Der Weg Einer Freiheit
Interview mit Nikita Kamprad
Interview
Das Selbstbetitelte Debütalbum der Würzburger DER WEG EINER FREIHEIT kann mit Fug und Recht als das beste BM-Debüt im gegenwärtigen Deutschland gelten. NOCTE OBDUCTA haben für „Nektar“ I und II neun Jahre Bandgeschichte benötigt, DWEF nichtmal eins. Mastermind Nikita gibt uns Auskunft über die Geschichte Der Band.
Hallo Nikita! „Der Weg Einer Freiheit“ ist das momentan vielversprechendste deutsche Black-Metal-Debüt. Wie fühlen sich die getretenen Hinterteile der kompletten deutschen Szene an deinen Stiefelspitzen an?
Besten Dank erstmal! Im Moment sind wir recht überwältigt von der durchweg positiven Resonanz auf unsere Debut-Platte und es freut uns wirklich sehr, dass unsere Musik auf solch viele offene Ohren stößt. Besonders das persönliche Feedback, das wir von Freunden und von den Leuten auf unseren Konzerten und im Netz bekommen, freut uns ungemein und gibt uns den Ansporn weiterzumachen.
Zum Bandnamen: Welchen Weg geht denn eine Freiheit? Ist die Implikation, dass es sich dabei eher um ein Subjekt „Freiheit“ dreht, als um einen allgemeinen Zustand, beabsichtigt? Wenn ja, was bedeutet
das für dich, der du ja Hauptverantwortlicher bist?
Der Name ist hier mehr oder weniger Programm. Diese Band ist der Weg, über den ich meine Freiheit in Musik und Text vollkommen ausleben kann. Dadurch steckt natürlich sehr viel Persönliches darin, wie z.B. Gefühle, Erinnerungen oder einfach schöne Melodien, mit denen ich mich selbst identifizieren kann.
Dass ihr nicht direkt aus der Black-Metal-Szene stammt ist kein Geheimnis. Allerdings seid ihr auch keineswegs die erste Band, die den Schritt vom Hardcore zum Black Metal macht. Großartige Bands wie WOLVES IN THE THRONE ROOM, CELESTE oder SKAGOS beispielsweise machen ebenfalls keinen Hehl aus ihrer musikalischen Sozialisation. Ist das der Anfang einer neuen Szene?
Ich bin eigentlich nicht der Typ, der in Szenen denkt oder in ihnen verkehrt. Solange jeder die Musik hört, die er mag und einem Andersgesinnten damit nicht zu sehr auf die Nerven geht, sollte alles in Ordnung sein. Leider gibt es immer ein paar Menschen, die einfach zu festgefahren auf ihre Szene sind, wodurch es eben zu Komplikationen kommt. Ob sich, wie du schreibst, momentan eine „neue Szene“ herauskristallisiert, kann sein, aber stilübergreifende Experimente gibt es ja immer. In dem Fall ist es mit Black Metal und Hardcore eine ziemlich harte Nuss, aber ich finde Bands wie z.B, Celeste gelingt das wirklich sehr gut.
Dass wir nicht direkt aus der BM-Szene stammen, sondern unsere Wurzeln im Hardcore haben stimmt so aber nicht – es ist nämlich genau andersherum. Früher haben wir mit BM „angefangen“ und sind vor ein paar Jahren dann auf den HC gekommen, wobei mir dieser in seiner reinsten Form eigentlich gar nichts gibt. Es gibt durchaus ein paar sehr gute Bands, aber eben auch viel belanglosen Schund, den gibt es aber natürlich überall.
Ich muss gestehen dass ich eure Hauptband FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND ziemlich grässlich finde. Umso glücklicher bin ich, dass DER WEG EINER FREIHEIT musikalisch so viel reifer und tiefgehender ist. Was hat dich dazu bewegt, das erste Album zu schreiben?
FYSFB und DWEF wurden (zumindest im Kopf) in etwa derselben Zeit ins Leben gerufen. Viele der Songs des aktuellen FYSFB Albums entstanden sogar erst nach der Fertigstellung des DWEF Debuts. Nach der Auflösung der Vorgängerband FROSTGRIM hatten Tobias und ich immer noch den Drang dem BM weiter zu frönen, wodurch eben diese Platte entstanden ist.
Erzähl uns doch bitte auch ein Paar Sätze zu der quasi-Vorgängerband mit dem wunderbar naiven Namen FROSTGRIM. Hatte das Projekt keine Zukunft?
Tobias war Gründungsmitglied bei FROSTGRIM und ich kam eigentlich erst im letzten halben Lebensjahr zur Band und spielte auch nur einen Auftritt mit. Leider hat man sich aber innerhalb der Band nicht mehr auf einen Stil einigen können, da sich jedes Bandmitglied immer mehr in andere musikalische Richtungen bewegte und dies führte dann zum Split. Das erste und letzte Album haben wir dann mit Bekanntgabe der Auflösung zum kostenlosen Download bereitgestellt.
Sowohl Live als auch auf Platte betreibt Christian Bass von HEAVEN SHALL BURN auf dem Drumhocker für euch Hochleistungssport. Seid ihr einfach Kumpels oder handelt es sich dabei um professioneller motivierte
Zusammenarbeit?
Ich habe Chris durch unser Label bei FYSFB (Bastardized Recordings), kennengelernt, da er dort Mitglied des Teams ist. Er war von vornherein total überzeugt von DWEF und als es bei uns dann zum Deal mit Viva Hate Records kam, bot er an, für das Re-Release das komplette Schlagzeug noch einmal neu einzuspielen, was natürlich eine großartige Idee war und sich auch definitiv gelohnt hat.
Er ist sehr professionell unterwegs und hat auch schon einiges an Erfahrung auf dem Kasten. Neben einem guten Freund haben wir in ihm nun auch einen festen Bestandteil am Schlagzeug gefunden.
Eigentlich hatte ich vor, mir euer Konzert in Münster anzusehen, leider hat das dann aber doch nicht geklappt. Wie war’s? Bist du generell mit der Umsetzung deiner Songs in Bühnenperformances zufrieden – auch was die vergangenen Gigs betrifft?
Für mich persönlich war der Auftritt in Münster einer der besten, die ich je hatte. Von vorne bis hinten hat alles gestimmt und es hat wirklich Spaß gemacht, vor einem solch großen und vor allem offenen Publikum spielen zu dürfen.
Was bei den ersten beiden Gigs in Berlin und Karlsruhe noch etwas wackelig war, wurde mit steigender Routine bei den letzten beiden Konzerten schon viel besser – spielerisch und performance-technisch waren wir alle wirklich sehr zufrieden. Da es auf Platte meist nicht mehr als zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang gibt, mussten wir auch keine Einbußungen bei den Live-Arrangements der Songs eingehen und konnten sie daher so authentisch wie möglich darbieten.
Ein Instrumental wie „Spätsommer“ oder „Aurora“ hätte ich mir zwar noch gerne gewünscht, aber leider war das bei der etwas knappen Spielzeit nicht drin.
Es gibt im Black Metal deutlich mehr Liebeslieder, als man dank der allgemein eher kryptischen Ausdruckswiese annehmen würde. Ich glaube, auf „Der Weg Einer Freiheit“ auch das ein oder andere entdeckt zu haben – oder gehe ich da in meiner Textinterpretation vollständig fehl?
Damit hast du durchaus recht, da Liebe natürlich genauso ein Gefühl ist, mit dem ich mich auseinandersetze und was ich versuche zu verarbeiten. Allgemein ist in den Texten aber sehr viel Interpretationsspielraum vorhanden, der auch andere Auslegungsmöglichkeiten anbietet.
Wie vermutlich viele andere wäre ich über einige Auskünfte die Zukunft von DER WEG EINER FREIHEIT betreffend dankbar. Wie viele Alben umfasst euer Deal mit Viva Hate Records? Wann geht’s auf Tour?
Es wird auf jeden Fall nicht bei unserer Debut-Platte bleiben. Neues Material ist in Arbeit und wir planen schon für die nahe Zukunft die nächste Veröffentlichung. Wie diese genau aussehen wird, ist aber noch nicht klar. Was Konzerte oder Touren betrifft, können wir auch noch keine genauen Angaben machen.
Wir wollen natürlich weiterhin live spielen aber bis auf zwei Konzerte in Aschaffenburg und München Mitte August steht noch nichts weiter fest.
Ich finde die privaten Hörgewohnheiten von Musikern immer unheimlich spannend. Daher: Was landet bei dir aktuell häufig auf dem Plattenteller?
Allgemein handelt es sich bei meinem Geschmack um intensive und gefühlvolle Musik, die auf emotionaler Ebene etwas in mir auslöst. Mit krassen technischen Frickeleien kann ich auf Dauer eher weniger anfangen.
Derzeit läuft bei mir das erste MUSE Album „Showbiz“, sowie die neue DEFTONES-Platte „Diamond Eyes“ rauf und runter. Zu meinen Helden, die ich mir immer wieder anhören kann, gehören Bands wie NAGELFAR, LANTLÔS,NOCTE OBDUCTA, DEVIL SOLD HIS SOUL, AMESOEURS oder HELRUNAR.
An dieser Stelle bleibt mir nichts anderes übrig, als dir für deine Zeit und das Interview zu danken. Das Recht auf die abschließenden Worte hast du dir wohl verdient. Also dann!
Ich habe zu danken! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, deine Fragen zu beantworten und ich hoffe ein paar Einblicke in die Hintergründe von DWEF geschaffen zu haben. Vielen Dank auch an Jeden da draußen, der sich mit unserer Musik beschäftigt und uns in welcher Weise auch immer unterstützt!
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