Demonical
Demonical

Interview

Dass Namen manchmal eben doch nicht Schall und Rauch sind, zeigt das Beispiel der ewig glücklosen OCCULT, die seit zwei Jahren als LEGION OF THE DAMNED die Lorbeeren einfahren, die ihnen zuvor lange Jahre verwehrt geblieben sind. Ein nicht ganz unähnlicher Fall liegt nun mit den Schweden DEMONICAL vor, die sich zu drei Vierteln aus den erst kürzlich verschiedenen CENTINEX rekrutieren. Einem möglichen kommerziellen Ansinnen, das man den Brüdern damit unterstellen könnte, nehmen die allerdings mit dem kompromisslosen Sound ihres Debüts "Servants Of The Unlight" allen Wind aus den Segeln. Dem Spirit der alten Tage hat man sich verpflichtet. Doch lest selbst…

Glückwunsch zu eurem Killerdebüt „Servants Of The Unlight“! Was geht in Schweden?

Danke, alles cool hier. Freut mich, dass du die Platte magst, denn so geht es mir auch.

Drei Mitglieder von DEMONICAL waren früher in CENTINEX aktiv, die eine der am meisten unterbewerteten Death Metal-Bands aller Zeiten waren. Was waren die Gründe für den Split vor einiger Zeit?

Es gab zwei Hauptgründe. Der größte war bestimmt von musikalischen Gesichtspunkten bestimmt. Ich war nicht glücklich damit, wie CENTINEX auf den letzten Platten geklungen haben. Alles war nach meinem Geschmack zu klinisch und steril geworden. Ich wollte mehr zurück zu den Wurzeln und die Essenz des echten Old-School-Death Metal einfangen. Um das zu erreichen, musste ich die Band auflösen und etwas Neues beginnen. Der zweite, wesentlich kleinere Grund waren ein paar persönliche Differenzen. Die Atmosphäre innerhalb der Band war nicht mehr wie am Anfang.

Wie hast du so schnell wieder die Kraft und Motivation gefunden, eine neue Band zu formen?

Das war sehr einfach, da das Spielen in einer Band eine große Rolle in meinem Leben spielt. Ich mache das jetzt schon so lange, dass ich ohne es gar nicht überleben könnte. Als ich die Entscheidung fällte, CENTINEX aufzulösen, war meine Motivation für einen Neuanfang größer als jemals zuvor.

Hoffst du insgeheim, dass DEMONICAL ein LEGION OF THE DAMNED-Syndrom erleben werden? Fast die gleiche Besetzung, fast die gleiche Musik, aber wesentlich größerer Erfolg…

Wenn das eintreten würde, würde ich mich natürlich nicht beschweren. Wie es genau bei OCCULT bzw. LEGION OF THE DAMNED gelaufen ist, weiß ich nicht, aber ich möchte betonen, dass es sich DEMONICAL um eine komplett neue Band handelt und nicht um CENTINEX, die ihren Namen geändert haben. Die Vergleiche zwischen uns und CENTINEX verstehe ich natürlich, obwohl das einzige, was wir gemeinsam haben, drei Viertel der Besetzung sind.

Was erwartest und erhoffst du dir von DEMONICAL?

Dass es besser läuft als mit meinen alten Bands…

Eines der Hauptziele von CENTINEX war es, den Spirit des Undergrounds am Leben zu halten. Ist dies ebenfalls ein Ziel von DEMONICAL?

Das war nicht wirklich ein Ziel, sondern eine ganz natürliche Sache. Ich bin fasziniert von der Underground-Bewegung, denn dort liegen meine musikalischen Wurzeln. Es gibt dort draußen viel zu viele Leute, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben und immer noch in den niederen Tiefen des Untergrunds versauern sollten, als dem zu folgen, was angebliche Experten sagen. Sie sollten anfangen, für sich selbst zu denken, anstatt sich wie ein christliches Schaf zu verhalten.

Wo siehst du die Unterschiede zwischen DEMONICALs „Servants Of The Unlight“ und der letzten CENTINEX-Scheibe „World Declension“?

„Servants of the Unlight“ ist ein dunkles, brutales, intensives und old-schooliges Death Metal-Album mit einer großartigen Produktion. „World Declension“ ist eine polierte und sterile Scheibe mit technischem und melodischem Death Metal und einer klinischen Produktion. Man kann bestimmt ein paar kleine Gemeinsamkeiten heraushören, was normal ist. Aber die Unterschiede sind größer. Welches Album ich mehr mag, musst du nicht fragen, oder?

CENTINEX haben sehr viele 7″-Vinyl und rare Tapes herausgebracht, Sammlerstücke. Planst du dies auch für DEMONICAL?

Ich hoffe, dass das klappt. Ich mag es, limitierte und seltene Releases von obskuren Bands zu kaufen und zu sammeln. So soll es mit DEMONICAL auch sein. Die erste, die ansteht ist eine Split-7″-EP mit ABSU. Unsere Seite enthält die “Bloodspell Divine”-Promotracks, erscheinen wird alles auf Temple Of Darkness Records.

Hat sich der Songwriting-Prozess im Vergleich zu früher verändert?

Ich habe die Musik für sieben der acht DEMONICAL-Stücke geschrieben. Auf dem letzten CENTINEX-Album waren es nur eineinhalb. Dort hatte ich mich als Songwriter gefangen gefühlt. Ich konnte keine Stücke schreiben, die für mich gut genug waren oder der Ausrichtung des Hauptsongwriters entsprachen. Das war echt frustrierend. Nach dem Start von DEMONICAL flossen alle Ideen der letzten Monate nur so aus mir heraus. Die Inspiration war da und ich hatte die Kontrolle darüber. Das gab mir den Kick.

Worum dreht sich der Song „Leipzig 1945“?

Er ist mein Tribut an die faszinierendste und monumentalste Stadt, die es in Deutschland gibt. Ich liebe Leipzig, seine Geschichte, seine Architektur, seine Umgebung, einfach alles. Wenn ich nach Deutschland ziehen würde, dann in diese Stadt. Wofür die „1945“ steht, darf sich jeder selbst überlegen.

Ihr habt „Death Metal“ von ONSLAUGHT gecovert. Wie kam diese Wahl zustande?

Der Song ist großartig und passt zu uns, vor allem live. Wir sehen ihn als Tribut an den Stil, den wir spielen. ONSLAUGHT veröffentlichten ihn 1986, als es Death Metal noch gar nicht als Genrebezeichnung gab. Vielleicht enthält das Stück mehr Thrash als Death, wenn man es mit einer modernen Sichtweise betrachtet. Wir haben ihn ganz gut hinbekommen, denke ich. Viele halten ihn sogar für eine unserer Eigenkompositionen, weil er den gleichen Spirit atmet wie wir.

„Slaughter Of All Hope“ ist ein unglaubliches Massaker, mein Fave auf der Scheibe. Aber ist das Leben wirklich so hoffnungslos, wie er uns der Titel Glauben macht?

Das hängt davon ab, welche Hoffnung du meinst. Das muss also jeder Hörer selbst für sich entscheiden. Freut mich, dass du das Stück magst. Meiner Meinung nach hört es sich von allen am meisten nach CENTINEX an.

Transportiert er deswegen im Titel denselben pessimistischen Grundton wie „World Declension“, das letzte CENTINEX-Album?

Ja, das kann sein. Death Metal basiert auf Tod und Dunkelheit. Um nichts anderes geht es. Viele Bands haben diese Bedeutung nicht verstanden. Sie behaupten, Death Metal zu spielen, aber ihre Texte befassen sich mit verlorener Liebe, Einsamkeit und traurigen Emotionen. Das grenzt fast schon an Blasphemie!

…was dann am Ende bedeutet, dass die Menschheit verloren ist. Haben wir keine Möglichkeit, unsere Seelen selbst zu retten?

Es ist erst vorbei, wenn die dicke Lady singt… oder so ähnlich… Ja, es gibt eine Chance, aber wollen wir sie überhaupt nutzen?

Zurück zur Musik: Schweden-Death der alten Schule ist gerade recht angesagt. Woran liegt das?

Da hast du recht. Er ist populärer als noch vor ein paar Jahren. Ich weiß nicht genau warum. Vielleicht haben die Leute endlich gemerkt, dass keyboardorientierter „Death“ Metal mit Growls in der Strophe und einem cleanen Refrain einfach scheiße ist, hehe!

Freust du dich darüber oder stehst du dieser Ebtwicklung eher skeptisch gegenüber?

Hmm… richtig glücklich bin ich wirklich nicht, da ich nicht möchte, dass es zu einem Trend verkommt. Trends machen so viel kaputt. Es gab noch keine Bewegung, die dadurch besser wurde, dass sie einen Trend setzte. Eher im Gegenteil, kurz danach hörte man nichts mehr von ihr.

Wann sehen wir DEMONICAL auf deutschen Bühnen?

Im Juli fallen wir erstmals überhaupt in Deutschland ein. Wir supporten die US-Kult-Horde NUNSLAUGHTER. Für den Rest des Jahres haben wir noch wesentlich mehr geplant, auch in Deutschland. Aber das werde ich erst erzählen, wenn alles unter Dach und Fach ist. [Mittlerweile sind DEMONICAL für das Up From The Ground Open Air bestätigt; Anm. d. Verf.]

Was bedeutet dir der Metal?

Er ist eine Lebens-/(“Sterbens”-)-weise…

04.06.2007
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