Decapitated
Interview mit Gitarrist Vogg zu "Blood Mantra"
Interview
Das sechste Album der polnischen Death Metaller DECAPITATED erscheint dieser Tage unter dem Titel „Blood Mantra“. Die Jungs haben sich verändert – sei es persönlich nach dem tragischen Tourbusunglück im Jahr 2007 oder musikalisch, insbesondere was die Entwicklung über die letzten Alben angeht. Dahingehend sprach metal.de mit dem einzig verbliebenen Gründungsmitglied Vogg, der bei DECAPITATED an den Saiten arbeitet.
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Release eures mittlerweile sechsten Studioalbums ”Blood Mantra“. Bist du zufrieden mit dem Output?
Auf jeden Fall! Ich bin sehr zufrieden und mehr als froh, dass wir das Album unter Dach und Fach haben. Es war dieses Mal extrem viel Arbeit und ich bin durchaus ermüdet vom Schreiben der Songs, den ganzen Riffs und den Tagen im Studio. Das war eine extrem intensive, aber auch wertvolle Zeit. Ich fühle mich aber zu 100 % erfüllt und kann es nicht erwarten, die erste Tour mit den neuen Tracks live zu spielen! Wir haben beinahe zwei Jahre für diese Platte gebraucht und das hört – es ist die Beste, die wir jemals eingespielt haben.
Kannst du eigentlich Kritik verstehen, die darauf abzielt, dass sich DECAPITATED über die Jahre stark verändert haben?
Ja, selbstverständlich kann ich das verstehen. Manche Leute mögen Veränderungen eben mehr, andere weniger. Das ist ganz normal. Nichts Neues oder Unerwartetes. Wie soll man sich allerdings nicht verändern, wenn man über 20 Jahre Metal spielt? Wenn wir tatsächlich versuchen würden, neue Platten im Stile von “Winds Of Creation” einzuspielen, dann würden dieselben Leute behaupten, dass wir keinen Schritt nach vorne gehen. Es besteht keine Chance, es allen Recht zu machen, also braucht man sich darüber auch nicht den Kopf zu zerbrechen. Es wird immerzu gute und schlechte Meinungen geben. Für manche Leute machen wir eben fette Musik, für andere nur Schrott – mir egal. Ich spiele das, was ich will. Wir haben die künstlerische Freiheit und nutzen sie soweit wie möglich aus. Ich halte es auch für absolut positiv, dass DECAPITATED mit jedem Album überraschen können. Dazu kommt, dass unsere neue Platte wohl das heavyieste Album ist, das wir je geschrieben haben.
Würdest du sagen, dass der tragische Unfall aus dem Jahr 2007 auch seinen Teil zu eurer musikalischen Entwicklung beigetragen hat?
Ich möchte darüber nicht sprechen. Ich möchte den Verlust meines Bruders nicht mit irgendwelchen Riffs in Verbindung bringen…Alles, was im Leben passiert, hinterlässt Spuren. Folglich kannst Du dir die Frage vermutlich selbst beantworten.
Ihr habt euch sicherlich auch als menschliche Wesen verändert. Ist euer Blick auf das Leben noch derselbe als zuvor?
Meine Ansicht auf das Leben ändert sich von Tag zu Tag. Der Unfall liegt nun sieben Jahre zurück und ich versuche mein Leben auf die beste Art und Weise so gut wie möglich auf die Reihe zu bekommen. Ich komme nicht auf diesen Unfall zurück, das ist alles.
Für Dich gab es also kein Zeichen, das Kapitel DECAPITATED ein für alle Mal zu schließen, woraufhin ihr 2009 zurückkamt. Wo kam die Motivation für den Wiederbeginn her?
Im Jahr 2009 habe ich bei VADER gespielt und das hat mich zurück ins Geschäft gebracht. Die Jungs haben mich gefragt, ob ich spielen könnte und das war eine riesengroße Hilfe für mich. Ich habe beinahe zwei Jahre bei VADER verbracht und das war eine tolle Zeit. In dieser Zeit habe ich mir viele Gedanken um ein neues Projekt gemacht, oder eben nochmals mit DECAPITATED durchzustarten. Auch meine Frau hat mich in dieser Entscheidungsfindung sehr gut unterstützt, sodass ich mich für DECAPITATED entschieden habe. Ich denke, das war eine gute Entscheidung.
Im Jahr 2009 hat Rafal dann den Platz von Covan, der bei dem Unfall schwer verletzt wurde, am Mikrophon eingenommen. Er bringt eine ziemlich straighte, etwas thrashy angehauchte Stimme mit. Welchen Beitrag leistet er zu DECAPITATED?
Rafal hat sich komplett um die Lyrics auf “Blood Mantra” gekümmert. Dazu hat er einen großartigen Job gemacht und eine intensive Atmosphäre kreiert. Für DECAPITATED hat er zum ersten Mal die Texte geschrieben und dahingehend bin ich mächtig stolz auf ihn. Für die Gesangslinien haben wir auch zusammen gearbeitet und auch bei der Produktion war er unterstützend dabei.
Bei Euch trudeln sicherlich auch etliche Nachfragen ein: In welcher Verfassung befindet sich Covan derzeit? Geht es ihm den Umständen entsprechend gut?
Es ist ein langwieriger Prozess der zwar fortschreitet, aber dennoch ist er in keinem guten Zustand. Hier sind zwei Websites, wo Ihr neue Informationen findet und vielleicht auch helfen könnt: www.wakeupcovan.com oder www.adrianorg.pl Er braucht immer noch Zeit, um stabiler zu werden und er benötigt dazu Hilfe in jedweder Form.
Gerade mit dem Blick auf “Blood Mantra” geht euer Stil aktuell vermehrt in eine sehr moderne, teilweise thrashige Richtung. Balanciert ihr mittlerweile stärker zwischen technischen Aspekten und geradliniger Brutalität?
Ja, ich denke, wir wollten niemals mit dem Banner “Technical Death Metal” oder sowas gebranntmarkt sein. Aktuell bin ich viel stärker auf dem Trichter, gute Riffs zu spielen, der Musik im Gesamten einen fetten Klang zu verleihen und einfache gute Musik zu liefern. Keine, die zeigt, wie gut wir als Instrumentalisten sind, sondern viel mehr solche, die deine Seele berührt. Dazu sollten die Songs natürlich auch Live funktionieren, damit die Fans richtig Spaß haben, wenn sie zu einem unserer Konzerte kommen.
Ihr habt DECAPITATED im zarten Alter zwischen 15 und 16 gegründet. Folglich hat die Band mehr oder weniger eure kompletten Erwachsenenleben mitbegleitet. In wie weit hat sich DECAPITATED für euch als Lebensmodell entwickelt?
DECAPITATED ist die Definition meines Lebens. Jede Entscheidung und Aktion in meinem Leben untersteht in irgendeiner Form der Band. Ich bin einfach so sehr verbunden mit dieser Band. Es war gewissermaßen meine Kindheit und dann auch sämtliche Zeit meines Erwachsenenlebens. Ich habe so viel Zeit dafür investiert, über neue Songs oder Touren nachzudenken – es klingt komisch, doch Metal hat bisher immer mein Leben beherrscht. Deswegen habe ich allerdings auch eine ganze Menge gesehen und habe Freunde auf der ganzen Welt. Aufgrund der Musik hatte ich die Chance, so viel zu erleben, was viele andere Menschen wohl niemals erfahren werden.
Das war dann schon alles. Ich wünsche Euch alles Gute für die kommende Zeit und weiterhin viel Erfolg. Die letzten Worte gebühren natürlich Dir!
Danke für das Interview, ich hoffe wir treffen uns bald mal. Checkt unser neues Album “Blood Mantra” bei Nuclear Blast und genießt es.
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Stile | Death Metal, Technical Death Metal |
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