Dodecahedron
Auch mathematischer Black Metal ist Krieg!

Interview

… über das Konzept von „kwintessens“

Das neue Album atmet definitiv eine primitive Energie. Es geht um den Hunger nach Macht, der außer Kontrolle gerät, sobald das Individuum davon trunken ist, wenn sich Gier und Größenwahn durchsetzen und die Oberhand gewinnen. Und wenn die Dinge derart aus den Fugen geraten, kreiert man ein solches Monster, mit dem man diese Erkenntnis gewinnt, dass alles über kurz oder lang in sich zusammenfällt.

Die Natur des Menschen ist nun mal die ideale Vorlage für die griechische Tragödie, in der es ja auch um Entwicklungen geht, die außer Kontrolle geraten und in einer Katastrophe enden. Es ist eine Metapher, die sich auf andere Lebenslagen übertragen lässt. Und der Kurs, den die Welt derzeit nimmt, ist beileibe nicht gesund. Im Grunde durchleben wir derzeit diese unglaubliche Dekadenz des römischen Imperiums kurz vor dessen Zusammenbruch. Und diese Art Geschichte erzählt „kwintessens“, nicht als Gimmick, sondern eben als Mittel, um auszudrücken, was wir empfinden.

… über die Geometrie des DODECAHEDRON-Sounds

Es passt perfekt in unser Konzept. Der musikalische Aspekt spielt da natürlich die Hauptrolle. Wie können wir ein Album noch bündiger gestalten? Wir suchen nach Wegen, um dies zu erreichen, die Punkte sozusagen zu verbinden. Und so wandten wir uns an geometrische Formen, die man aus verschiedene Blickwinkeln betrachten und unterschiedlich interpretieren kann. Wir kamen schließlich auf den Dodekaeder, der Zwölfflächner. Uns ging es vor allem um die zwölf Flächen, die wir näher betrachteten. Eine dieser Flächen hat fünf Seiten, wobei sich immer drei Linien kreuzen.

Der Sinn hinter dieser Betrachtung war es, uns herauszufordern und unserer Musik quasi so etwas wie Naturgesetze aufzuerlegen. Wenn man diese Disziplin beim Schreiben von Musik aufwendet, kommt oft das beste dabei heraus. Wenn man sich eben an diesen Formen und Ziffern orientiert, entsteht etwas wahnsinnig kohärentes, das irgendwie nicht mit dem westlichen Verständnis von Harmonie, sondern vor allem mit sich selbst im Einklang steht. Und wenn wir diese Regeln dann doch mal brechen, fällt das umso mehr auf, wird also umso effektiver. Das mussten wir eben auf 40 Minuten hinkriegen. Bei einem einzelnen Track ist das nicht so schwer, aber bei einem ganzen Album ist das schon eine enorme Herausforderung.

… über „Tetrahedron – The Culling Of the Unwanted From Earth“

Das mit dem Lovecraft-Monster in deiner Rezension ist eine großartige Interpretation. Dieser technische Part sollte genau so etwas beim Hörer assoziieren. „Tetrahedron“ ist unserer Meinung nach tatsächlich die schlüssigste Komposition des Albums. Es hat diesen seltsamen Klang, bei dem sich ein Gedankenfilm über monumentale Themen abspielt. Dieses Auslösen von Vorstellungen war auch die Intention dahinter. Wir wollten so eine Entität in unserer Musik entwickeln, ein gewisses Thema darstellen.

… über „Dodecahedron – An Ill-Defined Air Of Otherness“ und dessen Nähe zu „Sunbather“

Ja, als wir den Song auf Facebook gepostet haben, sind die Fans ausgerastet und haben uns den Ausverkauf vorgeworfen. Zugegeben, er erinnert tatsächlich ein wenig an „Sunbather“, aber er hat seinen Platz im Album und den kann man eben nicht nachvollziehen, wenn man das gesamte Werk nicht kennt. Eigentlich sollten wir diesen Track als erstes veröffentlichen, wir hatten aber befürchtet, das so etwas passieren würde und entschieden uns daher zunächst für „Hexahedron – Tilling The Human Soil“.

… über die Live-Präsenz der Band

Schau dir die Bilder an. Licht kommt aus dem Hintergrund, sodass du von uns nur die Silhouetten siehst. Das dient nicht nur der Theatralik, sondern soll auch die Nutzlosigkeit des Individuums darstellen. Wir liefern präzise Klanggewalt auf der Bühne und nehmen uns da auch sehr ernst. Entweder du tust das auch, oder du kannst gleich gehen. (lacht)

Wir sehen uns da wie Strategen, die sich für einen akustischen Krieg vorbereiten. Natürlich sind auch unsere Auftritte bis ins kleinste Detail durchdacht. Es ist so läuternd, wenn man diese komplexen Kompositionen mit voller Inbrunst spielt. Demnächst haben wir unsere ersten Shows als Headliner. Die Musik verlangt dir einfach alles ab, sodass du immer 100% geben musst. Darunter geht nichts. Wir spielen selbst nahe der Bewusstlosigkeit.

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09.03.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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