Doomsword
Interview mit Sänger Deathmaster
Interview
„Quinctilius Varus, gib die Legionen zurück!“ Soll Kaiser Augustus ausgerufen haben, als er von der vernichtenden Niederlage der Varusschlacht erfuhr. Ein Wendepunkt in der Geschichte des Römischen Imperiums. Was das Ganze mit DOOMSWORD zu tun hat? Lest selbst, was Sänger Deathmaster darüber sowie das neue grandiose Album „The Eternal Battle“ zu berichten hat!
Zuerst möchte ich dir zum neuen Album „The Eternal Battle“ gratulieren! Wie sind denn die bisherigen Reaktionen? Und wie bist du selbst mit eurem neuen Opus zufrieden?
Zuerst möchte ich dir für das Interview danken! Die Resonanzen sind bisher sehr positiv, sogar besser als jemals zuvor, da alle unsere bisherigen Alben bekamen gute als auch negative Reviews, so erhielten wir 10 Punkte, aber auch hier und da lediglich 4 Punkte. Und dieses Mal scheint es so, als ob wirklich jeder das neue Album liebt, wir bekommen im Schnitt 8 von 10 Punkten, was unglaublich gut ist. Wir selbst sind sehr zufrieden mit „The Eternal Battle“ und das Album steckt die Band mit Enthusiasmus an, so sehr, dass wir bereits begonnen haben, an neuem Material zu arbeiten.
In welchem Zeitraum wurden die neuen Songs geschrieben? Und wie war das Feeling innerhalb der Band, während ihr an den neuen Songs gearbeitet habt?
Alle Songs wurden zwischen 2008 und 2009 geschrieben, und die Band hatte eine großartige Zeit, mit dem neuen Material. Es gibt da diesen Geist innerhalb der Band und der jeweilige Anteil von jedem von uns kann auf dem Album gehört werden und hat viel mehr Gewicht. Daher werden unsere Alben immer vielfältiger und interessanter.
Was kannst du uns von den Aufnahmen erzählen? Hast du mit der Band, da du ja inzwischen in Irland lebst, zusammen aufgenommen?
Fast zumindest. Traditionell ist der Gesang das letzte, was man aufnimmt, also konnte die Band mit den Aufnahmen beginnen, und ich stieß dann zu ihnen, um den Gesang hinzuzufügen. Es war eine tolle Erfahrung und Davide, der Tontechniker im Diana Studio, ist ein extrem professioneller Typ, der alles genau an unsere Wünsche anpasste, was den Klang und die Aufnahmen anbelangt.
Verglichen mit den bisherigen Alben, habt ihr etwas im Prozess des Songschreibens geändert? Und worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen „The Eternal Battle“ und euren vorherigen Werken?
Die Musik ist nun intelligenter, sie ist vielschichtiger als jemals zuvor. Und das bedeutet jetzt nicht, dass wir die Dinge nun komplizierter gestalten, wir haben nun lediglich einen anderen Ansatz. Die Synthese ist, dass unser Ansatz, neue Songs zu schreiben, sich jedes Mal bisher geändert hat, daher kann ich das zwischen den Alben nicht wirklich vergleichen, da die Situation jedes Mal so unterschiedlich war. Andere Leute, andere Orte, andere Dynamiken innerhalb der Band. Und natürlich war es dieses Mal auch wieder anders.
Gibt es eine Art lyrisches Konzept hinter „The Eternal Battle“? Worüber handeln die Texte auf dem neuen Album?
Das Album hat kein Konzept in der Bedeutung, dass es eine durchgehende Geschichte gibt, aber alle Stücke sind irgendwie miteinander verbunden mit dem zentralen Thema der ewigen Schlacht. Die ewige Schlacht, über welche wir sprechen, in unserer Meinung, ist eine natürliche Verfassung des Menschen. Wenn du darüber nachdenkst, jeder hat seine eigene persönliche Idee von Glück, und wir streben alle danach, das ersehnte Glück zu erreichen. Dorthin zu gelangen ist eine konstante Anstrengung.
Du musst physische und psychische Hindernisse überwinden, du musst Entscheidungen treffen, immer beide Gedanken in dir tragen, was zu tun ist, und wie es dies zu erreichen gilt. Die Realität sieht so aus, dass du ständig eine Schlacht schlägst mit einem inneren Dämonen oder der externen Welt. Und wenn du so glücklich bist, dass du deine Ziele erreichst, was passiert dann mit dir? Du realisierst, dass der ganze Punkt niemals das Ziel war, sondern der Weg dorthin, denn bevor du das überhaupt wahrnimmst, hast du schon längst neue Ziele, neue Träume.
Also beginnst du wieder von vorne, oder du bist schon mit einer anderen Reise beschäftigt. Mehr psychische Konflikte, mehr Dämonen zu besiegen, mehr Menschen, mit welchen du konfrontiert wirst.
Und was auf einer individuellen Basis eine Konfrontation zwischen zwei Menschen ist, überträgt sich in Rivalität zwischen Gesellschaften, politische Parteien oder soziale Schichten, und tatsächlich Kriegen zwischen Nationen. Die Menschheit kämpft immer gegen irgendwas oder irgendwen. Die ewige Schlacht ist der Zustand, aus welchen wir niemals entkommen können. Nun, nicht solange die Menschheit nicht spirituell und intellektuell anders wächst, nicht notwendigerweise besser oder überlegener.
Was das Album anbelangt, erkunden wir das Thema durch verschiedene Perspektiven: zwei Songs speziell, „Warlife“ und „Soldier Of Fortune“, sind jenen gewidmet, welche ihre Leben dafür gaben, Schlachten zu schlagen, an welche sie vielleicht nicht einmal geglaubt haben, ein Leben zu leben, welches praktisch zum Tod marschiert. Der Song „Eternal Battle“ wurde von nordischer Mythologie inspiriert und zeigt, wie alte Kulturen dachten, sie müssten ihr ganzes Leben lang kämpfen, sie wünschten, im Kampf zu sterben, und was wäre die Belohnung? Endlos im Himmel weiterzukämpfen! Wie du siehst, ist in jedem Stück das Thema des Kampfes sehr stark!
Die DOOMSWORD Texte handeln meist von Mythologie und Geschichte. Woher kommt dein Interesse für diese Themen? Welches sind deine liebsten Epochen? Und was gefällt dir am besten in der Geschichte?
Mein eigenes Interesse für bestimmte Themen stammt vor langer Zeit. Ich kann mich daran erinnern, eine ganze Sammlung von Comics im Alter von 4 Jahren geerbt zu haben, und ich konnte nicht damit aufhören, Thor wieder und wieder zu lesen. Nicht dass da irgendein Anspruch auf Richtigkeit in Marvel Comic wäre, aber du weißt schon, mir wurden die Zeichen gezeigt. Ich glaube, die meisten von uns haben Passionen, welche sich durch irgendwelche Erörterungen des Unterbewusstseins erklären, aber das ist letztendlich egal.
Geschichte hat mich schon immer fasziniert, meine bevorzugteste Periode ist definitiv das Mittelalter, was eine ziemlich lahme Antwort ist, da dieses über 1000 Jahre ging, vom Zusammenbruch des Römischen Imperiums bis zur Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Aber ich mag wirklich alles davon: Die dunklen Zeiten des frühen Mittelalters, die Zeit der Völkerwanderung, die barbarischen Invasionen, die Periode der Wikinger, das Heilige Römische Imperium… in anderen Worten alles was von den Gotischen Kriegen bis zur Herrschaft der De Medici ist, erweckt mein Interesse. Ich würde sagen, mein Lieblingsthema in den letzten Jahren ist die Geschichte der Langobarden.
In Skandinavien besteht ein großer Respekt vor Mythologie und uralte Kulturen. Fühlst du da eine Art Verwandtschaft?
Wenn du die skandinavische Kultur meinst, dann ist das so, aber nicht mehr als meine persönliche Passion für diese Themen. Ich beanspruche keine Blutsverwandtschaft weiter als was argumentiert werden könnte, als die genetische Verwandtschaft der Bevölkerung von Italien, besonders mit der Lombardei, woher DOOMSWORD stammen, mit germanischen Stämmen, welche – nach tausenden von Jahren – sehr abgeschwächt sein muss. Was die Mythologie und uralte Kulturen generell anbelangt, sind dies zwei meiner größten Passionen überhaupt, und ich lese konstant darüber.
Das Stück „Varusschlacht“ hat einen deutschen Titel. Weshalb?
„Varusschlacht“ ist ein sehr wichtiger Song für DOOMSWORD , da die historischen Konsequenzen dieser Schlacht ihre Auswirkungen bis zum heutigen Tag haben. DOOMSWORD stammen aus der Lombardei, welche ihren Namen von einem nordgermanischen Stamm der Langobarden hat. Diese waren ein Teil der Konföderation von Stämmen, welche gegen die Römer in der Varusschlacht gekämpft haben. Hätten die Römer diese Schlacht gewonnen, wäre der Norden Italiens niemals, nach aller Wahrscheinlichkeit, von den Langobarden überfallen und dominiert worden, sowie von anderen germanischen Stämmen zuvor wie die Goten, und unsere Kultur und Sprache wäre wahrscheinlich verschieden. Die Schlacht im Teutoburger Wald ist weithin bekannt als Varusschlacht, und da die Schlacht dort stattfand, was heutzutage Deutschland ist, könnte man argumentieren, dass der deutsche Name auch am besten passt.
DOOMSWORD haben ihre musikalischen Wurzeln im Metal der glorreichen Achtziger. Was hat dich damals am meisten an diesen alten Bands fasziniert? Gibt es auch aktuelle Bands, welche dir gefallen?
Ich mag viele der heutigen Bands, grundsätzlich die meisten Bands welche auf Festivals wie dem Keep It True oder Up The Hammers spielen, entsprechen meinem Geschmack. Was mich an den Bands der Achtziger fasziniert, was kann ich sagen… da ist etwas, was hinter Raum und Zeit ist, wenn du Platten wie „King Of The Dead“ (CIRITH UNGOL, Anmerk. d. Verf.) auflegst, so gehen diese weiter darüber hinaus, als nur Musik auf einem Album zu sein, das ist pure Magie. Es tut mir leid, ich habe dafür keine logische Erklärung, aber wenn ich darüber nachdenke, möchte ich das auch nicht rationalisieren und eine Erklärung dafür haben, ich mag meinen Metal wie er ist, a pure Empfindung.
Nach den Aufnahmen zu „The Eternal Battle“ hat euch euer Bassist Geilt verlassen. Worin lagen hierfür die Gründe? Und was kannst du uns über euren neuen Bassisten Christian „Nidhoggr“ Grilli erzählen?
Geilt ist eine sehr vielseitige Persönlichkeit und ein exzentrischer Künstler, genauso wie er mein Bruder ist. Er hat seine Hauptband MIDRYASI, und widmet viel Zeit dem Malen und Zeichnen, und er fühlte, dass nun der Moment gekommen war, sich auf andere künstlerische Unternehmen zu konzentrieren, andere als DOOMSWORD. Geilt und ich haben miteinander seit 1994 zusammengearbeitet, als ich AGARTHI beitrat, zweifelsohne werden wir in der Zukunft wieder zusammenarbeiten. Ich wünsche ihm offensichtlich alles Beste mit seiner Kunst.
Was Nidhoggr anbelangt, er ist ein außergewöhnlicher Musiker, wir haben zusammen am GJALLARHORN Projekt gearbeitet und als ich kürzlich auf dem neuen FURY’N’GRACE Album gesungen hatte, und ich glaube, dass es keine bessere Peron gibt, welche DOOMSWORD in dieser Zeit beitreten könnte.
Jeder der klassischen Metal mag scheint DOOMSWORD zu lieben. Wie fühlt sich das an? Wie ist deine Verbindung zu den Fans?
Zuallererst ist es großartig und ich hoffe, dass es anhält! Ich denke, unsere Fans sind sehr loyal, da wir sehr „extrem“ in unserer Einstellung sind, wir sind zu 100% auf epische Themen fokussiert, und das bewegt die Seele der Leute, welche nach epischen Gefühlen im Metal Ausschau halten. Wir sprechen nicht nur zeitweise über epische Themen, wir halten wirklich daran fest, und dass macht uns perfekt für eine loyale Basis, welche wissen, was sie von uns erwarten.
Wenn du zurückblickst, was hältst du heute von eurem Debütalbum „Doomsword“?
Ich denke, es ist ein sehr signifikantes Album für dieses Genre und für Italien, es gab damals 1999 nur sehr wenige Bands, welche diese Art von Metal spielten. Und wir trafen zuerst auf viel Feindschaft von der Szene, da wir als Lebende Tote, als Dinosaurier, etwas, das schon von verloren ist, bevor es geboren wurde, gebrandmarkt wurden. Ich glaube, dass unser Debütalbum, sogar noch mehr als die folgenden Alben, seine Rolle bei der Wiederkehr des klassischen und epischen Metals in die Undergroundszene spielte.
Was ist dein Lieblingsfilm von Bud Spencer?
Hahaha, ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wann ich zuletzt einen Film mit ihm gesehen habe, aber ich muss „Zwei wie Pech und Schwefel“ mindestens tausendmal gesehen haben, als ich noch ein Kind war.
Was ist in nächster Zeit bei euch geplant?
Ein neues Monster von einem Album mit dem besten Line-Up, das wir jemals hatten. Wir werden uns wirklich weit über unsere aktuellen Grenzen anstrengen, dies ist ein Versprechen!
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Vielen Dank für die Möglichkeit, es war ein interessantes Interview. An alle da draußen, wir sehen uns auf dem Hammer Of Doom 6!