De Profundis
Interview mit Shoi zu "Kingdom Of The Blind"
Interview
Mit „Kingdom Of The Blind“ legten DE PROFUNDIS Ende September ein starkes Progressive-Death-Metal-Album vor. Dass die Band dabei eigentlich mal mit Doom begonnen hat, merkt man fast gar nicht. Wie es zu diesem Stilwechsel kam, erklärte uns der vor Selbstbewusstsein strotzende Gitarrist Shoi. Und natürlich nutzt er auch die Gelegenheit, um sich ein wenig über die jüngere Entwicklung der Metalwelt zu äußern.
Hallo, Shoi. Zunächst einmal: Danke für Deine Zeit. Wie ist es Euch ergangen in den vergangenen Tagen?
Shoi: Gut, danke. Wir sind froh, dass wir für unser Album ein paar gute Reviews bekommen haben. Jetzt sehen wir uns natürlich nach Gelegenheiten bezüglich einer Tour um.
Gutes Stichwort: Wie ist Euer Album denn allgemein aufgenommen worden?
Shoi: Wie gesagt: Wir sind ziemlich froh, dass es so gut angekommen ist. Wir wussten schon beim Schreiben, dass „Kingdom Of The Blind“ etwas besonderes werden würde. Es ist immer schön, wenn sich ein solches Gefühl als richtig erweist.
Ihr seid also ziemlich stolz auf Eure Leistung, oder?
Shoi: Ja, das sind wir. Gleichzeitig wollen wir uns aber natürlich auch verbessern und schreiben schon am nächsten Album.
Würdest Du sagen, dass „Kingdom Of The Blind“ ein Konzeptalbum ist?
Shoi: Nein, nicht wirklich. Es gibt ein zentrales Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Songs zieht, aber ich würde es deswegen nicht als Konzeptalbum bezeichnen. Textlich und visuell repräsentiert das Album die Zeiten, in denen wir uns befinden. Überall lügen Politiker uns an. Selbst in der Welt des Metal sind die Leute blind genug, um zu glauben, dass gewisse Bands ihre Aufmerksamkeit verdient hätten – wie sonst erklärst Du Dir die Existenz von BABYMETAL?
Kein Kommentar (lacht). Wie liefen die Aufnahmen zum Album?
Shoi: Die Aufnahmen selbst waren großartig. Es war das erste Album, das wir komplett in meinem Studio aufgenommen haben. Früher haben wir die Drums immer woanders aufnehmen müssen, aber nun, da ich den Platz dafür hatte, wollten wir es so versuchen. Allerdings verließ uns unser Gitarrist Roman während des Schreibens, den wir dann mit Paul ersetzten – das Beste, was uns passieren konnte. Endlich hatten wir ein Line-Up, bei dem jeder musikalisch wie technisch in die gleiche Richtung ging.
Womit wir bei Eurem Stil wären: Von Doom zu Progressive Death Metal – wie kam es überhaupt zu dieser Entwicklung?
Shoi: Wir wollten uns immer zwischen den Alben entwickeln, so gesehen sind wir quasi per Definition eine progressive Band. Um mal eines klar zu stellen: Wir wurden nur für eine sehr kurze Zeit als Doom-Band bezeichnet. Wir haben für das, was wir jetzt darstellen, im Rahmen der letzten zwei Alben hart gearbeitet, unsere Songs wurden kürzer, technisch anspruchsvoller und brutaler, ohne jedoch die melodische Seite außer Acht zu lassen. Wie ich bereits sagte: Als Roman uns verließ, hatten wir ein Line-Up, das offener für die Auslotung unserer technischen Möglichkeiten war und nicht vor Experimenten zurückschreckte.
Welche Bands haben Euch denn zu Eurer Musik inspiriert?
Shoi: Zu viele. Ich höre Metal seit sehr langer Zeit, daher sind meine Einflüsse einerseits breit gefächert, andererseits habe ich sie mir in einem Maße zu eigen gemacht, dass man hoffentlich sagen kann: So klinge ich (lacht). Wenn ich Musik schreibe, denke ich nicht an irgendeine Band. Wenn ich aber Musik höre, achte ich immer darauf, wie eine Band ihre Songs arrangiert. Allerdings fügen wir beim Schreiben immer einen Bandnamen in irgendeine bestimmte Stelle ein. Ich kann mich erinnern, ein Video von OPETH gesehen zu haben, wo die das genau so machen.
Wie würdest Du Eure Bühnenpräsenz beschreiben?
Shoi: Einer der Gründe, warum wir uns rasch vom Doom entfernen wollten, war, weil wir uns auf der Bühne nicht wie eine Doom-Metal-Band benommen geschweige denn uns wie eine solche wahrgenommen haben. Wir orientieren uns bei Auftritten immer an Bands wie etwa JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN, wir wollen einfach keine statische Bühnenshow abgeben, weshalb wir immer wie Schweine schwitzen, wenn wir die Bühne verlassen. Wir spielen mit viel Energie, denn trotz des sehr technischen Charakters unserer Musik steht bei uns die Show an erster Stelle, nicht so sehr die technische Perfektion.
Welche in diesem Jahr veröffentlichten Alben gefallen Dir denn besonders?
Shoi: Ich mag die neuen AMORPHIS- und PARADISE LOST-Scheiben. Auch war ich angenehm überrascht von der neuen MAIDEN, zumal ich die vorige ziemlich scheiße fand. Auch von der neuen MALEVOLENT CREATION bin ich ganz angetan. Allerdings hat mich die neue SYMPHONY X ziemlich enttäuscht.
Bier, Schnaps oder Wein?
Shoi: Bier!
Und die letzten Worte gehören Dir!
Shoi: Vielen Dank für den Support. Wir hoffen, dass wir bald nach Deutschland kommen, hatten letztes Jahr eine großartige Zeit mit MALEVOLENT CREATION. Support real music, not bullshit!
Vielen Dank!