Death Destruction
Interview mit Henrik Danhage und Jonas Ekdahl
Interview
Ich denke auch, dass euer Sound sehr einzigartig ist. Einige groovige Blues-Einflüsse, ein wenig Göteborger Melo Death und natürlich Jimmies einmalige Stimme. Wie ist das entstanden?
Jonas: Weil wir nicht darüber nachgedacht haben. Es ist einfach so entstanden. Wir haben einfach gejammt und gespielt, bis es sich richtig anfühlte. Dabei haben wir nicht jeden Part eines Songs speziell analysiert. Es ist einfach so passiert.
(An dieser Stelle musste Jonas leider unsere gemütliche Runde verlassen, um sich einem anderen Interview-Partner zu widmen. – Anm. d. Red.)
Henrik: Worüber haben wir gesprochen? Ach ja, unseren Sound. Ich denke, dass einzige mal, dass wir darüber nachgedacht haben, war, als wir ganz am Anfang beschlossen hatten, nicht die typischen Melodien des Göteborger Melo Death zu verwenden. Wenn wir schon von Death Metal reden, dann lass uns lieber über den Old School Death aus Florida reden. Davon fühle ich mich viel mehr angezogen: Keine Melodien, nur dreckige Riffs und coole Vibes. Bei den härteren Parts wollten wir von Anfang an den böseren Pfad beschreiten. Ich denke, das erinnert eher an den Norwegian Black Metal und den Florida Death Metal. Danach wollten wir klingen, nicht nach diesem melodischen Göteborg-Ding. Das wollten wir mit diesen ganzen Rock und Hard-Rock Einflüssen kombinieren. Es ist ein Mischmasch, über den wir überhaupt nicht nachgedacht haben.
Habt ihr irgendwelche Schwierigkeiten, weil Fredrik und Jimmie auch noch für ihre anderen Bands spielen?
Henrik: Wir haben keine Schwierigkeiten innerhalb der Band, sondern eher mit einigen praktischen Sachen. Wir haben uns vor so vielen Jahren dafür entschieden, das zu machen und wir machen es einfach. Wir wissen nicht, ob es dann ein Jahr oder drei Jahre dauert, weil jeder sich auch noch auf seine anderen Bands konzentrieren können soll. Wir wollen darüber aber auch nicht zu viel nachdenken oder reden. Das ist kein Problem, zumindest im Moment nicht. Wir warten einfach ab, bis wir ein Problem damit bekommen. Aber wir hoffen, dass das nie passiert. Weißt du, alle drei Bands haben dasselbe Management. Das hilft uns ein wenig. Wir haben auch schon einige Shows ohne Fredrik gespielt. Das war scheiße! Wir lieben ihn, er ist ein außergewöhnlicher Bassist und ein guter Kumpel. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir solche Sachen im Laufe der Zeit in den Griff bekommen.
Dann lass uns mal über was ganz anderes reden! Ihr seit im Moment in Deutschland. Hattet ihr die Chance, irgendwas außer der Konzerthallen zu sehen?
Henrik: Ja. Als wir in Berlin waren sind wir mit unserem alten Promoter ausgegangen, der mit Jonas und mir schon viele Jahre zusammenarbeitet. Er ging mit uns zu so einer hawaiianischen Rock-Bar, wo wir einen Burger gegessen haben. Ansonsten bin ich allerdings eher der falsche Ansprechpartner für solche Fragen. Ich stehe jeden Tag sehr spät auf und genieße es lieber, Zeit in meiner Koje zu verbringen. Ich beschäftige mich dabei sehr viel mit mir selber, höre Musik, lese Bücher oder checke meine Mails. Gerade, wenn es so voll ist und man von so vielen Menschen umgeben ist, die man sich nicht wirklich ausgesucht hat. Zu Hause hasse ich es alleine zu sein. Aber im Tour-Bus ist das irgendwie was anderes. Diese kleine Koje ist ja auch der einzige Rückzugsort, den wir haben. Man schließt den Vorhang und dann ist man alleine. Ich weiß, dass ich das eines Tages bereuen werde. Ich toure schon seit so vielen Jahren und war schon in so vielen Städten aber ich habe trotzdem noch nicht viel gesehen. Meistens sehe ich nur meine Koje und die Garderobe.
Die Szene in Göteborg ist legendär! Wenn du sie mit der deutschen Szene vergleichst, fallen dir da irgendwelche Unterschiede auf?
Henrik: Ich denke, es ist gut für eine Band, auf einer Tour zu sein, wie dieser hier, es ist auch gut, die erste Band auf einer Tour zu sein. Ich hoffe, dass habe ich deutlich rüber gebracht. Aber ich denke, das spezielle an größeren Städten wie Berlin oder auch an Deutschland ist, dass das Publikum sehr verwöhnt ist. Du steigst einfach in dein Auto, fährst zwei bis drei Stunden und hast die Möglichkeit, dir eine großartige Metal-Show anzusehen. Und das jeden Tag! Dann die erste Band bei einer HAMMERFALL-Show zu sein ist wirklich schwer. Da sind jeden Abend so viele HAMMERFALL-Fans und wir haben nichts mit HAMMERFALL gemeinsam, wenn man einmal davon absieht, dass wir den selben Bassisten haben. Das gilt auch für die anderen Bands! Es sind einfach vier ganz unterschiedliche Bands in diesem Billing. Und dann die erste Band zu sein ist verdammt hart. Das Publikum ist … ich würde vielleicht doch nicht sagen verwöhnt. Das klingt zu negativ. Aber es ist sehr schwer zu knacken. Speziell bei dieser Tour. Wenn wir jetzt mit MACHINE HEAD oder IN FLAMES unterwegs wären, wäre das eine andere Sache. Denn dort haben sich die Fans bereits wirklich harte Musik ausgesucht. Aber das ist gut für uns, weil es das Feuer am brennen hält. Mir ist es egal, ob sie überhaupt zusehen, wenn ich spiele. Das einzige was uns interessiert ist, wie die Reaktionen in der Sekunde sind, nachdem wir unser Set beendet haben. Dann sehe ich die ganzen Leute, denen es gefallen hat. Die anderen vergesse ich dann, sie existieren gar nicht für mich. Und dann merkt man, dass es sich wirklich gelohnt hat, dieses Konzert zu spielen, obwohl es wirklich hart war, die Leute zu begeistern. In Göteborg ist das ganz anders. Es gibt nicht mehr so viele gute Clubs und du kannst dir eben nicht jeden Tag eine coole Death Metal-Show ansehen. Deswegen ist das Publikum dort auch viel einfacher. Vielleicht auch, weil wir aus Göteborg oder Schweden sind. Aber die coole Sache an Göteborg ist, dass du, wenn du ein Metal-Fan bist und Bands aus der Stadt magst, nur eine Woche oder so in der Stadt verbringen musst, um eine Menge der Typen zu sehen, die in einigen dieser Bands spielen. Es leben nur ungefähr 600.000 Menschen in Göteborg und es gibt zwei oder drei Rock Bars. Wenn du dich also in der Szene rumtreibst, siehst du fast automatisch einen der Jungs. Manchmal vergessen wir das auch, wenn wir einen trinken und dann kommt plötzlich jemand vorbei und will ein Foto machen. Im ersten Moment fragt man sich, was das soll, weil man ja nur ein Bier trinkt. Aber dann fällt einem wieder ein, dass der in dieser Band spielt und der in jener und dann macht das plötzlich wieder Sinn. Das ist sehr cool und auch sehr einzigartig, weil einfach alles so intim ist. Göteborg ist einfach eine kleine intime Stadt.
Magst du Deutschland?
Henrik: Ja. Ich denke es ist irgendwie interessanter, in Europa zu touren, weil es sich einfach so stark unterscheidet. Wenn man in Nord Amerika tourt, ist es jeden Tag irgendwie das Gleiche: Es sind immer nur zehn Minuten bis zur nächsten Mall. Wenn du Lust auf ein Bier oder einen Schokoriegel hast, kannst du überall dasselbe bekommen. Es ist einfach jeden Tag das Gleiche. Während man in Deutschland zum Beispiel einige sehr gute Würstchen finden kann und am nächsten Tag ist das plötzlich ganz anders. Du kannst nicht mal eben mit deinen Freunden raus gehen und denen das zeigen. Vor allem in dieser Jahreszeit, wenn man weiß, dass es an einigen Orten verdammt kalt werden kann, ist das touren in Europa einfach wesentlich interessanter.
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Stile | Göteborg Death Metal, Melodic Death Metal, Metalcore |
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