Deranged
Deranged

Interview

DERANGED, die Band aus Schweden, die so gar nicht nach Schweden klingt, immer dem flotten Blastbeat folgend, bescheren uns dieser Tage mit "The Redlight Murder Case" das bereits siebte Album. Gründungsmitglied Rikard Wermén, Drummer und Songwriter, soll uns berichten was sich nun im Lager der behäbigen Deather abspielt.

„Ach, es geht alles seinen ganz gewöhnlichen Lauf. Aufregendes gibt es von uns nicht zu berichten. Für Ende Februar steht eine kleine Tour an. Dafür legen wir uns zurzeit mächtig ins Zeug: Wir proben ununterbrochen, verlassen nur selten unseren Proberaum.“ Hinsichtlich der Vorgänger unterscheidet sich „The Redlight Murder Case“ nur geringfügig; auch mit dem neuen Album dürfte die geeichte Hörerschicht bedient sein. Rikard vergnügt: „Oh, natürlich. Die Reaktionen zu „Obscenities In B Flat“ waren teils sehr gemischt, um nicht zu sagen strange. Keine Ahnung warum. Es mag nun wie ein Klischee klingen, aber die bisherigen Resonanzen könnten besser nicht sein. Ehrlich, ich bin selber ein wenig überrascht wie gut das neue Album bei den Leuten ankommt.“ Dem habe ich nichts entgegen zu setzen. Das neue Album wird die treuen Anhänger begeistern und die Zweifler endgültig verstummen lassen. Richtet ihr euer Augenmerk gezielt auf eine bestimmte DERANGED-Ausrichtung? „Ach, weißt du was…“, unterbricht er gleich, „mit solchen Nichtigkeiten halten wir uns erst gar nicht auf! Wir sind keine Band, die sich über die musikalische Ausrichtung, über den musikalischen Werdegang großartig Gedanken macht. Wir kommen als Band zusammen, setzen uns an unsere Instrumente und legen einfach los, und wenn es uns gefällt, nehmen wir es auf. So einfach ist das.“ Habt ihr euch während den Aufnahmen unter Druck gesetzt gefühlt, um auch ja an die alten Heldenzeiten anknüpfen zu können, um auch ja allen Ansprüchen gerecht zu werden? „Nein, wir setzen uns nie unter Druck. Wir wissen, was wir drauf haben und sind uns immer einem Siege gewiss.“ Deutlicher lässt es sich wohl nicht formulieren.

Abgeklärt und routiniert schreiten sie zu Werke: „Einmal die Woche setzen wir uns zusammen und feilen an neuem Material. Ansonsten jammen wir viel und spielen unsere alten Schoten. Dadurch gewinnen wir genug Abstand und ausreichend Objektivität, um zu entscheiden, welche neuen Riffs verwertbar sind und welche gleich im Mülleimer landen sollten.“ DERANGED scheinen ein Händchen für Riffs zu haben, die zum einen Durchschlagkraft besitzen und zum anderen ausgefeilt und geschliffen daher schmettern. Auch hierfür haben sie sich ein Patentrezept zurechtgelegt: „Hehe, wir feilen und schleifen eigentlich gar nicht. Man darf sich nicht allzu lange mit einem einzelnen Riff oder Song beschäftigen. Wenn man zu intensiv an etwas arbeitet, dann ist das Ergebnis – und das ist unsere Erfahrung – in der Regel dürftig, um nicht zu sagen, großer Mist. Einfach drauf losspielen, einfach los legen, das ist die beste Methode, um mit anständigen Riffs anzukommen.“ – Rikard weiß jedoch, wie es um ein richtig gutes Riff bestellt ist – „Aber man darf nie vergessen, wie wichtig das einzelne Riff ist. Was knallt und rast muss nicht unbedingt gut sein. Ein gutes Riff ist die Hauptzutat für unsere Band!“

Einmal Death Metal, immer Death Metal? Im Falle von Rikard Wermén trifft das mehr als zu: „Auch nach so vielen Jahren, kann ich mich nicht vom Death Metal losreißen. Seit 1987 spiele ich in Bands und mache Musik. Ich liebe einfach, was wir als Band tun: Zusammen spielen, zusammen abhängen, auf Tour gehen usw. Mein Hauptinteresse in meinem Leben gilt – abgesehen von meiner Liebe zu Frauen – der Musik!“ Das zeugt von Leidenschaft – von einer Leidenschaft, die ihn seit seiner Kindheit nicht mehr loslässt: „Mein älterer Bruder war ein leidenschaftlicher KISS-Fan; sein ganzes Zimmer war von KISS-Postern und -Artikeln gepflastert. Im zarten Alter von drei, vier Jahren habe ich angefangen die KISS-Platten meines Bruders anzuhören. Von dem Zeitpunkt an war es um mich geschehen. Ich entdeckte früh Bands wie AC/DC, MOTÖRHEAD und MAIDEN. Als Teenager waren es vor allem Thrash-Metal-Bands und Hardcore-Bands wie D.R.I., SUICIDAL TENDENCIES, M.D.C., usw., die mich in regelmäßigen Abständen austicken ließen. Und dann erfasste mich die Death-Metal-Welle. Um ehrlich zu sein, dauerte es eine Weile bis es mich packte, aber dafür ist die Liebe heute dafür umso inniger.“

Die Entstehungsgeschichte der Band ist kurz erzählt: „Im Grunde waren wir ein Haufen gelangweilter Jugendlicher, die nichts Besseres zu tun hatten als eine Band zu gründen, hehe. CARCASS, SUFFOCATION, die frühen NAPALM DEATH und IMPETIGO hatten uns damals mächtig imponiert.“ Die klassischen Paten eben für eine frisch formierte Death-Metal-Band. Großartige, weit entfernte Ziele hat man sich damals nicht stecken wollen: „Wir hatten uns damals zum Ziel gesetzt, vier Songs für ein Demo-Tape aufzunehmen.“ Dieses Ziel war natürlich schnell erreicht. Das erste Demo „…The Confessions Of A Necrophile“ hat eingeschlagen und DERANGED zu einem festen, nicht wegzudenkenden Bestandteil der schwedischen Metal-Szene heranwachsen lassen. Auch als alter Hase im Business kann sich Wermén noch immer für die aktuelle Death-Metal-Bewegung begeistern: „In musikalischer Hinsicht hält die heutige Szene noch einiges bereit; es gab da einige Bands, die mich in letzter Zeit regelrecht umgeblasen haben. Viele großartige, neue Bands sprießen heran. Ich finde das großartig.“ Rikard weiß aber auch, ein paar mahnende Worte anzubringen: „Die Tatsache, dass einige Bands mittlerweile mit dieser extremen Art von Musik ihren Lebensunterhalt verdienen können, finde ich ebenfalls großartig. Das ist mein großer Traum. Unnötig zu erwähnen, dass viele Bands Lunte gerochen haben und etwas von dem großen Kuchen abhaben wollen. Dabei kommt es nicht selten zum Ausverkauf. Und die Hierarchien in der Metal-Szene werden größer und größer…Dem muss ein Ende gesetzt werden!“

Die Band hat sich damals nach einem Film über den Serienmörder Ed Gein benannt. DERANGEDs morbide Faszination für Horror- und Splatter-Filme wird nie verloren gehen – Lyrics und Titel sind so blutrünstig wie und je: „Unsere Lyrics spiegeln meine großes Interesse für das gesamte Horror-Genre wieder. Das wird wohl nie aufhören. Zu unserem Death Metal gehören solcherlei Texte.“ Probleme neue Horror-Themenkomplexe aufzufinden, kennt der redselige Drummer nicht: „Mir fällt da immer wieder eine Geschichte ein. Wenn mir etwas derartiges in den Sinn kommt, schreibe ich es umgehend nieder, um später einen Text daraus zu basteln.“ Und er fährt auch gleich fort, uns über das Themengebiet zu „The Redlight Murder Case“ aufzuklären: „Alle Titel entstammen Giallo-Movies. Du weißt schon, diese eher B-Movie-artigen, billig produzierten italienischen Horror-, Detektiv-, Splatter-Filme. Wir dachten uns, es wäre unterhaltsam, die komplette Platte diesem kleinen Filmgenre zu widmen. Der Albumtitel hat da einfach wie die Faust aufs Auge gepasst.“ Auf eine Frage, eine zugegeben nicht sehr helle, wollte er dann doch nicht eingehen. Auf die Frage hin wie seine Formel für einen perfekten Mord aussehen würde – auf den Songtitel „Formula For A Murder“ rekurrierend, weicht er schmunzelnd aus: „Hehe, das darf ich Dir natürlich, aus offensichtlichen Gründen, nicht verraten…“ Na dann.

Wie oben angesprochen, werden DERANGED uns Ende Februar, Anfang März live beehren. Die genauen Daten können unserer Tourdaten-Sektion entnommen werden. Die letzten Worte gehören Rikard: „Danke für das Interview. Hört euch unsere neue CD an und wir sehen uns auf einem der kommenden Konzerte! Death to posers!“

25.02.2008
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