Desaster
Interview mit Sänger Sataniac zum neuen Album "The Oath Of An Iron Ritual"

Interview

Desaster

Mit DESASTER verhält es sich wie mit ANVIL. DESASTER sind eben DESASTER, sind DESASTER, sind DESASTER…im Grunde weiß man bei jedem Album der Deutschen, was einen erwartet. DESASTER waren noch nie für große Experimente bekannt, dafür allerdings für qualitativ immer hochwertigen, brutalen Black/Thrash. Doch wie sehen DESASTER das eigentlich? Das und mehr klären wir in diesem Interview, das wir anlässlich des Release von „The Oath Of An Iron Ritual“ mit Sänger Sataniac führten.

Hi Sataniac! „The Oath Of An Iron Ritual“ steht jetzt seit einigen Tagen in den Regalen. Wie sind die bisherigen Resonanzen?

Sataniac: Wir waren am Freitag (Releasetag) in Essen (Black Thrash Inferno) und am Samstag in Bremen (Hansemosh), und die Reaktionen der Fans, besonders in Bremen, waren gigantisch. Jeder, der schon in das Album reingehört hat, war begeistert. Natürlich sind die Fans eher begeistert als die Presse, allerdings zählt die Fanmeinung für mich natürlich auch mehr als die eines Schreiberlings. Aber auch die Reaktionen der Presse sind super…hahahaha…

Wir sollten zufrieden sein!

Und wie ist euer Eindruck dazu? Was macht das Album besonders?

Sataniac: Naja, etwas Besonderes ist das Album nicht wirklich. Es ist eine weitere DESASTER-Scheibe, so wie man diese vermutlich erwarten konnte. Allerdings bemühen wir uns immer um Qualität und lassen uns so lange Zeit, bis wir selber zufrieden sind. Das ist auch das Schöne, jeder Fan hat meistens seine eigene Lieblingsplatte aus unserer Diskografie. Ich bin aber sehr zufrieden. Sowohl mit den Songs, der Produktion, als auch mit den Reaktionen.

Das Cover-Artwork ist sehr düster und apokalyptisch gehalten. Was genau ist darauf zu sehen und was symbolisiert es?

Sataniac: Es ist ein Gemälde von John Martin, es heißt „Pandemonium“ und hängt im Louvre in Paris. Es passt irgendwie perfekt zum Albumtitel. Es soll eine Szene aus „Paradise Lost“ (John Milton) darstellen.

Eure Live-Auftritte sind immer sehr energiegeladen. Wie bereitet ihr euch auf eure Shows vor? Gibt es bestimmte Rituale, die ihr vor jedem Auftritt vollzieht?

Sataniac: Nein, auch wenn der neue Albumtitel evtl. Rituale verspricht, gehen wir da ohne wirkliches „Vorbereiten“ auf die Bühne. Wir trinken mit Fans, Freunden und Bekannten. Hängen im Club rum oder machen etwas Sightseeing. Der Schalter für ein energiegeladenes Auftreten von DESASTER legt sich beim Intro zum Konzert von ganz alleine auf ON! Was soll ich erzählen. Wir spielen nicht so häufig, deshalb sind wir heiß auf die Gigs. Es soll immer was Besonderes sein, wenn wir die Bretter betreten. Wir lieben das, was wir tun, auch weil wir nie irgendetwas müssen. Wir machen NUR das, was wir wollen und vielleicht ist das schon das ganze Ritual?!

Apropos Live-Auftritte. Eine Frage von mir als DESASTER-Fan: Mein Lieblingssong von euch befindet sich auf dem „Divine Blasphemies“-Album und heißt „Alliance To The Powerthrone“. Ich habe euch schon sehr oft live gesehen und diesen Song habt ihr nie gespielt. Spielt ihr „Alliance To The Powerthrone“ tatsächlich nicht live oder habe ich einfach nur immer das Pech gehabt, Auftritte mit diesem Song zu verpassen? Falls ihr ihn nicht spielt, gibt es dafür einen Grund?

Sataniac: Der Song wurde noch nie live gespielt. Ich würde gerne, aber Chef Kuschke ist der Song zu „komplex“, zu lang und zu schwierig für die Live-Situation. Kann ich von seiner Warte her auch absolut verstehen…

Ihr blickt nun auf acht Alben zurück. Inwiefern hat sich eure Musik im Laufe der Zeit gewandelt? Oder denkt ihr, dass ihr heute noch genau so klingt wie 1996, als euer Debüt das Licht der Welt erblickte?

Sataniac: Natürlich klingen DESASTER 2016 nicht mehr 100 % wie 1996, aber alles was die Band ausmacht, ist noch vorhanden. Auch hat für mich jedes Album einen anderen Vibe und trotzdem ist es eine unverkennbare Handschrift. Die ersten Alben mit Okkulto am Gesang waren sicher etwas „epischer“ und seit ich die Band befallen habe, etwas brutaler und direkter, aber es ist immer DESASTER!

Was macht eurer Meinung nach den DESASTER-Sound aus?

Sataniac: Klar, in erster Linie Kuschkes Gitarrenarbeit. Seine Riffs sind einfach einzigartig. Dazu kommt, dass wir ziemlich authentisch agieren. Wir spielen das, was wir lieben. Alles andere ist uninteressant. Wir sind halt mehr Metalfans als Musiker, wenn man so will.

Wie läuft DESASTER als Band eigentlich? Gibt es ein Mitglied, das bestimmt, wo es langgeht, trefft ihr alle Entscheidungen gemeinsam oder hat jedes Bandmitglied einen eigenen Bereich, um den es sich kümmert?

Sataniac: Da Kuschke fast alle Riffs der bisherigen Diskografie geschrieben hat und auch das letzte verbliebene Gründungsmitglied ist, hat er schon die Kronkorken auf dem Kopf.

Allerdings stimmen wir über alles ab und jeder kann seinen Senf hinzu geben. Mr. Infernal ist aber ein sehr wohlwollender Herrscher, wenn man so will und wir teilen die anderen Arbeiten auch immer relativ gerecht auf. Klar, wir sind auch richtige Freunde und deshalb ist jeder irgendwo gleich wichtig für die Band, aber ohne den Häuptling gäbe es kein DESASTER.

Aber ehrlich gesagt, wollte ich keine von den Hackfressen bei DESASTER austauschen. DESASTER sind Infernal, Odin, Tormentor und ich, de Jeck Sataniac, alles andere wäre für mich schwer vorstellbar.

Und wie laufen die Aufnahmen zu euren Alben ab? Arbeitet ihr mit einer Deadline oder macht ihr euch keinen Druck, komponiert, wie es euch eben in den Kram passt? Gibt es spezielle Dinge, die ihr als Band bei den Aufnahmen individuell beachtet oder euch zu Herzen nehmt?

Sataniac: Nein, wir machen uns keinen Stress, arbeiten so lange, bis wir meinen, da haben wir wieder ein Album zusammen. Dann setzt man natürlich einen Studiotermin an, damit man auch entsprechend konzentriert die neuen Stücke üben kann. Das ist dann eine kleine, selbst gesetzte Deadline, damit wir einfach etwas fokussierter an die Arbeit gehen.

Was denkt ihr, in welcher Situation man eure Musik am besten genießen kann? Daheim auf dem Sofa? Nachts mit 180 Sachen auf der Autobahn? Oder doch ganz anders?

Sataniac: Da dürfte jeder seine eigenen Vorlieben haben. Ich höre DESASTER ja nicht so, wie ich andere Musik konsumiere, deshalb kann ich nicht wirklich was dazu sagen! Wann oder in welcher Situation hörst DU denn am liebsten dem Debakel zu?

Da gibt es wohl einige Situationen. Im Auto, zu Hause, am liebsten allerdings live vor der Bühne!

Hört ihr eure Musik auch selbst? Wenn ja, hilft es euch dabei, etwaige Schwachstellen zu finden und diese auf kommenden Veröffentlichungen auszumerzen? Wie wichtig findet ihr es, dass man sich als Band reflektierend mit der eigenen Musik auseinandersetzt?

Sataniac: Naja, direkt nach den Aufnahmen hört man natürlich schon die eigenen Missetaten, um auch den Mix angehen zu können. Wenn das Album aber dann veröffentlicht ist, höre ich den Scheiß höchstens einmal im Jahr. Schwachstellen wird man immer finden! Ob wir daraus lernen und diese bei der nächsten Aufnahme auch ausmerzen, ist aber die andere Frage. Wir lassen es laufen. Es wird nicht konstruiert, sonst geht uns die Energie verloren.

Und ein paar Kurzfragen zum Abschluss:

– Euer bestes Saufgelage?

Sataniac: Immer das, welches einen völlig unerwartet trifft oder getroffen hat. Ganz wie im wirklichen Leben. Auch passiert uns das relativ häufig, weshalb man sich schwer erinnern kann…

Was schreib ich da von unerwartet…naja…trotzdem…

– Eure beste Show im letzten Jahr und warum?

Sataniac: Oh leck, das ist einfach schwer zu beantworten. Erstens, weil wir oft, gerne und heftig feiern und zweitens, weil wir eigentlich an JEDER Show Spaß haben. Wie geschrieben, wir picken uns das raus, was uns gefällt.

Die Show am WE in Bremen war aber relativ besonders, weil wir zum ersten Mal in der Hansestadt waren und weil es ein kleiner, enger, vollgestopfter Klub war und die Organisatoren mit viel Herzblut und Leidenschaft geplant haben. Sehr familiär, kein Business und die Leute haben uns super behandelt und waren „heiß“ auf DESASTER.

– Die besten Veröffentlichungen des bisherigen Jahres?

Sataniac: DESTRÖYER 666 – „Wildfire“, ROTTEN SOUND – „Abuse To Suffer“, BLOOD CEREMONY – „Lord Of Misrule“…das muss reichen…hahahaha…

– Worauf freut ihr euch 2016 besonders?

Sataniac: Auf unsere kurze US-Tour Ende Mai, Anfang Juni!

– Was waren die denkwürdigsten Momente seit eurer Gründung?

Sataniac: Für mich definitiv die Touren durch Südamerika. Es ist einfach unbeschreiblich da drüben. Leidenschaft pur und ein Feuer, welches einen als Mitteleuropäer einfach umhaut!

– Deine Lieblingsbands?

Sataniac: SLAYER, GRAVE MIASMA, MORBID ANGEL, NECROS CHRISTOS, PINK FLOYD, CARNIVORE, AUTOPSY, DODHEIMSGARD, DEAD CAN DANCE, CULT OF FIRE, DESTRÖYER 666, ROTTEN SOUND, IRON MAIDEN, THE RUINS OF BEVERAST, DEGIAL, VADER, BEHEMOTH, HATE ETERNAL, GOSPEL OF THE HORNS, ULCERATE, BONEY M…

– Die besten Veröffentlichungen im Black/Thrash?

Sataniac: DESASTER – „Tyrants Of The Netherworld“ / NEKROMANTHEON – „Rise, Vulcan Spectre“ / SODOM – „Obsessed By Cruelty“ / DESTRÖYER 666 – „Unchain The Wolves“ / NOCTURNAL GRAVES – „From The Bloodline Of Cain“ / DESASTER – „The Arts Of Destruction“ / AURA NOIR – „Hades Rise“ / GOSPEL OF THE HORNS – „Eve Of The Conqueror“…sorry für die Eigenwerbung…hahahaha…ich könnte auch noch weiter aufzählen, aber wir belassen es hierbei…

– Pläne für die Zukunft?

Sataniac: Gesund bleiben und eine gute Zeit haben, alles andere ergibt sich von alleine!

– Das treffendste Adjektiv für DESASTER?

Sataniac: Beratungsresistent

Danke für das Interview, Sataniac! Ich wünsche euch für eure anstehenden Shows viel Spaß und alles Gute für die Zukunft! Ich freue mich schon darauf, euch demnächst mal wieder spielen zu sehen.

13.04.2016
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