Dies Ater
Dies Ater
Interview
Selbstbewusst, traditionell und dennoch modern- drei Attribute, die die Musik der Berliner Jungs von DIES ATER wohl am Besten beschreiben. Auch mit ihrem neuen Album zeigen die Herren wieder, wo der Hammer hängt. Daher gab es für mich auch keine Frage, ob ich Impurus, seines Zeichens Drummer der Kombo, mal ein wenig mit meinen Fragen nerve. Und auch wenn der Gute dem Schreiben von Musik sicherlich mehr abgewinnen kann,als dem Beantworten von Fragen, so entstand dennoch ein interessantes Gespräch, welches hier nun vorliegt.
Ich denke, die Bandbio können wir uns sparen, was mich viel eher interessieren würde: Eure letzte „richtige“ Veröffentlichung liegt nun schon wieder gute drei Jahre zurück, sieht man von der Wiederveröffentlichung von „Reign of Tempests“ mal ab. Lag es einzig an den Labelproblemen, wolltet ihr euch bewusst beim Songwriting Zeit nehmen oder wart ihr gar faul?
Da hat vieles mitgespielt… Eine stimmige CD dauert (zumindest bei uns) ziemlich genau 2 Jahre. Aufgenommen haben wir „Odiums Spring“ bereits im Mai 2006, nun kam die Scheibe durch verschiedene Probleme mit unserem Ex-Label Black Attakk erst jetzt raus. Hier die gesamte Geschichte aufzurollen, würde den Rahmen sprengen und ist für viele Leser wahrscheinlich auch nicht so interessant. Für uns ist das Thema nun endlich vorbei und wir sind froh, dass die Scheibe am 19.10.07 beim Twilight Vertrieb erscheinen wird und das Debakel vorerst ein Ende hat.
Inwiefern hat die ganze Sache denn eurem Verhältnis zu Labels geschadet? Ihr hattet ja vorher mit Mordgrimm auch schon Probleme. Kann man da einem Label überhaupt noch trauen? Wie haben euch Twilight überzeugt?
Aus Erfahrung können wir sagen, dass nichts ohne Reibereien abläuft. Man arbeitet auf Vertrauensbasis zusammen und solange regelmäßiger Kontakt herrscht, ist das schon mal die beste Grundlage. Natürlich sind wir inzwischen nicht mehr so leichtgläubig und naiv wie vielleicht zu Anfangstagen bei Mordgrimm, sondern versuchen uns in jede Sache einzumischen bzw. einzubringen. Bei Mordgrimm war das am schwierigsten, schon auf Grund der Sprachbarrieren. Außerdem ließ sich der Typ generell nichts erzählen und stellte sich im Zweifel auf dumm (genauso wie sein „Nachfolger“ von Black Attakk). Nein, komplett das Vertrauen in Labels haben wir trotzdem nicht verloren. Twilight kannten wir vorher kaum, wir haben allerdings bis heute auch noch nichts Negatives über sie gehört. Sie meldeten sich damals als erste bei uns und haben sich mächtig ins Zeug gelegt, dass wir nicht doch noch kurzfristig von jemand anderem weggeschnappt werden. Bisher sind wir zufrieden, große Unterschiede sind bei der Erreichbarkeit/Kontakt festzustellen, was, wie schon erwähnt, wichtig für Band und Label ist. Die Zukunft wird’s zeigen, denn wie hieß es so schön? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben…
Ok, kommen wir zu weitaus erfreulicheren Dingen: der neuen Platte. Ich muss ehrlich gestehen, ich war sehr überrascht, dass es so ein Brett geworden ist! Ihr scheint einen ganzen Zacken brutaler/härter geworden zu sein. Hat da der Labelstress mit reingespielt, einfach anderer Sound, der einen die Feinheiten besser wahrnehmen lässt oder simple Lust auf mehr Gemetzel?
Der „Labelstress“ hatte selbstverständlich keinen Einfluss auf die Musik, da kann ich dich beruhigen. Wir haben einfach drauflos gemacht und so entstanden neue Ideen, die tatsächlich etwas härter zur Sache gehen als vielleicht zuvor. Wir sind im Herzen Traditionalisten, die aber auch Lust auf Veränderungen haben. Solange die Musik Atmosphäre hat, ist alles erlaubt.
Rückblickend ist jedes Album von uns anders. So hat auch der Vorgänger „Out of the Dark“ absolut nichts mit der neuen Scheibe gemein. Immer wieder konnte man hören, dass wir mit dieser Mini CD dem BM abgeschworen hätten und nun wahrscheinlich nur noch „kommerzielle Musik“ machen wollten. Spontanität ist aber nun mal unser Motto und deshalb wurde zur damaliger Zeit einfach Falco gecovert, scheiss auf kommerzielle Musik. Scheiss auch auf übertriebenes Underground Gehabe.
Wir stehen nach wie vor zu „Out of the Dark“ und nehmen uns das Recht raus, so was jederzeit wieder zu machen. Gibt es was Schlimmeres als Bands, die sich an alles anpassen, sich verbiegen lassen, um möglichst allen zu gefallen? Demnach hätte „Odium s Spring“ ein glattes easy- listening Album werden müssen und das ist es (ohne es groß geplant zu haben) definitiv nicht, oder?
Auf keinen Fall. Trotz der musikalischen Abwechslung von Album zu Album scheint ihr in Andy Classen einen für euch passenden Produzenten gefunden zu haben, immerhin habt ihr mit ihm ja nun schon zum zweiten Mal zusammengearbeitet! Könnte man sagen, dass ihr beim ihm eine soundtechnische Heimat gefunden habt?
Wir erkundigten uns damals bei den Jungs von NAGELFAR, die ja bekanntlich ihre gesamten drei Alben bei ihm aufnahmen und nur Positives zu berichten wussten. Zumindest war dort schon mal klar, dass Andy Classen weiß, was „BM Musik“ ist und wie man so etwas produziert. Als wir für die Mini CD vor Ort waren, waren wir sofort von der professionellen Arbeitsweise beeindruckt, man kommt auf Anhieb mit ihm klar und die Atmosphäre ist sehr entspannend. Aus diesem Grunde wollten wir noch eine volle CD bei ihm aufnehmen, was glücklicherweise auch geklappt hat. Man muss wissen, dass er sehr viel zu tun hat und auch nicht ständig im Studio sitzt, um Abstand zur Musik zu bewahren. Absolut vernünftig, sonst würde es vielleicht so enden wie bei Peter Tägtgren, wo alles zu einem uninteressanten Einheitsbrei verkommt. Vielleicht werden wir wieder dort aufnehmen, wobei wir uns nicht auf ein Studio versteifen wollen. Haben uns ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht wie es weitergeht, man wird sehen.
Wie kann mich sich DIES ATER denn im Studio vorstellen? Wird da konzentriert gearbeitet oder lasst ihr auch ab und an mal gepflegt die Sau raus? Wie lange haben die Aufnahmen insgesamt gedauert?
Wir haben immer wieder das Problem, dass der reine Aufnahmeprozess oft unter dem Vorabend leidet. Wer uns kennt wird bestätigen können, dass es heiß her gehen kann. Diesmal war’s nicht anders: In den 14 Tagen wurde bis zur unkontrollierten Urinabgabe getrunken und manche Dorfabende endeten in ungeschickten Schlägereien. Classen meinte zumindest, dass er so einen Haufen wie uns noch nicht gesehen hätte. Gleichzeitig freute er sich aber auch, dass endlich mal der Rock n´Roll in sein Kuhdorf einziehen konnte. Nach den Aufnahmen hat er uns auch in Berlin besucht… Als Band hängen wir nicht mehr all zu oft zusammen, geprobt wird nur vor Konzerten oder wenn Aufnahmen anstehen. Das liegt unter anderem daran, dass Ole Caust und Ebonizer nicht in Berlin, sondern in Würzburg leben. Gibt es dann ein Wiedersehen, kocht die Stimmung meist über und alle Vorsätze (sich nur um die Musik zu kümmern) fliegen über Bord. Vorbereiten tun wir uns aber schon, nichts ist peinlicher als im Studio die eigenen Lieder nicht zu können! Wenn man nach den Aufnahmen körperlich völlig zerstört und erkrankt nach Hause kommt, weiß man, was man geschafft hat…
Ebonizer ist ein gutes Stichwort. Wie kam der Gute denn in die Band, über Ole? War er vorher schon in anderen Bands aktiv?
Richtig, über Ole. Er zog 2002 nach Würzburg um zu Studieren, kurz darauf kam ich ihn dort besuchen und wir gingen abends auf ein Konzert von APOKRYPHA. Nach dem Auftritt quatschten wir mit Sänger und Gitarrist Ebonizer und er war zu unserer Überraschung großer DIES ATER Fan. Ein paar Wochen später war er unser neuer Leadgitarrist und Torgrim übernahm ab sofort den Bass. Im Jahre 2003 gab es denn die erste Show beim Under the Black Sun Festival mit ihm, er ist festes Bandmitglied, hat aber zu den neuen Songs nichts beigetragen, seine Hauptband ist APOKRYPHA. Zudem gibt es aus Würzburg auch LEGION OF SADISM, für die Ole und ich die letzte CD „The great world of Satan“ mit eingespielt haben. Wir helfen untereinander aus, z.B. hat H8 von LEGION OF SADISM auch den Text zu „Die Gier nach eurem Untergang“ geschrieben.
Da ihr ja nun ein wenig verstreut seid und du auch meintest, dass ihr nicht allzu oft probt: Wie und wer schreibt die Songs?
Das mache ich seit Bestehen der Band fast alleine. Ich liefere auf Gitarre das Songgerüst, Ole bestimmt die Keyboardpassagen und hilft mir in misslichen Lagen weiter, Nuntius Tristis ist für Texte und Einteilung verantwortlich und Torgrim denkt sich die Bassläufe aus. So gesehen bringt sich am Ende doch jeder mit ein, auch im Studio wird das ein oder andere zusätzlich improvisiert. Das klappt soweit alles gut, zu viele Köche verderben beim Songwriting nun mal den Brei. Es gibt Streit und am Ende klingt nichts einheitlich. Ist mir ein Rätsel, wie das in manch anderen Bands funktioniert…?
Ist euch denn eine Einheit von Musik und Text wichtig? Betrachte ich mir beispielsweise „Hail Old Times“, so interpretiere ich ihn als eine Ode an Freundschaft und wohlmöglich auch an eben die „gute alte Black-Metal- Zeit“, der Song hingegen klingt, wenn ich ihn mit den anderen vergleiche, am meisten nach modernem BM? Habe ich da einfach zuviel interpretiert oder war das eine bewusste, gewollte Entscheidung?
Naja, so modern sind die Ideen darin nun auch nicht. Ein Lied das um alte Zeiten geht, muss auch nicht gleichzeitig „alt“ klingen, oder? Es zeigt das Hier und Jetzt, mit einem Blick in die Vergangenheit. Nicht „Hail old Times“ ist eine Anlehnung an alte Black Metal Zeiten, sondern eher das Outro-Instrumental „Still Rising“. Das Stück ist sehr beeinflusst von einer alten BM Band namens STRID aus Norwegen. Sie veröffentlichten nur ein Demo und eine EP anno 1994. Diese EP ist für mich eine der besten Platten von früher: Die Musik ist monoton langsam und der Bass spielt in hohen Tönen eine bedrückende Melodie. Das haben wir ähnlich versucht umzusetzen und ich denke, dass es gelungen ist, die gewünschte Atmosphäre von damals nochmal aufleben zu lassen.
Bleiben wir doch mal den alten Zeiten. Ihr seid ja nun seit 94 aktiv dabei, eine Zeit, in der ich gerade anfing BM für mich zu entdecken. Ich finde, im „Alter“ macht man eine erstaunliche Entwicklung. Zum einen merke ich, dass ich öfter mal von „früher“ und so weiter rede, auf der anderen Seite werde ich immer gleichgültiger, was aktuelle Entwicklungen angeht, da einem vieles nur noch auf den Sack geht. Wie würdest du dein Verhältnis zum (Black) Metal im Wandel der Zeit beschreiben? Hat sich der Stellenwert geändert?
Richtig, Black Metal hat klar an Bedeutung verloren. Der Markt ist überschwemmt mit Scheiben, die kein Mensch braucht. Man findet keine neuen Stile mehr, hat schon alles besser von den abgekupferten Originalen gehört. Ein paar Bands gibt es aber schon noch, die man heutzutage gerne hört, spontan fallen mir da z.B. INQUISTION und SIGH ein. Zwei sehr unterschiedliche Bands, die aber ihren ganz eigenen Stil haben.
Alles ist festgefahren, man redet auch kaum noch über Musik, höchstens wo eine Band politisch stehen könnte oder gar stehen sollte. Das war damals nicht so, es war underground, erfrischend neu und vor allem gefährlich. Nüchtern betrachtet, eine ganz natürliche Entwicklung: Auch aus anderen Szenen weiß man, dass fast jeder Underground zum Trend verkommt. Selbst die Techno- Affen beschweren sich nahezu identisch über den betriebenen Kommerz und die Anpassung in ihrer „Musik“.
Ich persönlich mochte nie, wenn eine BM Band auf einen Schlag riesengroß wurde, progressive Anwandlungen bekam und die alten Ideale unter den Teppich kehrte. Genauso wenig mag ich Bands, die auf Teufel komm raus auf „old school“ machen und so tun, als sei alles wie früher. Mit diesem Zwiespalt muss man leben, zwangsläufig geht man auf Abstand und so hören wir auch alle wieder viel herkömmlichen Heavy Metal, die Musik, durch die ja alles begann.
Könntest du dir denn, unter gewissen Bedingungen, vorstellen von der Musik zu leben? Oder wäre dir der Trubel- regelmäßige Aufnahmen und Touren- viel zu viel?
Keine Ahnung. Ich glaube, dass sobald Druck besteht, gute Musik zu machen, es mit der Kreativität vorbei ist. Vielleicht ist es aber auch ein Ansporn? Wirklich schwierige Frage. Die, die bisher naiv glaubten, DIES ATER würden mit ihren Alben gut Kohle machen, liegen ziemlich falsch. Bisher haben wir keinen müden Teuro verdient! Das war für uns aber auch nie wichtig. Wir alle haben feste Berufe und gehen fürs tägliche Brot arbeiten. Erfolg zu haben, rund um die Uhr mit Musik beschäftigt sein und auf der ganzen Welt zu touren, das ist das Ideal von fast jedem, der Musik macht. Hat alles seine Vor- und Nachteile: Ich wäre dem nicht abgeneigt, kann mir das aber in der Realität nicht vorstellen. Zum Thema von Musik leben: In irgendeinem Magazin habe ich vor kurzem ein Interview mit dem Sänger von WATAIN gesehen, der nur von den Verkäufen der T-Shirts lebt, im Proberaum wohnt und keine feste Anschrift hat. Das wäre definitiv nicht mein Fall!
Geht mir durchaus ähnlich! Lass uns nochmal zu den Texten zurück kommen:“Sie sitzt uns im Nacken, die Gewissheit zu siegen. Ihr seid nichts als Dreck, ihr sollt am Boden liegen!“. Der Text zu diesem Lied zeugt von einem großen Selbstbewusstsein, für das ihr durchaus auch bekannt seid. Steht dieser Text als Ansage, quasi als Manifestation für das, für das DIES ATER stehen, nicht aufgeben und immer das tun, auf das man Bock hat? Was gibt euch dieses Bewusstsein?
Der Text ist als Statement zu verstehen: Wer uns in den Rücken fällt, wird gestoppt. Wir lassen uns nach wie vor keine Frechheiten gefallen, seien es irgendwelche 17-Jährigen, die uns erklären wollen was BM ist, noch Redakteure die hintenrum Lügen verbreiten und denken uns ach so genau zu kennen – Nehmt das Lied ernst, mehr ist dazu nicht zu sagen.
Wenn ich mich recht erinnere, hast du in einem uralten Ablazeinterview mal von einem Dualismus von Text und Musik bei euch gesprochen: Die Texte würden für das melancholische Element stehen, die Musik für die Aggression. Inwiefern hat sich das bis heute geändert, sind die neuen Texte doch teils sehr direkt. Was ist euch bei den Texten generell wichtig?
Ich denke, dass der angesprochene Dualismus vor allem für die Vorgängeralben galt. Auf der neuen Platte werden viel mehr klare Ansagen gemacht, die in erster Linie zum Kampf auffordern und voller Hass und Aggression sind. Eine gewisse Portion Melancholie findet man dann aber trotzdem, z.B. in den Songtexten, Hail old Times!“ oder auch „The Arrival“. Auffällig ist, dass sich dieses Element deutlicher in den englischen als in den deutschen Texten wieder findet. Wahrscheinlich ist die deutsche Sprache einfach härter und kräftiger als die englische und führt auf diese Weise von selbst zu direkteren Texten.
Nun, da das Album bald erscheinen wird: Habt ihr denn tourtechnisch was geplant?
Für Anfang 2008 war eine Tour angedacht. Leider wurde bis jetzt kein Headliner gefunden und so fällt die Sache erstmal ins Wasser. Dafür werden wir sicherlich nächstes Jahr auf einigen Festivals zu sehen sein, obwohl ich da auch noch nicht konkreter werden kann. Wir wollen jedenfalls wieder viel Live spielen, das letzte Konzert liegt fast zwei Jahre zurück…
Meinst du denn nicht, dass ihr durchaus „groß“ genug seid, um selber Headliner zu sein? Wie du ja sagtest: Ihr spielt nicht wirklich oft, ich denke, da dürfte recht großes Interesse bestehen!
Könnte sein, aber solche Sachen entscheiden nicht wir, sondern Twilight. Ehrlich gesagt sind wir gar nicht so scharf auf die Headliner Position, man muss ewig warten und wenn man zu spät auf die Bühne kommt, ist der Saal wieder leer. Besser wäre als Co-Headliner auf Tour zu gehen, aber das werden wir uns vermutlich nicht aussuchen können. Twilight kennen aber unsere Vorstellungen und man wird sehen, was Sie noch mit uns in dieser Richtung vorhaben.
Hättest du denn ne Wunschband, mit der du gern mal unterwegs wärst? Was habt ihr generell für Anforderungen an Gigs? Von eurer Seite als auch vom Veranstalter aus?
Nun, mit den Mädels von GALLHAMMER hätten wir sicher unseren Spass! Keine Ahnung, genaue Wunschvorstellungen haben wir da noch keine. Nur keine arroganten Pisser, Langweiler oder finster dreinschauende Pilzköpfe, das steht schon mal fest. Natürlich sollte die Tour gut organisiert sein, man hört ja immer wieder, dass viele Bands mit schlechter Werbung, kaputten Bussen und anderen katastrophalen Zuständen zu tun haben. Bei manchen Touren müssen die Bands sogar bezahlen, um mitspielen zu dürfen. So weit werden wir definitiv nicht gehen, dafür fehlt die Kohle und es erscheint uns auch unlogisch für so was Kohle hinzulegen. Wenn das Andere machen, bitte schön…
Kannst du denn Bands verstehen, die keine Lust haben, live zu spielen, sei es, weil sie das Publikum ankotzt oder weil sie ne generelle Aversion dagegen haben? Deinen Antworten entnehme ich, dass du durchaus Spaß am live zocken hast, sofern die Rahmenbedingungen stimmen?!?
Natürlich verstehe ich auch Leute, die auf den ganzen Trubel keine Lust haben. Es ist schon ein großer Aufwand und nach einem schlecht gelaufenem Gig kann schon mal die gesamte Bandstimmung auf null runtergehen. Unsere Konzerte liefen aber bis auf ein paar Ausnahmen sehr gut, gerne erinnern wir uns da z.B. an das UTBS 2000 Festival oder Annaberg Buchholz im Jahre 1997, wo das Publikum wirklich regelrecht durchdrehte. Sobald dieser Zustand eintritt, gibt es nichts Größeres für uns. Die Rahmenbedingungen müssen aber stimmen: Ein fähiger Soundmann, gute PA usw. müssen vorhanden sein, andernfalls fahren wir erst gar nicht los. Wir haben schon oft erlebt, dass selbsternannte „Konzertveranstalter“ überhaupt kein Plan hatten, das Blaue vom Himmel erzählten und zum Schluss mit der Spritkohle rumeierten. Unseren Unmut haben wir dann auch immer gleich vor Ort gezeigt, auch mit Hilfe der Einrichtung…
Kommen wir doch nochmal zur Musik zurück: Wie in nem Interview mit ner anderen Berliner Band schon mal erwähnt, finde ich Berlin durchaus inspirierend, gerade weil es viele hässliche, trostlose Ecken gibt. Würdest du sagen, dass Berlin ein guter Ort ist, um Black Metal zu erschaffen? Betrachtet man nicht zuletzt die Wiederveröffentlichung eures Debüts, scheint ihr der Hauptstadt ja durchaus verbunden zu sein!
Berlin hatte schon immer viele interessante Bands, siehe auch euer „grosses metal.de Bundeslandspecial“. Auch wenn wir da gar nicht drin vorkommen… Inspiration ist Berlin als Stadt nicht wirklich, aber die angestaute Wut auf alles was in Bussen und Bahnen dumm glotzt, spielt schon etwas mit rein. Ich persönlich kann mir trotzdem nicht vorstellen, woanders als hier zu leben. Man ist an diese hektische, schnelle Stadt gewöhnt und kommt man z.B. von einer Reise mit dem Zug in dieses Loch rein gefahren, spürt man immer wieder das gute alte Zuhause. Außerhalb gibt es aber dennoch nette Plätze, wir sind da keine „Berliner- Regional-Faschisten“, ein gewisser Stolz ist aber schon vorhanden.
Was würdest du denn als deine größte Inspirationsquelle nennen, wenn es um das Erschaffen von Mucke geht!
Kann ich nicht beantworten. Es kommt auf die eigene Stimmung an, ob man Lust hat, was Neues zu schreiben. Dann kommt’s halt oder nicht. Sehr unmystisch, nicht wahr?
Hehe, das vielleicht, aber dafür umso nachvollziehbarer! Lass uns mal ein wenig auf Dinge fernab von Musik kommen, sofern dir das nicht zu privat ist, hehe. Es ist ja nichts Neues, dass ihr einige Dinge gern mit Humor betrachtet, was einige finstere MP3 Krieger ja manchmal ein wenig argwöhnisch betrachten, ihr seid ja schließlich Black Metaller, hähä. Gibt es etwas oder auch jemanden, das/der dich regelmäßig zum Lachen bringt, oder bevorzugst du Situationskomik?
Ich kann schonmal sagen, was ich überhaupt nicht komisch finde, z.B. die ganzen Spass-Metaller, die man auf so machen Festivals beobachten kann. Da wird sich ein Schottenrock angezogen und schon finden das manche Leute „voll witzig“. Es wird mit Methorn zu beschissen designter „Viking Metal“ Musik abgewackelt und eine ach so tolle Stimmung verbreitet. Damit kann man mich (und auch garantiert die anderen) JAGEN. Genauso diese ganze J.B.O. –Provinz-Mentalität…Ich könnte nur kotzen.
Bei uns wird natürlich auch viel gelacht und unangebrachte Sprüche geklopft, ohne geht’s nicht! Irgendwelche Korrektheiten und Lachverbote gibt es dabei nicht. Wir haben unseren Humor bewahrt, wie der im Einzelnen aussieht kann bzw. will ich nicht erklären. Das siehst Du dann, wenn Du mal nach Berlin kommst. Ansonsten gefällt mir im Moment der ganze Borat Kram recht gut, richtig schön kaputt das Ganze.
Als letztes noch einen kleinen Tipp zum Lesen: „Der Mann mit der Ledertasche“ von Charles Bukowski trifft genau meinen Nerv. Ein richtiges „Fuck off“ Buch, das ich jedem empfehlen kann.
Und so endet unser Gespräch und mir bleibt nur, mich bei Impurus zu bedanken! Geht auf die Myspaceseite der Band, lauscht in die Songs rein und besorgt euch „Odium`s Spring“!
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