Dezperadoz
Interview mit Alex Kraft zu "Dead Man's Hand"
Interview
Alex Kraft und seine Mannen sind wieder mit einem granatenstarken Album am Start. „Dead Man’s Hand“, so der Titel des Brockens, zeigt die DEZPERADOZ von ihrer bisher stärksten Seite. Wir sprachen mit Bandleader und Sänger/Saitenhexer Alex Kraft über das neue Album und weitere Pläne der Gruppe.
Alex, erst mal ein Lob für euer neues Album „Dead Man’s Hand“. Die Platte ist aus meiner Sicht nen ganzen Tick schlüssiger und kompakter als der Vorgänger „An Eye For An Eye“. Würdest du dem zustimmen oder sind für dich all eure Scheiben eine Klasse für sich?
Howdy und Hi! Natürlich hat die Geschichte und das Leben von Wild Bill Hickok nichts mit der Story von Hank in der Todeszelle zu tun. Es sind zwei komplett unterschiedliche Geschichten. Demnach kann man natürlich beide Produktionen und deren Songs nicht vergleichen, obwohl man dennoch nach zwei Sekunden hört, dass wir es sind. Für mich ist eine Konzeptplatte immer in sich schlüssig, sonst kann ich nicht komponieren. Ich mach das wie ein Regisseur mit Scriptboard und Charters. Auf der „An Eye For An Eye“ wird eine sehr depressive, gefährlich dunkle und sehr traurige Geschichte erzählt. Das Leben von Wild Bill hingegen war eher von Lust, Frauen, Geld, Feiern und Spielen gezeichnet.
Die Songs auf „Dead Man’s Hand“ bewegen sich allesamt auf einem hohen Niveau, vor allem Kracher wie „Under The Gun“, „Saloon No. 10“ oder „Showdown“ machen richtig Spaß. Wie geht ihr beim Schreiben solcher Granaten vor? Ist das eine Gemeinschaftsarbeit oder bist du nach wie vor der kreative Kopf der DEZPERADOZ?
Ich schreibe die Songs alleine und habe hier meine „Visionen“. Wie gesagt, ich recherchiere die Gegebenheiten und Mythen der Story (was mein Hobbyhistorikerherz da immer höher schlagen lässt) und knie mich voll in die Story und deren Flair. Dann mache ich ne Art Storyboard, wie beim Film. Setze Überschriften, welche ich in Kapitel ordne. Meist sind das schon die Titel, oder Teile davon. Dann geht’s ans komponieren. D.h. ich suche zu den Überschriften die richtigen Worte um auszudrücken und die richtigen Harmonien und Töne zu finden, was der Song erzählen soll. Bei den Texten habe ich Hilfe von meinem langjährigen Freund Mike Kleanthous, der auch bei den vergangenen Alben textlich viel beigesteuert hat. Ansonsten komponiere ich die Musik komplett selbst und produziere sie auch schon komplett vor, schreibe alle Instrumentenstimmen und recorde sie, um sie teilweise noch zu verfeinern.
„Dead Man’s Hand“ handelt laut Booklet von einem gewissen James Butler „Wild Bill“ Hickok. Erzähl doch mal bitte mit deinen eigenen Worten die hier verarbeitete Geschichte.
Wild Bill war alleine schon eine interessante Persönlichkeit. Er war ein Mann der gefallen an edlen Dingen hatte. Er hatte lange Haare, teueren Schmuck und galt als eingebildet und arrogant. Nur, er war gefährlicher und schneller am Colt als seine Konkurrenten, die meist staubige, asoziale Halunken waren. Er liebte die Musik, die Frauen und das Spiel und er genoss es Geld, auszugeben. Er hatte der Legende nach seinen Navycolt, mit dem er so einige Männer erschoss, an einen Mann Namens McCall beim Spiel verloren, bevor Bill ihm sein Hab und Gut beim Spielen, mit Ausnahme des Colts, wieder nahm. Jahre später, Wild Bill wollte seinen „Ruhestand“ mit Stil und ohne Ärger in einer Stadt namens Deadwood verleben, sollten sich beide wieder treffen. Niemand wusste um Wild Bills Geheimnis, was ihn, wenn es rausgekommen wäre, das Leben gekostet hätte. Er hatte den grauen Star und konnte nicht mehr richtig sehen. Jeder aufstrebende Gunslinger hätte sich mit ihm gemessen und damit geprahlt, den berühmten Wild Bill erschossen zu haben. Wild Bill, der Stammgast am Pokertisch des Saloon No.10 war, saß grundsätzlich mit dem Rücken zur Wand um immer das Lokal einigermaßen im Auge zu haben. An jenem verhängnisvollen Tag jedoch nicht. McCall der in dem „Rotlichtviertel“ von Deadwood, genannt „The Badlands“ in einer Opiumhöhle, wo er sich mit Drogen und Frauen in seinen Plan reinsteigerte, Wild Bill zur Rechenschaft zu ziehen, da er ihm alles beim Spiel genommen hatte, bis auf jenen Navy Colt, mit dem er ihn erschießen wollte. Mit dem Mut des Alkohols und der Drogen im Blut ging er hoch zum Salon No.10.Ausgerechnet an jenem Tag saß Wild Bill nicht mit dem Rücken an der Wand, sondern musste durch einen blöden Zufall den letzten Platz mit Rücken zur Theke nehmen. McCall schoss Wild Bill in den Hinterkopf. Wild Bill, der ein sehr gutes Pokerblatt in der Hand hielt, kippte kopfüber auf den Pokertisch und gewann die Runde als Toter Mann. In der Hand Pik As, Kreuz As, Pik 8, Kreuz 8 und eine verdeckte Karte, die ein Joker gewesen sein soll auf dem Tisch. „The Dead Man’s Hand“.
Woher nimmst du eigentlich die jeweiligen Konzepte der DEZPERADOZ-Scheiben? Schaust du hierfür alte Western oder Spencer/Hill-Filme? Oder ziehst du hierfür historische Bücher zu Rate?
Alles zusammen. Es ist ein Hobby von mir.
Mittlerweile sind die DEZPERADOZ von einem von dir und Tom Angelripper gestarteten Projekt zu einer richtigen Band gereift. Siehst du vielleicht die Gefahr, dass in Sachen Western und Metal aus kreativer Sicht irgendwann mal die Luft bei dir raus ist?
Nein, ich sehe eher die Gefahr, daß viele „Metaller“ auf ihrem Stil unverändert seit den 80ern sitzen und ungern neue Elemente zulassen. Nur kann ich halt nicht jahrelang Ritter oder Wikinger Schwerter kämpfen lassen und bei mir fliegen auch keine Drachen durch die Lüfte. Wir sind Desperados und für mich passt nichts besser zu harter Musik als dieser Crossover. Ich fand Filmmusiken von alten Spaghettiwestern schon immer viel härter („Spiel mir das Lied vomTod“) als so manche Death-Metal-Kombo, wo das Blut nur so rumspritzt. Nein das ist was „Zeitlos dreckig, staubig und Beinhartes“ und war für mich schon als Kind der echte Heavy Metal und zu jener Zeit brutaler als alles andere.
Tom Angelripper hat auf „Showdown“ ja ein Duett mit dir abgeliefert. Warum ist er eigentlich nicht mehr vollständig bei den DEZPERADOZ involviert?
Nach der „Dawn Of Dying“ meinte Tom, als ich ihm die Vorprodukten zur „Legend And The Truth“ vorspielte, (ich singe immer die Vorproduktionen auch ein) dass ich die weitaus passendere Stimme für die ganze Geschichte habe, weil ich eben ne „amerikanischere“ Stimme habe. Ich fühlte mich vorher nie als Sänger. Mittlerweile würde DESPERADOS / DEZPERADOZ ohne meine Stimme gar nicht mehr funktionieren. Dennoch ist Tom ein alter Wegbegleiter und ebenso Bestandteil der „Familie“ 😉
Mit „My Gun And Me (Southern Pride Version)“ habt ihr einen richtig klasse Songs eures Debüts „The Dawn Of Dying“ neu interpretiert. Warum habt ihr gerade diesen Track dazu ausgewählt, in einer neuen Variante zu erscheinen?
Weil das genau da zeigt, was Tom Damals meinte. So war der Song in der „Urversion“ und passt besser zu dem was Heute DEZPERADOZ ist.
Den Mix und die Produktion des Albums habt ihr wieder in die Hände von Dennis Ward bzw. Thomas Lichtenwalter gelegt, die euch schon auf „An Eye For An Eye“ zur Seite standen. Never change a winning Team?
Ja, absolut. Ich arbeite einfach am liebsten mit den Jungs, weil sie halt eben auch zu diesem Bunch gehören und genau meine Soundwünsche verwirklichen und die sind bei der Art von Musik recht kompliziert.
Wie viel Zeit bleibt dir eigentlich neben deinem Job bei Onkel Tom? Werden die DEZPERADOZ Zeit finden um die Bühnen der Republik ordentlich zu beackern?
Ja, wir versuchen echt alles zu spielen, was geht und sammeln gerade Angebote. Die Festivals sind bemustert, wo ich hoffe, daß da auch noch gut was geht. Eine fette Russlandtournee ist schon im Juli gebucht, da wir da schon richtig fett sind.
Eine Frage zur Historie steht schon länger im Raum. Warum habt ihr euch eigentlich damals von DESPERADOS auf DEZPERADOZ umbenannt?
Damit man nicht zu schnell besoffen ist, bevor man uns findet. Desperados ist im Mexikanischen eine vollkommen richtige Schreibweise. In sofern war das der beste Weg auch die Band so vorzustellen wie sie jetzt seit drei Alben ist
Alex, vielen Dank für das Interview.
Thanxxx Man und ein Yippieyeah!
Galerie mit 31 Bildern: Dezperadoz - Rockharz Open Air 2012
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Stile | Country, Heavy Metal, Soundtrack |
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