Decadence
Interview mit "Metallic" Kitty Saric zu "3rd Stage Of Decay"

Interview

Ihr aktuelles Album „3rd Stage Of Decay“ ist zwar bereits seit zwei Jahren im Kasten, aber erst jetzt steht eine europaweite Veröffentlichung der CD an, die der Stockholmer Band DECADENCE auch außerhalb ihres Heimatlandes zu Bekanntheit verhelfen sollte. Höchste Zeit eigentlich, denn die Band steht für melodischen Thrash Metal von hohem Niveau. Wir nutzten die Gelegenheit für ein Telefongespräch mit Sängerin „Metallic“ Kitty, um über die neue CD, die Band und einige Hintergründe zu plaudern.

Decadence

 

Vielleicht kannst Du zu Beginn DECADENCE kurz vorstellen? Wann seid Ihr zusammengekommen und wer sind die Bandmitglieder?

Wir haben die Band DECADENCE 2003 in Stockholm gegründet. Zunächst hatten wir noch ein völlig anderes Line-Up, wobei unser erster Gitarrist Kenneth Lantz und ich damals schon dabei waren. Die derzeitigen Mitglieder sind, neben Kenneth und mir, Simon Galle an der zweiten Gitarre, Joakim Antmann am Bass und Eric Röjås am Schlagzeug. Die Musik, die wir machen, nennen wir Melodic Thrash Metal.

Womit wir bei Euren Einflüssen wären…

Kenneth und ich als die Hauptsongwriter der Band sind echte Thrash Metaller, und unsere Lieblingsbands waren alle in den Achtzigern aktiv. Aber auch Death Metal hat einen erheblichen Einfluss auf uns. Vor allem METALLICA, KREATOR, TESTAMENT, MEGADETH und DEATH haben uns nachhaltig beeindruckt, aber auch Sachen wie alte CHILDREN OF BODOM, weil sie sehr melodisch waren und sind.

Was macht Decadence aber so speziell, und was unterscheidet Decadence von anderen Thrash-Bands?

Wir spielen zwar Thrash Metal, aber wir addieren Heavyness und melodischen Death Metal. Es ist die Mischung, der uns so speziell macht – zumindest hoffe, ich, dass wir damit etwas Neues erschaffen konnten. Immerhin werden sowohl Thrash- als auch Death-Metal-Fans etwas mit unserer Musik anfangen können. Typisch für uns ist sicherlich der extreme weibliche Gesang, der einen Mix aus tiefen Growls und Thrash-Metal-Screams darstellt.

Inwieweit spiegelt der Bandname DECADENCE Eure Musik wider?

Der Name DECADENCE stammt eigentlich von mir. Bevor ich bei DECADENCE anfing, wollte ich eine andere Band gründen, die den Namen DECAPITERA tragen sollte. Aus der Band wurde aber nichts, weswegen ich dann bei DECADENCE anfing, die damals noch keinen Namen hatten. DECADENCE ist zwar aus dem Namen DECAPITERA entsprungen, aber er passt viel besser, weil alle Texte mit dem Namen DECADENCE verknüpft sind. Ohne jetzt auf einzelne Texte einzugehen: Sie sind alle depressiv und haben mit persönlichen Konflikten zu tun. Aber die Fans sollen die Texte nicht als depressive Geschichten lesen, sondern vielmehr als Weg, das Leben zu sehen, so dass sie hoffentlich etwas damit verbinden können.

Vielleicht ein bisschen zu Dir. Haben Dich eher männliche Shouter geprägt oder hast Du einen Bezug zu Sängerinnen, wie beispielsweise Rachel Heyzer (ex-SINISTER) oder Angela Gossow von ARCH ENEMY?

Eigentlich bin ich eher durch Zufall zum Gesang gekommen, denn schließlich wollte ich Gitarre spielen. Aber wenn ich dann mal zu Hause gesessen habe und meine Platten angehört habe, habe ich mitgesungen. Und in dieser Zeit habe ich hauptsächlich METALLICA und das ganze Thrash-Metal-Programm gehört, daneben auch Death Metal und finnische Bands wie CHILDREN OF BODOM, NORTHER und so. Diese ganzen „Female-fronted Bands“ habe ich gar nicht richtig wahrgenommen. Als ich schließlich bei DECADENCE anfing, war es mehr oder weniger ein Impuls zu singen. Und als ich dann meinen Gesang weiter trainiert und versucht habe, ihn zu variieren, habe ich mehr auf andere und ganz unterschiedliche Sänger geachtet. Also habe ich mir CDs von CANNIBAL CORPSE mal genauer angehört, VADER oder DEATH, und so habe ich immer versucht, dazu zu lernen. Bei DECADENCE versuche ich, sehr viel mit verschiedenen Stimmlagen zu experimentieren. Wenn Du also fragst, ob ich von männlichen Sangeskollegen beeinflusst wurde, dann stimme ich Dir zu, weil ich deren Gesang genau untersucht habe. Ich habe so viel wie möglich aufgesogen, um meinen eigenen Stil zu entwickeln.

Wie bist Du eigentlich zu Deinem Spitznamen „Metallic“ Kitty gekommen?

Den Namen „Metallic“ Kitty habe ich mir als Online-Name zugelegt, als ich ungefähr elf war. Mein richtiger Name ist ja Kitty Saric: Zum einen spiegelt das mein Faible für METALLICA wider, dann ist natürlich Metal meine Lieblingsmusikrichtung und die Endung habe ich von meinem Nachnamen entlehnt. Und schließlich haben mich die Leute damit identifiziert, und so habe ich diesen Namen auch nicht mehr abgelegt.

Ich muss Dir einfach diese Frage stellen: Wie ist es eigentlich, als einziges weibliches Mitglied in einer Band zu spielen?

Haha! In meinem Fall habe ich es eigentlich nie als ein Problem gesehen und ich wurde auch nie beargwöhnt. Es war bei DECADENCE vielmehr eine ganz natürliche Entwicklung…

…weil Du die Band selbst ins Leben gerufen hast?

Ja, zumindest fast. Als ich bei der Band vorgesungen hatte, gab es schon drei andere Mitglieder. Aber genau diese Mitglieder sind gar nicht mehr bei DECADENCE. Und später habe ich dann mit Kenneth zusammen entschieden, welche Mitglieder schließlich in die Band kommen. Weißt Du, der Albumtitel „3rd Stage Of Decay“ beinhaltet genau diesen Umstand, denn jetzt haben wir unser drittes und letztes Line-Up gefunden, wir haben sozusagen die dritte Stufe erreicht.

Aber in der Band ist jedes Mitglied gleichbereichtigt?

Ich hoffe es doch, haha! Wenn Du auf das Songwriting abzielst, dann ist es natürlich so, dass Kenneth und ich alle Songs komponieren. Und das hat sich einfach aus den häufigen Line-Up-Wechseln so entwickelt. Wir hatten immer ein wenig Angst davor, neue Mitglieder aufzunehmen, weil wir befürchteten, dass das unseren Sound zu sehr verändern könnte. Aber als wir das aktuelle Line-Up zusammen hatten, haben wir mit den anderen genau diskutiert, wie DECADENCE klingen soll. Kenneth und ich haben zwar das meiste vom neuen Material beigetragen, aber die anderen konnten trotzdem ihre Ideen einbringen. Letztlich funktioniert das sehr gut, und die anderen sind auch sehr zufrieden mit dieser Arbeitsweise.

Vor „3rd Stage Of Decay“ habt Ihr bereits zwei CDs selbst herausgebracht. Warum seid Ihr diesen Weg gegangen?

Vor den ersten beiden CDs haben wir noch ein Demo veröffentlicht, und diese drei haben wir independent veröffentlicht, also hauptsächlich bei Konzerten verkauft. Als wir dann „3rd Stage Of Decay“ aufgenommen hatten, hatte ich gerade mein eigenes Label HTI Records am Start. Das sollte DECADENCE bekannter zu machen. Dennoch wurde „3rd Stage Of Decay“ zunächst gar nicht normal in Shops verkauft, sondern nur über das Internet und auf Shows. HTI Records sollte uns einfach nur helfen, das Album aufzunehmen, nicht aber, es zu vertreiben. Anfang 2007 bekamen wir dann das Angebot, das Album in Japan über Spiritual Beast zu veröffentlichen. Und das war eigentlich das erste Mal, wo das Album im herkömmlichen Sinn erhältlich war. Schließlich haben wir den Kontakt zu Massacre Records knüpfen können. Jetzt ist das Album ganz regulär im Handel erhältlich. Deswegen sehen wir auch den jetzigen Veröffentlichungstermin als den eigentlichen an.

„3rd Stage Of Decay“ wird jetzt über Massacre Records wiederveröffentlicht. Wie ist der Kontakt zu Massacre Records zustandegekommen?

Ich habe den Tipp von Maurice Swinkels (LEGION OF THE DAMNED) bekommen, doch mal bei Massacre Records anzufragen. Schließlich ist Massacre Records sogar auf uns zugekommen und nach einigen sehr netten Gesprächen haben wir dann zusammengefunden.

Hast Du einen Lieblingssong auf dem Album?

Ja, eigentlich habe ich sogar zwei Lieblingssongs, nämlich die ersten beiden Stücke „Corrosion“ und „Claustrophobia“. „Corrosion“ ist ein sehr direkter Thrash-Metal-Song, der in einer Linie mit den Openern der vorhergehenden Alben steht. „Claustrophobia“ ist mehr Death Metal, schneller, melodischer und mit rauherem Gesang. Es zeigt sehr schön beide Seiten von DECADENCE.

Auf der Japan-Edition von „3rd Stage Of Decay“ gibt es eine Version von „Corrosion“, bei der Chris Astley von XENTRIX seinen Gesang beisteuert. XENTRIX haben sich ja schon vor weit über zehn Jahren aufgelöst – wie seid Ihr gerade auf Chris gekommen?

Die Idee zu dem Duett hatten wir schon seit langer Zeit, und ich wollte auf jeden Fall jemanden von meinen alten Helden ins Studio einladen. Ich habe also überlegt, womit ich aufgewachsen bin, und so bin ich schließlich bei XENTRIX und Chris Astley gelandet. Ich habe ihn einfach angemailt und er war sofort von der Idee begeistert!

Obwohl die europaweite Veröffentlichung von „3rd Stage Of Decay“ erst noch ansteht, seid Ihr schon fleißig dabei, ein neues Album aufzunehmen. Was magst Du darüber verraten?

Wir sind gerade mitten in den Aufnahmen zum neuen Album. Hoffentlich sind wir bald damit fertig, dann haben wir sozusagen zwei neue Scheiben am Start, haha! Um das neue Album in wenigen Worten zusammenzufassen: Es ist sehr intensiv! Von „3rd Stage Of Decay“ ist es der nächste logische Schritt nach vorne, jedoch ohne grundlegende Änderungen. Das neue Material ist etwas technischer ausgefallen, wir haben mehr Wert auf ausgefeilte Rhythmen gelegt, und auch beim Gesang haben wir einige neue Sachen ausprobiert. Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, das ganze zu veröffentlichen.

Gibt es denn schon einen Albumtitel?

Wir denken noch darüber nach! Na, und außerdem müssen wir uns noch einige Geheimnisse bewahren, haha!

Eine wichtige Frage ist natürlich, ob Ihr in nächster Zeit nach Deutschland auf Tour kommen werdet?

Na, ich hoffe es doch! Bislang haben wir es leider noch nie nach Deutschland geschafft, was sehr schade ist. Und im Moment sind wir mitten im Aufnahmeprozess für das neue Album, weswegen wir eine große Tour erst nach der Veröffentlichung dieses Albums angehen werden. Aber vielleicht werden es zumindest ein paar Einzelgigs im Herbst…

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir!

Vielen Dank für das Interview! Und ich möchte mich bei all jenen bedanken, die unsere Musik hören und auf unsere Konzerte kommen!

20.08.2008

- Dreaming in Red -

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