DevilDriver
Wir sind so ehrlich, wie es nur geht

Interview

Mit „Dealing With Demons“ melden sich DEVILDRIVER mit einem unfassbar ehrlichen Album wieder zurück. Eine Platte, die zweigeteilt von Statten gehen wird. Die Band hat die Pandemie-Zeit, sowie auch auch unzählige, andere Kollegen, somit offensichtlich sehr gut genutzt. Wir haben uns Dez Fafara zum Interview geschnappt und das Ganze mal etwas hinterfragt.

Hey Dez. Erstmal Danke für deine Zeit. Wo steckst du denn gerade?

Haha. Kein Problem. Bin gerade im Büro. Also immer am Arbeiten (lacht).

Dann lass uns direkt starten: „Dealing With Demons“ wirkt auf mich als ein sehr ehrliches Album. Was kannst du mir dazu erzählen?

Ok. In erster Linie ist „Dealing With Demons“ eine Verarbeitung meiner Dämonen, aber auch derer der Gesellschaft um mich herum. Jeder Song hat seinen eigenen Mittelpunkt, beinhaltet seinen eigenen Dämon, mit dem man quasi umgehen muss.

Und warum die Entscheidung zu einem Doppelalbum?

Ich befinde mich gerade an einem Punkt in meiner Karriere, wo ich einfach einiges zu verarbeiten hatte bzw. habe und mich nicht auf wenige Lieder beschränken wollte, nicht beschränken konnte. Es gab dieses Mal so viel Material, das wir verwenden wollten. Deshalb also einen weiteren Part der Platte, der für 2021 eingeplant ist. Letztendlich liegen mir beide Platten am Herzen, aber „Keeping Away From Me“, welches auf dem jetzigen Teil erschienen ist, das bin so ich! Es geht um meine sozialen Phobien, meine Ängste und Sorgen.

Also gibt es keinen wirklichen Lieblingstrack von dir?

Ich glaube, die ganze Platte ist mein Baby. Ich habe keine Texte über sonnige Momente geschrieben, wenn ich das behaupten würde, würde ich dich anlügen. Jeder Text, jeder Song spiegelt ein anderes Szenario wieder. Düstere Momente.

Du stellst dabei vieles in Frage…

Ja, zum Beispiel die ganze Horrorfilmszene. Warum ist es okay in einem Film, sich ständig eine Maske überzuziehen und 15 Frauen abzuschlachten? Wo kommt das her? Und für mich ist das einfach nur scheiße und kein Horror. Horror ist für mich, wenn der Kopf angeht. Wenn der Kopf sich fragt: Was für ein Schatten ist das, was für ein Geräusch ist das, was ist hinter der Tür? Ein Typ, der feige mit einem großen Messer dasteht mit einer Maske und 15 Frauen killt, erschrickt mich nicht, er regt mich auf. Und dieses Mal stelle ich mit unseren Songs so viel in Frage, um bewusst in einen Dialog zu gehen. Ich habe eine Frau und vier Schwestern, diese Frauen-Abstech-Fantasie… nein da hab ich kein Verständnis für. Und niemand wird jemals gegen dieses Genre was sagen, aber ich tue es. Mich regt es auf. Sorry, aber ich verstehe es nicht. Ich komme von der Straße, kenne die Sprache der Straße und werde nie über Drachen und Schlösser singen.. könnte ich, weil ich Schlösser bei euch gesehen habe, aber nein: Das bin definitiv nicht ich. Bei diesem Album habe ich klar gesagt, fokussiert euch nicht auf was Label, Fans oder Promotion will, fokussiert euch nicht auf die vergangenen Alben, lasst uns den Fokus darauf legen was WIR jetzt WOLLEN und erzählen WOLLEN.

Wenn du dich verbessern willst, geht es leider nicht immer darauf zu achten, was andere an dir toll finden…

Genau! Es gibt so viele Bands, die genauso klingen wie vor 20 Jahren. Das mag funktionieren, aber nicht immer, du musst in diesem Business hart an dir arbeiten. Klar, auch DEVILDRIVER hat seinen Sound, aber wir drehen bei jedem Album an den Stellschrauben. Ich möchte niemals der sein, der nicht den Mut hat sich zu verändern oder seine Seele ans Publikum verkauft. Ich möchte meine Kunst nicht einfach stumpf verkaufen. Bands, die das tun, da merkst du es auch.

Ich erzähl dir jetzt mal was: ich bin echt ein taffer Typ. Ursprünglich ging bei mir alles mit der Punk-und Rockszene los. Ich war immer auf der Straße unterwegs. Ich bin in meinen Lyrics immer so ehrlich, wie ich sein möchte und nicht wie mich jemand haben möchte.

Wie hart ist es aktuell für dich, nicht live spielen zu können?

Oh, es ist hart für mich, hart für die gesamte Szene. Ich habe habe zum einen aber auch das Gefühl, dass wir etwas von unserer Regierung verarscht werden. Der ganzen Szene geht es schlecht, und es wird nur denen geholfen, die es sich leisten können. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich bin keiner von diesen Privilegierten, das wollte ich auch nie sein. Ich komme aus einer demokratischen Arbeiterfamilie, ich liebe es zu sehen, wie meine Kinder in einer Gegend aufwachsen, in der sie noch auf der Straße spielen können. Ich liebe es, aber es wird uns hier so vieles so schwer gemacht. Naja lassen wir das.. lacht.. bevor es zu politisch wird.

Was war denn in deiner Karriere bisher der wichtigste Moment?

Oh, definitiv die Zusammenarbeit mit Ozzy Osbourne. Er arbeitet wirklich nur mit einer Handvoll Menschen, und ich war einer davon.  Solche Momente vergisst du nie wieder in deinem Leben, und mit keinem Geld der Welt sind diese Erfahrungen zu bezahlen.

Und welchen peinlichen Moment würdest du eher bereuen?

(lacht) Okay. Das ist einfach zu beantworten. Es war irgendwie 2005 oder 2007, da bin ich mir gerade nicht sicher, und DEVILDRIVER spielten beim OZZFEST. Es war ein cooler Tag, sonnig, alle hatten guten Laune, 30.000 Zuschauer. Ich also lässig und entspannt auf die Bühne, greife zum Mikrofon, auf der Bühne war überall Wasser, also rutsche ich mal eben aus und lande komplett wie ein Käfer auf dem Rücken. (lacht)

Wann war der Moment, wo du gemerkt hast: Hey, ich möchte Musiker werden?

Tatsächlich wirklich recht früh. Ich glaub ich war so fünf oder sieben Jahre alt und habe mich immer durch die Plattensammlung meiner Eltern gewühlt. Ich war nie ein Kind, welches nach der Schule vorm Fernseher saß, sondern bin immer zuerst an den Plattenspieler. Habe mir alles angehört: THE DOORS, LED ZEPPELIN usw. Aber als ich den Song „Born To Wild“ von STEPPENWOLF hörte, oh gott… Ja, das war der Moment, wo ich dachte: DAS will ICH! Ich habe meine Karriere als Drummer gestartet. Aber irgendwann dachte ich mir: Hey, du willst nicht dein ganzes Leben nur die Ärsche von anderen sehen.. Haha… und deshalb bin ich ans Mikrofon nach vorne gewechselt.

Wie würdest du DEVILDRIVER und euren Sound für jemanden beschreiben, der euch gerade kennenlernt?

Oh, das ist gar nicht so einfach, denn ich finde, wir passen in keine wirkliche Schublade. Ich glaube, ich würde sagen, wenn du nach etwas suchst was anders ist aber viel Input liefert, dazu noch groovy ist, dann solltest du uns anhören. Unsere Fans haben angefangen den Hashtag „darkgroove“ für uns zu nutzen, und ich glaube, das beschreibt es am besten. Vor ein paar Tagen sagte mir jemand, unser Sound sei so krass fresh, und ich war so dankbar für dieses Kompliment.

So. Das wars auch schon mit meinem kleinen Interview. Hast du noch letzte Sätze an die metal.de-Leser?

Ja klar, ich hoffe das wir uns irgendwann wiedersehen. Live. Ich vermisse das so sehr. Ich vermisse das Reisen, ich vermisse die Shows, ich vermisse den wenigen Schlaf… (lacht)

DevilDriver -Foto: Stephanie Cabral
Quelle: Dez Fafara / DevilDriver
08.11.2020

It`s all about the he said, she said bullshit.

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