Demiurg
Demiurg

Interview

Ich muss zugeben, dass es mittlerweile nicht mehr allzu viele Bands gibt, deren neue Alben ich über einen längeren Zeitraum herbeisehne. Eine dieser wenigen Bands sind DEMIURG, denn das letzte Album "The Hate Chamber" läuft seit der Veröffentlichung Anfang 2008 in regelmäßigen Abständen auf der heimischen Stereoanlage rauf und runter. Mit ihrem neuen Album "Slakthus Gamleby" hat mich diese "Death-Metal-Startruppe", auf alle Bands der Beteiligten einzugehen würde den Rahmen sprengen, vom ersten Hör weg umgeblasen. So vielseitig, melodisch, hymnisch und fast schon progressiv zeigten sich DEMIURG bisher nicht. Eine gewisse Nähe zu den leider verblichenen EDGE OF SANITY (für eine Reunion, ja mir ist der Konflikt der Gruppe absolut bewusst, würde ich töten!!!) ist dabei nicht zu leugnen. Was alles dahintersteckt, klärte ich mit Rogga Johansson und Ed Warby.

DemiurgMeine erste Frage ist an Rogga gerichtet: Wie kam es 2006 zu der Idee, mit DEMIURG eine weitere Band zu starten, da du ja eigentlich mit deinen vielen Bands und musikalischen Projekten sehr beschäftigt scheinst?

Rogga: Eigentlich hatte mich ein Freund von mir gefragt, ob ich für ihn ein Album aufnehmen könnte, welches er dann über Mascot Records veröffentlichen würde, bei welchen er arbeitete. Es war also grundsätzlich erst einmal wirklich ein Arbeitsangebot, aber letztendlich setzte sich die ganze Sache dann von selbst in Bewegung als wir alle entdeckten, wie viel Spaß wir daran haben.

Zuerst war geplant, primitiven und rauen Old School Death Metal zu spielen. Im Laufe der Zeit hatte sich der Stil in eine deutlich melodischere Richtung verändert, eigenständiger und geöffneter gegenüber anderen Musikstilen. Wie kam diese Entwicklung zustande?

Rogga: Zuerst stand die Idee im Raum, eine Huldigung an die alten ENTOMBED und DISMEMBER zu machen, aber als ich begann, Material zu schreiben, verbannte ich diese Idee in die Hölle. Ich habe einfach keine Idee, wie man Musik wie diese schreibt, also machte ich einfach weiter und tat, was ich stattdessen wollte. Irgendwie änderte sich dann alles in diese semiprogressive Richtung, oder zumindest epischer, als meine eigentliche Standards, haha.

Ed, bitte erzähle uns, wie du zu DEMIURG dazu gestoßen bist, wie kam der erste Kontakt zustande?

Ed: Ich „traf“ Rogga auf der Global Domination Internetseite, auf welcher zu dieser Zeit ein GOREFEST Forum lief, und heutzutage befindet sich darauf das HAIL OF BULLETS Forum. Er sandte mir ein Paket, welches einige seiner CDs enthielt, und an irgendeinem Punkt fragte er mich, ob ich daran interessiert wäre, an dem Doom Material mitzuspielen, an welchem er arbeitete.

In der Zwischenzeit fragte ich Rogga, ob er mal bei Dan Swanö anfragen könnte, ob dieser Interesse daran hätte, die HAIL OF BULLETS Promo zu mischen. Dan sagte, er würde es tun, wenn ich das Schlagzeug für das nächste DEMIURG Album einspielen würde, da er sich nur noch auf die Gitarre und Keyboards konzentrieren wollte. Ich mochte die Sachen von Rogga wirklich sehr, und ich wollte schon immer auf einem echten schwedischen Death-Metal-Album spielen, also machte ich mir über dieses Angebot gar keine großen Gedanken!

Ihr beide zusammen mit Dan Swanö, Johan Berglund und Marjan Welman macht DEMIURG zu einer Band, deren Mitglieder alle in zig anderen Bands und musikalischen Projekten involviert sind. Wie findet ihr überhaupt die Zeit, etwas gemeinsam zu machen? Gibt es bei euch eine Art Zeitplan, mit dem ihr euch aufeinander einstellt?

Ed: HAIL OF BULLETS und THE 11TH HOUR benötigen den Großteil meiner Zeit, aber ich wusste, dass Rogga begierig darauf war, am nächsten DEMIURG Album zu arbeiten, also nahm ich mir von den HAIL OF BULLETS Aufnahmen ein wenig Auszeit, um daran mitzuwirken.

Es war schwierig, Marjan ins Studio zu bekommen, da sie zu dieser Zeit gerade auf Tour war, daher hatten wir für eine Weile einige leere Stellen in den Songs, welche für sie bestimmt waren. Als sie schließlich verfügbar war, hat sie ihre Parts wunderschön abgeliefert.

Ich denke, Dan arbeitet einfach an den Songs, wann immer er etwas Zeit im Studio übrig hat, und Johan nimmt seine Sachen selbst auf. Kein wirklicher Zeitplan, aber irgendwie funktioniert es.

Ich habe gelesen, dass Rogga alle Songs komponiert. Wie viel Einfluss haben denn die einzelnen Mitglieder von DEMIURG auf die Songs? Wie entstehen bei euch neue Stücke?

Ed: Rogga sendet mir skelettartige Demos, welche aus Gitarre und Klicktrack bestehen, und ich arbeite die Schlagzeug Arrangements am Computer aus, damit er sich vorstellen kann, was ich tun werde. Ich habe dabei völlig freie Hand, und Rogga ist gewöhnlich positiv überrascht, wenn er meine Ideen hört. Danach fügen Johan und Dan ihre Sachen dazu, ebenso mit totaler kreativer Freiheit.

Es gibt auf eurem neuen Album „Slakthus Gamleby“ einige Parts, welche man als eine Art Referenz an EDGE OF SANITY bezeichnen könnte. War Dan Swanös Beteiligung dahingehend ein wichtiger Faktor, wie das Material letztendlich klingt?

Ed: Dan hatte zweifellos einen großen Einfluss, wie „Slakthus Gamleby“ letztendlich klingt, seine Gitarren- und Keyboardsoli haben sehr viel Struktur den Songs zugefügt. Ich liebe es!

Was könnt ihr uns von den Aufnahmen zum neuen Album erzählen?

Rogga: Es lief wirklich auf die gleiche Weise wie bei den vorherigen Alben, das heißt dass wir alle in verschiedenen Studios aufgenommen hatten. Wir leben alle weit auseinander, daher ist das gemeinsame Aufnehmen und Proben nicht wirklich eine Option für uns, und in diesen Tagen ist es geradezu lächerlich einfach, sich gegenseitig die Daten zuzusenden.

Welche Bedeutung steckt hinter dem Albumtitel „Slakthus Gamleby“? Worüber handeln die Texte?

Rogga: Der Titel ist Schwedisch und steht für Schlachthaus Gamleby. Gamleby ist die Stadt, in welcher ich aufwuchs und noch immer lebe. Die Texte sind so ziemlich im gleichen Stil wie zuvor, Lovecraft Themen und Ideen vermischt mit persönlichen Gedanken. Zwei Texte handeln auch von zwei großartigen Büchern dieser Zeit, CJ Håkanssons „Fjärilen från Tibet“ und Albert Sanchez „Pinols Cold Skin“. Beides sind wirklich tolle Horror Schriftsteller, jeder sollte sie mal antesten.

Neben dem Death Metal Growling verwendet ihr auch den klaren, epischen Gesang von Ed und den weiblichen Gesang von Marjan. Weshalb hattet ihr euch dazu entschieden, diese drei total unterschiedlichen Stile zu verwenden?

Ed: Auf dem Vorgänger „The Hate Chamber“ hatten wir bereits einen Song mit klarem Gesang, welcher jeder scheinbar mochte, und Rogga fragte mich damals, ob ich eine gute weibliche Sängerin finden könnte. Ich empfahl also Marjan, welche ich von AYREON kannte, und obwohl sie etwas nervös war, da sie noch nie in einer Death-Metal-Band involviert war, lief es wunderbar. Dan verliebte sich so sehr in ihren Gesang, dass er einen Ausschnitt verwendete, um dem Album seinen chilligen Coda zu verpassen. Was meinen eigenen Gesang anbelangt, war ursprünglich geplant, dass Pär wieder einmal seinen Klargesang beisteuert, aber er war nicht verfügbar, daher rechnete ich damit, dass ich es selbst ausprobieren sollte.

Rogga: Ich dachte das Material würde großartig davon profitieren, und ich hatte wirklich Recht. Ich denke, beide Marjan und Ed haben fantastische Sachen vollbracht, welche das ganze Album stark bereichern. Wenn Ed mich nicht aufhält, denke ich, dass das nächste Album nur den Gesang von ihm und Marjan enthält, haha.

Worin lagen die Gründe, von Mascot Records hin zu Cyclone Empire zu wechseln?

Ed: Mascot waren nicht sehr an DEMIURG interessiert. „The Hate Chamber“ versank ohne ein Spur von Promotion während wir nun seit Tagen Interviews geben, seit Cyclone Empire sich darum kümmern. Ein ziemlicher Unterschied!

Bitte nennt uns jeweils eure 10 persönlichen Lieblingsalben des schwedischen Death Metals!

Ed:

1. ENTOMBED – Left Hand Path (wenn du mich fragst, das beste Death-Metal-Album von jedem Land)
2. DISMEMBER – Like An Ever Flowing Stream
3. CARNAGE – Dark Recollections
4. GRAVE – Soulless
5. BLOODBATH – Resurrection Through Carnage / Nightmares Made Flesh (unmöglich sich zu entscheiden da beide einfach nur tödlich sind)
6. HYPOCRISY – The Final Chapter (auch eine schwere Wahl zwischen all ihren großartigen Alben)
7. OPETH – Blackwater Park
8. VOMITORY – Terrorize, Brutalize, Sodomize
9. AT THE GATES – Slaughter Of The Soul
10. GOD AMONG INSECTS – Zombienomicon

Rogga:

1. EDGE OF SANITY – The Spectral Sorrows
2. UNCANNY – Splenium For Nyktophobia
3. GRAVE – Into The Grave
4. HYPOCRISY – Osculum Obscenum
5. MEGASLAUGHTER – Calls From The Beyond
6. VOMITORY – Redemption
7. GOD MACABRE – The Winterlong
8. EDGE OF SANITY – Purgatory Afterglow
9. HYPOCRISY – Abducted
10. DISMEMBER – Massive Killing Capacity

Mit all euren als auch den musikalischen Unternehmungen eurer Bandkollegen, gibt es überhaupt eine Chance, mal Konzerte von DEMIURG zu erleben?

Ed: Es ist nicht wahrscheinlich und hat auch keine Priorität im Moment, aber wer weiß was passiert, wenn wir ein Angebot erhalten und alle auch noch verfügbar sind. Es wäre für mich eine Ehre, mit den Jungs die Bühne zu teilen, das ist sicher!

Bitte gebt uns noch einen Überblick über alles, was es momentan an Neuigkeiten über eure weiteren musikalischen Betätigungsfelder zu berichten gibt!

Ed: Wir haben gerade das zweite HAIL OF BULLETS Album fertiggestellt, und ich spiele Schlagzeug auf dem neuen STAR ONE (Arjen „Ayreon“ Lucassen) Album, welches fantastisch wird. Außerdem spiele ich regulär Live mit THE 11TH HOUR, wo ich singe und Gitarre spiele.

Rogga: Das zweite REVOLTING Album „The Terror Threshold“ wurde vor kurzem veröffentlicht, auch wurde ein neues RIBSPREADER Album fertiggestellt und wartet darauf, später im Jahr veröffentlich zu werden. Es ist ein Konzeptalbum und heißt „The Van Murders“. Ich habe auch damit begonnen, Songs für das nächste BONE GNAWER Album zu schreiben, welches hoffentlich diesen Herbst aufgenommen und noch vor dem Winter veröffentlicht wird.

Vielen Dank für das Interview!

Ed: Gern geschehen! Danke für die Unterstützung und das großartige Review!

Rogga: Danke!

22.07.2010

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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