Disbelief
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Interview
Mit ihrem bereits achten Album "Protected Hell" beweisen DISBELIEF wieder einmal, dass sie zum innovativsten, emotionalsten und intensivsten gehören, was die deutsche Metalszene zu bieten hat. In ihrem ureigenen Stil wüten sich die Hessen kompromisslos knapp 50 Minuten durch eine nicht leicht verdauliche, aber irgendwie doch catchy klingende Lärmorgie. Wir sprachen mit Frontbrüller Karsten "Jagger" Jäger.
Erstmal Glückwunsch zum wirklich gelungenen achten Album „Protected Hell“! Wie sind denn die Reaktionen bisher?
Die Reaktionen bis jetzt sind durchweg positiv! Anscheinend haben wir wieder vieles richtig gemacht mit „Protected Hell“, oder sogar besser.
Ihr habt erneut nach der „Navigator“ nun auch für euer neues Album „Protected Hell“ mit Michael Mainx gearbeitet. Worin bestehen die Unterschiede in der Zusammenarbeit mit ihm und eurem früheren Produzenten Andy Classen?
Beide sind hervorragende Produzenten, die aber einen total verschiedenen Background haben. Die Arbeitsweisen sind jetzt nicht super unterschiedlich, aber im Detail doch.
Worauf es bei einem Produzenten ankommt, ist, dass er den Musiker zu Höchstleistungen pushen kann, und darin sind doch beide sehr außergewöhnlich. Man muss auch bedenken, dass wir mit Michael Mainx eine viel längere Zeit im Studio zur Verfügung hatten, wie damals zu der Zeit, als wir noch mit Andy Classen aufgenommen hatten.
In welchem Zeitraum entstanden die neuen Stücke? Wie lange habt ihr aufgenommen?
Die Songs von „Protected Hell“ sind eigentlich, für unsere Verhältnisse, in einem recht kurzen Zeitraum entstanden. Wir haben letztes Jahr Ende Mai/Anfang Juni mit dem Schreiben der Songs angefangen und der Studiotermin war gefixt, für den Januar 2009.
Aufgenommen haben wir 3,5 Wochen und für den Mix-Prozess hatten wir dann noch eine Woche, was für diese Produktion im Grunde genommen zu wenig war. Selbst bei solchen Produktionen, wo es sich so anhört, dass da doch genügend Zeit da wäre, alles optimal zu machen, ist es immer drin, dass irgend ein Problem auftritt und dich dieses Problem einfach Zeit kostet und du dann praktisch irgendwo diese Zeit wieder aufholen, oder kompensieren musst. Dies ist dieses Mal ausschließlich nachts geschehen, wo wir Überstunden gemacht haben und teilweise doch über die Schmerzgrenze hinausgegangen sind.
Welche der neuen Stücke sind denn deine persönlichen Favoriten und warum?
„The Dark Soundscapes“ ist so ein Song, den man unter meine Favoriten zählen muss, da er sehr düster daherkommt und auch eine coole Geschichte zu erzählen weiß, alleine vom instrumentalen Standpunkt her, sehr bewegend! „A Place To Hide“ ist auch so ein Song, so ein bisschen in der Art, wie auf unserem Vorgängeralbum, der Titelsong „Navigator“.
Eigentlich könnte ich hier jetzt fast alle Titel aufzählen, was wiederum ja auch für die Songs spricht, die konstant ein hohes Level besitzen und jeder für sich ein sehr spannendes Erlebnis ist.
Mein ehemaliger Kollege Sergej fragte dich vor zwei Jahren, zwischen welchen zwei Alben deiner Sammlung du „Navigator“ einsortieren würdest. Als Antwort gabst du an, dass sie zwischen „Domination“ von MORBID ANGEL und „The Great Southern Trendkill“ von PANTERA gehört, aufgrund des düsteren Flairs, der kompromisslosen Härte und der Unbekümmertheit. Wo würdest du dann „Protected Hell“ einsortieren, wo liegen für dich die Unterschiede zum Vorgänger?
Zwischen FEAR FACTORYs „Demanufacture“ und SLAYERs „Reign In Blood“. Zum einen, bzgl. unseres hervorragenden Sounds und zum anderen hat „Protected Hell“ soviel Aussagekraft und Flair, ein Zeichen, wie es damals von SLAYER auch gesetzt wurde.
Die wesentlichen Unterschiede sind, wie schon erwähnt, der Gitarrensound, wie auch das Einsetzen der Gitarre, was wir im Vorfeld, bevor wir an die neuen Songs herangegangen sind, so haben wollten, dass die Gitarren ein bisschen verspielter und auch anspruchsvoller dargeboten sind. Die Symbiose zwischen Instrumentalem und Gesang/Texte war noch nie so verschmolzen, wie auf „Protected Hell“. Alleine diese Komponenten machen für mich schon den Unterschied aus.
Was kannst du uns über die Texte erzählen?
Was die Texte angeht, muss ich sagen, dass ich super zufrieden bin mit dem Erschaffenen. Ich habe noch nie so viele Recherchen betrieben, um die Tiefe der Lyrics zu untermauern, was auch bedeutete, dass ich mich in dieser Zeit mit vielen Abgründen beschäftigen musste. Dies war kein Zuckerschlecken und belastete mich doch sehr, im Nachhinein.
Der Albumtitel „Protected Hell“ stand sehr früh und so war für mich auch schon früh klar, dass ich alle Texte diesem Titel unterordnen wollte, was dann auch geschehen ist, aber zum Ende hin, sich als gar nicht so leicht darstellen sollte. Alle Titel beziehen sich auf das menschliche Leben und wie dieses zur Hölle auf Erden werden kann.
Ihr werdet in Kürze euer neues Album live promoten. Welche neuen Songs werdet ihr spielen?
Im Grunde genommen fast alle, weil die neuen Songs doch sehr live-kompatibel sind.
Mit euren Gitarristen hattet ihr ja die letzten Jahre nicht viel Glück. Im November 2006 hat euch Oliver Lenz verlassen, für ihn kam Jonas Khalil (SACRED STEEL) an Bord, doch auch er musste das Handtuch aufgrund zeitlicher Gründe werfen. Inzwischen habt ihr in dem Spanier Alejandro Varela einen neuen Mann gefunden. Wie seid ihr auf ihn gekommen? Was kannst du uns über ihn erzählen?
Wir haben auf unserer Homepage, wie auch Myspace–Seite darauf aufmerksam gemacht, dass wir einen neuen Gitarristen suchen, und Alex hat sich, wie viele andere auch, bei uns mit einer Email beworben. Wir hatten ihn dann zu uns eingeladen und er überzeugte uns durch sein spielerisches Können, wie auch durch sein Wesen. Und wie er über das Business, wie auch die Musik denkt, hat uns bestätigt, ihm den Job an der Gitarre bei DISBELIEF zu geben.
Alex hatte in den vergangenen 15 Jahren in einer Coverband seine Brötchen verdient. Er hatte auch in diversen Bands gespielt, aber für ihn war es schwer, Musiker in Spanien zu finden, die so Musik machen, wie wir es tun. So entschied er sich, sich bei uns zu melden, alles andere ist schon wieder Geschichte!
Welche Auswirkungen hatten eigentlich die ganzen Wechsel an der Gitarre auf euer Songwriting? Ihr konntet ja immer euren ureigenen Stil beibehalten und weiterentwickeln. Wie entstehen denn bei euch neue Stücke?
Auf das Songwriting keine, denn all unsere musikalischen Ideen, entspringen dem Kopf unseres Bassisten Joe. Von daher sind wir recht unabhängig, was die Gitarristen-Seite anbetrifft, was aber nicht heißen soll, dass wir nicht darauf aus wären, auch Ideen von Gitarristen benutzen zu wollen. Hier suchen wir schon seit längerem nach einem Gitarristen, der in diesem Punkte Joe Paroli bieten kann, und den wir jetzt hoffentlich in Alex gefunden haben.
„Klischee ist Limitierung!“ Wie denkst du passt diese Aussage auf DISBELIEF?
Wir können mit Klischees nicht viel anfangen und arbeiten auch nicht bewusst mit diesen, da meiner Meinung nach Klischees den Heavy Metal innerlich vielleicht stärken, aber in der Außendarstellung oder zukunftsorientiert dem Metal auf Dauer eher schaden statt helfen, und das Ganze auch langweilig erscheinen lässt.
Ihr habt euch mit eurem Sound, beschreiben wir es einfach mal als tief emotionalen, intensiven Sludge Death Metal, eine eigene Nische erschaffen. DISBELIEF sind ein Unikat. Ihr konntet einen beachtlichen Status erreichen, für den ganz großen Wurf hat es aber nie gereicht. Was denkst, woran das liegt? Wollt ihr überhaupt noch „größer“ werden?
Wir wollen natürlich noch wachsen und den Namen DISBELIEF in aller Welt verbreiten. Das beste Mittel dies zu tun, ist definitiv der Live-Sektor. In diesem Bereich haben wir was verändert, indem wir unsere letzte Booking Agentur (Rock The Nation) verlassen haben und zu Godownbelieving gewechselt sind. Damit erhoffen wir uns, auf diesem Sektor viel mehr Gas geben zu können als in der Vergangenheit.
Du wirst auf dem neuen GRAVEWORM-Album „Diabolical Figures“ den Song „Forlorn Hope“ singen. Wie kam es dazu?
Da wir sehr gut mit GRAVEWORM befreundet sind und ich ein cooles freundschaftliches Verhältnis zu Eric, dem Gitarristen von GRAVEWORM, habe, hat dieser mich angerufen und mich gefragt, ob ich bei einem Song für das neue Album, den er geschrieben hat, den Text machen wolle und auch im Studio zu diesem Song agieren möchte. Nachdem ich dann den Song bekommen habe, war ich sehr begeistert davon. Und so hab ich dann einen Text geschrieben und meinen Arsch in Richtung Stage One Studio bewegt, wo es dann zu einem weiteren Treffen an alter Wirkungsstätte mit Andi Classen kam, was für mich persönlich eine wahre Freude war, wieder mit Andi Classen zusammen arbeiten zu dürfen, wie auch alles Beste für GRAVEWORM rauszuholen.
Ihr seid nun seit 17 Jahren, wenn ich mich nicht täusche, als Band aktiv. Was hat sich in dieser Zeit für dich alles verändert? Was waren deiner Meinung nach die besten Momente mit DISBELIEF, was die Tiefschläge?
Ach, es gab eigentlich durch die Bank weg sehr gute Momente, die wir in dieser Zeit mit DISBELIEF erlebt haben. Die Querelen mit unseren Gitarristen und auch teilweise das Musikbusiness sind es, die wir als Tiefschläge bezeichnen können. Ansonsten macht es immer noch riesig Spaß, für mich eigentlich mehr denn je, mit meinen Mitmusikern neue Songs zu kreieren, wie diese auch dann live umzusetzen.
Wenn du als Band innerlich gut funktionierst, kann dich eigentlich recht wenig im Leben erschüttern, denn die Kraft, die mir die Musik, die Bandkollegen und auch die Fans von DISBELIEF geben, mich stetig nach vorne treiben und das Leben für mich erst richtig lebenswert machen.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Vielen Dank für den Support von Metal.de mit diesem Interview, für alle DISBELIEF–Fans und die, die es noch werden wollen sei gesagt, kommt zu unseren Konzerten und unterstützt uns und ihr werdet es nicht bereuen!
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