Dornenreich
Gänsehaut statt Gänsemarsch 1996 - 2016

Interview

Sie sind eine der facettenreichsten, unberechenbarsten und zugleich prägendsten Bands der deutschsprachigen (Black-)Metal-Szene: DORNENREICH. 2016 feiern die Österreicher ihr 20-jähriges Bestehen mit der „Gänsehaut statt Gänsemarsch“-Tour – präsentiert von metal.de. Bereits im ersten Teil der Tour im Frühjahr 2016 haben DORNENREICH eine History-Setlist auf die Bühne gebracht, die akustisch wie metallisch unter Beweis gestellt hat, warum Dornenreich-Konzerte auch nach 20 Jahren als Inbegriff leidenschaftlicher und mitreißender Darbietung sind. Nun folgt ab Anfang Dezember 2016 Teil 2 der Tour und Frontmann Jochen „Evíga“ Stock stimmt uns schonmal darauf ein.

Foto © www.zwielichtsammler.com

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Im Frühjahr 2016 habt ihr bereits zehn Konzerte unter dem Motto „Gänsehaut statt Gänsemarsch“ gespielt. Wie würdest Du den Tourverlauf beschreiben?

Evíga: „Wir hatten am Anfang mit Busproblemen und  etwa bis zur Hälfte der Tour mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen, doch zum Tour-Finale hin lief es auf jeder wichtigen Ebene immer besser.  Wir hatten also insgesamt eine sehr gute Zeit, was wohl auch daran lag, dass wir Crew und Gäste im Vorfeld erneut selbst und ganz bewusst ausgesucht hatten und wir deswegen eben auch hinter den Kulissen gut zurechtkamen, was wir äußerst wichtig finden, denn die meiste Zeit auf Tour verbringt man ja nicht auf der Bühne, sondern abseits davon, und wenn im Bus und hinter der Bühne eine freundschaftliche Stimmung herrscht bzw. alles von einem gemeinschaftlichen Geist getragen wird, kommt das letztlich auch den Konzerten selbst, die einem immer viel Energie abverlangen, spürbar zugute.“

Gibt es einen Moment, der Dir auf der ersten Tourhälfte besonders in Erinnerung geblieben ist?

Evíga: „Der Moment der Erleichterung, Dankbarkeit und zurückkehrender Zuversicht als ich in Wien aus dem Tour-Bus stieg und bemerkte, dass ich wieder bei Kräften war. Ich hatte nämlich in Erfurt am Vorabend bereits mit Fieber auf der Bühne gestanden und hatte die lange, lange Fahrt nach Wien schwitzend und fieberträumend in der Koje verbracht. Während der langen Anfahrt hatte ich in manchen Momenten schon zu überlegen begonnen, wie ich es unserem Wiener Publikum, das uns immer wieder euphorisch begrüß, beibringen sollte, dass wir nicht würden spielen können…“

Wie kam es eigentlich zu der Entscheidung, die Tour fortzusetzen?

Evíga: „Nun, wir wollten schlicht und ergreifend noch einige weitere Konzerte dieser Art geben in diesem so besonderen Jahr unserer Geschichte. Schon im Frühjahr war es eine unvergessliche Erfahrung gewesen, diese spezielle Setlist zu spielen und damit auch die Bandgeschichte in sehr konzentrierter, verdichteter Form zu durchleben, weil das auch dazu beiträgt, dass wir selbst unseren bisherigen Weg selbst besser verstehen und auch genauer begreifen, was uns heute ausmacht.“

Die ersten Konzerte waren ein abwechselnd akustisches und metallisches Set. Hat sich diese Aufteilung aus deiner Sicht bewährt?

Evíga: „Absolut, ja. Diese Dramaturgie empfinden wir persönlich als sehr stimmig. Sich nach einem so intimen akustischen Beginn bis hin zu derart heftiger Ekstase zu entwickeln, kann für uns und alle Anwesenden zu einer kraftvollen, ja kathartischen Erfahrung werden.“

Ist es nicht herausfordernd, innerhalb kurzer Zeit zwischen akustisch und verstärkt zu wechseln – und wie kommen die unterschiedlichen Sets beim Publikum an?

Evíga: „Die Spannung wird mehr und mehr aufgebaut und entlädt sich erst ganz am Ende zur Gänze und das macht den besonderen Reiz dieser Dramaturgie aus, meine ich. Umgekehrt – also mit Akustik-Block am Ende, etwa im Sinne eines bewusst meditativen, zentrierenden Schlusses – wäre es vielleicht auch reizvoll, aber aus der Sicht des Musikers kann ich mir das kaum vorstellen, denn es erschiene mir seltsam, mich nach dem ekstatischen Metal-Block schweißüberströmt hinzusetzen, um akustische Stücke darzubieten.“

Foto © www.zwielichtsammler.com

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Magst Du uns einen kleinen Ausblick auf die weiteren Konzerte geben? Was erwartet die Besucher?

Evíga:  „Was die beiden Teile, nämlich die akustische Setlist am Anfang und die daran anschließende Metal-Setlist, gemeinsam schaffen ist schlicht ein einzigartiger Spannungsaufbau. Wir werden aus der Stille kommen, uns dann immer weiter in einen intensiven und energetisierenden Rausch spielen – bis hin zu funkensprühender Ekstase, ehe schlussendlich alles in die größere Stille der Nacht einmünden wird. Eine Reise, eine Erfahrung – das werden diese Nächte für alle Anwesenden sein.“

Auf dem ersten Teil der Tour wurdet ihr von AETHERNAEUM und VELNIAS begleitet. Wie sieht es diesmal mit Unterstützung aus?

Evíga: „Dieses Mal werden wir bei allen Konzerten Gäste dabeihaben, die aus den Auftrittsorten selbst oder aber aus dem (weiteren) Umland kommen.“

Kannst du dich eigentlich noch an deine ersten Auftritte mit DORNENREICH erinnern? Wie hat sich das angefühlt, auf der Bühne zu stehen?

Evíga: „Natürlich. Den ersten Auftritt vergisst man nie, denn das ist nun wirklich ein Meilenstein in der Geschichte jeder Band. Auf der einen Seite waren wir freilich nervös und angespannt, doch auf der anderen Seite hatten wir lange auf diesen Moment hingearbeitet und freuten uns enorm auf das Konzert. Und schon nach wenigen Minuten zeigte sich, wie sehr es uns zusätzlich anspornte, unsere Musik nun zum ersten Mal mit Menschen direkt zu teilen. Wir strotzten vor Energie und das fühlte sich unsagbar belebend an.

Was für mich persönlich noch dazu kam, war die recht herausfordernde Tatsache, dass die Texte zu einigen Stücken von „Her von welken Nachten“ noch nicht ganz abgeschlossen waren, wir die Stücke aber unbedingt spielen wollten. So kam es, dass ich bei einigen Abschnitten stimmlich – sagen wir – auf emotionaler Geräuschbasis improvisierte (lacht).“

Und jetzt? Ist es mehr Routine geworden, oder wie wirkt das spielen vor Publikum auf Dich?

Evíga: „Nun, es wäre schon extrem, wenn wir nach den vielen Konzerten nicht an Sicherheit gewonnen hätten, doch eine gewisse Grundaufgeregtheit bleibt in meinem persönlichen Fall bestehen – und das ist auch wichtig und gut so.
Nicht zuletzt durch unsere reinen Akustikauftritte, die eine ganz spezielle Haltung bzw. Herangehensweise verlangen und ein Maximum an Hingabe und Konzentration einfordern, sind wir heute jedoch in hohem Maße für die Schwierigkeiten und Möglichkeiten der Bühnensituation sensibilisiert und stellen uns dieser Situation ganz bewusst und mit großer Freude.“

Vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte sind für Dich und wir freuen uns auf die anstehenden Konzerte!

Evíga: „Und ich danke dir für dein Interesse und freue mich nach diesen vielen konzertbezogenen Fragen nun noch mehr auf die besondere Energie der kommenden Tour-Nächte… Wir sehen uns!“

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04.12.2016

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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