Destroyer 666
Destroyer 666
Interview
Es ist lange her, dass DESTRÖYER 666 uns mit Musik beglückt haben. Manch einer hat sich im Laufe der Zeit gefragt, wie es um die Band steht. Ob sie überhaupt noch existiert und wie sich wohl der neue Longplayer anhören würde, wenn es denn einen geben sollte. Dann wurde ”Defiance“ released und man kann eines nicht bestreiten: Die Band hat sich mit einem Paukenschlag zurück gemeldet. Wir horchten bei Shrapnel nach, warum es denn so lange gedauert hat, bis neues Material veröffentlicht wurde.
Hi! Glückwunsch zu Eurem neuen Album! Ein großartiges mit einem wirklich fetten Sound, wie ich finde. Wie denkt Ihr über das Album? Seid Ihr mit dem Ergebnis von “Defiance” zufrieden?
Tach, Shrapnel hier. Es war ein hartes Stück Arbeit von Zeit zu Zeit aber ich bin froh sagen zu können, dass ich mit dem Ergebnis wirklich zufrieden bin. Wir wollten ein kraftvolles Album und ich denke, das haben wir hinbekommen.
Warum hat es so lange gedauert bis wir neue Musik von DESTRÖYER 666 zu hören bekamen? Hab Ihr soviel Zeit für das Songwriting an sich gebraucht oder gab es noch andere verzögernde Gründe?
Es gab verschiedene Aspekte, die zu der Verzögerung einer neuen Veröffentlichung beigetragen haben. Zuerst einmal waren unsere Visa für die Niederlande ausgelaufen und so mussten S Berzerker und ich wegziehen. Wir hatten für ungefähr ein Jahr mit einer Gruppe von Leuten in einem Haus im Norden von Holland zusammen gewohnt und haben auch alle dort gearbeitet. Als dann unsere Visa nicht verlängert wurden, hat sich das als großes Problem für die Band herausgestellt. Ich bin über den Kanal nach London gezogen und Berzerker hatte sich dazu entschlossen aus der Band auszusteigen und zurück ins heimische Australien zu gehen.
Wir anderen machten weiter und haben es hinbekommen die “Terror Abraxas”-Mini aufzunehmen, aber danach waren wir was unsere Kreativität anging an einem toten Punkt angelangt. Zu dem Zeitpunkt waren wir über drei Länder in alle Winde verstreut – Keith in Holland, Marcus in Deutschland und ich in Großbritannien. All das hat alles was die Band betraf ziemlich schwer gemacht. Zu einer Probe mussten wir fliegen, die Kosten waren immens und das hat sehr an unserer Motivation gezehrt. Wenn auch nur die kleinste Aufgabe hundert Prozent Aufwand bedeutet, reicht das bei jedem den Enthusiasmus zu untergraben. Für eine ganze Weile hat die Band nichts gemacht, so dass Keith und ich dann per Telefon beschlossen, das Ganze komplett auf Eis zu legen, was wir dann auch taten.
Ich hab’ dann angefangen mit Razor von RAZOR OF OCCAM in London etwas zu jammen, was sich auch aus dem Grund als extra praktisch erwiesen hat, da wir Matt Razor dann für DESTROYER 666 am Viersaiter bekommen konnten. Was genau den Ball für DESTRÖYER wieder ins Rollen gebracht hat, daran kann ich mich gar nicht mehr wirklich erinnern. Die Tour, die wir vor vier Jahren mit REVENGE spielten, hat jedenfalls gezeigt, dass wir noch einiges an Feuer und Antrieb hatten. Wir hatten eine echt gute Zeit und haben danach angefangen wieder Material übers Internet untereinander zu verschicken. Wir haben angefangen alles auf unkonventionelle Art und Weise anzugehen – naja, zumindest für uns – indem wir alles an Musiktechnologie voll ausnutzten. Wir konnten ein ernstzunehmendes Fundament für Songs und deren Struktur legen ohne uns tatsächlich zu treffen. Als wir uns dann zusammen setzten konnten wir dann mit den Vocals, den Schlagzeug-Parts – und selbstverständlich dem Trinken – weiter machen. Als wir uns diese Art des Schreibens angewöhnt hatten ging es mit dem Album schließlich ganz fix.
Worin besteht für Dich der Unterschied zwischen “Cold Steel…For An Iron Age”, Eurer letzten CD in voller Länge, und “Defiance”? Habt Ihr Euren Stil beibehalten oder würdest Du sagen, dass Ihr einen Schritt nach vorne gemacht habt, eine natürliche Entwicklung?
Es lag eine lange Zeit zwischen beiden Alben. Ich denke, man kann durchaus sagen, dass wir über diesen Zeitraum an unseren Fähigkeiten was das Songwriting angeht gefeilt haben. Ja, ich denke es handelt sich dabei um eine natürliche Entwicklung, die die meisten Musiker durchlaufen. Natürlich gibt es auch Musiker, die sich dem widersetzen und mit demselben Scheiß Album für Album weitermachen – noch genauso wie bei ihren Demos – aber für mich muss Musik eine Herausforderung sein. Dennoch glaube ich, dass wir mit einigen gleichen Elementen oder Nuancen weiterhin arbeiten, die bereits auf dem letzten Album zu finden waren. “Defiance“ klingt auf jeden Fall wie ein DESTRÖYER 666-Album. Die neue Platte ist viel mehr im Mid-Tempo gehalten und die epischen Elemente scheinen etwas mehr in den Vordergrund gerückt zu sein, aber es hat nichts von der Aggression der Vorgänger eingebüßt. “Cold Steel“ war mehr Thrash, das neue Album nicht.
Ich denke, dass sowohl die Mischung aus schnellen und langsamen Stücken als auch einige andere Fragmente, wie zum Beispiel der cleane Gesang in “A Sermon To The Dead”, das Album so interessant machen. Wessen Idee war es diese Art von Gesang in diesen doch eher epischen Song einzubauen?
DESTRÖYER 666 hat in der Vergangenheit mit cleanem Gesang herum probiert und die Riffs in “Sermon To The Dead“ scheinen einfach gut damit zu harmonieren. Das Ganze war etwas, was gegen Ende unserer Album-Vorbereitung entstand und hat sich einfach eingefügt. Matt kam mit den Riffs an und KK hatte die Idee zu den Vocals. Es hat viel besser funktioniert als bei unseren früheren Versuchen mit cleanem Gesang. Es ist anders und einige Leute werden es nicht verstehen, aber ich finde es dunkel wie die Hölle. Das ist für mich was Musik ausmacht.
Die meisten Skandinavischen Bands behaupten, dass sie ihre Inspiration aus der Natur, die sie umgibt, ziehen. Könnt Ihr das auf eine Art und Weise auch für Euch behaupten? Woher nehmt Ihr Eure Inspiration für Eure Musik und Eure Texte? Sind es spezielle Situationen, die Euch dazu veranlassen, einen hasserfüllten Song wie “I Am The Deceiver“ oder das eher langsame aber bösere Stück “Blood For Blood” zu schreiben?
KK schreibt alle Texte. Also kann ich darauf nicht wirklich an seiner Stelle antworten. Ich selbst lebe in einem echten Dschungel, dreckig und gefährlich, den typischen Shit den man in großen Städten eben findet. Ich kann nicht sagen, dass mich das zu irgendwas inspiriert. Ich nehme meine Inspiration aus Musik, indem ich mir Klassiker von JUDAS PRIEST, SLAYER, etc. anhöre. Ich könnte jetzt sagen, dass ich einen Busch oder einen Baum anstarre, was mich dann dazu bringt mir Riffs auszudenken, aber das ist genauso lächerlich wie es klingt. Ich denke, dass die Bands, die angeblich von Natur inspiriert sind, in Wirklichkeit in ihren Schlafzimmern rumsitzen und Riffs mit Cubase oder Protools schreiben, während Mama Abendessen macht.
Was sind Deine Lieblingssongs auf “Defiance”?
“I Am Not Deceived” und “Human All Too Human” sind meine Lieblingstracks. Aber ich denke, das gesamte Album ist der Hammer.
Wie haben die Medien bis jetzt auf “Defiance” reagiert und was erwartet Ihr von dem Album, da man ja lange Zeit nichts von Euch in der Öffentlichkeit gehört hat? Denkst Du, die Fans nehmen DESTRÖYER 666 noch immer war oder bist Du der Meinung es wird schwierig die alten Fans zu erreichen, nicht zuletzt da es jeden Monat eine Menge Neuveröffentlichung in Eurem Genre gibt?
Die Reviews, die ich zu Gesicht gekriegt habe, waren positive. Natürlich wird es immer Leute geben, die der Meinung sind das unser Demo das Beste war, was wir gemacht haben, oder dass sie nur die 7‘‘ mögen, davon aber nur die B-Seite…Man kann eben nicht jedermann zufriedenstellen. Eigentlich ist das auch gar nicht unsere Absicht. Wir schreiben die Musik, die wir schreiben wollen, die Musik, die uns das Gefühl vermittelt wie es Metal tun sollte. Wenn das Leute anspricht, dann ist das super. Wenn nicht, ist das deren Bier. Lasst sie einfach in ihren Chat-Rooms tot diskutieren wie schrecklich es doch ist, wie scheiße, wie schwul… Diese Schwuchteln sollen sich um das Kümmern was sie am besten können – und das ist nichts.
Du hast recht, es gibt momentan Unmengen von Veröffentlichungen, aber ich denke, wir können noch mithalten. Fuck them all!
Wenn wir schon dabei sind, welchem Genre würdest Du DESTRÖYER 666 zuordnen? Thrash-Metal, Black-Metal oder eine Mischung aus beidem?
DESTRÖYER 666 ist ein Genre-Mix. Manche Leute tendieren dazu zu sagen wir seien Black Thrash, aber ich höre auch jede Menge Heavy Metal raus. Wir hören uns alle Sorten von Metal an und ich bin der Ansicht, dass sich das in der Musik die wir machen wiederspiegelt. Wenn man tagein tagaus Bay Area-Thrash hörst und sonst nichts, brauchst man nicht überrascht zu sein, dass man auch sowas spielt wenn man selbst eine Gitarre in die Hand nimmt. Die Platten, die man besitzt sind wie deine Lehrbücher, sie formen die Musik, die du kreierst.
Welche Bands haben den meisten Einfluss auf die Musik, die Ihr spielt?
Ich liebe Twin-Guitar Heavy Metal. Bands wie JUDAS PRIEST, MERCYFUL FATE, SLAYER, etc. haben mich am stärksten beeinflusst. Ich höre mir auch jede Menge andere Sachen an, aber diese Bands haben wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Darüber hinaus mag ich BOLT THROWER, ARMOURED ANGEL, DEICIDE, BATHORY, VENOM, NASTY SAVAGE, die frühen Sachen von MALEVOLENT CREATION, IMMOLATION, neueres Zeug wie DEATH SPELL OMEGA, COBALT, DRUDKH, WATAIN, FUNERAL MIST…die Liste könnte ewig so weiter gehen, aber die Bands, an denen wirklich meine Seele hängt, sind die ersten drei, die ich aufgezählt habe. Diese Bands hatten eine ganz besondere Magie, wie sie soviele Bands niemals haben werden. Die sind es, die einen dazu bringen eine Gitarre in die Hand zu nehmen.
Wie bewertest du die Entwicklung in der Metal-Szene generell, da es viele junge Bands gibt, die sich auf die alten Tugenden berufen, speziell im Thrash Metal? Wobei auch alte Helden wie EXODUS populärer sind als je zuvor und Bands wie SACRED REICH oder IMMORTAL zum Beispiel spielen wieder zusammen eine neue CD ein.
Ich denke, viele Leute spricht die Aufrichtigkeit von vielen Bands der Thrash-Ära an – oder vielleicht die weißen High Tops. Alles kommt ständig wieder, NWOBHM wird als nächstes dran sein. Da kommt schon fast eine Flut von solchen Bands auf uns zu. Was soll’s danach noch geben? Verdammt, ich weiß es nicht und mir ist es eigentlich auch egal. Wenn Bands sich reformieren wollen, dann gut für sie. Wenn sie der Meinung sind sie hätten immer noch was zu zeigen, wenn sie noch giftig sind…dann, fuck yeah, immer her damit. Das ist im Grunde das, was wir gemacht haben. Wenn sich neue Bands die Energie der alten zunutze machen wollen, dann nur zu.
Bist Du der Meinung, dass dieses steigende Interesse an der extremen Seite des Heavy Metal eine Chance für DESTRÖYER 666 sein kann und auch die Popularität Eurer Band steigert?
Das ist möglich. DESTRÖYER 666 ist sehr zugänglich für Metal-Fans. Viele verschiedene Elemente in DESTRÖYER 666 öffnen die Türen zu einem größeren Publikum. Das war von uns nie beabsichtigt, aber es ist unbewusst passiert.
Welche Eindrücke hast du von Eurer Tour, die Ihr gerade spielt? Wie war es für Euch, vor ein paar Wochen auf dem Rock Hard Festival in Deutschland zu spielen? War es vergleichbar mit dem Gig beim Wacken Open Air Festival 2002, da Ihr ja beide Male sehr früh auf die Bühne musstet?
Live zu spielen ist für mich wirklich eines der größten Highlights wenn man in einer Band spielt. Einige meiner besten Erinnerungen habe ich an Auftritte bei Festivals und auf Tour. Wenn ich Wacken mit dem Rock Hard vergleichen soll, würde ich sagen, dass wir bei der Wacken-Show ziemlich spröde waren. Nicht was das spielen angeht. Wenn ich mich richtig erinnere, lief die Show an sich ziemlich gut, aber wir waren ziemlich verkatert. In der Woche davor war nur trinken und Party mit Freunden angesagt. Wir hatten nicht einmal Hotels oder so was, haben dort geschlafen wo es gerade ging, und natürlich mussten wir zu einer total beschissenen Zeit am Vormittag spielen. Folglich sahen wir total scheiße aus, als wir zum spielen da ankamen.
Ein hohes Tier von irgendeinem Label hat zum Chef von unserer Plattenfirma gesagt, wir wären die unprofessionellste Band gewesen, die er je getroffen hätte. Ich fand das ziemlich witzig. Es sieht so aus, als ob man sowas nicht mehr machen kann. Vielleicht werde ich einfach alt, aber ein Kater scheint mir heutzutage sowas von brutal. Deshalb versuche ich jetzt für Gigs immer halbwegs in Form zu sein, das heißt wahrscheinlich einfach nicht zu sehr im Arsch zu sein. Das Rock Hard war eine mehr nüchterne Angelegenheit, zumindest bevor wir gespielt haben. Ich kann mich an ein Paar Piña Coladas irgendwann in der Nacht erinnern, aber das ist eine andere Geschichte. Das Rock Hard Festival war wirklich cool, die Leute dort haben uns echt gut behandelt.
Auf Eurer Homepage kann man lesen, dass DESTRÖYER 666 der “Wolfcult Command“ ist. Was zum Geier ist “Wolfcult Command“ und wer steht unter Eurem Kommando (da ich mal annehme, dass in Australien eher selten Wölfe herum laufen – es sei denn Dingos zählen dazu…)?
Wer unter unserem Kommando steht? Schlampen natürlich, hahaha!
Hast Du Dir die neue Band von Eurem früherem Bandmitglied Simon Berserker, ASSAULTER, angehört? Gefällt dir was er gemacht hat? Warum hat er die Band verlassen?
Yeah, die neue Platte von ASSAULTER tritt ordentlich Arsch. Sie hat einen einzigartigen Sound. Was Simon angeht, wie bei mir auch, war sein Visum für die Niederlande abgelaufen und er hat sich dazu entschieden, zurück nach Australien zu gehen. Wir haben die Band wirklich stark strapaziert und im Grunde genommen haben wir alle zu eng aufeinander gelebt. Ich denke, ein Stück weit waren wir alle ausgebrannt und ich hatte für seine Entscheidung, zurück nachhause zu gehen, vollkommenes Verständnis. Es ist gut zu sehen, dass er seine Sache mit ASSAULTER gut macht. Er hat einige echt mörderische Ideen.
Wie sehen Eure Zukunftspläne aus? Ich hoffe, dass wir neues Material von Euch auf die Ohren bekommen. Vielleicht auch vor 2016…
Im Moment sind wir schwer beschäftigt mit Shows und Festivals. Wir spielen in diesem Jahr in Brasilien, Mexico, Kanada, Finnland, Italien und Australien – also viel auf Reisen und jede Menge Gigs. Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir immer noch richtig Feuer und Antrieb haben. Von daher wird es wohl nicht mehr so lange dauern bis auf “Defiance“ die nächste Platte folgt.
Danke für das Interview.