Den Saakaldte
"Einige aus der Band hatten eine ziemlich schwierige Zeit. Es ist einfach unmöglich, Musik zu machen, wenn die Welt um dich herum auseinanderfällt" – Interview mit Bandkopf Sykelig zu "Kapittel II: Faen I Helvete"
Interview
Es muss schon spezielle Gründe geben, wenn es fünf Jahre dauert, bis ein neues Album erscheint. Bei DEN SAAKALDTE waren das vor allem persönliche Umstände, die sogar, wie Bandkopf Sykelig erzählt, in einem Bereich lagen, bei dem es um Leben und Tod ging. In einem tiefgehenden Interview berichtet der Norweger auch, welche Rolle die individuellen Gefühle der Bandmitglieder beim Kreieren von „ehrlicher“ Musik spielen, welche Bands besonderen Einfluss auf DEN SAAKALDTE haben und wie er den neuen Frontmann im Vergleich mit Niklas Kvarforth einschätzt.
Hey zusammen. Wie ist die Lage aktuell?
Hallo. Im Moment ist ziemlich viel los. Wir hatten gerade unseren Release-Gig in Oslo. Die Show war ausverkauft, was uns zeigt, dass die Leute uns in den fünf Jahren scheinbar vermisst haben. Das ist natürlich sehr schön. Jetzt konzentrieren wir uns aber erst mal so gut es geht auf die Promoarbeit zu „Kapittel II: Faen I Helvete“. Außerdem wollen wir ein paar Festivals für 2015 fest machen. Unsere Split-EP mit VARATHRON ist auch draußen – aufregende Zeit.
Auch wenn ich „Kapittel II: Faen I Helvete“ als ein fehlerloses Album betrachte, bin ich mir sicher, dass der Nachfolger noch besser wird – das Meisterwerk, wenn man so will. Denkt Ihr, dass es wieder so lange dauern wird, bis die nächste Platte rauskommt?
Nein, das bezweifle ich. Vor allem, weil das jetzige Line-up stabiler und stärker ist als je zuvor. In der Vergangenheit war es oft nicht leicht, im Sinne von DEN SAAKALDTE zu handeln – auch aufgrund der Tatsache, dass Kvarforth oder Uruz mit ihren Hauptbands beschäftigt waren. Jetzt sind die Dinge geordneter und die Bandmitglieder sind flexibler, sodass man konkreter planen kann. Zudem sind die persönlichen Probleme, die einige in der Band hatten, inzwischen überwunden … und werden hoffentlich nicht zurückkommen. Momentan sind wir also voll und ganz aktiv. Das neue Album und die Split-EP mit VARATHRON sind draußen und im August gehen wir wieder ins Studio, um einen Song für eine neue Split-EP einzuspielen, die gegen Ende Oktober erscheinen wird. Den Namen der anderen Band können wir aber noch nicht verraten.
Wo lagen die Gründe für die lange Zeitspanne zwischen den letzten zwei Alben denn genau?
Ich würde die Gründe hauptsächlich als persönliche Hölle bezeichnen. Einige aus der Band hatten eine ziemlich schwierige Zeit. Es ist einfach unmöglich, Musik zu machen, wenn die Welt um dich herum auseinanderfällt. Man ist über den Punkt hinaus, die negativen Dinge im Leben einfach als Inspiration für die Musik zu nutzen, wenn man mit Umständen konfrontiert wird, bei denen es um Leben und Tod geht. Wir haben die ganze Situation damals analysiert und sind uns einig gewesen, dass wir erst dann weitermachen sollten, wenn sich alles wieder eingerenkt hat und man ein gutes Gefühl dabei hat, mit den anderen zusammen Musik zu machen. Und genauso ist es gekommen. Deshalb ist das neue Album absolut ehrlich und ein Ergebnis aus all den Gefühlen, die uns während der fünf Jahre begleitet haben. Es ist kein Produkt, das aufgrund eines Vertrags mit einem Label und aus Druck entstanden ist.
Das neue Album ist sehr facettenreich, aber die Prioritäten wurden genau richtig gesetzt. Habt Ihr besonders lange an den Songs gefeilt oder war das ein natürlicher Prozess?
Wir zwingen uns nicht dazu, besonders eingängig zu sein. Zum Beispiel legen wir es nicht darauf an, dass ein Song nur fünf Minuten lang ist. Wir schreiben einfach Musik und das Stück endet, wenn wir das Gefühl haben, dass es seinen Zweck erfüllt hat – in Bezug auf die Emotionen, die es transportiert. Bei der Musik hören wir einfach auf unser Herz und unsere Stimmung. Das ist ziemlich riskant, aber was soll’s. Manche Leute verstehen das halt nicht wirklich. Sie erwarten, dass wir avantgardistisch sein müssen, weil „All Hail Pessimism“ solche Elemente hatte. Einige behaupten, wir würden auf Nummer sicher gehen, wenn wir direkteren Black Metal spielen. Meiner Meinung nach geht man auf Nummer sicher, wenn man die Musik kreiert, die die Menschen erwarten. Aber genau das tun wir nicht. Wir werden nie Musik machen, die sich nach einem Verlangen von außen richtet.
Diesmal gibt es mehr bissige und schnelle Thrash- und Death-Metal-Riffs. Wie kam es dazu?
In den letzten Jahren bin ich mehr und mehr zu den alten Einflüssen zurückgekehrt, die mich als Jugendlicher begleitet haben. Auf der anderen Seite ist das neue Album aber auch nicht nur auf meinem Mist gewachsen. Tjalve und ich haben zusammen daran gearbeitet, es war diesmal also eher Teamarbeit. Tjalve ist sehr vom Thrash Metal beeinflusst und hat diese Art der Riffs schon eingebracht, als er bei 1349 war.
Die atmosphärischen Parts sind zurückgegangen. Allgemein hört man sehr viel mehr puren Metal auf „Kapittel II: Faen I Helvete“. Inwiefern hängt die neue Ausrichtung auch mit dem Ausstieg von Niklas Kvarforth zusammen?
Wie gesagt, die Musik ist einfach ehrlich. Wir richten uns nach unserer Stimmung, unseren Herzen, unseren Gefühlen und den frühen Einflüsse, um Emotionen zu transportieren. Ich denke, die atmosphärischen Parts hängen grundsätzlich damit zusammen, dass wir auch Bands wie VED BUENS ENDE, FLEURETY und so weiter mögen. Aber niemand kann behaupten, dass wir in der Art und Weise atmosphärisch klingen wie zum Beispiel EMPEROR oder SUMMONING. Wir verwenden beispielsweise keine Keyboars auf dem neuen Album. Aber ja, man kann durchaus sagen, dass es mehr Metal ist. Was Kvarforth betrifft: Ich glaube nicht, dass er die Entwicklung von DEN SAAKALDTE irgendwie beeinflusst hat, abgesehen davon, dass er die Pläne der Band um ein Jahr zurückgeworfen hat. Er ist ein brillanter Sänger und hat eine Menge bei DEN SAAKALDTE eingebracht, ich bin aber fest davon überzeugt, dass der Gesang von Eldur viel besser zum neuen Material passt und mehr Gefühl transportiert.
Manche Parts erinnern mich an ULVER, andere wiederum an 1349 und GORGOROTH. Wie wichtig ist der Einfluss anderer Bands, wenn Ihr im Proberaum seid?
Sehr wichtig, würde ich sagen. Alle Bandmitglieder sind Fans dieser Musik. Wir haben kein Problem damit zu sagen, dass wir eine bestimmte Band mögen oder ein bestimmtes Album gekauft haben. Wir leben noch genauso wie vor 20 oder 25 Jahren. Wir werden auch weiterhin Alben kaufen und uns nach einer Probe auf ein Bier treffen, um über Musik zu quatschen. Alle Bands, die Du genannt hast, haben in der Tat großen Einfluss auf uns. Alte Sachen von ULVER und GORGORTOH sind für mich persönlich zwei der größten Einflüsse. Davon abgesehen haben wir alle noch andere Musikinteressen und ich denke, das zeigt sich letztlich auch in der Musik, die wir komponieren.
Hat sich Einar Thorberg gut in die Band eingelebt? Und wie groß war sein Anteil beim Songwriting?
Eldur ist auf jeden Fall ein festes Mitglied bei DEN SAAKALDTE und für das neue Album hat er den Text zu einem Song geschrieben. Grundsätzlich sind aber Tjalve und ich verantwortlich, wenn es um die Musik bei DEN SAAKALDTE geht.
Beschreib doch bitte mal den Gesichtsausdruck vom Cover-Artwork, auch in Bezug auf die zwei Farben. Wut, Verzweiflung … oder beides?
Du kannst noch Ekel dazunehmen. Das Cover bildet mehr oder weniger die Gefühle ab, mit denen wir uns die letzten Jahre über auseinandergesetzt haben. Trine und Kim [Trine Paulsen und Kim Sølve, Anm. d. Red.] haben eine fantastische Arbeit gemacht. Wir finden wirklich, dass das Artwork und das Design die Musik bestmöglich repräsentieren.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit VARATHRON für die „Old Demons Rise“-Split-Veröffentlichung? Kennt man sich?
Stefan von VARATHRON ist seit mehr als 20 Jahren ein enger Freund von mir, man könnte sogar sagen, dass wir zusammen aufgewachsen sind. Genau so wie Morbid von NECROMANTIA, El von THOU ART LORD oder Necromayhem von ROTTING CHRIST. Stefan und ich sprechen schon seit Jahren über eine solche Veröffentlichung. Wir sind beide sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Lass uns noch über kommende Gigs sprechen. Können wir mit Shows in Deutschland rechnen?
Wir arbeiten derzeit tatsächlich daran. Ich bin nicht sicher, ob es eine Mini-Tour oder so etwas wird, aber mit Sicherheit ein paar Festivals. Das erste schon bestätigte ist das Norwegian Hellcamp, das am 04. Oktober in Schweinfurt stattfinden wird. Wir spielen da neben Bands wie AURA NOIR, TAAKE, SARKOM und ENDEZZMA … wird ein ziemlich cooles Festival, wenn man bedenkt, dass es backstage nur Bier und eine Menge Leute aus Norwegen geben wird, hehe.
Vielen Dank für das Interview und für ein exzellentes Album. Die letzten Worte gehören Euch.
Danke Dir für die Unterstützung und dass Du Dir die Zeit genommen hast, das Album so gründlich zu hören. Heutzutage tun das nicht mehr allzu viele. Manche Leute vergessen, dass Musik Nahrung für die Seele ist und nicht einfach irgendwas, womit man sich die Zeit vertreibt. Wie Tom Warrior einst sagte: Ugh!
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