Diablo
Diablo
Interview
Schon knappe 13 Jahre sind DIABLO nun auf dem Metal-Parkett unterwegs. In Finnland sind sie seit Jahren eine große Nummer, im Rest Europas hat sich das bisher noch nicht einstellen wollen. Vielleicht ändert sich das mit dem neuen Album "Icaros"? Wer weiß, zu hoffen wäre es für die sympathischen Finnen. Sänger und Gitarrist Rainer Nygård war so freundlich uns einige Fragen zur Bandgeschichte und dem neuen Album zu beantworten.
Nun, es gibt eine gewisse Verbindung zum Ikarus-Mythos, zumindest in einem der Lieder. Eigentlich ist aber das inspirierende Thema auf dem Album eine alte Tragödie, die in den 60er Jahren in Finnland passierte. Bei dem Schreiben der Texte war ich stark von dem Film „Kahdeksan Surmanluotia“ (frei übersetzt: Acht Tödliche Kugeln) beeinflusst, der auf der erwähnten Tragödie basiert.
(Bei der Tragödie handelte es sich um den Angriff eines Klein-Bauern auf vier Polizisten, die ihn wegen „rasender Trunkenheit“ festnehmen wollten. Die Polizisten wurden allesamt erschossen. Der Film beschäftigt sich mit den Hintergründen, die zur Tat führten. ; Anm. d. Verf.)
Worum geht es bei eurem Album? Ist es die antike Geschichte von Ikarus oder sollte es als Metapher gesehen werden?
Nun, wie schon gesagt ist unser „Icaros“ kein reines Konzeptalbum und Metapher ist definitiv nicht das richtige Wort, um die Gemeinsamkeiten von „Ikarus“ und „Icaros“ zu beschreiben. Im Großen und Ganzen geht es in beiden Geschichten darum, dass der Sohn das Pech des Vaters erbt. Alle Lieder des Albums können einzeln betrachtet werden. Wenn ich sie aber vor dem Hintergrund des Films „Kahdeksan Surmanluotia“ wiedergebe, fügt sich die Geschichte wieder zusammen. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, da wir uns gerade mit meiner Phantasie befassen, hah hah!
Was hältst du von der antiken „Ikarus“-Geschichte? Magst du die Idee von Menschen die fliegen können, im metaphorischen oder auch nicht metaphorischen Sinn, oder würdest du mit der Moral der Geschichte übereinstimmen, dass Leute nicht zu weit gehen sollten beim „Gott spielen“?
In unserem Fall würde ich sagen, handelt es sich um das „Gott spielen“-Ding. Die Nachricht ist die, dass man nicht versuchen sollte die Gerechtigkeit in seine eigenen Hände zu nehmen und sein Schicksal zu ändern, indem man Gewalt nutzt. Ich denke, da gibt es bessere Wege um das zu tun.
Könntest du einen Text aussuchen und ihn uns vielleicht erklären?
Wow, das ist eine schwere Frage, hah hah! Nun, eines meiner Lieblingslieder auf dem Album heißt „Resign From Life“. Wie du sehen kannst, spielt der Geist von Kain dort eine führende Rolle. Entsprechend der Bibel war er der erste Brudermörder. Meine Version handelt nicht vom Töten des eigenen Bruders, es geht eher um das Töten des Gewissens. Aber ich will weiter nichts dazu sagen, ich lasse dem Zuhörer die Möglichkeit, eine eigene Interpretation zu finden…
Wie sind eigentlich die Rückmeldungen bisher? Irgendwelche Anzeichen, dass ihr euch wieder anschickt die finnischen und vielleicht auch andere europäische Charts zu stürmen?
Sehr gut, falls ich das so sagen darf. Die Rezensionen und die Rückmeldungen der Fans sind bisher großartig ausgefallen. Das Album erreichte Position zwei in den finnischen Charts, also warum sollte ich enttäuscht sein? Ich erwarte nicht zuviel vom Rest Europas, da die Verkaufszahlen unserer vorigen Alben dort bisher nicht so großartig waren. Aber wenigstens haben wir ein starkes Album, welches eine neue Möglichkeit für uns darstellt es zu versuchen, uns auch außerhalb Finnlands bekannt zu machen. Zusätzlich zu Deutschland, der Schweiz und Österreich wird „Icaros“ auch in Schweden und England veröffentlicht. Mal sehen, was die Zukunft uns noch bringen wird…
Wie kam es denn zum Labelwechsel von Poko zu Sakara Records? Steckt da irgendeine nette oder nicht so nette Geschichte hinter?
Da steckt nichts Dramatisches hinter. Wir fühlten einfach, dass wir eine Veränderung brauchten, da wir mit Poko Records schon ein paar Jahre zusammengearbeitet hatten. Wir kennen die Sakara-Leute schon seit ein paar Jahren, also war es klar, dass die Arbeit mit ihnen keine Probleme hervorrufen würde. Außerdem begann Tuomo Saikkonen (der Chef von Sakara Records ; Anm. d. Verf.) Vollzeit für Sakara Records zu arbeiten, als wir dort unterschrieben. Also glauben wir an ihn, da er als neuer Unternehmer eine Menge Ehrgeiz hat, für die Bands bei Sakara zu arbeiten und auf diese Art und Weise sein Unternehmen wachsen zu lassen.
So weit ich weiß, hattet ihr bisher erst eine Tour durch Deutschland, zwei Wochen lang als Supportband für TAROT. Gibt es zufälligerweise irgendeine Möglichkeit euch möglichst bald in Deutschland live betrachten zu können? Das wäre wirklich großartig!
Ja. Im Moment gibt es seriöse Verhandlungen über unsere erste richtige Europa-Tour. Also wenn alles gut geht, werden wir Anfang 2009 durch Europa touren. Ich wünsche mir wirklich, dass wir dabei noch mal in Deutschland spielen können!
Super!
Ihr seid mittlerweile annähernd 13 Jahre mit DIABLO unterwegs, eine richtig lange Zeitspanne. Was war der großartigste Moment, den ihr dabei je erlebt habt? Und nicht zu vergessen: Was war der schlimmste?
Nun, es gab immerhin ein paar Enttäuschungen, wie beispielsweise die Dinge außerhalb Finnlands liefen, in den letzten fünf Jahren. Aber das hat unsere Motivation so viel zu spielen nicht wirklich untergraben. Würden wir die Band sonst im Jahre 2008 noch laufen lassen? Die besten zwei Sachen sind, dass die Besetzung immer noch fest ist und wir es immer noch mögen, zusammen Auftritte zu spielen. Genau das gleiche gilt auch für die DIABLO-Crew.
Eine andere Sache ist, dass wir immer noch in der Lage sind großartige Alben zu fabrizieren. Zumindest denken wir, dass wir es noch können!
Als ich mir euer Album anhörte, fand ich, dass es sehr, sehr emotional klingt – mehr als eure bisherigen Alben. Würdest du zustimmen? Ist das vielleicht das Ergebnis persönlicher Erfahrungen die ihr als Band oder Individuen hattet?
Nun, ich schätze du hast Recht. Meine Meinung ist, dass „Icaros“ ein zweischneidiges Schwert ist, wenn es auf die emotionale Schiene geht. Die eine Seite ist die Produktion und die andere ist die Musik selbst. Dieses Mal stimmten wir unsere Gitarren tiefer, als wir es bisher auf irgendeinem Album hatten. Und aufgrund dessen hatte ich auch etwas tiefer zu singen als bisher. Das war allerdings gut, da meine Stimme in den tieferen Lagen besser klingt. Ha, ich weiß nicht ob Marko (Gitarrist ; Anm. d. Verf.) einfach nur Glück oder so was hatte, aber seine Kompositionen waren so stark, dass es recht einfach war, in gute Stimmung für die Texte und Arrangements zu kommen.
Könntest du uns bitte einen Eindruck geben, wie der Kompositions-Prozess für „Icaros“ im Allgemeinen ablief?
Es war recht einfach, wie meistens. Marko machte die meiste Musik und ich kam mit ein paar eigenen Riffs dazu. Dieses Mal wollten wir mehr vom schnellen Material der Demos nutzen. Also hatten wir ein paar Proben, bei denen wir die vielversprechendsten Ideen aussuchten. Ich imitierte den Gesang um herauszufinden, wie der Gesang funktionieren könnte, und so weiter. Als wir zufrieden waren mit der Grundkonstruktion von jedem Song, begann ich mit den finalen Texten und Marko mit seinen Lead-Gitarren.
Meiner Meinung nach ist „Icaros“ das „erwachsenste“ Album eurer Geschichte. Wie weit, würdest du sagen, haben eure Persönlichkeiten sich in den letzten 13 Jahren während der Zusammenarbeit in der Band verändert?
Hah, hah! Zumindest können wir uns heutzutage weit besser ertragen! Ich denke ich habe ein aufbrausendes Gemüt, aber Heikki (Schlagzeuger ; Anm. d. Verf.) überraschte mich und sagte mir letzten Sommer, dass ich ein toleranteres Wesen geworden wäre. Also gab es wohl offensichtlich eine Entwicklung! Auf jeden Fall ist das zusammen touren lustiger als jemals zuvor.
Ihr hattet nur einen einzigen Besetzungswechsel in eurer Bandgeschichte. Könnte man sagen, dass ihr bei DIABLO gute Freunde seid? Andernfalls würde es mich interessieren, wie ihr so lange mit einer solch guten Qualität überleben konntet.
Definitiv Freunde, ja, aber wichtiger ist das Verständnis für die unterschiedlichen Persönlichkeiten. Beispielsweise lernst du, deinen Mund zur rechten Zeit geschlossen zu halten, hah hah! Das eine und einzige Geheimnis mit der Qualität unserer Musik ist, dass wir nicht alles mit Alben überschwemmen. Wenn es zum Liederschreiben kommt, sind wir ziemlich egoistisch und denken nur an uns. Wir haben die Nerven uns auf jeden Song so lange zu konzentrieren, wie es eben braucht, bis wir 100%-ig mit ihm zufrieden sind. Okay, ich muss zugeben, dass Marko auch ein guter Komponist ist, hah hah!
Danke für die Antworten! Die letzten Worte gehören dir:
Haltet den Metal-Glauben am Leben, weil der Sturm im Norden sich erheben wird!