Deadlock
Interview mit Sänger Joe zu "The Arrival"
Interview
Die deutsche Metalcore-Szene kann sich zur Zeit recht gut sehen lassen. Bands wie Caliban, Heaven Shall Burn oder die Koblenzer DeathCoreler von Six Reasons To Kill rekrutieren dabei Fans aus beiden Lagern – Hardcore und Metal. Dass die Kreativität und das Potential hier noch lange nicht erschöpft ist, beweisen in beeindruckender Weise die aufstrebende Band Deadlock. Sie stehen für eine neue Art von Bands, die es schaffen nicht nur die Stilelemente beider Szenen zu vermischen, sondern auch neue musikalische Horizonte zu erschließen. Sänger Joe stand mir Frage und Antwort.
Vielleicht stellst Du Euch kurz vor. Wer sind DEADLOCK und wie seid Ihr zusammengekommen?
Ok, ich bin Joe und bin für die Vocals zuständig, die anderen Bandmitglieder sind Tobi, unser Drummer, Sebastian und Tom, unsere beiden Gitarristen, und nochmal Tom, unser Bassist. Und dann natürlich „last but not least“ Sabine, die Keyboard spielt und uns auf CD auch ihre wunderbare Stimme geliehen hat.Die Bandgeschichte bzw. den Werdegang will ich nur ganz kurz beschreiben. Wir haben Deadlock 1997 gegründet, es gab ein paar Änderungen bei den Bandmembers, wir spielten eine Menge Shows und haben eben bis jetzt eine 7″, eine MCD und nun mit dem aktuellen Line-up „The Arrival“ herausgebracht! Das war die Geschichte mal in Kurzfassung .
Eine Frage, die Ihr bestimmt immer gestellt bekommt: Ihr bezeichnet Euch als „Vegan Straight Edge“ Band. Könntest Du das für unsere Leser etwas erläutern?
Naja, alle Mitglieder von Deadlock sind eben „straight edge“, das heißt drogenfrei und ernähren sich strikt vegan, also ohne jegliche Art von Tierprodukten, aber ich denke das wissen doch die meisten Leute, oder!? Das ist einfach unsere Lebenseinstellung und für uns alle der Weg, den wir in unserem Leben eingeschlagen haben … sich selbst nicht zu schaden und auch keinem anderen Lebewesen, dass mit uns auf diesem Planeten lebt …
Habt Ihr Deadlock schon damals unter diesem Aspekt gegründet? Oder kam diese Komponente erst später hinzu?
Als wir Deadlock gründeten waren wir alle „straight edge“, aber nicht vegan. Ich denke es wäre auch kein guter Grundstock für eine Band, sich nur wegen den selben Ernährungsprinzipien oder der Einstellung zu Drogen zu gründen. Wir haben Deadlock hauptsächlich aus den selben Musikinteressen heraus gegründet. Aber ich muss zugeben, dass „vegan straight edge“ im Moment eine wichtige Komponente in Deadlock ist. Wir haben unsere Musik als eine Art Mittel gefunden, den Leuten unsere Einstellung näher zu bringen, auch wenn viele es als Predigen oder so missverstehen. Wir wollen uns nicht als bessere Menschen hinstellen, oder behaupten, dass wir die Lösung für alle Probleme auf der Welt wüssten. Wir wollen nur einfach sagen, was in unserem Leben wichtig ist, dass es für uns der richtige Lebensweg ist und bleibt. Klar, wollen wir zeigen, dass es falsch ist Lebewesen zu töten, oder sich mit Drogen zu verseuchen, aber ich würde es nicht als Predigen bezeichnen. Ich denke, jeder muss das was er tut selbst verantworten können und irgendwann im Leben wird immer abgerechnet. Sorry, bin ein bisschen vom Thema abgewichen … hahaha…hör ja schon auf.
Kein Thema. Aber lass mich mal auf Euer aktuelles Album kommen. Die Stücke zu „The Arrival“ sind ja nun schon 2001 aufgenommen worden. Wieso hat es solange gedauert bis Ihr sie endlich veröffentlicht habt?
Es gab da einige Problemchen mit der Pressung, aber letzten Endes ist ja doch alles gut geworden. Und wie heißt es so schön: „Gut Ding will Weile haben“. Daran haben wir uns eben gehalten …
Seid Ihr retrospektiv zufrieden mit dem Ergebnis? Was würdet Ihr bei Eurer nächsten Scheibe besser machen?
Ich denke die nächste Scheibe wird wieder ein bisschen schneller und härter werden. Sonst denke ich kann man schon sehr mit dem Ergebnis zufrieden sein. Wir haben eigentlich schon vieles von dem verwirklicht, was wir uns zu beginn von Deadlock vorgenommen hatten. Es wird aber sicher auf der nächsten Scheibe in einem ähnlichen Stil weitergehen – auch mit Keyboards und anderen Instrumenten, um einfach noch mehr Atmosphäre zu schaffen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Sabine Weniger?
Wir haben eben nach jemandem gesucht, der Keyboard spielen kann. Haben sie mal gefragt und sie war dabei. Unser Glück war eben, dass sie so super mit uns zusammenarbeitet und auch noch dazu so eine unglaublich Gute stimme hat. Es ist alles perfekt gelaufen und sie unterstützt uns ja auch weiterhin super. Ich möchte an dieser stelle auch ein ganz großes Dankeschön im Namen der Band an sie aussprechen. Das war das beste was uns passieren konnte!! THANXXX
Da Ihre Passagen doch Deadlocks Sound sehr erweitern, würde mich interessieren, ob sie ein fester Bestandteil der Band ist? Wie setzt ihr das Ganze live um?
Sie ist eigentlich schon ein fester Bestandteil. Sie spielt eben mit, wann immer sie kann. Allerdings spielen wir auch Shows, wenn sie mal nicht kann und versuchen eben dann, sie so gut es irgendwie geht zu ersetzen. Aber mit ihr ist Deadlock eigentlich erst komplett auf der Bühne.
Ich muss sagen, ich habe mich sehr schwer getan, Euch irgendeiner Stilrichtung zu zuordnen, da die Einflüsse von Hardcore bis über diverse Metalspielarten recht vielfältig sind. Wo seht Ihr selbst Eure Einflüsse?
Hm!? das ist in der Tat eine schwierige Frage, da unsere Einflüsse aus vielen Bereichen kommen, aber wir schon auch einen sehr eigenen Stil haben, wie ich denke. Ich meine unsere Wurzeln liegen ja im Hardcore und unsere Einstellung ist natürlich im Metal-Bereich auch nicht so alltäglich. Aber wir hören eben alle privat sehr viel Metal und mögen die Musik einfach sehr gerne. Einflüsse kann man aber überall mitnehmen, man muss nur wissen, wie man sie dann zusammen würfelt. Viele Sachen erinnern sicher an Death Metal oder auch Black Metal, wobei ich finde, dass auch einige Einflüsse von Bands wie „Morning Again“ oder so zu finden sind. Wir machen einfach was uns am besten gefällt.
Was für Musik hörst Du zur Zeit?
Also das ist im Moment schwer zu sagen … die neue „Amon Amarth“ höre ich recht gern und auch die aktuelle „In Flames“. Aber auch so Aachen wie das „Kool Savas“ Album find ich zur Zeit recht cool. Also echt total unterschiedlich!
Wie entsteht bei Euch ein Song? Wer schreibt die Musik/Texte? Gibt es da eindeutige Rollenverteilungen?
Also die Musik macht eigentlich nur Sebastian. Dann proben er und Tobi meist erstmal allein die ganzen Sachen grob ein, bevor es dann weiter geht. Texte schreibe hauptsächlich ich und ab und zu auch Sebastian. Aber so im großen und ganzen sind die Rollen da schon klar verteilt , würde ich sagen.
Warum sind die Texte wahlweise auf Englisch oder Deutsch?
Dass „The Arrival“ zwei deutsche Songs beinhaltet ist relativ einfach zu erklären, da es sich einfach um zwei sehr sehr persönliche Songs gehandelt hat und ich denke, dass die ganzen Gefühle die drin gesteckt haben einfach nur verfälscht worden wären durch eine Übersetzung. Allerdings werden das die letzten Songs auf Deutsch gewesen sein, also von nun an nur noch englische Songs. Was natürlich nicht heißen soll, dass die Themen weniger persönlich oder gefühlvoll werden.
Die Texte wirken teilweise sehr politisch und gesellschaftskritisch. Woher kommen die Inspirationen zu Euren Texten?
Meist sind es einfache Situationen, die mich auf den Gedanken bringen, mal wieder was zu schreiben. Dann fügt sich da nach und nach so ein Gedankenfetzen hinzu und es entsteht wieder ein neuer Song. Wir wollen einfach ein Stück weit zeigen, wie wir die Welt sehen und wie wir uns in manchen Situationen fühlen. Dass dann ab und zu Aggression oder Hass vorkommt kann man eben bei den Vorfällen in unserer Gesellschaft nicht verhindern.
Was missfällt Dir an der Gesellschaft? Was würdest Du ändern, wenn Du könntest?
Hm? Da gäbe es einiges. Am wichtigsten wäre es mir einfach eine Änderung in der Denkweise zu erzielen. Einfach dass die Menschen mehr darauf achten, nicht alles zu zerstören was unsere Erde hervorbringt. Also einfach sich auf sich selbst zu konzentrieren und im Einklang mit allen Lebewesen zu leben. Nicht nur auf Biegen und Brechen rausholen was nur geht, egal ob andere zu Schaden kommen dabei. Dann wäre sicher vieles schöner hier.
Und auf die Metal und Hardcore Szene bezogen. Gibt es da Dinge, die Dich stören?
Na ja, jede Szene hat ihre guten und schlechten Seiten, würde ich sagen. Am meisten an allen so genannten Szenen regt mich einfach dieses extreme Pseudo-Getue auf. Na, du weißt schon, diese Stars und „tough guy“ Helden gibt es, denke ich, überall. So was mag ich einfach nicht. Läuft alles viel besser, wenn man aufeinander zu geht und nicht von Anfang an denkt, dass man eh der Held schlechthin ist und von keinem mehr was zu erfahren braucht. Aber, wie gesagt, solche Leute gibt es wirklich überall. Ich finde allerdings insgesamt schon verdammt gut, dass wir mit Deadlock ein bisschen in beiden Szenen unterwegs sind. Dadurch haben wir schon so verdammt viele coole und nette Leute kennen gelernt und das ist es, was Hardcore und auch Metal einfach ausmacht- dieser Zusammenhalt. Der natürlich in der Hardcore-Szene noch viel ausgeprägter ist als im Metal-Bereich.
Das Artwork und einige Texte, besonders „Menschenhand“, wirken sehr stark religiös beeinflusst. Was bedeutet Kirche oder Religion für Dich?
Ja ,natürlich erinnert einen das daran , aber wohl eher als Provokation. Kommt ja auch oft genug in den texten zu kleinen seiten hieben , denn sonst könnten die „New Prophets“ ja nie ankommen. Das soll einfach so ein kleiner Schlag in die organisierte Religionsfresse sein. Ich verstehe sehr wohl Menschen, die sich auf Grund von irgendwelchen Problemen an einen Glauben klammern, dagegen ist auch wirklich nichts zu sagen. Jeder soll das machen, was ihn sich stark fühlen lässt (solang man anderen dabei nicht schadet) und was ihm einfach ein gewisses Ziel im leben gibt. Aber all diese Organisationen, die dahinter stehen sollten einfach wissen, dass die Zeit kommen wird, wo sich das alles einmal rächen wird. Und wenn ich jemals in meinem Leben wirklich für etwas gebetet habe, dann dafür dass alle solchen Religionen untergehen. Nichts gegen Christen und alle anders Gläubigen. Man kann sich gerne zu Interessengemeinschaften zusammenfinden, aber man darf nie vergessen nachzudenken, dass man sich manipulieren lässt und steuerbar wird. Also wie man wohl raus hört glaube ich nicht so wirklich an Religion. Klar muss da etwas sein, aber man muss ja nicht alles wissen.
Eine andere Frage, die ich mir oft gestellt habe beim Hören von „The Arrival“. Wer sind die „neuen Propheten“? Etwa Ihr selbst?
Nun ja, in gewisser Weise „ja“. Wir sind die „neuen Propheten“ für uns selbst. Und jeder kann sein eigener Prophet sein. Wir sind so gesehen die Propheten, weil wir alle das machen, was wir wollen. Wir leben unser Leben genau so, wie wir es wollen – im Einklang mit der Natur und allen Lebewesen – und haben die Möglichkeit unsere Musik so zu machen, wie wir es wollen. Das gibt uns unendlich viel Kraft und Zusammenhalt und macht uns einfach auf eine gewisse Weise sehr besonders und genauso muss einfach ein jeder diesen Text sehen. Den Leuten, die versuchen einen zu steuern, den Rücken zukehren, und nach und nach sein eigener Prophet werden und keinen vorgegaukelten Helden hinterher laufen. Deshalb vielleicht auch erstmal „opening the gates for the new prophets“. Was jeder dann aus sich und seinem Leben macht, und ob er das so sieht, wie ich das jetzt hier geschildert habe, ist dann jedem selbst überlassen.
Wenn ich richtig informiert bin, habt Ihr vor kurzem einige Konzerte, u.a mit „Six Reasons To Kill“, gespielt. Wie sind die Shows aus Eurer Sicht verlaufen?
Also die Shows an sich waren soweit ok, würde ich sagen. Mehr aber auch nicht. Es ist nicht sonderlich viel abgegangen auf den einzelnen Gigs und wir waren auch musikalisch nicht hundertprozentig zufrieden, alles andere wäre gelogen. Aber dafür muss ich sagen hatten wir das coolste und lustigste Wochenende, dass wir je hatten, denn die Jungs von „Six Reasons To Kill“ waren echt super drauf. Wir waren am Anfang eher skeptisch, weil wir sie ja gar nicht kannten. Aber das war so eine lustige Verarsche und ein Kackgelaber am laufenden Band, dass wir schließlich auch beschlossen haben, 2003 möglichst viele Shows zusammen zu spielen und im Mai eine Split-CD rauszubringen. Deshalb werden wir auch Mitte Februar ins Studio gehen. Die Split wird dann auch bei Winterrecordings veröffentlicht werden.
Gibt es irgendwelche weiteren Möglichkeiten, Deadlock in nächster Zeit live zu sehen?
Am 28.2. in Münster in der Nähe von Frankfurt, am 15.3. in Arnheim und am 12.4. in Liechtenstein. Und wir werden einige Shows mit Caliban zocken, wofür wir uns ganz besonders bedanken möchten, weil sie uns gefragt haben, ob wir Lust hätten. Das ist echt ein verdammt netter Zug und eine gute Chance vor einer Menge von Leuten zu spielen, vor allem weil Caliban auch rocken wie Schwein. Anfang April, am ersten Wochenende werden wir uns dann mal für drei tage in die Tschechische Republik und Slowakei begeben und eventuell im Sommer eine Woche touren. Und natürlich sind wir ständig auf der suche nach neuen Shows, also einfach auf www.xdeadlockx.com gehen und einem von uns eine Mail schreiben.
Die abschließenden Worte gehören Dir. Irgendwas, dass Du noch an unsere Leser loswerden möchtest?
Ok, erstmal möchte ich mich bei dir bedanken, dass du das Interview gemacht hast und mich auch für die Verzögerung mit der Beantwortung entschuldigen. Und dann möchte ich ganz schnell einfach nur noch allen danken die das Interview gelesen haben und allen die dazu beitragen, dass es diese Art Musik und Lebenseinstellung zu leben gibt und die Szene, vor allem auch die „vegan straight edge“ Szene zu dem machen, was sie ist. Nicht nur ein Trend, sondern eine Lebenseinstellung … danke für alles … take care … bis bald!
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