Disparaged
Interview mit Tom Kuzmic zu "The Wrath Of God"
Interview
Der Medienrummel um die zweite Band von CATARACT-Gitarrist Tom Kuzmic hielt sich bisher weitgehend in Grenzen und blieb stets hinter dem der Hauptband zurück. Zu Unrecht, wie ich finde, so ist das dritte Album der Schweizer namens „The Wrath Of God“ erneut eine mächtige Death-Metal-Walze geworden, die sich vor Genregrößen alles andere als verstecken braucht. Anlass genug, um ein kurzes Gespräch mit Bandkopf Tom zu führen.
Moin Tom, beginnen wir mit der typischen Standardfrage, wenn es dir recht ist. Da DISPARAGED zu Unrecht noch nicht gerade den größten Bekanntheitsgrad erwirtschaften konnten, stelle uns doch bitte die Band einfach mal vor!
Also, wir sind eine Death-Metal Band aus der Schweiz und wir haben die Truppe im Jahre 1999 gegründet. Wir sind ziemlich klassisch besetzt, sprich unser neuer Mann Deniz am Schlagzeug, Adrian am Bass, Ralph an der Gitarre und meine Wenigkeit am Mikro mit Gitarre. Stilistisch gesehen sind wir ziemlich Tampa-beeinflusst (DEICIDE, DEATH, MORBID ANGEL), aber auch moderne Elemente bauen wir ein. Unser Trademark ist vor allem die Abwechslung. Mal sind wir schnell grindend unterwegs, mal etwas vertrackter, aber auch ganz locker groovig, je nachdem was der Song verlangt.
Was hat sich seit “Blood Source“ bei euch getan? Gab es Besetzungswechsel und wo liegen die wesentlichen Unterschiede zu euren vorherigen Alben?
Es hat sich vor allem viel im privaten Bereich getan. Nach “Blood Source“ wurde ich zum zweiten Mal Daddy, dann wurde etwas später auch noch Ralph Vater, Adrian war sehr beschäftigt in seiner Arbeit und Heinz (der frühere Drummer) hat uns verlassen. Ich bin in der Zwischenzeit noch bei CATARACT eingestiegen und glücklicherweise haben wir aber in Deniz mehr als nur einen Ersatz gefunden und somit sind wir wieder startklar und haben jetzt auch endlich unsere neue Scheibe draußen.
Bezogen auf das, was Ich auf “The Wrath Of God“ heraushöre, gehe ich davon aus, dass du für das Songwriting zuständig bist, richtig? Ist es denn so, dass mit DISPARAGED die Möglichkeit gegeben ist, Ideen auszuleben, die mit CATARACT nicht umsetzbar sind?
Für mich sind die zwei Bands halt ganz was Unterschiedliches, trotz der musikalischen Parallelen. Bei DISPARAGED teile ich das Songwriting mit Ralph und bei CATARACT mit Gregi. Viele Dinge könnte man bei beiden Bands einbauen, aber ich decke meine Vorliebe für Death Metal und Thrash halt gleich in zwei Bands auf… haha. Ich finde, dass die technischeren und grindigen Elemente halt viel eher zu DISPARAGED passen als zu CATARACT. Und bei CATARACT sind halt die Tempowechsel und slayeresken Parts ganz wichtig. Ich kann mich so eigentlich ganz gut musikalisch ausleben und würde auch nie versuchen beides zu mischen. Wäre ja langweilig, statt DISPARAGED und CATARACT nur noch DISPARACT oder CATARAGED zu haben… haha… da wären viele Fans der beiden Lager enttäuscht.
Wie ist es zeitlich machbar, sich auf diese beiden großen Projekte zu konzentrieren? Bisher musste DISPARAGED unverdient immer zurückstecken, oder?
Das war zum Glück bisher nicht der Fall, da DISPARAGED natürlich kommerziell gesehen der kleinere Fisch war und viel weniger Konzerte hatte als CATARACT. Wenn dies in der Vergangenheit nicht so gewesen wäre, hätte ich auch nicht bei CATARACT zugesagt. Und da ich ja nicht voll arbeite, bleibt zum Glück viel Zeit für die Musik und die Familie. So krieg ich bis jetzt alles ziemlich gut unter einen Hut. Allerdings gab es einmal einen blöden Zwischenfall, als ich am gleichen Tag zwei Shows mit den jeweiligen Bands zu bestreiten hatte. Nach einem Open-Air mit DISPARAGED im Raum Stuttgart, hätte ich nach Berlin fahren sollen für ’ne Show mit CATARACT und da hat dann mein Wagen Feuer (ein Pneu und die Stoßstange) gefangen (später ist dann zu allem Übel auch noch der Auspuff runtergefallen) und die Jungs bei CATARACT mussten dann den Gig ohne mich durchziehen.
Bei DISPARAGED ist es mir wirklich schwer gefallen, die vielen verschiedenen Einflüsse zu einem Gesamtgefüge zu verbinden. Wo würdest du denn eure wesentlichen Wurzeln sehen?
Da wir ein wirklich extrem abwechslungsreiches Songwriting haben und auch sehr open minded sind, wird vom Zuhörer sicherlich auch einiges an Toleranz abverlangt. Aber ich sehe das eher als Stärke und unseren Vorteil. Du kannst die Scheibe problemlos 100-mal hören, ohne dich zu langweilen, was man von vielen anderen Bands nicht behaupten kann. Die verharren oft in ihren engen Grenzen und entwickeln sich nicht weiter. Da bevorzuge ich die musikalische Freiheit, wo man all seine Einflüsse verarbeiten kann. Grenzen zu setzen an sich, ist der Tod jeglicher Kreativität. Bei uns besteht der rote Faden in der Heftigkeit und dem Druck, den wir erzeugen, oder auch textlich gesehen in den durchgehend düsteren Themen (Krieg, Sex, Geschichte, Religion, etc.). Das kann mal ein Midtempo-Groover sein oder auch eine schnelle Grindcoreattacke. Und wenn es mal kurz ruhiger wird, dann nur, um mit aller Macht dir musikalisch gleich wieder eins auf die Mütze zu geben, haha. Dann ist der Effekt auch umso größer. Hör dir da nur mal den Übergang nach dem Instrumental an, dann weißt du gleich, was ich meine. Vereinfacht kann man aber sagen, dass unsere musikalischen Wurzeln vor allem bei den alten Death-Bands liegen, wie schon vorher erwähnt DEATH, DEICIDE, MALEVOLENT CREATION, aber wir haben auch SLAYER als Einfluss oder modernere Bands wie KATAKLYSM. Das ist der stilistische Nährboden für DISPARAGED und dann kommt sicherlich noch eine Prise aus nichtdeathmetallischen Zutaten dazu, um dem Ganzen die spannende Würze zu geben.
Inwiefern hat sich DISPARAGED seit der Gründung vor etwa 10 Jahren verändert? Wachsen mit dem Alter auch die Ansprüche an euch selber?
Eigentlich hat sich da gar nicht so viel verändert. Wir haben immer versucht, das Beste aus der Situation zu machen, aber man lernt ständig dazu. Ralphs Studio war zu Beginn ziemlich amateurmäßig bestückt und mittlerweile können wir da verdammt gute Aufnahmen machen. So haben wir produktionstechnisch mit jeder neuen CD die alte toppen können. Und natürlich ist das Songwriting in all den Jahren ausgereifter geworden. Das Ziel ist aber immer das gleiche geblieben: Dazulernen und besser werden.
Mit “The Wrath Of God“ hat sich auch optisch einiges verändert – euer Logo schaut anders aus und auch das Cover ist wesentlich detaillierter ausgefallen als die vorhergehenden, außerdem wirkt alles insgesamt reifer. Habt ihr euch diesmal länger Zeit genommen, um die Ideen auszuarbeiten, oder lief alles wie immer?
Wir hatten es ganz einfach satt, immer falsch interpretiert oder wahrgenommen zu werden. Man hielt uns für eine Gothic- oder Industrialband und nach dem Erscheinen der neuen METALLICA war eh klar, dass ein neuer Schriftzug her muss. Einer, der allen klar macht, dies ist eine Death-Metal-Band. Und beim Cover haben wir diesmal mit anderen Künstlern gearbeitet, und dies hat sicherlich auch zu einem anderen Erscheinungsbild geführt. Allerdings wurde nicht mehr Zeit fürs Booklet in Anspruch genommen als früher. Aber wir stimmen dir sicherlich zu. Auch wir finden diese Scheibe sowohl vom visuellen Erscheinungsbild als auch vom Musikalischen her das Reifste, was wir bisher gemacht haben.
Wie sieht es eigentlich mit eurem persönlichen Geschmack aus? Seid ihr eher die Old-Schooler oder steht ihr mehr auf modernen Kram? Vielleicht bewegt ihr euch sogar abseits des Metal-/Core-Sektors?
Da dies eine sehr individuelle Frage ist, werde ich sie nur für mich persönlich beantworten. Meine Faves sind sowohl Oldschool-Bands wie DEATH, MORBID ANGEL, CYNIC, SOLSTICE oder SUFFOCATION als auch moderne Bands wie NECROPHAGIST oder JOB FOR A COWBOY. Dann höre ich noch gerne verschiedenste Metal-Bands wie DREAM THEATER, CANDLEMASS oder PAGAN’S MIND, aber auch Bands wie VOLBEAT oder RACER X, ja sogar alte Hardrock-Scheiben find ich geil… haha… ich liebe vieles von Hard bis Heavy, und abseits vom Metal höre ich vor allem noch Klassik und Jazz. Sogar im 80er-Pop finde ich noch tolles Zeugs, aber das liegt wohl auch daran, dass ich mit dem Scheiß groß geworden bin und coole Erinnerungen damit verbinde, wie den ersten Kuss und so… haha…
Das soll es auch schon gewesen sein! Dann gratuliere ich euch nochmals, denn “The Wrath Of God“ ist ein wirklich mächtiger Brocken geworden! Die letzten Worte dürft ihr liefern!
Vielen Dank fürs Kompliment… tja… was soll ich sagen… hört euch das Teil mal an und ich hoffe, ihr findet es genauso toll wie wir… und hört schön weiter Todesblei und lasst euch von den Medien nicht reinschnorren, was toll sein soll und nicht. Selber checken und dann entscheiden… keep the metal spirit alive… cheerz
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