Deicide
„Eine dumme Sache wäre es, wenn wir jetzt anfangen würden, über schnelle Autos, Mädchen, Politik und das Wichsen schreiben würden, als ob es nicht schon genug von dieser Scheiße geben würde!“
Interview
Keine Kompromisse, keine Experimente! Auf diese einfache Formel kann man das Erfolgsrezept von DEICIDE reduzieren. Seit mittlerweile über 30 Jahren leben die Todesmetaller aus dem Arsch der Hölle Florida den Death Metal. Auch das neue Album “Overtures of Blasphemy” folgt der Erfolgsformel US Death Metal alter Schule, zwischen radikaler Stumpfheit und virtuosen Gitarren-Geniestreichen, ohne größere stilistische Sprünge. Richtig interessant wird es, wenn man Schlagzeuger Steve Asheim auf die Inhalte von DEICIDE anspricht. Viel Spaß beim Lesen!
Der lange Weg zu “Overtures of Blasphemy”
Für euer neues Album “Overtures of Blasphemy” habt ihr ganze fünf Jahre benötigt, was die längste Zeitspanne zwischen zwei Alben in der bisherigen Karriere von DEICIDE ist. Weshalb hattet ihr dieses Mal so viel Zeit benötigt, um ein neues Album fertigzustellen?
Die Dinge brauchen ihre Zeit. Normalerweise warten wir nach der Veröffentlichung eines Albums ungefähr ein Jahr, bis wir mit dem nächsten anfangen. Dieses Mal fingen wir aber nicht an, ehe zwei Jahre vorüber waren. Als wir dann am Album arbeiteten und es tatsächlich auch fertigstellten, waren wir mit den Resultaten nicht sehr glücklich und nahmen einige Umschreibungen vor, was ungefähr nochmals ein halbes Jahr oder so dauerte. Danach dauerte es noch einige Monate, bis das Studio freie Zeit für uns hatte. Es ging dann aber auch nicht weiter, da wir mit Sony eine Steuerangelegenheit hatten die zu einem Problem wurde, was uns ziemlich angepisst hat und weshalb wir die Arbeit am Album unterbrechen mussten. Genau zu dieser Zeit kamen dann auch noch einige personelle Angelegenheiten in DEICIDE hoch, die ebenfalls unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
Und dann waren wir wieder bereit. Es dauerte wieder einige Monate, bis wir Zeit im Studio bekamen. Für die Sessions im Studio hatten wir einige Wochen eingeplant, tatsächlich wurden daraus aber drei Monate, also viel länger als wir dachten. “In The Minds Of Evil” kam übrigens Ende 2013 raus, tatsächlich im Dezember, es war also eigentlich schon 2014. Abgesehen von all dem denke ich, dass die Zeit, die wir dafür verwendeten und das Warten das daraus folgte alles wert war. In der Vergangenheit hatten wir einige Alben überstürzt, ich habe daraus gelernt, dass das nicht Weise ist. Ich fühle mich wohler, lieber mehr Zeit zu investieren, als mich abzuhetzen um das Album schnell fertigzustellen. Und ich hoffe, dass das jeder schätzen kann.
In welcher Zeitspanne wurden denn die neuen Songs geschrieben und wie hatten diese sich im Laufe der Zeit entwickelt und verändert? Hattet ihr etwas im Songwritingprozess verändert? Und welchen Einfluss hatte euer neuer Gitarrist Mark English auf “Overtures of Blasphemy”?
Ich denke wir fingen mit dem initialen Songwriting im Sommer 2015 an. Die ersten Sessions gingen ungefähr 8 Wochen. Wir trafen uns einige Male in der Woche und hörten nicht auf, ehe wir eine raue Demo von einem Song hatten. Daran arbeiteten wir, bis wir ungefähr 40 Minuten an Songmaterial hatten. An dem Prozess nahm jeder innerhalb der Band teil, jeder war anwesend und wir arbeiteten an allem zusammen, eine echte gemeinschaftliche Leistung. Aber die Resultate waren es einfach nicht, die Songs waren nicht gut, langweilig, was auch immer. Sie windeten sich ziellos, fand ich. Jedenfalls meinte Glen kurze Zeit später, dass er von den neuen Songs nicht so sehr begeistert wäre und ich hatte dasselbe ebenfalls entschieden. Ich weiß nicht, zu viele Köche verderben die Suppe. Ich entschied mich also dazu, die Songs zu überarbeiten, zumindest hatte ich meine Parts in die Songs umgeschrieben. Aus meinen Parts wurden vier Songs exakt so, wie man sie auf dem Album hören kann, das sind „Crawled From the Shadows“, „All That Is Evil“, Cruciified Souls…“ und „Flesh, Power, Dominin“.
Ich fand, dass sie großartig sind. Aber in dem Prozess, meine Parts herauszunehmen, kollabierten alle anderen Songs. Da waren riesige Löcher, wo vorher meine Parts waren. Aber ich fühlte mich deshalb nicht wie ein Arschloch, ich fühlte mich eher schlecht und schuldig, das andere Material hängen zu lassen. Also nahm ich mich dem Material komplett an und arrangierte auch die Parts von allen anderen neu, um daraus zusammenhängende Songs zu erschaffen. Und die Songs, die daraus entstanden, waren meiner Meinung nach alle großartig und Glen fand das genauso. Die anderen Jungs waren darüber mehr beleidigt oder was auch immer, ich weiß nicht. Ich dachte, ich würde ihnen einen Gefallen tun, aber sie waren ziemlich aufgebracht. Wie auch immer, Glen stimmte zu, dass die Songs nun so sind wie sie sein müssen, und ohne zu sehr ins Detail zu gehen war das der Moment, an dem wir Jack (Owen, ehemaliger Gitarrist von DEICIDE, Anmerk. d. Verf.) verloren. Und wir verloren sogar auch noch Kevin (Quirion, Gitarrist, Anmerk. d. Verf.), aber er kam dann wieder zur Vernunft.
Ich denke die Veränderung im Prozess kam initial, als wir versuchten, als gemeinschaftliche Aufgabe Songs zu schreiben, alle zusammen im gleichen Raum. Und als das nicht gut funktionierte, gingen wir wieder zurück zum individuellen Denkprozess, das Material kam dadurch besser zusammen. Was Mark anbelangt kam er so spät in den Prozess, als die Songs schon fertig und aufgenommen waren. Wir brachten ihn ein für die Leadgitarren und sagten ihm, wo er was und wie lange spielen soll. Er hat einen super Job hingelegt!
Glen hat drei Songs geschrieben, die ersten Songs nach eurem “Legion” Album. Wie kam es denn dazu?
Er kam mit einigen Parts an. Aber er hat seit 25 Jahren keine Musik mehr geschrieben, es ist einfach nicht sein Ding. Wie auch immer, er kam mit einiger Musik an und ich tat mein Bestes, ihm zu helfen die Musik zu arrangieren und Songs daraus zu machen. Wenn er glücklich ist, bin ich glücklich, jeder ist glücklich und wir können weitermachen mit einem enthusiastischen Glen Benton. Ich bin mehr als glücklich jemandem zu helfen, seine musikalische Vision zu realisieren.
“Overtures of Blasphemy” ist ein Album, welches treu zur Charakteristik von DEICIDE steht. Es enthält kurze heavy, sehr aggressive Songs, mit viel schnellem Schlagzeugspiel, den typischen Growls und ein klein wenig Melodie. Was ist an diesem Rezept, das sich für die Band so erfolgreich seit Jahren etabliert hat?
Ich schätze, wir sind gekommen um diesen bestimmten Metalstil ziemlich gut zu machen. Wir haben sicherlich an diesem Rezept über die Jahre einige Male etwas rumversucht aber ich denke wir haben es dieses Mal genau richtig hinbekommen. Und ich denke das ist es, was für uns am besten funktioniert und was mir gefällt anzuhören. Ich glaube nicht, dass wir jemals mit DEICIDE einen siebenminütigen Song machen werden. Das ist für Bands mit mehr Textur, wir mögen es lieber, direkt auf den Punkt zu kommen. Die Songs kurz halten, präzise und ein direkter Schlag ins Trommelfell.
Etwas Melodie finden wir bei den Leadgitarren. Hattet ihr euch beim Songwriting aktiv um Melodien bemüht?
Ich habe niemals zu irgendjemandem gesagt, dass wir melodischer sein müssen, das ist niemals passiert! Aber was ich mag sind talentierte Musiker die Theorie können und verstehen, wie man einen Song aufbaut und gut spielen können. Ich denke es ist der Unterschied dazwischen, ob man klingt wie ein Profi oder wie jemand, der kein musikalisches Gehör hat.
DEICIDE werden schon immer mit ihren antireligiösen Texten assoziiert. Auch auf dem neuen Album finden sich wieder einmal Songs gegen das Christentum. Warum denkst du ist es für euch wichtig, auch noch 2018 Songtexte gegen das Christentum zu haben?
Da das Christentum und die meisten religiösen Extremisten noch immer Amoklaufen und und verheerenden Schaden im Namen ihrer Religion anrichten. Das Problem ist nicht weg, es ist schlimmer geworden. Dass Priester Kinder vergewaltigen passiert noch immer, Priester vergewaltigen Nonnen. Im Vatikan finden durch steuerfreie Spenden bezahlte homosexuelle Sexorgien statt, auf steuerfreiem Eigentum. Korruption gibt es auf der ganzen Linie bis ganz nach oben. Und das sind nur die Christen; bring mich nicht dazu, über all den anderen Wahnsinn zu sprechen. Pisst dich dieser Nonsens nicht auch noch immer an oder ist es für dich inzwischen ok? Es ist also noch immer so relevant wie schon immer. Wenn Leute ihren Kopf in den Sand stecken möchten und sagen, dass das dumm, ausgereizt oder langweilig ist, na dann wünsche ich viel Glück, wenn es denjenigen mal selbst betrifft. Daneben lautet auch unser Name DEICIDE (Gottesmörder, Anmerk. d. Verf.), es ist in der Bedeutung des Wortes impliziert. Eine dumme Sache wäre es, wenn wir jetzt anfangen würden, über schnelle Autos, Mädchen, Politik und das Wichsen schreiben würden, als ob es nicht schon genug von dieser Scheiße geben würde!
Was kannst du uns über die Zusammenarbeit und Produktion mit Jason Suecof erzählen?
Jay ist ein großartiger Typ und es ist super, mit ihm zu arbeiten. Er ist witzig und intelligent und sehr talentiert, mit einem unglaublichen Gehör und Aufmerksamkeit auf Details. Wir hatten zusammen eine großartige Zeit und ich glaube nicht, dass das Album so gut geworden wäre wie es ist, wenn wir es woanders ohne ihm aufgenommen hätten. Ich freue mich also schon darauf, auch das nächste Album mit ihm zu machen.
Wie denkst du über die Politik von Präsident Trump?
Ich finde, er sollte “Homage For Satan” zur neuen Nationalhymne machen und jeden dazu bringen, am Anfang von allen sportlichen Ereignissen einen großen Mosh Pit zu machen.
Was habt ihr in nächster Zukunft geplant?
Wir stehen kurz davor, einige Tourdaten als Support zum neuen Album bekanntzugeben. Wir werden in den USA anfangen, dann Anfang nächsten Jahres nach Europa kommen und vielleicht nochmal für den Sommer. Wir hatten eine großartige Tour im letzten Jahr in Süd und Zentralamerika sowie Mexiko, also werden wir das neue Album auch dorthin bringen. Wir haben gerade ein Video zum Song „Defying The Sacred“ veröffentlicht und ich denke da sind Pläne, eine Art Live-Video zu einem anderen Song zu veröffentlichen. Wahrscheinlich werden wir diesen während unserer kommenden Auftritte der USA Tour aufnehmen.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Danke für alle Unterstützung in all den Jahren und ich freue mich sehr, wieder für einige Shows nach Deutschland zu kommen!
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Stile | Death Metal, Old School Death Metal, Technical Death Metal |
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Ja, von dieser Scheiße gibt’s genug, ganz im Gegensatz zu schlauem Satanismus. Was für’n Honk..