Demon Head
"Musik aufzunehmen ist meiner Meinung nach ein schwieriger Prozess."
Interview
Mit „Through Holes Shine The Stars“ sorgten die Nordlichter von DEMON HEAD jüngst für Furore. Fans von IN SOLITUDE und der Post-Punk-Welle der 80er sind bei den Dänen hervorragend aufgehoben und können sich am herrlich unmodernen Sound erfreuen, zu dem Produzentenlegende Flemming Ramussen einen astreinen Mix beigetragen hat. Aus diesem Anlass haben wir uns mit Gitarrist/Vocalist Birk Gjerlufsen Nielsen zusammengesetzt und ihn über Inspirationen, Ideen und die Tüftelei an der neuen Scheibe ausgefragt.
Viel Spaß mit dem Interview!
Hallo Birk! „Through Holes Shine The Stars“ zu hören war eine erfrischende Erfahrung. Das Album hat nicht diese moderne Wand aus Gitarren, die in der heutigen Rock- und Metal-Szene so dominant ist.
War das eine bewusste Entscheidung oder etwas, das für DEMON HEAD selbstverständlich ist?
Birk: Gute Frage, danke! Musik aufzunehmen ist meiner Meinung nach ein schwieriger Prozess. Man hat diese Träume und Inspirationen sowie großartige Skizzen und Demos, welche im Studio selten ihr wahres Potenzial entfalten. Ich denke, dass die Lücke zwischen deiner Idee und dem tatsächlich aufgezeichneten und materialisierten Potenzial oft mit vielen Sounds und einer fetten Produktion gestopft wird. Vielleicht weil man etwas ausgleichen möchte, was im Prozess verloren geht. Aber ich persönlich kann kaum wahrnehmen, was in diesen Produktionen im Detail abgeht. Mir gefällt dieser Stil nicht und finde ihn auch nicht interessant. Die eigentliche Musik geht da komplett unter. Leider ist es trotzdem auch schwierig, mit modernen Produktionen zu konkurrieren, da die meisten Menschen Musik auf eine sehr „körperliche“ Art hören, bei der die Lautstärke und Dominanz des Klangs wichtig ist, um sich überhaupt von ihr mitreißen zu lassen.
Also ja, es war eine bewusste Entscheidung. Auch wenn wir nicht viel Zeit damit verbringen, darüber nachzudenken, haben wir einfach losgelegt und gemacht, was uns gefällt.
Euer offensichtlicher Post-Punk-Einfluss geht auf die 1980er-Jahre zurück. Die 70er-Jahre Vibes sind auch ziemlich stark – ab wann ist Musik deiner Meinung nach schlecht geworden?
Birk: Haha, meiner Meinung nach ist nicht alles an Musik schlecht geworden. Ich höre mir alles an und lasse mich von allem inspirieren. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht wählerisch sein kann, weil es so wenig Musik gibt, die mich nach 15 Jahren ständigen Musizieren interessiert. Deshalb ist es wichtig zu lernen, mich auf einzelne Teile eines Musikstücks zu konzentrieren, die mir gefallen. Für mich können 10 Prozent Gold in einem Haufen Scheiße ausreichen. Ich finde dennoch, dass sich Bandmusik in eine nicht so gute Richtung entwickelt hat. Es gibt praktisch keine finanziellen Einnahmen, die man gewinnen könnte, weshalb du nicht so viel Zeit zum Üben bekommst. Also kann es sein, dass deine instrumentalen Fähigkeiten scheiße werden und du Abkürzungen beim Schreibprozess und der Produktion nimmst. So bleibt Bands oft nicht viel Präsenz.
Birk: Seine Lieblinge zu töten ist meiner Meinung nach ein wichtiger Teil der Schaffung eines kohärenten Ganzen. Aber das machen wir eigentlich selten, haha. Meistens haben wir nur ein paar Songs und damit die Leute nicht denken, dass wir nur eine EP oder so rausgebracht hätten, verwenden wir unser gesamtes Material. Vielleicht gab es bei dieser Platte ein paar frühe Skizzen, die es nicht auf das Endprodukt geschafft haben. Aber das war das erste Mal, wenn ich mich nicht irre. Wir arbeiten wirklich kollektiv, daher wird unser gesamtes Material wohl durch jeden von uns gefiltert.
Kannst du uns etwas über „Frost“ erzählen? Es ist wirklicher Standout.
Birk: Danke! Ich hatte Angst, dass es das uninteressanteste Lied war – zumindest von außen betrachtet. Der vorletzte Song auf einem Album ist oft so, weil man nicht mit einer unnötigen Note enden möchte und deshalb das Beste für den Schluss behält. Ich möchte das Momentum des Albums nicht durch einen schlechten Song verderben. Es ist wahrscheinlich das Lied, an dem wir am meisten gearbeitet haben und ich befürchtete auch, wir hätten es an einen Punkt gebracht, an dem unklar war, worum es ging. Zu viele Köche verderben nun mal den Brei. Mikkel hat die ersten Riffs dafür geschrieben und wir haben eine Weile daran gejammt. Dann hat Marcus einige frühe Gesangsdemos aufgenommen und ich habe es danach so ziemlich neu arrangiert, um den Gesang zu unterstützen. Unser Freund Anders von vielen großartigen Kopenhagener Bands, spielte spät in der Nacht ein großartiges Gitarrensolo. Aufgrund des überhitzten Verstärkers klang es jedoch etwas dünn, also habe ich als Begleitsolo ein Harmonisierungssolo aufgenommen. Es war eher so, als würde man ein ganz neues Solo komponieren, nicht so sehr wie es nur zu spielen. Solche Dinge sind das, womit ich am Ende in dieser Band meinen Beitrag leiste. Ich unterstütze die Dinge und füge sie besser zusammen. Klingt vielleicht so, als würde ich mich beschweren, aber ich liebe es wirklich und finde, dass es eine interessante Rolle ist, in der ich lernen kann, was am besten klappt.
Du bist schon seit 12 Jahren dabei. Die Musikindustrie hat sich so stark und so schnell verändert, dass es schwer ist, Schritt zu halten. Wenn es eine Sache gäbe, die du daran ändern könntest, welche wäre das?
Birk: In der Branche allgemein? Zuerst die verdammten Plattenverträge, die wir unterzeichnen – damit wir mehr vom Streaming-Geld bekommen. Die an die Labels gezahlten Beträge sind ohnehin niedrig, aber es ist ein Witz, dass die Plattenverträge genauso aussehen wie vor dem Streaming, als Musik tatsächlich noch physisch verkauft und gekauft wurde. Aber auch Universal besitzt beispielsweise so viel von Spotify, dass sie mit Aktien eine Menge indirektes Geld verdienen.
Wie würdest du „Through Holes Shine The Stars“ im Vergleich zu „Viscera“ beschreiben?
Birk: Rückblickend war „Viscera“ für uns Neuland. Es ist viel extrovertierter als die eher introvertierte Richtung des letzten Albums. Außerdem haben wir kollektiver daran gearbeitet und mehr Zeit im Studio verbracht.
Ihr hattet das Vergnügen, mit Flemming Rasmussen zusammenzuarbeiten. Habt ihr ihn getroffen oder fand der Mix ohne euch statt?
Birk: Wir kennen ihn inzwischen recht gut, da wir mit ihm an einzelnen Stücken gearbeitet haben, seit er „Hellfire Ocean Void“ gemastert hat. Also saßen wir etwa eine Woche lang mit ihm im Studio, als er das Album gemacht hat.
Was hast du von einem so erfahrenen Produzenten und Meister seines Fachs gelernt?
Birk: Ich habe gelernt, das Handwerk richtig zu respektieren. Dinge wie die Phasenmischung und wie viel es wirklich bedeutet, die richtigen Level zu erreichen. Und wie wichtig es ist, Frequenzen hinzuzufügen, die am Ende toll klingen, anstatt Frequenzen zu entfernen, die dir beim ersten Hören nicht gefallen. Und natürlich, dass es okay ist, zwischendurch auf seinem Smartphone herumzudaddeln – es kann sogar helfen, seinen Arbeitsfokus nicht zu verlieren.
Der Closer „This Vessel Is Willing“ wirkt emotional niederschmetternd. Es ist fast zu viel, um es zu ertragen. Wie seid ihr beim Schreiben vorgegangen und was war eure Intention mit diesem Song?
Birk:Es ist wirklich ziemlich improvisiert. Wir hatten die sich wiederholende Akkordfolge mit dieser seltsamen Taktart. Dann improvisierte Marcus über einige Texte, die er auf ein Blatt Papier geschrieben hatte. Dann habe ich dafür ein paar Gesangsharmonien gemacht. Danach habe ich auch ein paar ziemlich einfache, aber chaotische Drums aufgenommen. Aber wir hatten irgendwie das Gefühl, dass es eine Art Ende brauchte. Also habe ich schnell die Gitarrenkomposition für den letzten Teil geschrieben. Anschließend haben wir unseren guten Freund CCsquele eingeladen, ein paar Drums zu spielen: Das war sehr spät und im Suff hat aber großartig geklappt. Als ich nach Irland zurückkehrte, habe viel mit dem Arrangement experimentiert, u. a. vielen seltsam gestimmten Gitarren und Tape-Effekten am Schlagzeug. Ich wollte diese erstaunlich gestimmten Drums aus „Silvester Anfang“ von MAYHEM nachbilden. Doch ihre Aufnahme ist wahrscheinlich nur ein Sampler mit einem Pitchbend-Regler. Aber ich fand Folgendes heraus: Wenn man einige Drum-Fills neu aufnimmt und an der Spule herumfummelt, passieren diese erstaunlichen Sachen, wenn man sie erneut abspielt. Zudem habe ich ein ganz spezielles Arrangement für Holzbläser geschrieben, die unser Freund Jim Slade gespielt hat. Es war wirklich völlig offen, weil es kein Lied war, für das wir irgendwelche zarten Gefühle hatten. Also war alles möglich. Niemand hielt den kreativen Prozess dadurch auf, dass er bestimmte Entwicklungen nicht mochte oder nicht verstand.
Was sollen die Leute mitnehmen, wenn sie „Through Holes Shine The Stars“ hören?
Birk: Ich hoffe, dass die Leute die Außergewöhnlichkeit des Albums schätzen. Besonders wenn es ihnen nicht gefällt und sie uns eine 5 für unsere Mühe geben, haha. Ich liebe diese Album wirklich, weil es für sich alleine steht und etwas Neues und Zerbrechliches vermittelt.
Birk: Bittesehr!
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Stile | Doom Metal, Rock |
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