Dornenreich
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Interview

Wieder haben sie es geschafft! Wieder einmal konnten mich DORNENREICH mit neuen Tönen voll und ganz musikalisch verzaubern. "In Luft geritzt" – ein intensives, mystisches Werk, auf welches ich nun sehnsüchtig warte. Dieses wird rein akustisch vorgetragen mit Stimme, Gitarre, Geige und dezenter Percussion. Über meine ersten Höreindrücke habe ich einen Listening-Session-Bericht (http://www.metal.de/stories.php4?was=story&id=1137) verfasst. Später werden auch DORNENREICH selbst in ihren eigenen Worten die neuen Stücke im Rahmen unserer "Song By Song"-Reihe kommentieren. Doch hier nun erst einmal das äußerst informative Interview, welches ich mit Eviga und Inve führen durfte.

DornenreichIn welchem Zeitraum entstanden die neuen Stücke? War am Komponieren auch Inve beteiligt?

Eviga: Die Stücke für „In Luft geritzt“ entstanden zwischen Winter 2005 und Sommer 2007.

Inve brachte viele sehr interessante Ideen mit ein. Insbesondere sein ausgeprägtes Gespür für Melodieverläufe und Harmonien stellte eine große Bereicherung für das Album dar. Inve arbeitet auf „In Luft geritzt“ häufig mit raffinierten Doppelgriffen, die den Geigenparts harmonische Informationen entlocken, welche dem gesamten Album zusätzliche musikalische Tiefe verleihen. Er ist ja ein ausgebildeter Geiger und bringt sehr, sehr viel Erfahrung mit und auch die Klangfarbe bzw. Klangfülle seiner Geige, die um 1900 gebaut wurde, ergänzt sich wunderbar mit meiner Gitarre, wie ich finde.

Inve: Die Stücke sind in intensiver Zusammenarbeit entstanden. Eviga hat Songstrukturen gebracht, die wir gemeinsam ausgestaltet haben. Das endgültige Gesicht der Stücke hat sich nach und nach immer klarer herauskristallisiert und auf den Konzerten gefestigt. Zum Schluß hat Eviga ganz auf die Essenz reduzierte Texte entworfen. Es ist hochinteressant, wie einzelne Worte einem Lied neue Dimensionen beisteuern können.

Gab es in der Herangehensweise an neue Stücke innerhalb der letzten Jahre Veränderungen?

Eviga: Ich gehe nach wie vor völlig intuitiv vor, will meinen, ich schnappe meine Gitarre und öffne Stimmungen, Melodien und Rhythmen eine Türe. Erst bei den Arrangements kommt Ratio mit ins Spiel und ich erarbeite den Fluss der Stücke gemeinsam mit Inve. Ich denke, Inve geht ähnlich vor, wenngleich er freilich einen soliden musiktheoretischen Hintergrund hat, der oft wertvolle Alternativen offeriert, die uns speziell bei den Arrangements variantenreiche Ideen liefern.

Die neuen Stücke werden allesamt akustisch dargebracht. War dies von Anfang an so geplant oder entwickelten sich die Songs erst im Laufe der Zeit in diese Richtung? Hatte hierauf eventuell die Akustiktournee einen Einfluss?

Eviga: Hinter „In Luft geritzt“ steckt unser Wunsch, ein Album entstehen zu lassen, das von einer tiefen natürlichen Schönheit beseelt ist, die Freude und Schmerz des Seins in sich vereint. Von Anfang war daher klar, ausschließlich mit ursprünglichen „selbst klingenden“ Instrumenten zu arbeiten.

Inve: Die akustische Form ist eine logische Konsequenz, da wir viel mit verschiedenen Klangfarben und -schattierungen experimentieren. Die vielen Stimmungen, Wendungen und Brüche sind nur mit dem Klangreichtum akustischer Instrumente darstellbar. Die Akustiktournee ist die Ernte aus diesem Schaffensprozess.

Eigentlich wollte ich euch fragen, ob euer langjähriger Schlagzeuger Gilvan, welcher nun auch wieder an einigen Konzerten teilnahm, nicht wieder in die Band kommt? Da aber nun auf dem neuen Album kein Schlagzeug zu hören ist, hat sich dieses Thema zumindest vorerst erledigt, oder?

Eviga: Tatsächlich ist Gilvan zum jetzigen Zeitpunkt wieder ein fester Bestandteil DORNENREICHs. Er wird mit Inve und mir das Album „Flammentriebe“ einspielen und auch wieder Konzerte mit Inve und mir geben.

Inve: Schlagzeuger Gilvan hat ein starkes Einfühlungsvermögen und ist technisch sehr ausgereift. Wir werden sicher wieder zusammen spielen.

Dieses Mal wurde nicht im Klangschmiede Studio E mit Markus Stock aufgenommen, sondern „in einem alten Gemäuer in Imst in Tirol“. Die Stücke wurden live eingespielt. Weshalb die Veränderung und was könnt ihr uns über den Aufnahmeprozess sowie den Aufnahme-Ort erzählen?

Eviga: Wir nahmen das Album live auf, will meinen, ohne Click-Track und Overdubs, um die Natürlichkeit und Magie des Aufnahmemoments zu zelebrieren. Für dieses Unterfangen mieteten wir uns in der Villa Stapf zu Imst ein und gaben uns den Stücken ganz hin.

Nachdem wir die Stücke eingefangen hatten, nahm ich im P.O.T.C zu Vill alle Schreie, alles Flüstern und alle Sprechabschnitte auf.

Inve: Akustische Musik klingt am besten in einem Raum, der einen schönen natürlichen Nachhall hat, wie die altehrwürdige Villa Stapf in Tirol. Die Obertöne der Instrumente schichten sich viel besser zueinander, wenn ein reales Klangereignis live aufgefangen wird, anstelle von langwieriger Tüftelei im Studio.

Studioarbeit hat natürlich auch ihren Reiz, aber dem Songmaterial waren wir mehr schuldig. Der organische und zupackende Sound eines geeigneten Raumes lässt sich mit „künstlichen“ Soundeffekten nämlich nicht erreichen. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Instrumentalparts gemeinsam live einzuspielen. Für den Hörer lässt sich das Erlebnis eines Live-Auftrittes natürlich nie ersetzen, aber auf dieser Aufnahme ist die Kraft der Musik sehr unverfälscht spürbar.

Für Produktion und das Mischen war Andreas Wein von P.O.T.C. Productions verantwortlich. Dieser Name scheint mir noch nicht so bekannt zu sein. Wie seid ihr auf ihn gekommen?

Eviga: Inve kennt Andreas Wein schon eine ganze Weile und arbeitete auch früher bereits mit ihm. Seine Erzählungen machten mich neugierig und so brachte Inve Andreas und mich zusammen. Und ich bin sehr glücklich darüber, dass wir die Gelegenheit hatten, mit einem so erfahrenen, umgänglichen und einfühlsamen Techniker und Musiker wie Andreas Wein zu arbeiten. Ich bin mir auch sicher, dass wir nicht zum letzten Mal mit Andreas gearbeitet haben, wenngleich wir das nächste Album wohl wieder in der Klangschmiede von Markus Stock aufnehmen werden.

Inve: Andreas Wein hat mich als Studiogeiger für einen Soundtrack engagiert und ich war sofort überzeugt von seiner Aufnahmetechnik. Der High-End Klang einer Jazzaufnahme für den in New York tätigen Gitarristen Roland Heinz hat mich fasziniert, ganz abgesehen von der hervorragenden Kritik über die Tonqualität in der Presse. Als die DORNENREICH CD-Pläne Gestalt annahmen, sicherten wir uns gleich seine Mitarbeit.

Eure Alben werden immer von einer minimalistischen, stimmungsvollen, symbolischen Gestaltung veredelt. Das Cover von „In Luft geritzt“ zeigt einen Blitz. Wofür steht dieser Blitz, welche Intention steckt hinter dem Bild?

Eviga: Persönlich sehe ich darin mehr einen Riss, der im Bruch mit der alltäglich wahrgenommenen Wirklichkeit für die Tiefe des Seins – die Möglichkeit – sensibilisieren möchte. Zudem soll der Albumtitel „In Luft geritzt“ die menschliche Fähigkeit der Vorstellungskraft provozieren bzw. stimulieren, denn so der Titel doch eine scheinbare Unmöglichkeit beinhaltet, ist diese scheinbare Unmöglichkeit klar vorstellbar.

Außerdem deutet die Form des Risses in ihrer Ausgestaltung eine Flamme an, die hier menschliche Leidenschaft symbolisiert und das Wesen der Dinge erkunden möchte.
Auch ist das Bild hinter der Wortfolge „In Luft geritzt“ unsere Verneigung vor Kunst, die uns tief in die Seele zu ritzen vermag und uns vermöge einer Flamme wach rüttelt, uns zuweilen mittels einer Wunde heilt.

Im Zentrum deiner Texte stehst immer du selbst als das Menschwesen, das „Ich“. Kannst du uns bitte erläutern, wie du an neue Texte herangehst, wie diese entstehen? Wovon wirst du hierbei beeinflusst und musst du in bestimmter Stimmung sein, um zu schreiben?

Eviga: Ich begebe mich in Stille, um mich und die Welt möglichst klar zu sehen und zu spüren. Es vergehen mitunter Stunden, in denen ich mich tiefer und tiefer mit dem Sein an sich zu verbinden suche, obwohl dieser Prozess im gleichen Maße ein bewusstes Suchen wie
ein unterbewusstes Sich-Finden-Lassen ist. Und irgendwann bin ich dann ganz hier, ein nahes und fernes Hier bin ich dann. Das ist der Moment in dem ich beginne, mir unsere Musik anzuhören, die in Bildern und Gefühlen zu mir spricht.

Die Texte erscheinen mir nun noch etwas kürzer zu sein. DORNENREICHs Lyrik bediente sich gerne archaischer, schlichter Worte, in welchen allerdings stets eine große Symbolkraft steckt. Wie kam es dazu, dass die Texte nun noch kompakter erscheinen?

Eviga: Auf „In Luft geritzt“ finden sich nicht allzu viele Worte, doch diese wenigen Worte schärfen den Blick und freien das Gefühl.

Woher stammte die Inspiration für „In Luft geritzt“?

Eviga: Die kleinen und großen Zusammenhänge und Kreisläufe des Seins, die in allem wirken, faszinieren und nähren mich auf meiner künstlerischen und menschlichen Reise. Ich versuche mittels umfassender Symbole und zeitloser Bilder immer wieder das Mysterium des menschlichen Hierseins in künstlerischem Ausdruck erfahrbar zu machen.

Ein wichtiger Aspekt von DORNENREICH stellt die Verbindung zur Natur dar. Wie viel Zeit verbringt ihr in der Natur und wie wichtig ist das Thema Umweltschutz für euch?

Eviga: Nie genug, allerdings wohne ich nun noch näher an den Wäldern. So lenken mich meine Füße doch regelmäßig gen Wald und Berg. Umweltschutz ist mir wichtig. In meinen Texten versuche ich mich „der Natur“ auch angemessen respektvoll zu nähern. Die starke Naturmetaphorik in meinen Texten weist auf die Weisheit der Naturabläufe hin, von denen wir Menschen uns schon weit entfernt haben. In Bildern wie „Kreis ist Kron’“ aus „Durch den Traum“ ist mein Empfinden bzw. mein Bewusstsein für die lebensspendenden Zyklen der Natur an zentraler Stelle ausgesprochen.

Freilich erschöpft sich mein aktives Engagement in gewisser Weise im Künstlerischen, auch wenn ich bestrebt bin, meinen ökologischen Fußabdruck verträglich zu halten. Ich habe größten Respekt vor – gehen wir ins Extrem – Umweltaktivisten, allerdings muss ein Umdenken letztlich im Individuum geschehen und an dieses wende ich mich kontinuierlich in meinem Ausdruck mit Dornenreich.

Inve: Ich habe die Natur fast vor meiner Haustür und verbringe sehr viel Zeit an der frischen Luft. Umweltschutz ist für mich sehr wichtig. Ich versuche selbst wann immer möglich mit der Bahn zu reisen. Beim Essenseinkauf achte ich auf kurze Transportwege. Das Bauernmarktgemüse aus der Umgebung verursacht kaum Verkehrsbelastung und schmeckt dadurch, dass es am selben Morgen frisch geerntet wurde viel besser als alles, was im Supermarkt zu haben ist.

Eure Heimat Tirol ist von einer wunderschönen Landschaft, den Alpen, mit hohen, verschneiten Bergen, tiefen Schluchten und dunklen Wäldern geprägt. Ich denke, diese Umgebung dürfte sicherlich einen großen Einfluss auf euer Schaffen haben?

Eviga: Gewiss. Hier sind die Kräfte der Natur stark spürbar und auch die Auswirkungen menschlicher Maßlosigkeit sind z.B. im Schwinden der Gletscher deutlich abzulesen.

Inve: Die Inspiration kommt von Innen, Kraft schöpfen lässt sich Außen. Ich bin viel mit meiner Familie und Freunden in den Alpen unterwegs. Es ist ein erhebendes Gefühl, sich im Winter über die Nebelgrenze in die Sonne vorzukämpfen. Besonders schön ist die Stille in den Bergen. Stille ist die erste Voraussetzung um Töne im Innern entstehen zu lassen und paradox formuliert: Stille klingt nach.

„Durch den Traum“ stellte die Essenz der ersten Dekade von DORNENREICH dar. Könnt ihr selbst schon sehen, wohin der Weg musikalisch als auch inhaltlich weiterführt, oder werdet ihr Schritt für Schritt schauen, wie es weitergeht?

Eviga: Vor nunmehr zwölf Jahren habe ich meine Reise mit DORNENREICH angetreten und ich habe bis jetzt versucht, mich authentisch mitzuteilen – und ich spüre, das die Reise noch nicht endet. Zu diesem Zeitpunkt möchte ich zwar noch nicht zu weit vorgreifen, doch „Flammentriebe“ wird von einer unbändigen Leidenschaft beflügelt sein. Ein flammendes Manifest, auf das ich mich zutiefst freue.

Inve: Wir haben schon jetzt neue Ideen für ein kommendes Album. Wir werden Schritt für Schritt schauen, wohin die Inspiration uns führt, ohne starre Vorgaben. Was sich bereits abzeichnet sind Ideen sowohl aus akustischen als auch „elektrischen“ Klangwelten.

Auf „Durch den Traum“ fand sich das Bonusstück „Ich bin ein Stern“, welchem ein Text von Hermann Hesse zugrunde liegt. Wie kam es zu dieser Idee und was verbindest du mit Hermann Hesse?

Eviga: Am Anfang stand die Anfrage, ob ich mit DORNENREICH an einer Hermann-Hesse- Liedersammlung beteiligt sein möchte. Diese Liedersammlung verzögerte sich dann aber auf unbestimmte Zeit und ich wollte „Ich bin ein Stern“ gerne im Rahmen von „Durch den Traum“ veröffentlichen, da ich meine, dass Hesse sich nicht im Grabe umdrehen würde, könnte er meine Vertonung seines wundervollen Gedichtes hören.

Zu Beginn des Projektes war ich sehr skeptisch bezüglich einer Hesse-Vertonung, da ich sehr großen Respekt vor seinem Schaffen habe und ich zahlreiche seiner Erzählungen und auch Bücher wie „Der Steppenwolf“ oder „Narziß und Goldmund“ schätze. Als ich dann aber auf „Ich bin ein Stern“ stieß und mir eines meiner Stücke anhörte, spürte ich, dass sich Wort und Ton hierbei auf beinahe unheimliche Weise verbinden und sich gegenseitig Dimensionen eröffnen. Also machte ich mich an die komplette Realisierung.

Nach langer Abstinenz kehrten DORNENREICH 2006 wieder auf die Bühnen zurück. Den Anfang machte die Prophecy Konzertnacht. Welche Gedanken / Gefühle hattest du, als du damals zum ersten Mal wieder nach jahrelanger „Auszeit“ die Bühne betreten hast?

Eviga: Ich war nicht wenig nervös. Es war mein erstes Konzert nach Jahren und zudem mein erstes mit Inve. Außerdem wusste ich, dass an diesem Abend sehr, sehr viele langjährige Wegbegleiter anwesend waren, die DORNENREICH über die Jahre verinnerlicht hatten.
Es war ein magischer Abend, der ungemein wichtig für mich war und mich meine Leidenschaft für die Sache wieder äußerst deutlich spüren ließ. Ein euphorisierendes Erlebnis, das vieles in mir bewegte.

Welche Eindrücke habt ihr von der Akustiktour mit ELANE und NEUN WELTEN mitgenommen?

Eviga: Eine unvergessliche Zeit unter Gleichgesinnten, unter Freunden im Innersten, die sich jeden Tag auf den Auftritt der anderen freuten. Ich werde diese Tour immer in bester Erinnerung behalten und freue mich auf den Tag, an dem wir wieder gemeinsam spielen werden.

Inve: Die Hingabe und Konzentration des Publikums war schön zu erleben. Nach den Konzerten haben sich viele interessante Gespräche entwickelt, darunter auch auffallend häufig mit Musikern. Die Vorfreude auf die Tour im Mai ist schon groß!

Was bereitet euch mehr Freude, ein Akustikkonzert oder Auftritte wie bspw. letztes Jahr auf dem Summer Breeze?

Eviga: Beide Seiten gehören zu uns. Ich liebe das Feuer, das in „Metal-Besetzung“ entfacht wird und ich liebe die nährende Nähe, die bei Akustikkonzerten mit dem Publikum
entsteht.

Inve: Ich möchte beides nicht missen: Das Laute, Grelle, die Menschenmassen auf Festivals und das Intime, Vielschichtige in kleinen Clubs. Beides sind intensive Erlebnisse.

Sind in Zukunft noch mehr solcher Auftritte wie dem auf dem Summer Breeze geplant? Was dürfen wir von der Tour mit FAUN erwarten?

Eviga: Für die Veröffentlichung unserer ersten DVD planen wir einige spezielle Aktivitäten, ja. Es ist allerdings noch nichts spruchreif. Schaut hin und wieder auf www.dornenreich.com vorbei und ihr werdet die Ersten sein, die unsere Pläne erfahren.

Auf unsere gemeinsamen Konzerte mit FAUN freuen wir uns freilich sehr, da diese Abende gewiss eine ganz eigene Atmosphäre mit sich bringen werden. Wir werden ein 50-Minuten Programm spielen und neben älteren Stücken „In Luft geritzt“-Stücke mit allen Texten vorab präsentieren.

Inve: Auftritte wie auf dem Summer Breeze kommen wieder. Auf Tour mit FAUN bringen wir einen kleinen Vorgeschmack auf kommende Akustiktourneen. Wir freuen uns schon auf die gemeinsamen Tage mit FAUN.

Dieser Auftritt wurde anlässlich des 10jährigen Jubiläums von DORNENREICH gefilmt und soll auf DVD veröffentlicht werden. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Eviga: Wir beginnen gerade damit, die einzelnen Abschnitte zu erarbeiten. Neben dem Summer Breeze-Mitschnitt, werden wir einige Aufnahmen unseres Auftritts beim WGT 2007 (Krypta) dabei haben und wir möchten in den kommenden Monaten noch ein Interview
hier in der Landschaft Tirols drehen, ein Interview in stimmungsvoller Umgebung also.

Ob wir das alles genauso werden realisieren können, werden die kommenden Monate zeigen. Veröffentlich werden wird die DVD voraussichtlich im Winter 2007/2008.

An dieser Stelle muss ich nun leider etwas Kritik loswerden. Ich selbst war bei diesem Auftritt zugegen und in großer (evtl. zu großer?) Erwartung. Leider ließ mich euer Konzert, obwohl ich wirklich ein großer Fan eurer Werke bin, ziemlich kalt. Der Sound war wirklich nicht besonders gut, deine Stimme klang an manchen Stellen etwas schwach und ich bin mir auch recht sicher, dass auf spieltechnischer Seite nicht alles im grünen Bereich war. Die wohlige Atmosphäre stellte sich bei mir nicht ein. Normalerweise erweckt die Musik DORNENREICHs in mir bestimmte Gefühle und Bilder, aber an diesem Abend tat sich da überhaupt nichts. Sicherlich lag das zu einem gewissen Teil auch an dem Rahmen, in welchem das Konzert stattfand. Vielleicht möchtest du dich dazu äußern und deine Sichtweise von diesem Auftritt erläutern?

Eviga: Der Monitorsound auf der Bühne war für mich in Ordnung und leider musste ich im Nachhinein erfahren, dass der Sound nach außen nicht sehr gut war. Auf die Aufnahme wirkte sich das jedoch nicht aus. Persönlich fand ich das Konzert spieltechnisch gut. Ich habe auch stimmlich versucht, alles zu geben. Freilich fordert unsere energische Präsentation zuweilen ihren Tribut. Anzufügen bleibt, dass es mir in erster Linie um Leidenschaft und den „gelebten Moment“ geht und nicht vorrangig um eine möglichst exakte Reproduktion der Studio-Version.

Würdest ihr euch eher als Studio- oder als Livemusiker bezeichnen? Was liegt euch näher und warum, was geben euch diese beiden Seiten einer Band?

Eviga: Im Studio kann man detailreich an der schrittweisen Verwirklichung einer Vision arbeiten, während man live die Möglichkeit hat, gemeinsam mit dem Publikum Momente eindringlichster Intensität und Präsenz zu durchleben. Ich möchte künftig keine der beiden Felder missen.

Inve: Ich genieße im Studio die Auseinandersetzung mit verschiedenen Musikern und Musikstilen. Ausgefallene Sounds z. B. für Hörspiele zu finden ist eine sehr spielerische Angelegenheit und erweitert das klangliche Spektrum. Durch den Studiojob für das Album „Her von welken Nächten“ bin ich recht zufällig auf DORNENREICH gestoßen. Die Intensität der Live-Auftritte ist jedoch durch nichts zu ersetzen und die Zusammenarbeit mit Eviga macht mich als Livemusiker sehr glücklich.

Im März letzten Jahres habt ihr einen neuen Vertrag mit Prophecy Productions über weitere drei gemeinsame Alben unterschrieben. Was würdet ihr sagen ist das Besondere an der Zusammenarbeit mit Prophecy Productions?

Eviga: Es gibt einen regen – mitunter auch kreativen – Austausch zwischen Band und Label. Ich spüre immer wieder, dass die Menschen hinter Prophecy die Werke, die sie veröffentlichen, auch tatsächlich selbst schätzen. Das und die Möglichkeit, sich künstlerisch völlig frei zu verwirklichen, ist für mich die optimale Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Zudem ist der Umgang miteinander über die Jahre ein wirklich vertrauensvoller und freundschaftlicher geworden.

Inve: In meinen Augen steht Prophecy für absolute künstlerische Freiheit und bietet einen Raum für kompromisslose Musik. Plattenfirmen, die sich bei der Masse anbiedern und Musiker dazu drängen, das Abziehbild eines bestimmten Genres zu werden gibt es mehr als genug. Bei Prophecy kann DORNENREICH sich künstlerisch selbst treu bleiben. Das Vertrauen in die Arbeit lohnt sich für beide Seiten, eine „self-fullfilling prophecy“.

Anfang 2006 stieg Valnes aus. Davor war DORNENREICH die unzertrennliche Einheit von Eviga und Valnes. Wie ist deine heutige Sicht darüber und wie ist euer Verhältnis momentan?

Eviga: Ohne Zweifel waren wir über viele Jahre hinweg die besten Freunde und wir begegnen einander immer noch freundschaftlich, obwohl wir uns nur noch selten sehen. Valnes und ich hatten eine intensive und sehr kreative gemeinsame Zeit, die ich in bester Erinnerung habe. Wir sind schlicht zwei alte Freunde, deren Wege sich im Moment getrennt haben.

Wie bereits erwähnt ist für 2009 ist ein Album namens „Flammentriebe“ geplant. Stehen hierfür schon Stücke fest und könnt ihr uns einen kleinen Ausblick auf dieses Album geben?

Eviga: Die Rhythmusgitarren für viele Stücke sind bereits entstanden und wir beabsichtigen, bald mit den Geigen- und Schlagzeugarrangements zu beginnen. Das Instrumentarium für dieses Album wird aus Stimme, Geige, E-Gitarre und Schlagzeug bestehen. Drängend, urwüchsig und flammend leidenschaftlich wird es werden – so viel ist sicher.

Inve: Wir haben beide schon unabhängig voneinander Melodiefetzen, harmonische Gebäude und Stimmungen gesammelt; einzelne Teile. Die Fusion erfolgt demnächst und wir sind beide schon gespannt was die intensive Arbeitsphase im Frühling und Sommer zu Tage bringt. Wir geben uns auf jeden Fall erst zufrieden, wenn ein dicht verwobenes, organisches Ganzes entsteht, das mehr als die Summe seiner Teile ist. Mit den neuen Stücken gehen wir dann wieder auf die Bühne.

Wie ist eigentlich die derzeitige Situation bezüglich der ersten beiden Alben „Nicht um zu sterben“ und „Bitter ist’s, dem Tod zu dienen“, welche ursprünglich über CCP-Records erschienen und mittlerweile recht schwer zu erhalten sind?

Eviga: Mir ist der aktuelle Stand der Dinge leider nicht bekannt, aber ich hoffe, dass die Alben bald wieder gut erhältlich sein werden.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören euch!

Eviga: Ich danke Dir für Deine Fragen, die wahres Interesse bezeugen.

Inve: Danke!

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14.02.2008

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