DOOL
Das ultimative Ziel
Interview
Wenn man “The Shape Of Fluidity” mit “Summerland” vergleicht, ist der große Unterschied, dass man sich einen Großteil der “Summerland”-Songs auch einfach mit Gesang und Akustik-Gitarre vorstellen konnte. [Raven grinst] Das Album legt den Fokus mehr auf instrumentale Parts und euer fabelhaftes Zusammenspiel als Band.
Raven: Ja! Das meiste von “Here Now, There Then” und “Summerland” habe ich tatsächlich auf der Akustik-Gitarre geschrieben. Jetzt war es eher so, dass zum Beispiel Nick ein Riff gespielt hat und ich darauf mit Gesang “geantwortet” habe und dann Bass und Drums hinzugegeben haben. Es war irgendwie… organischer. [Sieht zu Nick]
Nick: Es ist definitiv auch Riff-orientierter, vielleicht meintest du das.
Raven: … und auch ausgearbeiteter. Wir haben viel mehr an den Einzelheiten getüftelt.Magnus Lindberg, der Drummer von CULT OF LUNA ist außerdem ein wunderbarer Produzent, der eigentlich gar nicht so viel produzieren möchte, aber für DOOL eine Ausnahme gemacht hat. Darüber sind wir glücklich, denn er hat einen verdammt großartigen Job gemacht. Ich denke, er gab jedem Instrument das Podium, das es verdient. Alles ist im Mix, wo es sein sollte. Wir haben dieses Album nicht überproduziert.
Magnus hat dem Album auch eine große dynamische Bandbreite beschert. Die ruhigen Parts sind beinahe friedlich, die rockigeren beeindruckend bis fast schon beängstigend. Im Vergleich zu euren älteren Alben klingt “Fluidity” wütender, hoffnungsloser.
Raven: Das hast du richtig gehört und es macht mich verdammt glücklich. Genau so sind wir in das Songwriting gegangen. Wir waren verdammt noch mal angepisst, wie es mit “Summerland” gelaufen ist und was wir da verpasst haben. Es war so viel Energie da – alle in DOOL wollten 500% in das Album stecken. Vielleicht war dafür die Covid-Situation sogar gut, weil wir uns selbst neu erfinden mussten. Es ist “in your face”, es ist dreckig, es ist verdammt emotional. Es ist real, das hier ist ein reales Album. Ich höre mir eigene Alben eigentlich kaum an, aber seitdem das Mastering fertig ist, höre ich es mindestens ein Mal pro Woche. Wäre ich nicht bei DOOL, wäre ich ein Fan. [alle lachen]
„Wäre ich nicht bei DOOL – ich wäre ein Fan.“
Nick: Irgendwie ist das auch das ultimative Ziel, zumindest für mich: etwas zu erschaffen, von dem ich selbst auch Fan sein könnte. [alle nicken]
Raven: Man macht es ja auch für sich selbst, weil man eine Emotion, ein Erlebnis oder eine Geschichte ausdrücken möchte. Gleichzeitig will man ja immer etwas Neues erschaffen. Daher kann ich den Fakt, dass wir etwas so Schönes erschaffen haben, gerade sehr genießen und erlebe es dadurch immer wieder.
Habt ihr eigentlich als Band live aufgenommen? An manchen Stellen wirkt es so.
Raven: Nur einzelne Parts, denn ich mag es nicht besonders. Ich traue meinem Gitarrespiel nicht genügend, um mit anderen in einem Raum aufzunehmen. So waren es meisten Nick, JB und Vincent, die zusammen gespielt haben, sodass wir später weitere Gitarren, Gesang und so weiter hinzugeben konnten. Wir haben teilweise in unüblichen Abläufen aufgenommen, aber das hat wiederum Kreativität freigesetzt, weil es sich nicht angefühlt hat, als würden wir eine Liste abarbeiten.
Im Vergleich zu einigen wirklich dunklen Stücken auf dem Album ist der Titelsong sehr ruhig, geradezu versöhnlich und hoffnungsvoll. Nehme ich das auch im Text richtiggehend wahr?
Raven: Du hattest während dieses Interviews oft Recht, aber das ist möglicherweise der verzweifeltste Song auf dem Album für mich. Ich meine, wir haben ihn vielleicht in etwas Hoffnungsvolles verwandelt, aber es geht eigentlich darum, Bedeutung und Hoffnung zu verlieren. Und darum, dass es wirklich schwer sein kann, wieder hochzuschwimmen, wenn du das Gefühl hast zu ertrinken – was ich oft im Leben hatte.
“Evil In You” ist sowas wie der Spannungshöhepunkt des Albums. Man kann seiner Energie kaum entkommen.
Raven: Das war ein langer Prozess. Er hatte ungefähr fünf verschiedene Chorus-Parts …
Nick: Andersherum, den Chorus habe ich schon jahrelang, alles andere hatte ungefähr fünf verschiedene Versionen. Irgendwann hatte ich es Raven geschickt und es hat geklickt.
Raven: Ich glaube, wir haben viel Pott geraucht, oder? [lacht] Wir waren vorher immer zu verkopft. Ich denke, es ist als Uptempo-Song ein wunderschöner Kontrast zu den vielen anderen langsameren und dunkleren Songs. Wir wollten ihn unbedingt dabei haben, um das Album dynamischer und nicht zu schwer zu machen. Am Ende geht es um Energie und dieser Track berstet geradezu davor.
Nick: Es ist in einem guten Sinne auch unser poppigster Song.
Raven: Dadurch erinnert er auch ein bisschen an “Oweynagat”. Der wird live Spaß machen.
Nick: Der Song zeigt auch gut die Bandbreite an Einflüssen, die wir alle mitbringen.
Hat euch das gemeinschaftliche Arbeiten an dem Album einander näher gebracht?
Raven: Wenn wir uns noch näher stünden, wäre es Inzest. [alle lachen] Dafür gab es keinen Raum mehr. Wir sind bereits eine Band, die sich sehr nahesteht.
Nick: … und das ist eine super angenehme Situation, denn ich kenne auch Bands, die einfach nur Kollegen sind.
Raven: Ich denke wir sind zuerst befreundet und dann in einer Band. Es klingt nach einem Klischee, aber es ist eine kleine Familie.
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Stile | Alternative Rock, Classic Rock, Darkwave, Doom Metal, Heavy Metal, Indie-Rock, Progressive Rock, Shoegaze |
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