Decadence
Interview mit "Metallic" Kitty Saric zu "Chargepoint"
Interview
Gut ein Jahr nach „3rd Stage Of Decay“ sind die schwedischen Thrasher DECADENCE mit einem neuen Album zurück: „Chargepoint“ beginnt, dort, wo die Band mit letztes Jahr aufgehört hatte, und das, obwohl sich nicht nur personell bei den Schweden einiges verändert hat. Frontfrau „Metallic“ Kitty Saric ließ sich nicht lange bitten und stand uns kurzfristig für ein paar Fragen zur Verfügung.
Hey Kitty, was machst Du just dieser Tage, wo Euer neues Album „Chargepoint“ veröffentlicht wird?
Hi Eckart, ich bin eigentlich die ganze Zeit damit beschäftigt, E-Mails zu beantworten und Updates abzuarbeiten. Die letzten zwei Wochenenden waren wir unterwegs und haben auf zwei Festivals gespielt, dem Nordic Rage Metal Festival in Boden (Nordschweden) und Mario’s Metal Meeting III Warm Up in Tilburg (Niederlande). Diese Woche lag unser Fokus darauf, zusammen mit dem Produzenten unser Musikvideo fertigzustellen. Heute haben wir es endlich fertig bekommen und somit kann es zusammen mit unserem neuen Album „Chargepoint“ auf die Meute losgelassen werden. Am Donnerstag werde ich dann nach Japan fliegen, um das Album mit Autogrammstunden und Interviews zu promoten, also wird der Monat noch so arbeitsreich weitergehen!
In unserem letzten Interview vor einem Jahr hast Du verraten, dass Ihr Euch schon wieder im Studio befunden hättet, um „Chargepoint“ aufzunehmen. Warum hat es jetzt doch so lange gedauert, um es zu veröffentlichen?
In der Tat, die ganzen Songs hatten wir sogar schon 2007 geschrieben! Wir hatten eigentlich geplant, „Chargepoint“ im Herbst 2008 zu veröffentlichen, aber dann kam uns der unerwartete Re-Release von „3rd Stage Of Decay“ von Massacre Records dazwischen. Also mussten wir die Veröffentlichung verschieben, was uns natürlich für alle Fans leid tut, die nun schon seit 2006 auf neues Material von uns warten. Massacre Records haben darauf bestanden, „3rd Stage Of Decay“ erst einmal neu zu veröffentlichen, und dadurch hatten wir plötzlich viel mehr Zeit für das neue Album zur Verfügung, die wir in die Aufnahmen gesteckt haben. Letztlich haben wir die Schlagzeugspuren bereits im Sommer 2007 aufgenommen, haben uns dann mit den Gitarren und dem Bass sehr viel Zeit gelassen und schließlich den Gesang Anfang 2009 aufgenommen. Unsere Plattenfirma in Japan, Spiritual Beast, hatte den nächsten passenden Veröffentlichungstermin erst jetzt im Oktober, den wir dann im Sommer festgelegt haben, denn die Veröffentlichung von „Chargepoint“ konnte nicht noch länger auf sich warten lassen.
Wie Du sagtest, wird „Chargepoint“ jetzt in Japan von Spiritual Beast veröffentlicht. Wird es in absehbarer Zeit eine reguläre Veröffentlichung in Europa geben?
Ja, wir haben mehrere Veröffentlichungen von „Chargepoint“ im Sinn, genauso wie bei unserem Vorgängeralbum „3rd Stage Of Decay“. Diesmal aber mit einem Unterschied: Unabhängig davon, ob es noch weitere Auflagen von dem Album geben wird, werden wir mit einem neuen Album nicht noch einmal so lange warten wie diesmal. Wir waren das letzte Mal gezwungen zu warten, aber wir haben das Kapitel abgeschlossen – diesmal geht es schneller vorwärts!
Wenn Du mich fragst, ist „Chargepoint“ weniger aggressiv als „3rd Stage Of Decay“ – wo siehst Du denn den größten Unterschied zwischen den Alben?
Ich denke, das ist Geschmackssache! Da gibt es ganz unterschiedliche Meinungen: Einige halten unser neues Album für weniger aggressiv als „3rd Stage Of Decay“, andere halten es für aggressiver und aufgeladener als all unsere vorherigen Arbeiten. Ich persönlich würde es auch nicht als weniger aggressiv bezeichnen, weswegen ich das von dieser Warte aus nicht diskutieren kann. Aber es gibt einige Gründe, warum ich das Album für stärker halte: Es ist teilweise noch viel schneller, hat noch mehr rasiermesserscharfe Melodien, die sich perfekt mit den Vocals ergänzen, und nicht zuletzt wegen der Gitarrenwand, die durch die Produktion noch mehr zur Geltung kommt. Ich glaube auch, dass das neue Album einen noch größeren Old-School-Touch mitbringt als „3rd Stage Of Decay“.
Auf Euren Alben war es bislang immer so, dass die ersten zwei Songs die zwei Seiten von DECADENCE widerspiegeln – Thrash Metal und Death Metal. Das hat sich auf „Chargepoint“ wahrscheinlich nicht geändert?
Genauso ist es! Das ist mehr oder weniger zu einem Markenzeichen von uns geworden, oder? Es gibt ja auch generell immer zwei Seiten einer Sache, und da ist unser Sound keine Ausnahme. Während „Discharge“ das groove- und rhythmusorientierte Thrash-Stück mit Kreischvocals ist, hat „Silent Weapon (For A Quiet War)“ mehr Death-Metal-orientierten Rhythmen, melancholische Harmonien und tiefgrunzenden Gesang.
Es gibt einen Track auf dem Album, der den Titel „Fast Forward“ trägt, denselben also wie ein Album von den aufgelösten schwedischen Thrashern DEFLESHED. Absicht oder Unfall?
Unfall! Ich dachte, es wäre der passende Titel sowohl für den Song als auch für das ganze Album. Man kann sich die Lyrics bald auf unserer Website (www.decadence.se) durchlesen – „Fast Forward“ wurde durch den Gedanken daran inspiriert, wenn du in etwas unbekanntes hineinrutschst, so ähnlich als wenn du die Augen schließt und dich immer weiter vorwärts bewegst, ohne zu wissen, worauf du eigentlich zusteuerst.
Im Juni habt Ihr ein Video zu einem der neuen Songs gedreht – da möchten wir natürlich näheres erfahren! Und wie liefen die Filmsessions ab?
Es hat wirklich lange gedauert, bis wir die richtigen Leute gefunden haben, die uns helfen können, den richtigen Song, den richtigen Plot im Video, einfach alles, um endlich unser erstes Video umsetzen zu können. Wir wollten niemals etwas Dahergeschludertes, nur um ein Video am Start zu haben. In diesem Fall wäre doch ein Live-Clip viel repräsentativer gewesen, um die Band hinter der Musik zu erleben. Die ganzen Aufnahmen waren aber großartig und wir hatten zudem viel Spaß dabei! Wenn es nach mir geht, können wir gerne noch viele weitere Videos drehen. Allerdings hat die ganze Chose doch etwas länger gedauert als gedacht, weil es zwischen dem Sponsor und dem Produzenten ein paar Probleme gab und wir mitten in der Schusslinie standen. Egal, jetzt ist das Video fertig und wie ich oben schon erwähnt habe, wird es zeitgleich mit „Chargepoint“ veröffentlicht werden. Einfach auf unserer Website mal vorbeischauen!
Im letzten Dezember ist Euer zweiter Gitarrist Simon Galle ausgestiegen, weil er eine Karriere als Sportler ausprobieren wollte. Wenn ich es richtig gelesen habe, ist er Radrennfahrer. Seid Ihr denn immer noch in Kontakt mit ihm und wenn ja, hat er Erfolg im Radsport?
Simon Galle hat sich für seine Leidenschaft entschieden, die das Radfahren war und immer noch ist. Soweit ich weiß, ist er darin richtig gut! Wir freuen uns alle für ihn mit, denn jeder sollte seine Träume leben, auch wenn es natürlich schade ist, dass er dafür DECADENCE verlassen musste. Wir sind aber immer noch in Kontakt mit ihm und er wohnt auch gar nicht weit entfernt von uns.
Ihr habt seitdem einen neuen Live-Gitarristen, den Ihr gestern in den Status als festes Mitglied gehoben habt. Warum ist Niklas Skogqvist der perfekte Gitarrist in der Band, sowohl vom Musikalischen als auch von seiner Persönlichkeit?
Stimmt, gestern war Niklas‘ Geburtstag und uns hat es Freude gemacht, ihn als festes Mitglied von DECADENCE zu bestätigen. Heute haben wir seinen Geburtstag gebührend gefeiert – also mit einem Kuchen vor dem Fernseher sitzend, denn wir haben uns unser neues Video angeschaut und dabei viel Spaß gehabt. Nicke passt zu uns so gut, weil er anders als die bisherigen Gitarristen, die wir hatten, bei den Proben niemals als Fremder gewirkt hat. Er ist ein alter Sandkastenfreund von Jocke [Antman, Bass; Anm. d. Verf.] und wir haben ihn bereits gekannt, als wir noch gar nicht auf der Suche nach einem Gitarristen waren. Nicke hat sogar die Promofotos für das Booklet von „Chargepoint“ geschossen, als wir noch als Quartett unterwegs waren und noch keinen Plan hatten, einen neuen Gitarristen zu suchen. Na klar, wir waren schon nervös, weil wir schon mehrere zweite Gitarristen sowohl aus musikalischen als auch aus persönlichen Gründen kommen und gehen sehen. Andererseits sind unsere Ansprüche auch nicht übermäßig hoch: Vom Musikalischen her benötigen wir jemand, der die Songs spielen kann und hinter unserer Musik steht, und vom Menschlichen her einen Freund, keinen Außenseiter. Also ziemlich einfache Sachen!
Für uns ist natürlich wichtig zu wissen, ob Ihr in der nächsten Zeit mal nach Deutschland auf Tour kommt!?
Unser Zeitplan für die nächsten Konzerte ist noch nicht komplett, weswegen man sich am einfachsten über unsere Website darüber informieren kann. Generell ist es so, dass wir dort auftreten, wo uns Promoter, Organisatoren oder sogar Fans hinbeordern. DECADENCE arbeiten ohne Veranstaltungsbüro, weswegen ich eher Einzelgigs an Land ziehe anstatt mir Strategien zu überlegen, wie man eine strukturierte Tour hinbekommt. Deutschland hat aber trotzdem hohe Priorität für uns!
Danke für dieses kurze Interview! Wenn es etwas gibt, was Du gerne loswerden möchtest – hier ist der Platz dafür!
Danke Dir, Eckart, metal.de und den Lesern, um zu sehen, was in der kleinen Welt von DECADENCE so vor sich geht. Die Hörner hoch von mir und danke an all die Fans, die unser Treiben schon seit Jahren verfolgen und uns als Underground-Band unterstützen!
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