Disbelief
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Interview
DISBELIEF konnten mit ihrer Walze namens "Navigator" einen enormen Achtungserfolg verbuchen. Die Fans und die Medien waren gleichermaßen begeistert. Und dass Death Metal solche Gefühlswallungen zustande bringt, erlebt man auch nicht alle Tage. Daher stand ein Zwiegespräch mit Mastermind Karsten "Jagger" Jäger ganz oben auf der Tagesordnung.
Moin Jagger, zu aller erst besten Dank für ein solch eindringliches Hörerlebnis wie „Navigator“, euer neues Album ist eine ganz schöne Walze! Was sagt denn deine Familie zu der neuen Platte. Gibt’s aus der Ecke auch kritische Worte oder nur zufriedene Gesichter?
Ich glaube bis jetzt nur positive Resonanzen auf unser neues Werk “Navigator“ gehört und gelesen zu haben, das zeigt mir, dass wir alles richtig gemacht haben. Das Wichtigste aber ist, dass wir für uns zufrieden sind und das sind wir und darauf sind wir mächtig stolz.
„Navigator“ wurde ja von Michael Mainx (u.a. BÖHSE ONKELZ) produziert. Gab es da im vorhinein irgendwelche Berührungsängste? Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Unser Bassist Joe und Michael Mainx kommen aus der gleichen Ecke und kennen sich daher schon sehr lange. Sie haben sogar schon mal in einer Cover-Band zusammen Musik gemacht, was die beiden bis heute verbindet. Berührungsängste gab es keine, warum auch, es ging ja um den Sound von DISBELIEF und keinem anderen.
Was von eurer neuen Platte geht auf Michaels Kappe? Musstet ihr irgendwelche Kompromisse eingehen, damit die Scheibe so wird, wie sie jetzt vorliegt?
Seine Erfahrungswerte. Die hat er uns voll und ganz weiter vermittelt. Sein persönlicher Einsatz für „Navigator“, da hat er viel mehr gemacht, als er hätte machen müssen, da sein persönlicher Anspruch an diesem Projekt sehr hoch war. Ich höre jetzt noch seine Worte: „Ich will nicht, dass es gut wird, ich will, dass es richtig gut wird“, dafür hat er alles gegeben!
Kompromisse mussten wir keine eingehen, da wir selber entscheiden, was gut für uns ist. Da alle Songs vor den Aufnahmen zu 100% fertig waren, ging es ausschließlich um den Sound und um das Umsetzen beim Aufnehmen, wo es auch zum Zwiegespräch mit Michael kam, da er als neutraler Produzent, sehr gute Ideen einstreute, was Instrumente betrifft.
Beim Aufnehmen des Gesangs haben wir extrem viel gearbeitet und vieles ausprobiert, um die besten Gesangslinien zu finden. Da konnte man wieder einiges dazulernen und mitnehmen, hinzu kam noch Michael Mainx Gemüt, was auch dazu beitrug, sich im Studio frei entfalten zu können.
Zwischen welchen zwei Alben (anderer Bands) deiner Plattensammlung würdest du „Navigator“ einsortieren?
Gute Frage, zwischen MORBID ANGELs „Domination“, wegen des düsteren Flairs, was die Scheibe vermittelt und PANTERAs “The Great Southern Trendkill“, wegen der kompromisslosen Härte und Unbekümmertheit, die diese Platte ausstrahlt.
Meiner Meinung nach ist die „Navigator“ die absolute Suizid-Mucke! Solch tiefe Traurigkeit kennt man vielleicht aus anderen Genres aber nicht aus dem Death Metal. Steckt diese Traurigkeit in euch oder reflektiert ihr sie nur?
Vieles ist reflektiert, manches ist aus persönlichen Erfahrungen erzählt. Ich finde nicht, dass Suizid-Mucke unbedingt zu uns passt, denn ich sehe unsere Musik eher in der Verzweiflung und in der Kraft, die daraus resultierend ist, da wieder rauszukommen. Das Leben ist unergründlich und weist immer wieder darauf hin, dass die meisten Sorgen und Ängste im zwischenmenschlichem Bereich bestehen, darum geht es hauptsächlich.
Habt ihr Angst, dass „Navigator“ sich als ein so dermaßen großes Album entpuppt, dass ihr es unmöglich toppen könnt? In meinen Augen bestünde die Gefahr allemal, das Album kann einfach mal alles!
Ach da mach ich mir keine Sorgen, wir sind die Meister im „Sich-neu-erfinden“ und der Durst nach frisch klingenden DISBELIEF-Sogs ist niemals gedeckt. Ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie unser nächstes Album sein wird.
Zuerst wart ihr bei Massacre, dann für ein Album bei Nuclear Blast und nun seid ihr wieder bei Massacre unter Vertrag. Wann habt ihr den Entschluss gefasst, wieder zu eurem alten Label zurückzukehren und was war der Stein des Anstoßes?
Wir sind von Nuclear Blast gedroppt worden, weil wir für sie zu wenig Umsätze von unserer letzten CD “66 SICK“ gemacht haben. Hinzu kam, dass wir zu wenige Fürsprecher im Hause von Nuclear Blast hatten, dazu gehörte auch der Plattenboss himself und das ist immer schlecht.
Natürlich hatten wir uns mehr erhofft, aber schlussendlich ist „66SICK“ unser bestverkauftes Album geworden und warum wir schnell links liegen gelassen wurden und nicht mehr an uns geglaubt worden ist, verstehe ich bis heute nicht. Selber Schuld sage ich da nur, wir sind jetzt wieder bei Massacre Rec. gelandet, die uns wieder mit offenen Armen empfangen haben.
Sie haben uns ein wirklich sehr gutes Angebot gemacht und wir wussten durch die Arbeit in der Vergangenheit, auf was wir uns da einlassen. Bis jetzt machen sie einen guten Job und lassen uns, was DISBELIEF betrifft, schalten und walten, wie wir es für richtig halten, das ist uns das Wichtigste, dass sie uns vertrauen, was wir auch tun.
Ihr habt euch ja kürzlich von eurem Gitarristen getrennt und seid jetzt auf der Suche nach einem Ersatz. Die letzte Wasserstandsmeldung diesbezüglich stammt von Mitte Februar, gibt’s schon etwas neues zu verkünden?
Ja, Olly hat uns verlassen, es war sein Wunsch. Er spielt im Moment seine letzten Konzerte mit DISBELIEF und dann wird unser neuer Mann seinen Posten übernehmen. Wir sind jetzt nach langer Suche fündig geworden, sein Name ist Jonas Khalil und er spielt auch bei SACRED STEEL Gitarre, klingt komisch, ist aber so! Ja, zuerst dachte ich auch, wie passt denn das zusammen, True Metal und DISBELIEF, das ist doch wie Sodom und Gomorrha, aber schlußletztendlich hat er uns durch seinen Einsatz, seine Aufnahmefähigkeit und sein Handwerk überzeugt. Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass er auch menschlich zu uns passt. Das sieht gut aus, kann ich berichten!
Wie ist es jetzt eigentlich nach dem Weggang von Olly, seid ihr bandintern noch enger zusammengewachsen oder klafft da mehr oder weniger eine Wunde, die unbedingt gefüllt werden muss?
Natürlich ist es so, dass da jetzt einer fehlen wird, auf den du dich 100% verlassen konntest, aber sobald sein Nachfolger seinen Posten übernimmt, verlangen wir das auch von ihm und diesen Eindruck haben wir von Jonas, dass er sich voll und ganz für die Sache reinhängt, eben sich professionell verhält.
Das Coverartwork zu „Navigator“ zeigt ein Schiff. Welche Ufer wollt ihr mit DISBELIEF noch ansteuern? Gibt es noch gesteckte Ziele, die ihr noch nicht erreicht habt?
Wir haben noch viele Ziele, wir müssen nur noch Mittel und Wege finden, diese zu erreichen, auf dieser Suche befinden wir uns stets. Ich hoffe doch sehr stark, dass DISBELIEF noch wächst und wenn das weiterhin passiert, dann lassen sich diese Ziele auch erreichen.
Die abschließende Frage: Was bedeutet für dich (Death) Metal?
Death Metal in dem Sinn, wie ich ihn verstehe, gibt es kaum noch. Ab und zu hört man dann doch eine Band, die sich mit dem Banner „Death Metal“ schmücken darf, das finde ich cool.
Für mich persönlich bedeutet es vor allem, dass der Sänger einer Death-Metal-Band, eine individuelle charismatische Stimme besitzt, die einen in seinen Bann zieht wie zum Beispiel Martin van Drunnen, Chuck Schuldiner, John Tardy, Tom Arraya, Don Doty, Jeff Beccera, Karl Willets und Konsorten. Das fehlt mir heutzutage bei den meisten sogenannten Death-Metal-Bands, da sich die Sänger alle ziemlich gleich anhören, wie beim Metalcore.
Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, aber die meisten hören sich doch alle ziemlich gleich an, weil auch fast ausschließlich gegrunzt wird. Death Metal bedeutet für mich, mit der Musik alles machen zu können, was in die aggressive Richtung geht. Da ist für mich Death Metal ungeschlagen, was diese Musikart für eine Sound-Wand produzieren kann. Also das ist für mich die Freiheit in der Musikwelt, in der ich mich pudelwohl fühle.
Ich danke dir für das Beantworten meiner Fragen und wünsche noch viel Erfolg mit der neuen Platte!
Besten Dank für die interessanten Fragen,
Jagger
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