Dead Eyed Sleeper
Dead Eyed Sleeper
Interview
Es ist immer wieder ein Vergnügen zu sehen oder besser gesagt zu hören, welch herrliche Perlen sich im Underground so tummeln. DEAD EYED SLEEPER sind so ein Fall, deren aktuelles Album "Through Forests Of Nonentities" vorzüglichen, vielschichtigen, komplexen und variantenreichen Progressive Death Metal mit dem richtigen Gespür für technischen Anspruch und Melodie enthält. Was es damit auf sich hat, klärten wir mit Gitarrist Stephan, welcher ebenfalls noch bei AHAB den Bass bedient.
Na, wieder gut erholt von der Weinprobe? Welcher Wein hat dir denn am Besten gemundet? (Die Frage beruft sich auf die der AHAB Listening-Session bzw. der anschließenden Weinprobe, Anmerk. d. Verf.)
Ja, wir sind alle wieder gut erholt zuhause angekommen. Der Wein war wohl wirklich gut, wir waren nämlich alle relativ unverkatert trotz des maßlosen Weinkonsums 😉 Den Muskat Trollinger fand ich echt fein, ansonsten hab ich mir ein paar Flaschen von dem Schwarzriesling mitgenommen.
Warum hattet ihr euch eigentlich dazu entschlossen, euren alten Bandnamen LEGACY ad acta zu legen und euch stattdessen in DEAD EYED SLEEPER umzubenennen? Warum passt DEAD EYED SLEEPER besser zu euch und welche Bedeutung verbindet ihr mit dem Namen?
Mit LEGACY waren wir damals ja schon an die 13 Jahre im Underground unterwegs. Wir hatten uns aber mit der Zeit irgendwie zu deutlich von unserem ursprünglichen Stil wegbewegt, und spielten auch schon sehr lange mit dem Gedanken an eine Umbenennung.
Als wir dann mal wieder die komplette Rhythmussektion austauschen mussten, und wir auch dadurch endlich voll und ganz unseren weiterentwickelten musikalischen Vorstellungen entsprechen konnten, fanden wir, dass es Zeit für einen Neustart war.
Also wagten wir den Schritt, unter dem Banner DEAD EYED SLEEPER neu zu beginnen. Klar brauchten wir dann in erster Linie einen neuen Namen, wobei es uns dann diesmal wichtig war, dass er eine deutlichere Verknüpfung zum textlichen wie auch musikalischen Konzept herstellt. Als dann Sam mit dem Vorschlag für DEAD EYED SLEEPER ankam, waren wir alle sofort begeistert.
Mein Kompliment zum wirklich tollen, aktuellen Album „Through Forests Of Nonentities“! Wie sind denn die bisherigen Reaktionen? Ich kenne ehrlich gesagt euer erstes Album unter dem Banner DEAD EYED SLEEPER „In Memory Of Mankind“ nicht, nur euer LEGACY Rehearsal Demo von 2005, welches auf jeden Fall nicht so komplex wirkt. Worin siehst du die Unterschiede zum Vorgänger, was grenzt euch von LEGACY ab?
Na dann mal vielen Dank für die netten Worte. Die Promo für „Through Forests Of Nonentities“ läuft gerade erst an, aber es gibt schon einige, wirklich sehr gute Reaktionen seitens der Presse. Im Vergleich zu unserem Vorgängeralbum ist diesmal auch deutlich mehr los, was Rezensionen und Interviews angeht. Was wir sicherlich auch unserem neuen Label Supreme Chaos Records zu verdanken haben.
Mit LEGACY hatten wir uns ja damals eher noch dem Old School Death Metal verschrieben. Im vergleich zu den alten LEGACY Scheiben sind die DEAD EYED SLEEPER Alben natürlich schon deutlich komplexer und progressiver ausgefallen. Ich denke, wir sind einfach abwechslungsreicher geworden und lassen inzwischen viel mehr Einflüsse zu, die nicht immer zwingend im extremen Death Metal verwurzelt sein müssen. Ob das dann einfach etwas ungewöhnliche Rhythmen oder Arrangements, abgefahrene Effekte oder der Einsatz von Streichern ist, ist uns dann erst mal egal – zumindest solange es zum Song passt und uns Spaß macht.
Diese, für uns sehr natürliche Weiterentwicklung, wurde uns vor ein paar Jahren aber auch noch als böser Stilbruch ausgelegt und mancher Szenepolizist versuchte uns aufgrund des neuen Namens sogar in die Metalcore-Ecke zu stecken. Hey, in erster Linie machen wir mal extremen Death Metal 😉
Komplexer, technischer aber dennoch melodischer Death Metal eine ziemliche Nischenmusik. Welche Vorbilder hattet ihr anfangs und welche heute? War es eine natürliche Entwicklung, diese Art von Musik zu spielen?
Ja, Death Metal ist ja sowieso schon mal eine sehr eingeschworene Szene und die etwas technischeren Bands nehmen natürlich eine noch kleinere Nische für sich ein.
Die Entwicklung, die uns zu unserem heutigen Stil und somit wohl in die von dir beschriebene Nische geführt hat, sehe ich als eine sehr natürliche an. So wie sich unser Musikgeschmack und unsere musikalischen Fähigkeiten weiterentwickelt haben, so hat sich auch die Musik, die wir komponieren, mitentwickelt. Vielleicht muss man in diese Nische auch erst etwas hineinwachsen. Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich begonnen habe Musik zu hören, auch nicht gleich mit den ganz kranken Sachen eingestiegen bin.
Als wir angefangen haben gemeinsam Musik zu machen, habe wir alle sehr viel UNLEASHED, MORBID ANGEL, PESTILENCE, PRIMUS, SLAYER, DEATH, CORONER etc. gehört. Die alten Helden eben. Inzwischen paaren sich in meinem CD Regal die aktuellen Scheiben von CYNIC, GOJIRA, MASTODON, CEPHALIC CARNAGE, INTRONAUT, TOOL oder CULT OF LUNA mit vielen Rock, Prog oder Ambient Scheiben.
Mit den Akustikparts und den Streichinstrumenten verschafft ihr eurer Musik zusätzlich eigenes Profil. Wie wichtig sind diese Bestandteile für DEAD EYED SLEEPER?
Akustikparts oder ruhigere Passagen haben einen hohen Stellenwert für uns. Ich halte es für sehr wichtig, ab und zu mal das Tempo raus zunehmen und für ein etwas entspannteres Hörvergnügen zu sorgen. Die Akustikparts sind verdammt wichtig für den Zusammenhang des ganzen Albums, und umso deutlicher knallen dann natürlich auch die extremen Passagen.
Unser Schlagzeuger Corny spielt ja seit 15 Jahren Cello und seine Schwester studiert klassische Orchestermusik. Von daher haben wir die feinen Möglichkeiten, etwas orchestralere Momente einzubinden, ohne dabei auf irgendwelche Soundsamples oder Keyboards zurückgreifen zu müssen.
Auf „Through Forests Of Nonentities“ wollen wir mit den Akustik-, Perkussions- und Streichinstrumenten auch deutlich die drei Kapitel des Albums einleiten bzw. abschließen. Jedes der Kapitel hat so seine eigene Einleitung bekommen.
Ich denke wir werden diese ruhigen Elemente in unsere Musik auf jeden Fall beibehalten. Ob das jetzt beim nächsten Mal dann wieder Streicher sind, wird man sehen, und es kommt ganz darauf an, ob das dann auch zum textlichen und musikalischen Kontext des Albums passt.
Wie entstehen bei euch denn eigentlich neue Songs? Gibt es einen hauptsächlichen Songwriter oder trägt jeder seinen Teil dazu bei? Konstruktiv oder intuitiv?
Prinzipiell trägt immer jeder seinen Teil zu einem gelungenen Song bei. Der Großteil des Materials entsteht häufig im dreier Kollektiv zwischen unserem Gitarristen Peter, Corny und mir. Wir sammeln unsere Ideen oder ganze Songs am Rechner und verteilen diese untereinander. Dies hat den Vorteil, dass jeder zu Hause an den aktuellen Songs arbeiten kann, und auf der Probe bereits seine Parts beherrscht. Somit schaffen wir uns auf der Probe genug Raum, um so lange gemeinsam an einzelnen Parts und Arrangements zu feilen, bis jeder mit den Songs zufrieden ist und seine Ideen mit einbringen konnte.
Wir haben uns inzwischen ein kleines Studio im Proberaum eingerichtet. Hier machen wir von jedem Song bzw. Album auch erst mal eine kleine Vorproduktion, was es uns ermöglicht, das ganze Material mit etwas Abstand und frischen Ohren zu betrachten, Schwachstellen auszumerzen und zu sehen, wie die Songs ineinander greifen.
Wie wichtig ist euch die Ausgeglichenheit zwischen den brutalen aber gleichzeitig eingängigen Parts und den technischen Finessen? Gibt es beim Komponieren da irgendwelche Probleme, diese beiden Pole auszubalancieren?
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den Du da ansprichst. Es ist verdammt bedeutsam, hier eine gute Balance zu finden. Wenn du dir die ganze Zeit an der Gitarre einen abfrickelst, dauernd Breaks einbaust und einen vertrackten Part nach dem nächsten raushaust, ist das zwar sehr beeindruckend, auf Dauer aber leider unhörbar.
Wir wollten das aktuelle Album aber unbedingt harmonischer und organischer als seinen Vorgänger gestalten, und dabei trotzdem abwechslungsreich und vielschichtig bleiben. Ich denke, dass es uns auf „Through Forests Of Nonentities“ auch geglückt ist, für ein ausgewogenes und absolut songdienliches Verhältnis von brutalen, eingängigen Parts und technischem Anspruch zu sorgen.
Gibt es irgendwelche zentralen Leitmotive, mit welchen ihr euch inhaltlich auseinandersetzt?
Also das zentrale textliche Motiv ist sicherlich der „Dead Eyed Sleeper“. Unser Alter Ego, das sich seit seiner Geburt mit dem ersten Release, stetig weiterentwickelt. Während unser Debüt „In Memory Of Mankind“ aus textlicher Sicht eher als Bestandaufnahme oder Abrechnung mit der Umwelt des Sleepers zu betrachten ist, dreht sich auf „Through Forest Of Nonentities“ alles um die (emotionale) Entwicklung dieser Figur.
So kamen auch die drei Kapitel des Albums „Enclosure“, „Transformation“ und „Exit“ zustande, die die Stadien darstellen, welche die Figur dabei durchschreitet. Dies klingt vielleicht alles erst mal sehr fiktional, lässt aber sicherlich sehr viele Bezüge zu unseren eigenen Erfahrungen zu, und bietet dem geneigten Hörer/Leser viel Interpretationsspielraum.
Welche Ziele habt ihr mit DEAD EYED SLEEPER, was wollt ihr erreichen?
Es würde uns freuen, wenn wir mit unserem neuen Album viele neue Hörer erreichen. Nächstes Jahr würden wir gerne wieder auf ein paar Sommerfestivals spielen.
Ich weiß dass Sam noch bei FRAGMENTS OF UNBECOMING singt, du spielst noch mit Corny bei AHAB. Wie sieht es sonst mit weiteren musikalischen Betätigungsfeldern bei euch aus?
Da wir ja alle noch unseren regulären Jobs nachgehen müssen, sind wir erst mal sehr gut ausgelastet. Corny spielt noch in einer geilen Rockband namens VERUNA DRAFT) und verdient die Kohle für sein Schlagzeugstudium mit Schlagzeugunterricht oder dem ein oder anderen Orchesterauftritt (Cello/Perkussion). Ansonsten gibt’s momentan nichts Spannendes zu berichten, was neue Projekte angeht
Was steht in nächster Zeit bei euch so alles an?
Am 06.06.09 feiern wir erst mal unser Live-Release im Cafe Central in Weinheim, danach gibt’s noch einige Einzelgigs. Im September geht es dann noch 10 Tage mit AHAB auf Deutschlandtour, und im Spätjahr können wir mit DEAD EYED SLEEPER wohl noch das ein oder andere Indoorfestival mitnehmen. Außerdem schreiben wir gerade am Material des „Through Forests Of Nonentities“ Nachfolgers und haben bereits drei Songs fertig.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Dir dann erst mal danke fürs Interview, allen anderen danke für Euer Interesse. Jeder Musikliebhaber sollte mal ein Ohr an unserer neuen Scheibe riskieren. Macht Euch selbst ein Bild unter www.myspace.com/DeadEyedSleeper oder unter www.DeadEyedSleeper.com
Danke fürs Zuhören und Bestes
Stephan und DEAD EYED SLEEPER
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