Devil
Gitarrist Stian zum neuen Album

Interview

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Im Gegensatz zu vielen anderen Retrobands haben sich DEVIL auf ihrem Debüt “Time To Repent” nicht an den in den Siebzigern erfolgreichen Hard Rock Bands vom Schlag LED ZEPPELIN orientiert, sondern an der Birminghamer Stahlschmiede BLACK SABBATH und deren Frühwerke. Mit ihrem zweiten Album “Gather The Sinners” geht das Quintett um Gitarrist Stian einen Schritt weiter und öffnet sich neuen Einflüssen. Stian erklärt, warum das so ist und was Klopapier mit einer Zeitung gemeinsam hat.

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Hi Stian, Glückwunsch zur neuen Platte. Wie zufrieden bist du denn mit “Gather The Sinners”?

Hallo Colin, danke, dass dir unser neues Album gefällt. Ich bin sehr zufrieden mit dem Album. Natürlich gibt es immer wieder Dinge, die man besser machen könnte. Im Falle des aktuellen Albums wären die Verbesserungen aber so minimal, dass wir rundum glücklich mit dem Ergebnis sind. Da wir gedenken noch weitere Alben aufzunehmen, ist es doch schön, dass wir uns immer neue Ziele erarbeiten können, oder (lacht)?

Ja, sonst wäre die Sache ziemlich schnell langweilig. Welche Unterschiede zu euren vorangegangenen Releases siehst du denn, wenn du dir “Gather The Sinners” anhörst?

Zunächst einmal muss ich da ganz klar die Produktion nennen. Wir haben uns dieses Mal die Mühe gemacht und ein richtiges Studio aufgesucht, in dem wir den Bass und das Schlagzeug aufgenommen haben. Früher hat das alles im Proberaum stattgefunden. Der andere große Unterschied ist, – unserer Meinung nach – dass “Gather The Sinners” wesentlich ausgeglichener als unser Debüt ist. Es mögen die großen Hits wie “At The Blacksmith’s” oder “Time To Repent” fehlen, aber die Platte enthält keine Ausfälle und alle Songs befinden sich auf dem gleichen hohen Niveau.
Bitte nicht falsch verstehen, wir sind nicht der Meinung, dass sich auf “Time To Repent” wirkliche Ausfälle befinden, aber mit etwas Abstand sehen wir einige der Tracks doch mit anderen Augen. Manche Stücke des Debüts sind halt besser als andere. Bei “Gather The Sinners” ist das nicht der Fall. Hier stehen alle Nummern auf demselben Level. Aber vielleicht sehen wir das nach dem nächsten Album wieder anders (lacht).

Die differenzierte Produktion macht sich natürlich bemerkbar. Trotzdem ist es euch gelungen den Spirit der Siebziger einzufangen. War es schwierig das Album so zu produzieren?

Überhaupt nicht. Es gibt da draußen so viele kompetente Leute, die uns helfen können ein Album aufzunehmen und/oder uns das Equipment zur Verfügung stellen, so dass wir absolut keine Probleme hatten oder haben auf diese Weise eine Platte zu machen. Anders wäre es, wenn wir versuchen würden ein modern klingendes Album zu veröffentlichen. Da würden wir nicht wissen an wen wir uns wenden müssten. Weder bezüglich der Produktion noch bezüglich der richtigen Leute.

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Verglichen mit euren vorangegangenen Alben – ich rechne hier die Compilation “Magister Mundi Xum/The Noble Savage” der Einfachheit halber einmal dazu – klingt die neue Scheibe wesentlich offener und nicht mehr ganz so BLACK SABBATH-lastig. Würdest du da zustimmen?

Ich würde dir da zustimmen, auch wenn das sicherlich nicht absichtlich geschehen ist. Es freut mich sehr, dass dir die verschiedenen Variationen des Albums Aufgefallen sind. Es ist wirklich großartig, etwas zu kreieren, dass sich nach DEVIL anhört, weil wir DEVIL sind und eben nicht BLACK SABBATH oder irgendeine andere Band. Die musikalische Bandbreite, die wir von “Demons On Wheels” bis “Darkest Day” verarbeiten, zeigt, dass wir unsere Einflüsse wesentlich lockerer in die Songs einfließen lassen, als das früher der Fall war. Die Band hat mittlerweile verstanden, dass sich die Musik immer nach DEVIL anhören muss, sobald wir sie komponiert und arrangiert haben. Das ist das einzige das zählt. Die Rohversionen einiger Songs haben sich überhaupt nicht nach DEVIL angehört, so dass wir sie fast schon in die Tonne kloppen wollten, uns dann aber überlegt haben, dass man die Stücke ja auch noch ‘devilizen’ kann. Danach haben sie dann so geklungen, wie wir uns das für DEVIL vorstellen (lacht).

So kann man es natürlich auch machen. Lass uns doch kurz auf den Gesang von Joakim zu sprechen kommen. Er trifft bei einigen Songs die Töne nicht richtig, aber es hat nicht den Anschein, als ob er das nicht könne. Es klingt eher, als würdet ihr diesen schiefen Gesang als Stilmittel einsetzen.

Ja, da siehst du richtig. Das ist unsere Art den Kampf der Generationen auszutragen. Gleichsam ist es eine Hommage an Künstler des Surrealen wie Salvador Dali und…nein, ich mache nur Spaß (lacht). Wir benutzen den schiefen Gesang als Stilmittel, genauso wie du Zeitungspapier nimmst, wenn das Klopapier alle ist. Die Zeitung ist vielleicht nicht so aufnahmefähig, aber es macht die Sache interessanter (lacht).

Klar. Warum habt ihr “Lead Me Astray” weder im Booklet, noch auf dem Inlay der CD erwähnt? Meiner Meinung nach ist der Song ebenso gut, wie der Rest der Platte.

Das denken wir auch. Allerdings wollten wir mit “Lead Me Astray” etwas Besonderes anstellen und ihn als eine Art Interludium mit auf die Scheibe nehmen. Ich sage dir aber mal was. Es war verdammt nochmal da letzte Mal, dass wir so etwas gemacht haben. Der Boss von unserem Label musste sich einen geschlagenen Tag mit Spotify auseinander setzen und denen das erklären (lacht).
Trotzdem danke für das Kompliment. Das Stück ist echt sehr schön. In dem norwegischen Film “Tomhet” wird übrigens eine Demoversion der Nummer gespielt. Der Regisseur bat uns einen Track für den Film zu schrieben, was wir mit “Lead Me Astray” auch taten. Dann sind wir ins Studio gegangen, haben das Lied aufgenommen und es ihm vorgespielt. Er meinte nur, dass ihm die Demoversion besser gefiele und hat schlussendlich diese auch für den Film benutzt. Wenn du denkst Musiker sind komische Typen, arbeite mal mit Filmleuten zusammen (lacht).

Wo wir gerade über “Lead Me Astray” sprechen. Ich finde der Song zeigt eine weitere Facette des DEVILschen Sounds. Mich erinnert die Nummer etwas an SABBATHs “Changes”. Plant ihr weitere akustische Songs zu schreiben?

Wenn die Platten die Länge von “Gather The Sinners” haben, würden wir uns dem nicht verschließen. Das würde aber nur funktionieren, wenn das entsprechende Album mehr Spielzeit als 35 Minuten hat. Andernfalls bekäme der ‘normale’ Stoff wohl den Vorzug. Ich finde, der Song geht eher in die Richtung von “Orchid” als von “Changes”, aber ich verstehe was du meinst. Die Originalidee war etwas Stimmungsvolles wie “Laguna Sunrise” zu schreiben. Vielleicht greifen wir die Idee irgendwann nochmal auf. Ich liebe die spanischen Gitarren dabei.

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Du hast einmal gesagt, dass man die Musik von BLACK SABBATH nur verstehen kann, wenn man die Wurzeln der Band erforscht. Wo liegen denn die Wurzeln von BLACK SABBATH und inwiefern haben sie den Sound von DEVIL beeinflusst?

Geil, dass du dich an die Aussage erinnerst! Ich glaube noch immer an diese Aussage, sogar mehr als je zuvor. Einer der offensichtlichen Einflüsse sind sicherlich CREAM, da sind Thomas und ich einer Meinung und wir hören uns viel Musik aus den Sechzigern an. Wir hören Bands wie JEFFERSON AIRPLANE, CREAM, CANNED HEAT, MAMAS AND THE PAPAS, BEACH BOYS und so weiter. Man kann also sagen, dass wir den historischen Einfluss in die Musik von DEVIL tragen. Die restlichen Jungs haben da andere Vorlieben. Ronny hat es mehr mit frühem Hard Rock und Metal, Joakim hört im Prinzip nur Achtziger Metal und Kai hört eigentlich alles. Wahrscheinlich ist er es auch, der uns mit einem Bein im Doom Metal hält.

Was bildet denn die Grundlage eurer Lyrics? Wodurch werden eure Texte beeinflusst?

Oh, das ist einfach (lacht). Wir schreiben gerne über alte Geschichten, Märchen und Folklore. Natürlich haben wir haben zudem Liebeslieder an Bord und auch das niemals aus der Mode kommende Thema des Wahnsinns besingen wir ganz gerne (lacht). Ich werde mittlerweile immer besser, was das Schreiben von Texten angeht und mit einigen Lyrics auf dem neuen Album bin sogar ganz zufrieden. Da wir aber alle an Texten arbeiten, habe ich nur zwei oder drei auf die Platte bekommen, was das Ganze dann schon wieder irgendwie relativiert (lacht).

Ich habe die Frage natürlich nicht ohne Hintergedanken gestellt. Was ist denn so faszinierend an “Mother Shipton”?

Ach, das ist gar keine große Story. Wir finden es einfach spaßig, wie man ihre Prophezeiungen so interpretieren kann, dass sie auf die heutige Zeit zutreffen, wobei wir aber nicht sehr abergläubisch sind. Außerdem waren die Prophezeiungen immer sehr lyrisch, was uns ebenfalls dazu bewogen hat, sie zu benutzen.

Da die gute Ursula ‘Mutter Shipton’ Southeil eher düstere und apokalyptische Voraussagungen tätigte, frage ich mich, wie viel Satanismus steckt in DEVIL? Oder benutzt ihr die okkulten Elemente in eurer Musik nur als Image wie es beispielsweise VENOM tun?

Hmm…lass es mich einmal so formulieren, wir stehen Cronos näher als Crowley (lacht). Ich lese zwar sehr viel über alle möglichen Formen von Glauben und ich kann mich auch mit einigen Aspekten anfreunden, aber nicht mehr als der Typ von nebenan und nichts von dem wird mich in irgendeiner Weise in eine religiöse Richtung bewegen. Ich befolge die meisten der zehn Gebote, was mich aber nicht automatisch zu einem Christen macht. Das einzige, was diese Gebote bewirken ist, dass ich ein mehr oder weniger normaler Mensch bin. Eigentlich ist es sogar recht amüsant. Sie nehmen eine Ansammlung von Symbolen, die von Menschen geschaffen wurden und nennen es ‘christlich’. Lustig, oder?

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Durchaus. Aber es scheint ja immer noch zu funktionieren. Wie würdest du die Musik von DEVIL denn jemandem beschrieben, der euch nicht kennt?

Hmm…schwierige Frage. Ich würde sagen, dass wir Heavy Rock spielen der sich gleichzeitig nach 1973 und 1983 anhört.

Ich habe auf deiner Facebook-Seite ein Foto von Don Johnson gefunden. Bist du ein Fan von “Miami Vice”?

Ich war früher sogar ein sehr großer Fan von “Miami Vice”. Allerdings mag ich noch einige andere Sachen, die er gemacht hat, nicht nur “Miami Vice”. Meiner Meinung nach hat er brillante Auftritte in “Harley Davidson And The Marlboro Man”, “Eastbound And Down” oder “Machete” abgeliefert. Als Musiker war er leider nicht so gut (lacht). “Embarrissing” war ziemlich,…nun ja…peinlich (lacht).

Wie sieht es denn mit euren Zukunftsplänen aus? Werdet ihr “Gather The Sinners” mit einer Tour promoten?

Nein, eine Tour ist nicht geplant. Wir spielen hier und da auf Festivals und schreiben ansonsten weiter an Songs für das nächste Album. So wie es aussieht werden wir dieses Jahr überhaupt nicht auf Tour gehen. Wir sehen das alles sehr locker (lacht).

Man muss ja auch mal die Seele baumeln lassen. Hast du denn noch irgendwelche letzten Worte an unsere Leser, Stian?

Yeah! Danke für den Support und das interessante Interview, Colin. Wir hoffen unsere Fans auf einem unserer Konzerte persönlich zu treffen. Vielleicht spielen wir demnächst ja einmal in Deutschland.

Dann danke ich dir auch für das Interview, Stian!

19.04.2013

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