Dimmu Borgir
Dimmu Borgir
Interview
Dimmu Borgir – keine andere Band hat wohl im Black Metal-Bereich in den letzten Jahren mehr hitzige Diskussionen hervorgerufen als diese Norweger, die mit "Enthrone Darkness Triumphant" 1997 ihren großen Durchbruch gefeiert haben. Nun steht in Kürze mit "Death Cult Armageddon" ihr neues Album in den Startlöchern, um einmal mehr die Gemüter zu erfreuen oder zu erhitzen. Proportional zum Popularitätsgrad der Band ist aber wohl auch die Härte der Promotionarbeit, die zu erledigen ist, gestiegen. Shagrath, seines Zeichens Sänger der dunklen Festung, machte am Telefon nämlich einen äußerst abgeschafften und müden Eindruck. Ein paar Antworten konnte ich ihm dennoch entlocken.
Die letzten Monate waren sehr stressig. Die Aufnahmen haben gerade mal drei Monate gedauert. Dazu kam noch ein Fotoshooting und anderer Kram, der immer zu einer Albumveröffentlichung gehört, wie z.B. die Promotion, ein Videodreh, etc. Es war echt harte Arbeit.
Bei „Death Cult Armageddon“ handelt es sich um das erste Dimmu-Album, das in demselben Line-up wie der Vorgänger eingespielt worden ist. Ist es jetzt stabil?
Das ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall kommen wir wunderbar miteinander aus. Und das ist das Wichtigste, da wir sehr viel Zeit miteinander verbringen.
Wo liegen die Unterschiede zu „Puritanical Euphoric Misanthropia“? Ich persönlich habe den Eindruck, es geht ein wenig mehr back to the roots.
Da stimme ich dir zu. Es geht wieder einen Schritt mehr zurück zu den Wurzeln, gleichzeitig aber auch einen weiteren Schritt vorwärts. Wir haben wieder norwegische Texte auf dem Album wie auch auf unseren ersten beiden Alben plus typischen Dimmu-Old-School-Stuff. Wir haben Neues mit Altem verbunden.
Gab es noch einen anderen Grund, wieder norwegische Texte zu verwenden? Diese werden weniger Leute verstehen als englische Lyrics.
Wir haben nicht vergessen, wo wir herkommen. Anfangs haben wir nur Texte in unserer Sprache geschrieben. Dieses „alte, frühere“ Gefühl wollen wir beibehalten.
Vortex singt diesmal sehr wenig. Warum?
Das liegt daran, dass unser neues Album einfach extremer ist. Deswegen hätten viele cleane Parts nicht wirklich gepasst. Vortex hat eine unglaubliche und vor allem einzigartige Stimme. Aber wenn wir sie übermäßig verwenden würden, würde sie ihren Reiz verlieren. Aus diesem Grunde haben wir sie nur dort eingesetzt, wo sie auch 100%ig passt.
Die größte Änderung ist aber wohl das verwendete 46-köpfige Orchester. Verdammt teuer, oder?
Ja, allerdings. Das hat schon eine ordentliche Stange Geld gekostet.
Wie war es, mit einer solch großen Ansammlung von Musikern zu arbeiten und wie haben sie auf eure Musik, mit der sie wohl vorher kaum in Berührung gekommen sind, reagiert?
Das kann ich gar nicht sagen, da ich nicht dabei war, als die Orchesterparts aufgenommen worden sind. Es waren nur der Produzent, der Dirigent und unser Keyboardplayer in Prag vor Ort. Aber ich glaube, dass für das Orchester die Sache genauso cool war wie für uns, weil es auch für sie nichts Alltägliches gewesen sein kann.
In welchen Punkten war es ein Unterschied, beim Songwriting die Lieder auf ein ganzes Orchester zuzuschneiden, anstatt nur auf eine normale Band?
Es ist viel mehr Arbeit, da es viel mehr Arrangements sind. Es geht nicht nur um Bass, Gitarre, Schlagzeug und Gesang, weswegen dieses Orchester viel zu unserer Musik hinzuaddiert. Verdammt harte Arbeit, Mann!
Diese Orchesterarrangements klingen oft nach Filmsoundtracks. Seid ihr Freunde von Original Movie Scores?
Eigentlich nicht, aber es kam irgendwie so heraus, weswegen manche Parts gerne „soundtrack-artig“ beschrieben werden können.
Worum geht es im Titel „Death Cult Armageddon“?
Um den Niedergang der Menschheit. Alles auf dieser Welt steuert auf ein großes Armageddon hin. „Death Cult“ bezieht sich dann eher auf die Musik und wie sie klingt.
„Death Cult Armageddon“, „Puritanical Euphoric Misanthropia“, „Spiritual Black Dimensions“, „Godless Savage Garden“, „Enthrone Darkness Triumphant“…(fällt mir ins Wort)
Ich weiß, worauf du hinaus willst: Alle unsere letzten Albumtitel bestehen aus drei Worten.
Richtig. Warum?
Es ist irgendwie zu einer Tradition bei uns geworden, da drei Worte einfach kräftiger sind und mehr aussagen können. Außerdem kann man so mehr Themen, die auf der Platte angeschnitten werden, besser repräsentieren und somit die Einheit der Platte besser darstellen.
Eure Songtitel sind diesmal nicht ganz so mysteriös und schwer verständlich ausgefallen. Wieso habt ihr in diesem Punkt den einfacheren Weg gewählt?
So können die Leute, wie du schon gesagt hast, einfach besser in die Lieder hineinfinden.
Das Artwork ist dieses Mal auch eher schlicht ausgefallen. Habt ihr es nicht mehr nötig, zu schocken?
Nein, wir müssen niemanden schocken oder provozieren. Außerdem ist gesamte Layout sehr repräsentativ für die Musik. Wenige Farben, dunkel, irgendwie „death-cultish“. Das Gefühl der Musik sollte im Artwork ebenfalls präsent sein.
Ihr seid eine Band, die oft angeklagt wird, nur noch kommerziell orientiert zu sein oder die Ideale des Black Metal zu verkaufen. Wie geht ihr damit um?
Wenn die Leute ihre Zeit damit verschwenden wollen, Scheiße über uns zu erzählen, dann habe ich damit kein Problem. Mir ist das egal. Wir sind als Band immer unseren eigenen Weg gegangen, bei dem wir die Richtung selbst bestimmt haben. Ich würde sagen, dass wir immer noch eine Black Metal-Band sind, das Ganze aber etwas professioneller angehen. Wir haben einfach keine Lust, unsere Zeit damit zu vertrödeln, uns Gedanken zu machen, was andere über uns denken.
Wie stehst du dann dem True Black Metal Spirit gegenüber, den euch die meisten mittlerweile ja absprechen?
Ich selbst bin tief im Old School Black Metal verwurzelt und versuche auch, dessen Traditionen zu wahren. Aber für uns als Band und als Musiker ist es wichtig, immer einen weiteren Schritt voran zu kommen.
Was ist dann der Spirit und die Absicht, die hinter eurer Musik steht?
Sie ist natürlich stark verbunden mit dem schon von dir genannten Black Metal Spirit. Es geht darum, die dunklen Dinge, die in dir wohnen, heraus zu lassen.
Wenn dir jemand 1994 gesagt hätte, dass ihr neun Jahre später so groß seid, was hättest du ihm geantwortet?
Ich hätte ihm nicht geglaubt. Es war sehr harte Arbeit und ein großer Kampf bis hierhin. Es ist immer ein langer und harter Weg an die Spitze.
Drehen wir den Spieß mal um. Wo werdet ihr in neun Jahren sein?
Keine Ahnung! Ich bin kein Hellseher. Unsere Ziele sind mit Sicherheit gewachsen, weitreichende Pläne schmieden wir jedoch keine. Aber ich bin mir sicher, dass wir immer noch unser Unwesen treiben werden.