisch instrumentiert gewesen war, und umgekehrt erschien meiner Meinung nach auch „Flammentriebe“ in einem besonderen Licht, weil es so bewusst, überzeugend und gänzlich mit dem Vorgänger-Album kontrastierte. Diese beiden Alben lassen das universale Bewusstsein, dem DORNENREICH entspringt, ganz deutlich erkennen.

Im Zuge der Arbeiten an den Stücken, die schließlich „Flammentriebe“ bilden sollten, mittels Akustikgitarre war mir an einem gewissen Punkt klar, wieviel zusätzliche Wucht diese Stücke in metallischem Klanggewand entfalten würden, zumal „In Luft geritzt“ zuvor akustisch instrumentiert gewesen war. Und an eben diesem Punkt war es auch eine ganz bewusste Entscheidung, mit „Flammentriebe“ ein so heftiges Klangbild anzustreben, das am Ende freilich die zivilisationskritischen Texte der Stücke unterstrich – in all‘ ihrem Furor und ihrem Drama.

Mit eurem letzten Album „Freiheit“ habt ihr dann den Bogen gespannt vom akustischen Wesen DORNENREICHs über Black Metal bis hin zu Neoklassik, Singer-Songwriter-Ansätzen und Weltmusik. Würdest du „Freiheit“ als eine Art Quintessenz von DORNENREICH bezeichnen?

Ja. Musikalisch wie inhaltlich reflektiert es die diesem Album vorausgehende Geschichte der Band, schreibt sie fort und schließt den Kreis insofern, als dieses Album in sich einen eigenen geschlossenen Zyklus, eine aufsteigende und absinkende Wellenbewegung bildet. Insofern markiert es also durchaus einen Punkt, an dem es innezuhalten galt. Denn künstlerischer Ausdruck ist für mich persönlich etwas durch und durch mit der Tiefe des Lebens Verwobenes. Und zweifelsohne galt es für mich 2014, Abstand zu gewinnen, neue Eindrücke zu sammeln und mich Bereichen meines Lebens zu widmen, die es mir in späterer Zeit ermöglichen würden, DORNENREICH unkorrumpierbar zu halten, allein der authentischen Erkundung des Seinsmysteriums verpflichtet.

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Was waren deiner Meinung nach die wichtigsten Meilensteine von 20 Jahren DORNENREICH?

Nachdem ich nun eine ganze Weile darüber nachgedacht habe, würde ich sagen, dass das Bedeutsamste das ist und war, dass ich in all den Jahren die Liebe zu künstlerischem Ausdruck und damit  auch die Liebe zum Leben nicht verloren habe, trotz der zahlreichen gravierenden Einschnitte, Krisen und Verluste. Und dass sich vermutlich auch durch eben diese Schwierigkeiten ein umfassendes Bewusstsein herausbildete, das mich immer mehr den Mut, das Selbstvertrauen und die Kraft entwickeln ließ, DORNENREICH eng an meine menschliche Entwicklung geknüpft zu begreifen und zu halten, mich  und DORNENREICH also verletzlich und lebendig zu zeigen und mich bzw. DORNENREICH zudem immer wieder aufs Neue zu fordern, weiterzuentwickeln. Der eigentliche Meilenstein ist der, dass wir nun nach zwanzig Jahren immer noch aktiv sind und sich immer noch Menschen inspiriert und verstanden von DORNENREICH fühlen und das mitunter seit vielen, vielen Jahren – über mehrere Lebensabschnitte hinweg. Und diese Tatsache zeugt von dem lebendigen Herzen, das in DORNENREICH schlägt.

Welche Tourneen und Konzerte werden dir immer in besonderer Erinnerung bleiben?

In gewissem Sinne freilich alle. Die ersten beiden Tourneen die mir aber in diesem Moment in den Sinn kommen sind folgende aus dem Jahr 2001. Nämlich zunächst unsere erste Europa-Tournee,  noch dazu mit MARDUK. Rückblickend ist es dabei für mich schlicht erstaunlich, wie reibungslos diese Tour lief, angesichts der Tatsache, dass Valñes und ich gerade mal 21 Jahr jung waren und wir über drei Wochen lang einen Tourbus mit den – gerade damals – berüchtigten MARDUK teilten haha! Doch wir verstanden uns prächtig mit den Herren aus Schweden und ich kann mich noch an einen Day-Off in Frankreich erinnern, an dem uns Morgan ein wenig väterlich unter seine Fittiche nahm und uns in der Bus-Lounge seine musikalische Sozialisation anhand  ausgewählter Klangbeispiele nachvollziehen ließ haha. Oder ich erinnere mich an die letzte Show der Tour in Zagreb, als es eine Besprechung  gab, da eine Bombendrohung eingegangen war. MARDUKs damaliger Sänger Legion schloss die kurze Unterredung mit den Worten: „Business as usual“. Tja, und damit war die Sache gegessen. Allerdings waren es freilich auch an diesem letzten Tour-Abend wieder wir und nicht MARDUK, die als erste Band auf die Bühne mussten – und so geriet dieses Konzert für mich zu einem der intensivsten Konzerte der Band-Geschichte, denn nicht nur die Heftigkeit, mit der uns die unsagbar enthusiastischen Fans in Zagreb feierten, sondern auch das Bewusstsein, dass wir jede Sekunde in Stücke gerissen werden konnten, brannten diesen Auftritt in mein Gedächtnis – und ich war einfach nur noch erleichtert, als wir wenige Stunden später an einem Bahnhof in Österreich standen, dass die Tour vorbei und wir am Leben waren, gehören doch Bombendrohungen zu den giftigsten Äußerungen, die sich aussprechen lassen, auch wenn die tatsächliche Explosion am Ende ausbleibt; man weiß nie – insbesondere dann nicht, wenn man sich in einem Land befindet, in dem noch wenige Jahre zuvor ein Krieg tobte.
Die andere Tour aus dem Jahre 2001 führte uns im September 2001 zusammen mit OF THE WAND AND THE MOON und TENHI durch Deutschland und Österreich. Was für ein faszinierendes Gesamtpaket das war, wurde mir erst Jahre später klar. Bis zum heutigen Tage bin ich ein großer Bewunderer beider Bands und fühle mich den Menschen dahinter freundschaftlich verbunden.

Ihr habt euch im Laufe der Jahre ein starkes Profil erarbeitet. Wie würdest du in eigenen Worten eure Musik beschreiben?

Ich würde DORNENREICH heute als Schwellenmusik bezeichnen, musikalisch und textlich bewegt sich DORNENREICH im höchst sensiblen Bereich zwischen Sein und Nicht-Sein, auf der Schwelle zwischen allen vermeintlichen Gegensätzen. Darin liegt die Eindringlichkeit und Intensität DORNENREICHs meinem Wahrnehmen nach begründet und auch die Tatsache, dass uns nicht wenige Leute so leidenschaftlich ablehnen und sich scheinbar oft so konfrontiert und zuweilen scheinbar auch in die Enge getrieben fühlen. Dabei fällt mir eine besondere Anekdote ein. Zu der Listening-Session  zum Album „Her von welken Nächten“ war einer der geladenen Journalisten, der auch als Betreuer von Menschen mit unterschiedlichen psychischen Beeinträchtigungen – oder sagen wir vielleicht Andersgewichtungen – arbeitete, mit einem musikbegeisterten Klienten erschienen. Dieser hoch sensible Mensch nahm schließlich auf Markus Stocks Regie-Stuhl direkt zwischen den Abhörboxen Platz und schon wenige Sekunden nach meinen ersten gehauchten „Was zieht her von welken Nächten?“-Sätzen sagte eben dieser Mensch intuitiv unter heftigem Kopfschütteln und offenbar stark bewegt „nicht gut, nicht gut“, ehe er dann beim Beginn von „Eigenwach“ begann, energisch mitzugehen. Für mich sprach das Bände über die Emotionalität, die in diesem Album eingefangen ist.

Visualisiert wird die angesprochene Schwelle  sehr eindringlich sowohl auf dem Cover unseres ersten Albums „Nicht um zu sterben“ wie auch auf dem Cover unseres jüngsten Albums „Freiheit“, was wir ja auch im Plakatdesgin zur Jubiläumstour aufzeigen, die  in wenigen Wochen beginnen wird.

1. Foto © www.zwielichtsammler.com

Hier geht es zu Teil I und Teil III des Interviews.

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28.02.2016

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